10 Jahre Genua

Anonym 11.07.2011 13:41 Themen: G8 Globalisierung Repression Weltweit
Um den 20.07.2011 findet an mehreren Orten das Gedenken zum zehnten Todestag Carlo Gulianis statt. Ob die breit angekündigte zentrale Demonstration durch Berlin Kreuzberg auch wie geplant laufen wird, ist noch offen.
Carlo GiulianiNeben dem Gedenken in Genua wird im Zeitraum um den eigentlichen Jahrestag am 20. Juli von vielen Gruppen im Bundesgebiet zu Demonstrationen aufgerufen. Während nach Aachen, Duisburg und Nürnberg regional mobilisiert wird, haben sich zahlreiche Gruppen den Aufrufen zur zentralen Demonstration in Berlin angeschlossen. Da in Berlin von allen Seiten eine Anmeldung des Gedenkens bei der Polizei abgelehnt wird, dürfte der Abend hier nicht nur für die Aktivist_innen und Genua-Veteran_innen interessant werden, sondern ebenso für die Bevölkerung in SO 36. Bis jetzt hat sich die Obrigkeit zum Umstand der Nichtanmeldung – die im heutigen Berlin übrigens ein Novum darstellt – nicht geäußert. In Ankündigungen im Internet und auf Flyern wird von Seiten der Demonstrant_innen jedoch auch verkündet, nicht „über die Legitimation einer Gedenkendemo für Carlo Giulian mit der Staatsmacht“ debattieren zu wollen. Diese Offensive findet bei vielen Menschen, denen gesetzeskonforme Demonstrationen gegen staatliche Gewalt nicht als das richtige Mittel erschienen offenbar starken Anklang.
So haben Aktivist_innen und Künstler_innen seit einigen Wochen das Stadtbild in einigen Berliner Kiezen mit dem Konterfei Carlo Giulianis geprägt. Auf teilweise überdimensionalen Postern wird mal hier zu Rache für, mal dort zu Erinnerung an den erschossenen Gipfelstürmer aus Genua aufgerufen. Auf Graffitis ist zu lesen: „Carlo vive“, „remember Carlo“ und „Carlo Giuliani unvergessen“.
Angesichts dessen ist es schwer einzuschätzen, welchen Charakter die Demonstration haben wird. Weder ist abzuschätzen, wie viele Teilnehmer_innen kommen werden, noch ist davon auszugehen, dass es eine homogene Masse wird, die an Ort und Stelle Carlo Giuliani rächen will. In besonderem Maße wird daher die Berliner Polizei die Verantwortung für den Ablauf tragen. Für den Fall der sonst üblichen Taktik der ausgestreckten Faust kündigt die Internetseite rachefürcarlo.blogsport.de bereits einen „Plan B“ an, der wohl irgendwie versuchen wird, dem Crowd-Control-Konzept der berüchtigten Greiftrupps etwas entgegenzusetzen. Plan A ist laut einvernehmlichen Ankündigungen eine abendliche Demonstration durch den Kiez um den Lausitzer Platz.


Linksammlung: Indymedia_1, Indymedia_2, Indymedia_3, Indymedia_4 sowie Linksunten_1, Linksunten_2 und Video-Dokumentationen zum Tod Carlo Giulianis 1, 2...
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Ergänzungen

Mobi/Infoveranst. zu Carlo und Petra Schelm

Olaf Ritzmann 11.07.2011 - 16:08
Info und Mobiveranstaltung zu Carlo Giulini und Petra Schelm in Hamburg

„Scheiß Kommunisten, ich töte euch alle!“, rief der Carabinieri und gab zwei Schüsse ab.
…am 20. Juli 2001, vor knapp zehn Jahren, kam Carlo Giuliani in Genua ums Leben. Er hatte dort an Protesten und Aktionen gegen den G8-Gipfel teilgenommen. Während des G8-Gipfels in Genua(Italien) kam es zu massenhaften und entschlossenen Protesten gegen die acht Regierungsvertreter, die sich versammelt hatten um Gespräche und Verhandlungen über wirtschaftspolitische Interessen zu führen. Der G8-Gipfel wurde militärisch abgeriegelt und die Proteste gegen diesen kriminalisiert und angegriffen. Dabei gab es schwere Übergriffe und Menschenrechtsverletzungen seitens der Polizei. Es kam zu Beweisfälschungen, Nötigungen, Körperverletzungen und Folterungen. Amnesty International sprach dabei von der „größten Außerkraftsetzung von demokratischen Rechten in einem westlichen Land nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs“. Den Höhepunkt erreichten Repressionen und Polizeigewalt auf der Piazza Gaetano Alimonda, als ProtestlerInnen eine Auseinandersetzung mit der Polizei hatten. Carlo Giuliani wurde, während er versuchte einen Polizeiwagen anzugreifen, aus dem eine scharfe Waffe auf die Menge gerichtet war, von genau dieser mit zwei Schüssen niedergestreckt. Ein Schuss traf ihn in den Kopf. Er war sofort tot.

