Flyer stecken in XY

Johannis Müller 01.08.2011 20:34 Themen: Antifa

Ein paar Worte vorab:

Welchen Nachrichtenwert haben eigentlich “Flyer in XY flächendeckend gesteckt” oder “Aufkleberabkratzspaziergang erfolgreich”? Keinen? Zu wenig Crime, zu wenig Sex, kein Szenekriegpotenzial? Vielleicht...

Doch auch wenn / gerade weil es bereits zahlreiche Berichte über die Aktionen der Kampagne “Wake up! Stand up!” gegeben hat, die sich der Redundanz-Kritik des Kommentariats aussetzen mussten, so kann die Wichtigkeit dieser Aktionen für die Region nicht oft genug betont werden. Jede Straße, die von der widerlichen NPD-Werbung befreit wird, jeder Briefkasten, in dem ein Flyer landet, kann motivierend und mobilisierend wirken, wenn denn nur jemand davon mitbekommt. Nicht selten sind die Strukturen in M-V eher schwach und von Einzelakteuren abhängig - häufig stehen Aktive einer dominanten und aggressiven Naziszene gegenüber, die ihren Handlungsspielraum massiv einschränkt und bedroht. Umso erfreulicher ist es, dass derzeit aus allen Ecken des Landes Berichte von kleinen Aktionen zusammen kommen, die der NPD in die Wahlkampf-Suppe spucken. Und darum bekommt auch folgende Provinz-Banalität so viel Raum:

Nachdem in den vergangenen Wochen und Tagen insbesondere die Region um Neubrandenburg herum mit Flyern über die menschenverachtende Ideologie der NPD bestückt wurde, trafen sich am Sonntag Nachmittag etwa 35 Jugendliche nun auch in der Stadt, um im Zuge der Anti-NPD-Kampagne “Wake up! Stand up! - Keine Stimme den Nazis in MV”, Infomaterial unter die Leute zu bringen.



Auch diesmal konnten mehrere Tausend Flyer in die Briefkästen oder an interessierte Passant_innen übergeben werden. Nebenbei wurden unschöne Aufkleber entfernt oder sachgemäß ersetzt. Groß war die Neugier darüber, was denn plötzlich im Viertel los ist und so ergaben sich einige interessante Gespräche mit anderen Jugendlichen aus den umliegenden Blocks. Einige Nazis wirkten sehr verdutzt ob der vielen bunten, gut gelaunten Menschen, die sie “freundlich aber bestimmt” des Platzes verwiesen, und konnten nur tatenlos, den Kopf im Kragen versunken, ihrer Wege ziehen. Erfreulicherweise gesellten sich spontan einige Jugendliche hinzu und halfen, das Material zu verteilen. Bemerkenswert, so galt der Reitbahnweg mit Wahlergebnissen von bis zu 18% bei der Landtagswahl 2006 und einer Arbeitslosenquote konstant jenseits der 20% lange Zeit als “Problembezirk” und Nazi-Homezone. Doch die Zeiten sind offensichtlich vorbei - nach drei feuchtfröhlichen (Sommer 2011) Stunden zog der Spaziergang wieder in Richtung Innenstadt und löste sich auf.



In den kommenden Tagen und Wochen wird es weitere Spaziergänge in den anderen Vierteln der Vier Tore Stadt geben, also: Wake up! Stand up! Haltet die Augen und Ohren offen, macht mit und kommt am 27.8. nach Rostock, wo es einen großen Aktionstag der Kampagne geben wird:
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Ergänzungen

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Tim Krugfelch 02.08.2011 - 00:22
Zustimmung zum Artikel. Aber kann es sein, dass ihr vergessen habt zu erwähnen, dass sich die Szenerie in Neubrandenburg abspielte?

niegen bramborg

pepito 02.08.2011 - 11:34
@Lesekomfort-Tim ...:
"Nachdem in den vergangenen Wochen und Tagen insbesondere die Region um Neubrandenburg herum mit Flyern über die menschenverachtende Ideologie der NPD bestückt wurde, trafen sich am Sonntag Nachmittag etwa 35 Jugendliche nun auch in der Stadt, um..."

Die Nazi-"Kapitäne"

Arielle 02.08.2011 - 13:01
Hat sich eigentlich schon mal jemand die Wahlwerbe-Videos der NPD angeschaut? Das ist sowas von peinlich...

Dieser ganze braune Haufen aufm Wasser und Pastörs als "Kapitän". So wie die sich anstellen, war noch nie einer von denen auf einer Yacht und Pastörs kann wahrscheinlich noch nicht mal einen Kompass von einer Kirchturmuhr unterscheiden.

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sehr schön! — x

sehr gut — gemacht