[Tr.Istanbul] Folter u.Übergriffe der Polizei

Kurdistaninfo 28.06.2011 22:44 Themen: Antirassismus Weltweit
ISTANBULER POLIZEI FOLTERT IN HAFT UND AUF OFFENER STRASSE
Bei dem Angriff am 26.06.11 auf eine Protestdemonstration aufgrund der Verweigerung des Mandats für den kurdischen Abgeordneten Hatip Dicle und gegen die weitere Inhaftierung von 5 kurdischen gewählten VertreterInnen in Istanbul, (siehe  http://de.indymedia.org/2011/06/310779.shtml) kam es neben dem exzessiven Einsatz von Gasgranaten, der in einer Erklärung des Menschenrechtsvereins IHD ebenfalls als eine Form der Folter zu charakterisieren ist, zu Misshandlungen durch Polizeikräfte mit Elektroschockern offener Strasse statt . Ein 16-Jähriger fiel aufgrund des Elektroschockers in einen Schockzustand. Die Polizisten griffen die Demonstration sogar nach Augenzeugenangaben mit Steinen an. Andernorts in Istanbul zertrümmerten Polizeibeamte einem jugendlichen Aktivisten u.a. einen Stuhl auf dem Rücken und misshandelten ihn schwer.
Das Leitungsmitglied der BDP Zeytinburnu, Sadice Acet wurde ebenfalls neben dem Gaseinsatz Opfer von Elektroschockern.

Sie erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Fırat (ANF):

„Die Menschen fingen an in Panik zu laufen, da wir im Tränengasnebel nicht mehr die Hand vor Augen sahen gab es ein regelrechtes Gedränge. Ich konnte nicht atmen, plötzlich schnitt mir ein Zivilpolizist den Weg ab und berührte meinen Buch auf der rechten Seite mit einem Elektroschocker. Der Strom schoss durch meinen ganzen Körper, es war wie wenn ich ausgeknipst würde und ich fiehl mit dem Gesicht nach Unten zu Boden. Ich verlor mein Bewusstsein, als ich aufwachte befand ich mich in einem Lokal im Obergeschoss. Alles tat mir weh. So sehr, dass ich meine Arme und meine Beine nicht bewegen konnte. Dort wo ich den Schlag bekam, an der rechten Seite meines Bauches befindet sich eine Verletzung, die einer Brandwunde gleicht.“


Nachdem der Krankenwagen eine Stunde später eintraf wurde sie ins Krankenhaus gebracht, dort wurde ihr, obwohl sie die Brandwunde am Bauch aufwies, Quetschspuren am linken Arm hatte und nicht laufen konnte kein Bericht über die festgestellten Verletzungen gegeben.
Weiterhin wurde im Rahmen dieser Polizeiangriffe auf die Proteste die 66 Jahre alte Friedensmutter Azize Taş niedergeschlagen und auf dem Boden von Polizisten minutenlang mit Tritten traktiert. Sie erlitt schwere Rippenverletzungen. Die Verletzte erklärte:

„Ich war in der Menschenmenge. Aus Richtung der Polizei begannen nicht nur Gasgranaten, sondern auch Steine auf uns zu regnen. Jeder versuchte sein Leben zu retten. Während dieser Flucht erlitt ich aufgrund des Gases einen Erstickungsanfall und fiehl zu Boden. Die Polizei begann mich als ich auf dem Boden lag zu treten. Die Tritte trafen mich an der Brust, auf den Kopf und in den Bauch. Ich rief „Schlagt nicht“, sie beschimpften mich. Einige DemonstrantInnen kamen dann und trugen mich in einen Laden. Der Laden drängte sich voll von Menschen, die vor den Gasgranaten und Steinen der Polizei geflohen waren… Ich erinnere mich an keinen anderen Tag an dem ich mehr dem Tod Auge in Auge gegenüber stand.“

Auch hier war das Krankenhaus von Polizei belagert und obwohl die Ärzte verbal bestätigten, dass die Rippen eingedrückt seien, wurde kein Bericht darüber herausgegeben. Die Polizei kontrollierte alle vom Krankenhaus ausgegebenen Dokumente. Sie erklärte weiter:

„Auch wenn sie Rippen oder unsere Schädel einschlagen, wir werden weiter kämpfen bis Hatip Dicle im Parlament ist.“




Auch gegen 4 jugendliche Aktivisten, der in Erinnerung an das Sivas Massaker 1993 bei dem unter den Augen des Staates türkische Faschisten mehr als 30 linke, alevitische Intellektuelle, KünstlerInnen und AktivistInnen durch ein Pogrom ermordet haben, wendete die Istanbuler Polizei Foltermethoden an. Auf dem Rücken des Jugendlichen Sami Tança zerbrachen sie einen Stuhl, informierten seinen Anwalt falsch und bedrohten ihn. Als die Bevölkerung gegen diesen Übergriff protestierte setzte die Polizei hier ebenfalls Gas ein und eröffnete das Feuer in die Luft.
Tança berichtete auf einer Pressekonferenz des Menschenrechtsvereins IHD über die an ihmm verübten Folterungen: Anstatt in ein Polizeirevier wurde er auf ein verlassenes Gelände gefahren und zusammengeschlagen. Dann wurde er zum Yenidoğan Polis Karakolu und dort weiter gefoltert, unter anderem wurde ein Stuhl auf meinem Rücken zertrümmert.
Quelle ANF
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Ergänzungen