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Verleihung des Ethik-Preises // Peter Singer

Petra Singär 28.06.2011 12:38
Ich selbst bin auf der Ethikpreisverleihung gewesen und habe lange Gespräche mit den Organisator_innen und Unterstützer_innen verschiedenster Ansichten geführt, die mich zugegebenermaßen empörten. Hier möchte ich aber eine möglichst sachliche Kritik an der Ethikpreisverleihung, Peter Singer und an dem Great Ape Project ausüben und Hintergründe kurz erklären.

Bin gespannt auf eure Meinung und Anmerkungen.
„Grundrechte für Menschenaffen“ lautet die Forderung des Great Ape Projects, an welches am 3.6.2011 der Ethik-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung verliehen wurde.
Mit der Dokumentation von tierlichem Verhalten von (Menschen-)Affen in der freien Natur und Aufnahmen aus Tierversuchen aus den 30ern möchten die Vertreter_innen nachweisen, dass diese Tiere ein menschenähnliches Sozialverhalten aufweisen wie z.B. Gemeinschaftssinn und Zusammenarbeit, lernfähig sind und miteinander auf höherer Ebene als andere Tiere kommunizieren.
Die damit einhergehende Taktik ist durchaus nachvollziehbar. Werden diese Beweise anerkannt, müssen bestimmte Affenarten Grundrechte ähnlich die des Menschen anerkannt bekommen. Somit dürften Menschenaffen nicht mehr für Tierversuche missbraucht werden, in Zoos und Zirkussen für die Unterhaltungsindustrie vorgeführt und ihr Lebensraum geschützt werden.
Des Weiteren haben die Initiator_innen des Projektes die Hoffnung, diese Gesetzgebung, angenommen sie existiere, als Hintertür in das Gesetzbuch zu nutzen. Denn sei erst einmal die speziesistische Mauer, d.h. die Illusion einer Trennung von Lebewesen in Mensch und Tier, überwunden, so würde auch schnell der Fakt, dass auch andere Lebewesen wie Schweine und Hühner Intelligenz und Leidensfähigkeit aufweisen, akzeptiert werden. Dann müsse auch die Schutzbedürftigkeit von eben den solchen ins Gesetz aufgenommen werden.

Selbstverständlich ist das Ziel einer Welt ohne Tierleid und Ausbeutung – eine vegane Welt stützenswert.
Doch kann ich nicht die Arbeitsweisen und Ideen des Projektes teilen. So ist es doch kritikwürdig, dass eine weitere Trennlinie durch das Great Ape Project geschaffen wird, die sich in der eindeutigen Aufwertung von Menschenaffen gegenüber anderen Tieren ausdrückt. So wird die menschliche Arroganz, etwas Besseres zu sein, rein gar nicht in Frage gestellt sondern im Gegenteil sogar noch bestätigt. Nach dem Motto: Was menschenähnlich ist, bekommt auch Lebensrechte. Alle Lebewesen, die nicht darunter fallen, haben schlussfolgernd einfach Pech gehabt.
Doch ist der Mensch nicht auch nur ein Tier? Ist es nicht egal, ob andere Tiere menschenähnlich sind? Vielleicht ist es einfach wichtig, dass Tiere potentiell Schmerzen empfinden können und auch wenn wir es nicht durch Tierversuche nachgewiesen haben, so sind sie trotzdem gleichberechtigt und respektvoll zu behandeln.
Des Weiteren stellt sich die Frage ob der Weg des Gesetzes der richtige und vor Allem ein gesamtkritisch angemessener Weg ist. Da Antispeziesismus auch Herrschaftskritik bedeutet, ist nicht nur die Herrschaft von dem Menschen über alle anderen Tiere abzuschaffen sondern auch die Herrschaft von Menschen über Menschen. Sprich: Die Herrschaft des Volkes.
Menschen mittels Gesetzen verbieten zu wollen, Fleisch zu essen und Tierversuche zu unterbinden, stößt nach meinen Abschätzungen auf Widerstand und Unverständnis statt auf Einsicht. Ganz davon zu schweigen, dass mensch dadurch nur ein anderes Herrschaftssystem stützt.
Die Alternative ist, Menschen selbst innerhalb einer gleichberechtigten Ebene (Gespräche) davon zu überzeugen, selbst auf die Idee zu kommen, dass auch nichtmenschliche Tiere leben möchten. Nur so können Menschen dazu gebracht werden, aufzuhören sich vor dem Machtapparat Staat zu ducken und zu erkennen, dass sie durchaus durch ihr eigenes Verhalten, schlagkräftige Veränderungen in der Welt hervorbringen können. Sich nicht auf „die da oben“ verlassen und Selbstorganisation gehört zur Speziesismuskritik einfach dazu.

