GR: Zwei Tage wie keine anderen

occupied london 28.06.2011 01:26 Themen: G8 Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit
(entweder wir machen Geschichte oder wir werden Geschichte)
Es handelt sich hier um die Übersetzung eines Posts vom occupied london Blog vom 27.06. ( http://www.occupiedlondon.org/blog/2011/06/27/630-two-days-like-no-other-either-we-make-history-or-we-become-history/). Es geht um die aktuelle Situation in Griechenland.

Und hierher hat es nun geführt. Der absolute Aufstand. Ab Dienstagmorgen, in einigen Stunden, wird unser bescheidenes Camp auf dem Syntagma Platz die Frontlinie des Kampfes der Menschen gegen die Macht, gegen den blutrünstigen Plexus (Nervengflecht) aus Kapital und Staat sein, der unsere Leben auffrisst.
Die Sprecher_innen im Fernsehen scheinen ihren eigenen Worten nicht mehr zuzuhören. Wie talentlose Schauspieler_innen auf der Bühne ohne ein Manuskript, so murmeln sie heraus, was sie für die angemessene Propaganda halten. In ihren Äußerungen aber, in ihren ungelenken Handbewegungen kann man sehen, dass die vergangene Sicherheit verschwunden ist. Sie ist verdampft. Das Crescendo ist nur ein paar Noten entfernt; sie wissen es und wie es scheint warten sie hoffnungslos ab, auf das Unvermeidliche, das kommen wird.
Hinter ihren dicken Sicherheitswänden, [talking suits spurt our cries for some imagined national unity] - und inzwischen scheinen sie, jene schleimigen Kreaturen, sogar nicht mehr in der Lage zu sein, sich auf eine gemeinsame Lüge zu einigen; im verzweifelten Versuch sich an ihre jämmerlichen Leben zu klammern sind sie bereit, andere Anzüge aus dem Fester eines Fahrzeugs zu schmeißen, das sich gerade der Kante der Klippe nähert.
Das Gefühl draußen auf den Straßen ist fast beängstigen berauschend. Die Tage an denen die Menschen versuchten die Scham für ihre Lage zu verhüllen sind längts vergangen. Auf dem Syntagma Platz wird Tag für Tag, Versammlung für Versammlung, beständig jemand das Mikrofon nehmen, mit zitternden Händen, und Blicken, die angefüllt sind mit der Lust auf Rache. Die Lehrerin, die Geschichten von ihren Schüler_innen erzählt, wie sie sie nach Essen fragen und wie sie den Focus verlieren während des Unterrichts auf Grund von Mangelernährung. Die endlose Reihe der Arbeitslosen, die wütende Worte herauswürgen; das Mädchen, das versprachfür ihre Freund_innen zu kämpfen, die schon ausgewandert sind. Die Gruppe von Freund_innen, die selbst schon ausgewandert waren, die jedoch zurück gekommen sind auf den Syntagma Platz für einen letzten Kampf.
Wir all, die gekommen sind um Rache zu nahmen für die Leben, die sie uns stehlen wollen. Für unsere Schwestern und Brüder, die in den Zellen des demokratischen Regimes verrotten. Für unsere migrantischen Schwestern und Brüder, beschimpft, gejagt, erstochen in den dunklen Ecken der Stadt. Für die Hilflosigkeit der Lehrerin während sie ihre Schüler_innen hungern sieht, für die Hilflosigkeit von allenwährend sie die Katastrophengeschichten hören und sehen. Für die würdevolle Stille des alten Mannes, dem ein Plakat um den Hals hängt, das die zweite Besatzung beschreibt, die er nun durchlebt. Für all diese Menschen, mit all diesen Menschen, werden wir wieder auf die Straße gehen.
(...)
Es ist Samstagabend in Exarchia und ich treffe eine lange verschollenen Freund. Wir scherzen über die artistischen Pläne, die wir vor Jahren immer machten, darüber was in rühigeren Zeiten mit uns passiert wäre, wo wir jetzt wären. Plötzlich stoppt er. "Ich weiß nicht, ob wir am Dienstag gewinnen oder verlieren werden," sagt er schnell. "Aber was auch immer passiert, ich will nicht, dass sie all dieses durch kriegen ohne das Blut vergossen wird. Ich hoffe es wird ein Krieg sein."
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Themenseite: Griechenland

Suche 28.06.2011 - 14:39
Themenseite: Griechenland
Ihr findet hier eine umfassende Sammlung verschiedenster Informationen, Texte, Links, etc. zu den sozialen Unruhen in Griechenland, ausgehend von der Revolte im Dezember 2008. Es wurde versucht ein vollständiges Archiv der bei Indymedia erschienenen Artikel und anderer von uns recherchierter und als relevant eingestufter Informationen zu erstellen. Wir wollen so wenigstens einen kleinen Teil zu den Geschehnissen in Griechenland beitragen und erklären uns ausdrücklich solidarisch mit allen emanzipatorisch kämpfenden Menschen in Griechenland und wünschen diesen viel Kraft für die Zukunft.

Die Ereignisse lassen sich chronologisch nachvollziehen und erlauben einen Gesamtüberblick. Die Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ergänzungen, sowie das Erstellen weiterer Themenseiten (auch Foto/Videosammlungen) sind ausdrücklich erwünscht und wir hoffen die Indy Mods werden diese auch einarbeiten.

