[HRO] ´faxen digge`-Demo und Hausbesetzung

faxen digge 28.06.2011 21:19 Themen: Freiräume Repression
Am Freitag endete die Aktionswoche zum Thema Antirepression & Freiraum in Rostock mit einer Demonstration von der Holzhalbinsel über die Innenstadt bis zum Bahnhof. Etwa 200 Menschen beteiligten sich an dem als bunten und fröhlich gedachten Aufzug, der dem Motto „faxen digge – repression ist mal so gar nicht freiraum“ leider nicht gerecht wurde.
Bereits letzten Samstag begann die Aktionswoche mit einer Kundgebung am Matrosendenkmal, wo neben Redebeiträgen und einem Infostand, lokale Bands und DJ´s die Menschen mit toller Mucke zum tanzen brachten. Einen Tag später folgte ein Verhörtraining mit leckerem Brunch, wo `Cops` versuchten die Aktivistis auszuquetschen. Von Montag bis Donnerstag gab es dann neben super VoKü Gerichten interessante Vorträge:
Die Woche begann mit neuen Infos über die Repression in Zusammenhang mit der Räumung der Liebig 14. Am Dienstag gab es im Tiko in Wismar einen Vortrag zur aktuellen „Repressionslage“ in MV. Hier kriegen Castorgegner_Innen und Antifaschist_Innen gerade massiv Vorladungen als Zeugen und Beschuldigte zur Polizei und in Nordwestmecklenburg kurven Hirschi´s Kollegen von der MAEX (Mobile Aufklärung Extremismus) umher, um von verschiedenen Leuten Informationen und was auch immer rauszuquetschen.
Mittwoch wurde dann im Bildungskeller die Stadtentwicklung Rostocks vorgestellt. Neben theoretischem über Gentrifizierung wurden vier aktuelle Bauprojekte, wo neue Luxuswohnungen und Stadtvillen entstehen, präsentiert. Teilweise in leichter Immobilienmaklersprache ;)
Im Peter-Weiß Haus gab es am Donnerstag eine Buchvorlesung zur Herrschaftskritik.
All diese Veranstaltungen wurden gut besucht und waren sehr interessant und informativ.

Freitag endete dann alles in einer Demonstration. Diese sollte bunt, fröhlich, lustig und laut sein. Um 18 Uhr trafen sich dann ca. 200 Menschen an der Holzhalbinsel. Hier wird gerade für eines der größten Bauprojekte in Rostock gebuddelt. Neben einer Ufervilla mit Eigentumswohnungen und Penthouse, die schon fertig gestellt ist, wird gerade noch am ersten von sechs Bauabschnitten gebaut, welcher aus einem Parkhaus, Einkaufszentrum, kleineren Geschäften und Wohnungen besteht. Nach einem Redebeitrag zur Stadtentwicklung machte sich die Demo ohne Polizeibegleitung an den Seiten auf den Weg. Nachdem kurz nach Beginn zwei zivile Beamt_Innen, die sich der Versammlungs“leiterin“ nicht von alleine zu erkennen gaben, von der Demo verwiesen wurden, begleitete nur ein Cop den Aufzug zu Fuß. Ansonsten hielt sich die Polizei im Hintergrund und sperrte nur die Straßen ab.
Vor der EB 7, einem Haus welches vor einem Jahr besetzt wurde, gab es einen Redebeitrag der Besetzer_Innen und es wurde Solidarität mit Aktivistis aus Braunschweig bekundet, welche vor kurzem massiver Polizeigewalt ausgesetzt wurden. Auf dem Neuen Markt und vor dem Landgericht gab es weitere Kundgebungen, ein Redebeitrag vor der Polizeiinspektion fiel leider aus.

Leider wurde die Demo ihrem Anspruch bunt, fröhlich und ausgelassen zu sein nicht gerecht. Es war streckenweise sehr lahm, die Parolen waren meist inhaltslos und immer die Gleichen, die Musik war oft sehr ruhig und leise und auch die Stimmung selbst war nicht die Beste.
So endete die Demo nach knapp zwei Stunden kurz und schmerzlos am Hauptbahnhof

