Lok-Fanprojekt unterstützt erneut Nazi-Gruppe

Freundeskreis Gamma 14.07.2011 16:06 Themen: Antifa Blogwire
Das Leipziger “Fanprojekt” in der Kommandant-Prendel-Allee (Stötteritz) steht seit langem in der Kritik, seit mehr als zwei Jahren sucht die Stadt Leipzig nach einem neuen Träger. Der bisher verantwortliche Verein “Leipziger Sportjugend” setzt auf die nicht-bewährte akzeptierende Jugendarbeit, um insbesondere die lokale Fanszene des FC Lokomotive, die von der Neonazi- und Hooligan-Gruppierung “Blue Caps” dominiert wird, zu “befrieden”.

Wie sich nun erneut bestätigte, ist dieses hehre Ziel in jeder Hinsicht gescheitert. In einem Dossier der Wochenzeitung ZEIT wurden bereits 2008 einschlägige Vorgänge im “Fanprojekt” aufgerollt:
Im Stadion stehen die Blue Caps unter Beobachtung der Vereinsführung. Nicht aber im Leipziger Fanprojekt […] Sie dürfen im Fanprojekt einen Raum gestalten, pinseln das Bild eines Faustkampfes an die Wand, auch das SS-Symbol. […] Am 1. Februar 2008 organisiert Lohse [= Enrico Böhm, 2009 NPD-Stadtratskandidat] im Fanprojekt ein Treffen von 20 Rechtsextremen, darunter NPD-Funktionäre. Sie besprechen ihre Strategie für den kommunalen Wahlkampf. Wochen später betritt auch Marco Remmler [= Nils Larisch, NPD-Fraktionsmitarbeiter] das Haus, liefert Jugendlichen auf Bestellung rechtsextreme Literatur, kostenlos – im Rahmen eines Präventionsprojekts, das öffentlich gefördert wird. Die Stadt Leipzig zahlte dafür 83160 Euro im Jahr 2008. Den Rest, 41580 Euro, übernahm der Deutsche Fußball-Bund.
Darauf wurde wirklich reagiert, u.a. haben Böhm und Larisch Hausverbot im “Fanprojekt” erhalten, auch das Probstheidaer Bruno-Plache-Stadion dürfen sie nicht mehr betreten. Dort dürfen offiziell auch die von Böhm angeführten “Blue Caps” nicht mehr rein – als Einzelpersonen toleriert man sie allerdings, sofern sie sich nicht als Fangruppierung zu erkennen geben. Um das ohnehin vage Verbot zu unterlaufen, steht auf der “Blue Caps”-Zaunsfahne nur noch der Zahlencode “23″ (für die Gruppeninitialen “B.C.”), neue T-Shirts wurden mit “Kategorie BC” bedruckt – in Anlehnung an die bekannte Nazihool-Band “Kategorie C”.

“Ein verlässlicher Partner” für Ulbig

Mittlerweile haben die “Blue Caps” zusammen mit der ähnlich gesonnenen Gruppierung “Scenario Lok” ihre dominante Rolle im und ums Stadion durch das Ausrufen einer gemeinsamen “Fanszene Lok” gestärkt (GAMMA berichtete). Ein Mittel, dem entgegenzuwirken, wäre der überfällige Trägerwechsel im nahe gelegenen “Fanprojekt” gewesen, der eigentlich zum 1. Juli über die Bühne gehen sollte. Dafür hatte sich auch die Stadt Leipzig eingesetzt, doch wenige Wochen vor der Übergabe platzte das Vorhaben. Grund: Das Land Sachsen drohte im Falle eines Trägerwechsels mit dem Entzug von Fördermitteln. In einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung (LVZ) sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU), er verstünde nicht, warum “beim Leipziger Fanprojekt ein neuer Träger gesucht werden soll”:
Für uns ist der Verantwortliche des Leipziger Fanprojekts ein verlässlicher Partner und das soll auch so bleiben. Wenn es zu einem Wechsel käme, würden wir überlegen, ob wir die Fördergelder wie bisher weiterzahlen.
Überdies haben die “Blue Caps” bereits im Internet fabuliert, die Stadt wolle das “Fanprojekt” “pervertierten Kommunisten” und “krankhaften Subjekten” überlassen – und dagegen werde man sich selbstredend “wehren”. Gewehrt hat sich auch der bisherige Träger. Dessen Leiter Udo Ueberschär sagte in einem Interview mit der “Leipziger Internet-Zeitung” (LIZ), die Vorwürfe gegen das “Fanprojekt” seien “völlig aus der Luft gegriffen”. Von den Umtrieben von Böhm un Co., die sich lange Zeit auf das “Fanprojekt” fokussierten und unmittelbar darin abspielten, habe man nur “über Dritte erfahren”, dann aber “als Erste reagiert”.

“Trauermarsch” für und mit Nazis

Mag sein. Doch nun ist bekannt geworden, dass Ueberschär ein weiteres mal “als Erster reagiert” hat – als die rechte “Fanszene Lok” (und vor allem die “Blue Caps”, die einen entsprechenden Aufruf verbreiteten) am 13. Mai zu einem “Trauermarsch” vom Völkerschlachtdenkmal zum Bruno-Plache-Stadion mobilisierte. Anlass war der Unfalltod eines Lok-Fans, Ziel des “Marsches” mit 200 bis 300 Teilnehmern die Partie des FC Lokomotive gegen Carl Zeiss Jena II. An dem Marsch haben sich auch etliche Nazis beteiligt. Leipzigs “Freie Kräfte” organisierten sogar einen “Vorabtreffpunkt” in Grünau.

