Neubezug der Liebig 14

Klonken 03.08.2011 14:51 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Am Montag ist der erste neue Mieter in die geräumte Liebig 14 eingezogen. Der Mann aus dem Börde Kreis nimmt bewusst Unannehmlichkeiten in Kauf, auf Plakaten und Transparenten der Umgebung wird die Situation eindeutig erklärt. Doch für diesen Pionier anscheinend kein Grund nicht die Taschen von Suitbert Beulker zu füllen.
Nach einigen Anschlägen konnte Beulker das Haus nicht wie vorgesehen ab Anfang Juni neu vermieten. Sein Wachschutz war nur sporadisch vor Ort nach Zahlungsproblemen und auch die verdeckte Videoüberwachung der Polizei konnte sanierungshemmende Aktionen nicht unterbinden.
Doch jetzt ist endlich der erste Mieter eingezogen. Dieser ließ sich weder durch Plakate, Graffiti oder Transparente in der Nachbarschaft sein Recht nehmen, zu wohnen wo er will.

Zahlreiche Fenster an dem Haus sind beschädigt und Bitumspuren an der Fassade geben ihm anscheinend das Flair das er sucht. Die Wohnungen sind natürlich nicht billiger geworden, ein Artikel im Tagesspiegel fasst die Situation zusammen:  http://www.tagesspiegel.de/berlin/liebig-14-bekommt-eine-deckadresse/4457724.html
Für die Menschen in der Nachbarschaft ist es ärgerlich das jemand aktiv dazu beiträgt den Mietspiegel nach oben zu treiben und damit über kurz oder lang zur Verdrängung der übrigen KiezbewohnerInnen beizutragen.
Die Liebig 14 - oder Rigaer 96 wie Beulker in orwellscher Wortfälschung das Objekt jetzt nennt - ist nicht das einzige Projekt, dass die Gegend aufwertet.
Bis letztes Jahr noch ein still besetztes Haus war die Rigaer 17. Die Rigaer 17 heute:
 http://www.schuecking-immobilien.de/Verkauf_rigaerstr17.php

Das ehemalig kurz besetzte Bambiland in der Rigaer 22, jetzt noch die letzte Brache bald schon Luxus pur:  http://www.wohnportal-berlin.de/content/riga-park-wiese-weite-wohnen-mitten-berlin-rigaer-stra%C3%9Fe-22-berlin-friedrichshain

Trotz der Kampagnen der letzten Jahre geht die Umstrukurierung des Friedrichshainer Nordkiez scheinbar unaufhaltsam seinen Gang. Das Schlachthof Areal, vor einigen Jahren noch ein seltener Ort von Ruhe und Grünflächen für Hunde, hat sich in kürzester Zeit in einen dicht besiedelten Betonklotz mit Knastarchitektur verwandelt. Die Bewohner rufen täglich das Ordnungsamt zur Hilfe wegen nicht angeleinten Hunden oder ähnlichem. Das neue Einkaufszentrum hat auch dem Verkehr endlich zu Hauptstadtdimensionen verholfen.

Noch freuen sich die letzten alten BewohnerInnen der Plattenbauten an der Ecke Rigaer/Zelle Straße und am Dorfplatz für die fünf Minuten Aufmerksamkeit die ihnen der wöchentliche Notruf bei der Polizei bringt. Sie haben kein Verständnis für die grölenden Leute die manchmal bei der umkämpften Häusern eine Scheibe springen lassen. Doch die Umzugslaster stehen schon bereit um diese Menschen spätestens in zwei Jahren an den Stadtrand zu verfrachten.

Beulkers Helfer in den Medien versuchen derweil den Protest zu diskreditieren, z.B. Henning Onken im Tagesspiegel, der absurde Gleichsetzungen betreibt:
 http://www.tagesspiegel.de/meinung/zuendet-uns-nicht-an/4414212.html

Die Gentrifizierung im Nordkiez lässt sich wohl kaum aufhalten, eins ist jedoch klar: solange dieses Pflaster nicht befriedet ist haben zumindest die anderen Projekte in der Stadt noch eine Atempause. Solange die Liebig 14 unvermietbar bleibt wird der Senat sich kaum auf eine neue Räumung einlassen.