Demnächst folgt noch ein Indymedia Print mit Zusammenfassung und Verweis auf diesen Artikel, welcher dann hoffentlich weit verbreitet wird.

Erklärung der Gefangenenen

contra-info 28.06.2011 - 15:07


28. Juni: Live-Ticker zum 1. Tag des Generalstreiks

11.00 Im Hafen von Piräus besetzten Dockarbeiter sowie Mitglieder von Pame (Gewerkschaft der sogenannten “kommunistischen” Partei Griechenlands) am frühen Morgen die Schiffsladerampen und blockierten dadurch das Auslaufen aus dem wichtigsten Hafen Griechenlands. In Athen haben sich ungefähr 25,000 Leute vor dem Paralament versammelt, vor allem DemonstrantInnenen der PAME.

ca. 00.00 Uhr GMT+2 / 22.00 Uhr MEZ Arta, West-Griechenland: Dutzende ArbeiterInnen und Solidarische blockierten den Eingang der Geflügelfabrik (Kooperative) der Stadt. Sie hatten geplant, die Fabrik während der Zeit des 48 – stündigen Generalstreiks komplett zu bockieren. Aber die Blockade endete bereits um 4.30 GMT+2. In Meldungen wird berichtet, dass die ArbeiterInnen von den Arbeitgebern terrorisiert wurden. Ihnen wurde zu verstehen gegeben den Streik fernzubleiben. Die unbezahlten ArbeiterInnen der Kooperative laden alle ein, am Streik teilzunehmen.
01.01 GMT+2 Prisons across Greece:

0:00 Uhr (MEZ) Gefängnisse in Griechenland. Auszug eines Textes der Gefangenen zu den „Mittelfristigen Vereinbarungen“ – […] Gefängnisse sind ein Mechanismus, der auf Armut basiert und Ungleichbehandlungen sowie Ungerechtigkeit reproduziert. Gefängnisse sind ein ungerechter und unmenschlicher Mechanismus, der die Menschen demoralisiert und wütend macht. Sie sind ein unsozialer Klassenmechanismus, der abgeschafft gehört. Wir wissen, dass in den Gefängnissen kein Potential vorhanden ist, um grundlegende Probleme des Lebens substanziell zu lösen, so wie wir das vorher gesagt haben. Das Leben hinter den Gefängnismauern wird sogar schwieriger durch die Krise. Deshalb lautet die Hauptparole der InsassInnen in den griechischen Gefängnissen heute: „Sofortige Freilassung aller Gefangenen“. Heute kann unser eigener Kampf nur ein gemeinsamer sein. Gemeinsam aus der Mitte allen Gefangenen, gemeinsam aus der Mitte alljener Unterdrückten, aller Nationalitäten, die sich in den Straßen und auf den Plätzen der griechischen Städte befinden. Lasst uns hier und jetzt einen wirklichen Konfrontationskampf beginnen, der die Abstimmung über die mittelfristigen Vereinbarungen verhindern wird. Und der einzige Weg das zu tun ist, die politische sowie wirtschaftliche Systemfunktion sachlich zu bedrohen. […] Dieser Text wurde von insgesamt 468 Frauen und Männern mit unterzeichnet. Sie sind die Insassen der Gefängnisse von: Koridallos (auch der Männer Flügel F), Ioannina, Avlona, Nafplion und Corfu. Mindestens 789 weibliche und männliche Gefangene haben sich entschieden zum Mittagseinschluss die Rückkehr in ihre Zellen zu verweigern, in: Koridallos (auch die Männerflügel A, D, F), Diavata, Amfissa, Männer Flügel D1 von Grevena. Insgesamt protestieren 1.508 Gefangene, indem sie die Nahrung verweigern, in: Grevena, B Männerflügel von Larissa, Ioannina, Avlona, Malandrino, Diavata und Cassandra in Thessaloniki. Am Tag der Abstimmung über die mittelfristigen Vereinbarungen protestieren die Gefangenen gegen die finanzielle und politische Sackgasse, in der sich die griechische Gesellschaft befindet, gegen die Besetzung des Landes durch das große Kapital, gegen die parlamentarische Junta. Diese Mobilisierung findet auch in Solidarität mit denen statt, die in den Straßen und auf den Plätzen überall in Griechenland kämpfen.


________________________________________________________________________________

Angaben zum Transport für die 48 Stunden Generalstreik (auf Englisch) — Entgegen der Ausverkaufs-Führung ihrer Gewerkschaft haben die ArbeiterInnen der Athener Metro erklärt, dass die Metro normal betrieben wird. Damit soll der Transport der Streikenden zur Demonstration erleichtert werden.

 http://de.contrainfo.espiv.net/2011/06/28/28-juni-live-ticker-zum-1-tag-des-generalstreiks/

Artikel zu Griechenland

Anarchist 28.06.2011 - 17:59
über die Hintergründe und die Vorgeschichte siehe auch Artikel in der letzten "Direkte Aktion" und "Graswurzelrevolution".

Video

Mir 28.06.2011 - 19:46

Themenseite; Griechenland

jan 29.06.2011 - 00:04
Die großartige Themenseite wurde versteckt. Nun findet ihr sie hier
 https://linksunten.indymedia.org/de/node/42300

@max
Wir werden sehen!

Infos

und Videos 29.06.2011 - 00:07
Artikel und Videos zum 48-Stunden Generalstreik in Griechenland:
 http://bleib-passiv.de/?p=2601

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

...Blut vergießen — der leuchtende Pfad der griechischen Einheit