Schmerzlos ging der Tag selbst dann aber nicht zu Ende. Um ca. 22 Uhr wurde nämlich versucht in der Lindenstraße ein Haus zu besetzen. Zwei Transparente wurden aus dem zweiten Stock gehängt und Konfetti flog durch die Luft. Mehrere Menschen standen in und um das Haus herum. Als nach kurzer Zeit die Polizei, gerufen von Mitarbeiter_Innen der benachbarten Ostsee Zeitung, vor Ort eintraf, bildete sich eine Sitzblockade vor dem Haupteingang des Hauses. Nachdem die Polizei die Treppensitzer_Innen aufforderte zu gehen und Platzverweise erteilte, begann sie mit der Räumung. Hier gingen die Cops äußerst brutal vor, schlugen Menschen mehrfach ins Gesicht, verrenkten Arme und Beine, schleiften Personen über den Boden und drohten damit, Menschen Hände und Beine brechen zu wollen. Obwohl es erst hieß, dass alle Beteiligten auf die Wache kommen sollten, wurden diese vor Ort gründlich durchsucht und durften dann wieder gehen. Personen die den ganzen Vorfall filmten wurden ebenfalls bedrängt und geschlagen, ein Mensch musste auf Druck der Polizei ein Video löschen. Weiterhin wurde der Person gedroht, wenn eines der Videos auf youtube landen würde, kämen die Beamt_Innen auf ihn zurück.
Auf der Straße vor dem Haus ging die Gewalt der Polizei ebenfalls weiter, als Personen beleidigt, getreten, gewürgt und an den Haaren gezogen wurden. Nachdem dann noch eine weitere Hundertschaft der Bullen eintraf, machten sich die leider wenigen Unterstützer_Innen auf den Weg Richtung EB 7.
Auch hier stand schon die Polizei, aber da kein Versuch unternommen wurde, das Gebäude zu besetzen, blieb es hier erst mal ruhig. Im Laufe der Nacht wurde allerdings auch hier die Gruppe kleiner und als noch ca. 10 Menschen mit guter Laune und in gemütlicher Runde mit einem Kasten Bier auf der Treppe vor der EB 7 saßen, kesselten die Bullen diese und führten eine weitere Personalienkontrolle durch. Diese zog sich allerdings gefühlt Stunden in die Länge, da die Betroffenen etwas länger brauchten, um ihre Personalien zu finden. So wurden wieder Personen über den Boden geschleift, genausten durchsucht, Ausweise durch die Polizei zerstört und wieder Platzverweise erteilt.
Noch in der ganzen Nacht waren massiv Polizei und MAEX Beamt_Innen unterwegs und überwachten sowohl die EB 7 als auch das Haus in der Lindenstraße.
Auch am Samstag ging die Überwachung weiter, als noch einmal vier Personen, die sich in den Abendstunden einen gemütlichen Abschluss des Tages vor der EB 7 machen wollten, von der Polizei des Platzes verwiesen wurde.

Alles in allem war es eine interessante Woche, die leider in einer langweiligen Demo endete und danach noch mit einer Hausbesetzung und brutaler Polizeigewalt endgültig abgeschlossen wurde. Es bleibt festzuhalten das Repression allgegenwärtig ist und der Wunsch nach einem alternativen und autonomen Freiraum in Rostock noch immer besteht.

Wie schrieben die Besetzer_Innen aus der EB 7 schon mal auf Indy:
Wer zuletzt lacht, wohnt am Besten …....
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Ergänzungen

Besetzung

Besetzer 29.06.2011 - 00:18
Ein paar mehr sachen zur Besetzung vom 24.06. Findet ihr auf  http://squatrostock.blogsport.de

Besetzt: Was wollte die Antifa in diesem Haus

Sira 29.06.2011 - 10:13
nhänger der linken Szene besetzten kurzzeitig ein Haus an der Lindenstraße. Die Polizei weiß nicht, wieso.

28.06.2011

Steintor-Vorstadt In der KTV, dem Rostocker Szeneviertel, ist die linke Szene seit Jahren fest verankert. Aber ist ihr das nicht genug? Sucht die Antifa noch nach einem zweiten Zuhause in der Hansestadt? Die kurzzeitige Besetzung eines Hauses an der Lindenstraße in der Steintor-Vorstadt sorgt drei Tage danach immer noch für Rätselraten. Auch bei der Polizei.

Am Freitagabend war das alte, seit Jahren leerstehende Haus von Antifa-Aktivisten besetzt worden. Die Anhänger der linken Szene waren zuvor durch die gesamte Innenstadt gezogen. Sie hatten eine Demonstration gegen "staatliche Repressalien" veranstaltet. Um die 100 Teilnehmer waren dabei. Sie wurden von mehreren Mannschaftswagen der Bereitschaftspolizei eskortiert. Am späten Abend drangen dann 16 junge Menschen in das leere Haus an der Lindenstraße ein. Sie entrollten Antifa-Banner an der Fassade, 14 Besetzer mussten von der Polizei aus dem Haus getragen werden. Die Ermittlungen dauern an.

Was die Antifa-Anhänger in dem Haus wollten, ist auch für die Polizei noch völlig unklar. "Wir können bisher nur bestätigen, dass es sich bei den Besetzern um Teilnehmer der Demo zuvor handelt", sagt Polizeisprecherin Dörte Lembke. Aus Kreisen der Ordnungshüter heißt es aber, die Antifa könne an einem zweiten Standort Fuß fassen wollen. Dafür spricht, dass sich in der Nähe der ebenfalls linke Jugendtreff "JAZ" befindet. Auf eine OZ-Anfrage zur Besetzung des Hauses reagierte die Antifa gestern nicht mehr.

Das Gebäude an der Lindenstraße wurde 1925 erbaut. Es steht seit Monaten zum Verkauf, wird vom Maklerbüro "Immocompany" angeboten. Für das sanierungsbedürftige Haus werden 199 000 Euro aufgerufen. Andreas Meyer

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Presserarbeit?!? — OZleser

traurig — Soli