Nun ein weiteres leidiges Thema der Tierrechtsszene: Peter Singer
So wurde er doch auf der Preisverleihung als „Vorreiter der Tierrechtsszene“ bejubelt und sowieso als jemand dargestellt, der mehr zu sagen hätte als jemand anderes. Abgesehen von meiner persönlichen Abneigung gegen Charity-Veranstaltungen, möchte ich doch klipp und klar festhalten, dass Peter Singer nicht der Vorreiter der Tierrechtsszene ist. Ganz im Gegenteil – es gibt keine Vorreiter! Klar ist es beeindruckend, dass er sich schon in den 70ern mit dem Thema „Tierbefreiung“ befasste, doch macht ihn das nicht zu einem Menschen, der die Szene vertreten kann.
Es wäre wünschenswerter gewesen, sich für ein Bewusstsein auszusprechen, dass jemensch sich eigene Gedanken machen kann und jemensch selbst ein eigenes Bild von seiner veganen Utopie geformt hat, die einzigartig ist. Und das ist auch gut so! Denn in meiner Utopie gibt es keine Anführer_innen und Vorreiter_innen, keine, die weil sie in den 70ern (in denen ich noch nicht einmal das Licht der Welt erblickte) ein Buch geschrieben haben, generell Recht haben.
(Kleine Anmerkung: Natürlich ist Peter Singer nicht vollkommen daran schuld. Denn dies besagte Bild ist das, was andere Menschen aus ihm gemacht haben. Und auch diese Menschen sind nicht vollkommen daran schuld. Denn sie wurden so erzogen, dass es immer jemanden gibt, der_die sagt, wo’s lang geht.)
Der Euthanasie-Vorwurf: Peter Singers Aussage ist, dass Menschen, die so stark geistig oder körperlich behindert sind, dass sie kein Glück empfinden können und ihre Interessen nicht äußern können, es besser hätten, wenn sie getötet werden würden (u.a. Abtreibung). Selbstverständlich hat er die Frage nicht gelöst, wie mensch herausfindet, ob die Betroffenen Glück empfinden und er erhebt auch keinen Anspruch darauf, dies feststellen zu können.
Was er nicht sagt ist, dass alle sogenannten behinderten Menschen kein Lebensrecht haben. Er redet von Extremen – nach seiner Aussage.
Ich möchte hiermit nicht Peter Singers Ansichten zur Euthanasie verteidigen sondern nur kurz und knapp erklären.
In der Tierrechtsszene gibt es natürlich verschiedene persönliche Ansichten dazu und vielleicht auch einfach noch keine gefestigte. Es ist auch nicht essentiell eine Gruppenmeinung dazu zu bilden, um persönliche Reflexion nicht einzuschränken.

Bin gespannt auf kritische Anmerkungen.
-- Befreiung hört nicht beim Menschen auf! --
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Ergänzungen

nur...

Alex der Graupapagei 28.06.2011 - 18:42
Singer ist ein Drecksphilosoph, der von den wissenschaftlichen Fakten keine Ahnung hat.

Viele Papageienarten sind mindestens so intelligent wie Menschenaffen, und wenn das noch kein Problem machen sollte - für jede Krähe gilt das Gleiche.

 http://www.nytimes.com/2008/08/26/science/26crow.html

Singer steckt immer noch (wie ungefähr jeder Philosoph) geistig in der  http://en.wikipedia.org/wiki/Great_chain_of_being fest. Menschenrechte für Gorillas und Delphine, ja tolle Sache. Nur: wer das fordert und nicht auch Menschenrechte für jede Elster fordert, handelt grob unwissenschaftlich. Die Seele - wenn es sie gibt - ist  http://de.wikipedia.org/wiki/polyphyletisch ...

Singer sollte sich mal zur Bejagung von Rabenvögeln äußern, wenn er was Sinnvolles sagen will. Wird er natürlich nicht tun, weil dann offenkundig ist daß sein Ansatz eine nett gedachte aber nicht ansatzweise *durch*dachte Sackgasse ist.

Er hat das Problem zwar im Ansatz erkannt, aber seine "Lösung" ist dysfunktionaler Bullshit.

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