Was ist also zu tun? Zumindest eine Aktualisierung des Blogs  http://l14soli.blogsport.de/
wäre schön, denn es sind auch nach der Räumung noch Solisachen gelaufen, deren Dokumentation dem weiteren Kampf Auftrieb geben könnte. Ausseredem gibt es inzwischen Fotos vom neuen Makler der L14 und einigen anderen Personen, die durchaus aus ihrer Anonymität gezerrt werden sollten.
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Ergänzungen

So eine Frechheit

Gagagagaga 03.08.2011 - 20:25
"Dieser ließ sich weder durch Plakate, Graffiti oder Transparente in der Nachbarschaft sein Recht nehmen, zu wohnen wo er will"

So eine Frechheit aber auch!

Wenn es nach euch Idioten ginge, dann müssten alle erst mal euch fragen, wa?

Wann lernt ihr anti-gentrifidingsbums-Spinner endlich mal: fight the Game, Not the players

Elf beschädigte Scheiben in der Liebig 14

ts 04.08.2011 - 07:47
Das geräumte Haus an der Liebigstraße 14 in Friedrichshain bleibt weiterhin Ziel von Anschlägen, manchmal auch von kuriosen. Nun sind elf Fenster beschädigt worden, wenn auch nur ein bißchen.

Erklären kann sich der Polizeisprecher auch nicht, was es mit der neuerlichen Beschädigung auf sich hat. Elf Fenster an der Liebigstraße 14 wiesen nach der Nacht zu Donnerstag Löcher auf, die im Durchschnitt allerdings nur etwa einen Zentimeter Durchmesser hatten. Angesichts der Geschichte des Gebäudes geht die Polizei von einer politischen Motivation aus, der polizeiliche Staatsschutz ermittelt. Ob die Aktion mit der Ankündigung der letzten Tage zusammenfällt, das Haus mit einer neuen Adresse ("Rigaer Straße 96") zu versehen und so die Wohnung darin leichter zu vermieten, ist nicht bekannt. Der Vermieter hatte zu dieser Maßnahme gegriffen, um mit einem politisch unverbrauchten Eingang einen Neuanfang zu wagen, weil die Liebigstraße 14 seit der Räumung nicht zur Ruhe kommt.

 http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/elf-beschaedigte-scheiben-in-der-liebig-14/4463040.html

L14-Soli goes Altermedia

Revolutionär 04.08.2011 - 15:48
"Am Montag ist der erste neue Mieter in die geräumte Liebig 14 eingezogen. Der Mann aus dem Börde Kreis [...]"

Ein weiteres glorreiches Beispiel, wohin personalisierte Gentrifizierungs- / Kapitalismus-Kritik führt. Kommt nun nach dem "Schwaben"-Hass, der "Börden-Hass"? Und kurios in den Ergänzungen irgendwas zu warum irgendein Blog nicht aktualisiert wurde und ob/wann das nachgeholt werde, da der Artikel damit (Überschrift "Was ist also zu tun?") endet.

Arme Linke.

@Grenzenloser Hass

Spießbürger 05.08.2011 - 15:44
Stell dir mal vor, es soll auch in Berlin geborene Spießbürger geben, nicht wenige sogar. Ist aber eigentlich scheiß egal, wo jemand herkommt. Berlin war immer und ist eine bunte und weltoffen Stadt im ständigen Wandel und wird es auch immer sein. Wem das nicht passt und wer sich in einem idyllischen Dorfplatz isolieren will, der ist wohl irgendwie falsch in dieser Stadt.

wird hier ja immer blöder

Gagagagaga 05.08.2011 - 22:55
 http://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenbezogene_Menschenfeindlichkeit#Etabliertenvorrechte

Ihr findet also tatsächlich, dass jene, die schon länger oder immer in Berlin leben, mehr rechte haben sollte als neu zugezogene? was für eine reaktionäre scheisse ist das denn?

diese denke findet man in jedem bayerischen dorf auch - nur genau spiegelverkehrt: während die pösen dörfler sich dagegen verwehren, dass Leute ins kaff ziehen die punks sind, bunt sind, links sind etc. wehrt ihr euch dagegen, dass leute nach berlin ziehen die NICHT punkig, bunt und links sind. im endeffekt die gleiche soße.

Ihr seid nicht besser als diese Dorfspießer, vielleicht sogar schlimmer, weil ihr das ganze mit so einem eklig moralinsauren überlegenheitstrip verbindet. achja: mit links, geschweige denn radikal links sein hat das wahrlich nichts zu tun.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Zum Blog — schade

leute lasst das Wohnen sein — räumt noch heute - reiht euch ein

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@dödel — xberger

zurück ins dorf — bekannt

Nicht mehr lange, das Maß ist voll! — Grenzenloser Hass

fehlerteufel............ — korrekteur

zu gaga — wohl wahr