Kein Vergeben, Kein Vergessen!

Zum zehnten Todestag Carlo Giulianis wird es in Berlin eine Bundesweite Gedenkdemonstration geben. Auch aus Hamburg werden GenossInnen zu dieser Demonstration fahren.

Im Vorfeld laden wir euch zum Dienstagscafe, am 12. Juli, von der Roten Szene Hamburg ein. Dort wird eine Info-und Mobiveranstaltung stattfinden, bei der der Film „Was geschah wirklich am Piazza Alimonda“ gezeigt wird. Es geht um die Vorgeschichte und die Aufarbeitung des Mordes an Carlo. Außerdem werden wir auch daran erinnern, dass vor 40 Jahren, am 15.Juli 1971, Petra Schelm von der Hamburger Polizei erschossen wurde. sie war die erste Militante der RAF, die im Kampf fiel.

Los geht’s Dienstag den 12.11. 2011 ab 18 Uhr (Essen), um 19 Uhr Film und Vorträge im Internationalen Zentrum B5, Brigittenstr. 5, 20359 Hamburg.

Eintritt frei.

Verschiedenes

... 11.07.2011 - 20:15
Bisher gibt es leider seitens der OrganisatorInnen auch wenig Infos, was sie sich denn genau wünschen. Die oben verlinkten Indy-Artikel enthalten alle mehr oder weniger die gleichen Infos über die Demo.

An sich ist die Idee, eine unangemeldete Demo zu machen, total super. Ob es jedoch eine gute Idee ist, das an einem Samstag abend um 22 Uhr zu machen, und gleichzeitig sich völlig bedeckt zu halten, was denn dort passieren soll, muss sich noch herausstellen. Statt hier auf Indy ständig den selben, leicht abgewandelten Text zu posten, wäre vielleicht mal eine inhaltiche Auseinandersetzung über Möglichkeiten und Grenzen unangemeldeter Demos angesagt? Auf jeden Fall ist diese Demo ein Experiment, als solches gut, und wir können, wenn wir denn wollen, sicher eine Menge daraus lernen.

Übrigens ist das nicht das erste, sondern mindestens das vierte Event in kurzer Folge in Berlin, das zwar öffentlich angekündigt, aber nicht angemeldet wird.

Zum einen war dort die öffentlich angekündigte Demo am Samstag Abend nach der Liebigräumung im Februar mit Treffpunkt Kotti. Diese Demo war, wie sich viele noch erinnern werden, ein ziemliches Desaster, und endete nach viel Unentschlossenheit und jenseits irgendwelcher Auseinandersetzungen in einem Kessel für ca. zwei Drittel der Demo, von knapp 150 Leuten wurden durch die Bullen die Personalien aufgenommen.

Zum anderen gab es einen Aufruf zu einer nicht angemeldeten Soli-Demo für die Proteste in Griechenland mit Treffpunkt Heinrichplatz. Nachdem sich kein Anmelder fand und ohne einen solchen die Bullen die Demo natürlich nicht laufen lassen wollten, fiel die Demo einfach aus, nicht wirklich ein mutmachendes Ereignis.

Zum dritten gab es am 1. Mai eine im Vorfeld breit sowohl von Bullen als auch Politik und Presse diskutiert als auch durch kreative Aktionen bekannt gemachte unangemeldete Demonstration mit Treffpunkt Mariannenplatz, durch das Myfest und ums Fest herum, und mit etwa 1500 Leuten nicht so klein.



Kein Spaziergang...

Bremer 12.07.2011 - 13:35
Ich hoffe die Berliner Genossinnen befriedigen sich nicht mit einer Latschdemo mit den üblichen 1000 Leuten durch den Kiez...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Zusammenfassung kommt

fight for carlo 11.07.2011 - 13:54
Eine zusammenfassender Artikel (der vlt. auch für die Mittelspalte geeignet wäre) kommt heute nacht.

Vive Carlo!