[MD] Child Abuse Fight e.V, - Nazis in spe?

Recherche MD 20.07.2011 15:27 Themen: Antifa
Zum 18. Juni 2011 rief der als gemeinnützig anerkannte Verein Child Abuse Fight e.V. zu einer „Menschenkette gegen Kindesmissbrauch“ auf. Das selbst gesteckte Ziel war eine 1 km lange Strecke durch die Magdeburger Innenstadt. Die schätzungsweise 80 Teilnehmenden reichten bei weitem nicht aus. Es beteiligten sich auch stadtbekannte und gut erkennbare Neonazis.
Antifaschist_innen verteilten im Umkreis der Menschenkette Flyer, welche sachlich über Kindesmissbrauch informierten und sich von Gruppen wir Child Abuse Fight distanzierten.
Child Abuse Fight

Der Verein mit Sitz im Quittenweg 23 (Magdeburg) schreibt sich den 'Kampf gegen Kinderschänder' auf die Fahnen. Auf der Seite der Initiative gibt es neben einer 'Mailberatung' auch einen umfangreichen Onlineshop für Kleidung und Autoaufkleber. Highlights sind dabei Aufdrucke wie 'Erst wenn auf dem Stuhl seine Adern beben, werden unsere Kinder sicher leben' sowie verschiedene Galgen-Motive. Die politische Forderung des Vereins ist eindeutig: Todesstrafe für 'Kinderschänder'.

Inhaltliche Schnittmenge mit neonazistischer Ideologie

Die Forderung nach der Wiedereinführung der Todesstrafe für Pädophilie und Missbrauchsvergehen an Kindern bietet beste Anschlussfähigkeit für neonazistische Ideologie, findet sie sich doch ebenso im NPD-Parteiprogramm und auf etlichen Transparenten bei Naziaufmärschen.
Ebenso passt die populistische Herangehensweise ins Repertoire der Nazis: auf ein möglichst emotional aufgeladenes Konfliktfeld wird mit einem einfachen und 'radikalen' Lösungsvorschlag reagiert, welcher sich dazu noch vom 'demokratischen Konsens' abhebt. Im speziellen Fall des Kindesmissbrauchs wird auf den Seiten von Child Abuse Fight nicht weiter darauf eingegangen, dass die meisten Täter nahe Verwandte der betroffenen Kinder und in vielen Fällen Kindesmissbrauch in Mittäterschaft der Eltern passiert. (Zimmermann 2010) Anstatt sich der Komplexität der Problematik zuzuwenden und damit tatsächlich Kindesmissbrauch vorzubeugen, wird die Bestrafung der Täter – nach erfolgtem Missbrauch – in den Vordergrund gerückt.

Nazis im nahen Umfeld des Vereins

Offiziel wird Child Abuse Fight e.V. nicht von Nazis sondern von anderen sympathischen Gruppen wie den Bandidos Ulm oder dem Tuningclub 'Waffenschmiede Vierlande' unterstützt. Für die Menschenkette wurden die Teilnehmenden vorher im Internet darauf hingewiesen, dass das 'tragen und mitbringen von politisch extremen Material und Kleidung' untersagt sei. Der Verein sei 'unpolitisch', heißt es auf der Seite. Dennoch waren etwa ein Viertel der Teilnehmenden offensichtlich Neonazis – darunter Frank Hoffmann und Steffen Harbke, Mitglieder der Nazi-Hooligan-Gruppe 'Adrenalin'.

Fazit

Child Abuse Fight ist keine reine neonazistische Initiative, überschneidet sich aber sowohl inhaltlich als auch personell mit der Magdeburger Naziszene. Die Menschenkette am 18. Juni war die erste öffentliche Aktion – es bleibt zu beobachten, wie sich diese Grauzone weiter entwickelt.