Zu diesem “Marsch” gab es im Landtag jüngst eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion. Geantwortet hat wiederum CDU-Innenminister Ulbig. Demnach handelte es sich beim Anmelder um eine “Privatperson im Zusammenwirken mit dem Fanprojekt ‘Lok Leipzig’” – genauer gesagt: um denselben Fanprojektleiter Ueberschär, der die “Blue Caps” angeblich rausgeschmissen hat. Das Gegenteil war jedoch am 13. Mai der Fall:
Nach Erkenntnissen der Staatsregierung besuchten alle Teilnehmer des Trauermarsches das [anschließende] Fußballspiel. Auf Anfrage des Fanprojektes hob der 1. FC Lokomotive für dieses Spiel Haus- und Stadionverbote auf.
Böhm und Co. durften dank “Fanprojekt” marschieren und dann ins Stadion. Gefragt nach Verbindungen der Lok-Zuschauer zu Nazi-Strukturen musste Ulbig allerdings passen; die “Zuordnung zu rechtsextremistischen Strukturen” sei “nicht möglich”. Die nachweisliche Rolle der “Blue Caps” lässt nicht nur diese Auskunft zweifelhaft erscheinen, sondern auch die frühere Meinung Ulbigs, ein Trägerwechsel im “Fanprojekt” sei unnötig. Ein weiteres Mal hat es sich als “verlässlicher Partner” erwiesen – für Nazis.

Dokument: Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion vom 9. Juni und Antwort der sächsischen Staatsregierung vom 6. Juli 2011 (PDF-Datei)
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Ergänzungen

X

L.O.K. 14.07.2011 - 16:44
Klingt schon alles ein wenig merkwürdig was ihr da schreibt. Fakt ist, dass die Blue Caps Hausverbot haben. Das hat Chemie mit seinen Metastasen niemals hinbekommen. Egal, hat sich ja wie es bei Sachsen Leipzig aussieht nun eh bald erledigt. Dennoch schade, LOK vs Chemie das hatte schon was. Fakt ist, dass im Plache-Stadion Thor Steinar Klamotten verboten sind und auch das hat kaum ein anderer Verein durchgesetzt. Fakt ist, dass ihr auch ein wenig dürftige Kenntnisse zu der Thematik habt denn "Kategorie BC" lehnt wahrscheinlich eher an der Bezeichnung der Bullen für Fußballfans und Hooligans an. Kategorie A: stinknormale Kutte, Kategorie B: Kutte die unter Umständen auch mal Stress macht wenn sich die Gelegenheit bietet und meist erst dann wenn andere loslegen, Kategorie C: Eine Atze die vom ersten Moment an auf Krawall gebürstet ist, den Stress regelrecht sucht und sofort loslegt. Das hat mit einer PuschiFaschoDeutschrockKombo wie Hungrige Wölfe (eher ausgefranzte Hamster) weniger zu tun. Mal davon abgesehen, dass die Blue Cap Puschis und ihre Freunde sicherlich auch diesen Mist hören. LOK ist Blau-Gelb, nicht braun!

@ X by L.O.K.

rupert 14.07.2011 - 18:13
So eine unqualifizierte Scheisse wie deinen Beitrag liest mensch hier wirklich selten.
Du hast ganz offensichtlich gar keine Ahnung, weder von der Band KategorieC/ Hungrige Wölfe, noch von der rechten gewaltsuchenden FußballFanszene, noch von den Verbindungen entsprechender Gruppierungen und deren Anhänger in der BRD und drumherum.

Kategorie BC

Football Casual 14.07.2011 - 18:15
Ich hätte noch als Theorie, wofür BC steht, noch "Best Company" anzubieten, die alte 80er Klamottenmarke, deren Träger sich in deutschland wohl zu 80% aus Freunden der 3. Halbzeit rekrutierte.

@ rupert 14.07.2011 - 18:13

x1966x 14.07.2011 - 19:08
Scheiß dir mal nicht ein. Was ist denn so unqualifiziert an dem Kommentar? Konnte ich deinem Kommentar nämlich nicht entnehmen! Die Blue Caps haben im Plache Hausverbot, Thor Steinar darf nicht getragen werden, dass die Chemie-Metastasen zu keiner Zeit Hausverbot hatten stimmt auch. Dass Kategorie BC (BC steht für BlueCaps) eher abgeleitet ist von Kategorie-C also der Bezeichnung die die Cops für bestimmte Gruppierungen haben ist ja wohl einleuchtend oder glaubst du jeder Hooligan mit einem KC Shirt steht auf diese Idiotenband? Das nenne ich mal unqualifiziert! Und dass es in Leipzig auch Lokfans gibt die keine Faschos sind hat ja das Kommentar bewiesen. Oder ist genau das dein Problem. Es kann nicht sein was nicht sein darf, oder was? Oder bist du eigentlich ein Hungrige Wölfe Fan der sich angepisst fühlt weil seine Lutscher-Band hier nicht als die krasse Hoolkombo abgefeiert wird? Das sind dämliche Nazis mit Kontakten zur dämlichen Naziszene in die sie weit verstrickt sind, Idioten sind es allemal und Hooligans mit dem Herz auf der richtigen Seite, und davon gibt es mehr als genug, hören so einen Mist nicht. Das machen nur identitäre Vollidioten und Faschisten. Und nun hör auf zu heulen und hör dir deinen KC Mist an und fühl dich total cool!

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