Zimmermann 2010: Expertise zu sexueller Gewalt gegen Kinder in Familien des  Deutschen Jugendinstitut e. V. (DJI)  http://beauftragtemissbrauch.de/file.php/95/Expertise_Zimmermann_110606.pdf
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Ergänzungen

Ergänzung

name 20.07.2011 - 16:29
zum thema neo-nazis und missbrauch empfiehlt sich die lektüre
"multiple persönlichkeiten" von Michaela Huber
harter stoff der über schwarze missbrauchssekten und praktiken
sowie programmierungen von opfern aufklärt
die autorin hat langjährige erfahrung als therapeutin

harter stoff-vorsicht an opfer:retraumatisiert ev.

Dort steht "Egal aus welchem Land-Missbrauch

gibt es überall! 20.07.2011 - 18:47
Mir scheint, dass der Verein eher international ausgerichtet ist!

Flyer "Kindesmissbrauch, was tun?!"

... 22.07.2011 - 18:28
Uns stellte es sich als sehr schwierig dar, eine geeignete Aktionsform zu finden, die sich der Brisanz und Wichtigkeit des Themas auf angemessene Weise widmet, aber auch auf die politische Gefährlichkeit von Gruppen wie Child Abuse Fight hinzuweisen. Meist werden öffentliche Kundgebungen gegen Kindesmissbrauch sehr spontan von rechtspopulistischen und neonazistischen

Gruppen abgehalten. Für antifaschistische Gruppen stellt es sich meist als schwierig dar, angemessen zu reagieren. Menschen haben Angst vor der Brisanz des Themas, sind aufgrund der Tabuisierung des Themas nicht ausreichend informiert und stehen meist vor einem Zeitproblem, um

Gegeninformationen in geeignter Handreichungsform zusammenzustellen.



Wir haben uns dazu entschieden, den hier verlinkten Flyer zu veröffentlichen, damit andere Gruppen nicht vor ähnlichen Problemen stehen wie wir. Unsere kurzfristige Internetrecherche fand zwar ausreichend Infomaterial zum Thema (s.u.), aber Flugblätter oder ähnliches fanden sich nicht.


Wir bitten an dieser Stelle, bereits bestehende Flugblätter hier in den Kommentaren zu veröffentlichen, damit andere Gruppen schnell und unkompliziert reagieren können.

Außerdem möchten wir darum bitten, solidarische Kritik an dem Flugblatt zu üben, denn auch wir sind keine ausgewiesenen Experten*innen. Zielgruppe für den Flyer sind Passanten*innen, die sich unmittelbar in der Nähe aufhalten. Außerdem ist der Flyer so konzipiert, dass er unauffällig auch in der Nähe solcher Veranstaltungen verteilt werden kann, ohne große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

gute Broschüre

lesen! 23.07.2011 - 12:23
das hier ist eine gute Broschüre zum Thema:
"Was Sie über sexuellen Missbrauch wissen sollten - Gedankenanstöße für einen wirksamen Kinderschutz jenseits polemischer Scheinlösungen"
 http://www.awo-shukura.de/download/Broschuere-Shukura-2009-web.pdf

Wir distanzieren uns von Child abuse Fight

Stefan B 13.02.2012 - 23:06
Ich spreche hier für den AUTOCLUB WsV
Wir distanzieren uns von Child abuse Fight
von Nazis jeglicher art und dem Bandidos MC Ulm.

Wir sind ein Autoclub, sind unpolitisch und haben nichts mit dem Rechten Lager
oder Motorrad Clubs zu tun.

Zum Zeitpunkt der unterstützung von Child abuse fight hatten wir keine
info darüber, das die sache irgendwas mit rechtem Gedankengut zu tun hat.

Wir bedauern die zusammenarbeit sehr, und haben überall im netz die Meldung
verfasst, das wir ab sofort die zusammenarbeit beendet haben.

Ich weise auch darauf hin, das wir, die mitglieder der WsV,
Deutsche, Portogisen, Türken, ehemalige Autonome usw (alles dabei)
es als Beleidigung emfinden, unter dem Satz: Nazis im Umfeld... genannt zu werden.

Wir haben auch ebensowenig irgendeine verbindung zum im gleichen satz genannten MC.

Eine löschung unseres Clubnamens in dem Artikel wäre natürlich unser größtes Anliegen,
mit dieser Gegendarstellung ist es aber schon mal ein Weg in die richtige Richtung.