Bandbreite beim UZ-Pressefest und SVP

Marcus Meier 27.06.2011 21:58 Themen: Antifa Antirassismus
Hip-Hop-Band rockte erst bei Schweizer Rechtspopulisten, dann beim UZ-Pressefest.

Einladung, halbe Ausladung, Diskussion, Tumulte, dann doch Konzert: Gestern rappte die wegen verschwörungstheoretischer Texte und eines Auftritts bei der rechtspopulistischen »Schweizer Volkspartei« umstrittene Band »Die Bandbreite« auf dem DKP-Pressefest.
Unlängst gab es ein Treffen von Rechten im Sankt Moritzer Hotel »Rondolins«. Eingeladen hatte »info8.ch«, eine verschwörungstheoretische Schweizer Webseite, zusammen mit der »Jungen SVP«, der Jugendorganisation der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei (SVP) von Christoph Blocher. Das Thema der bei Wahlen ausgesprochen erfolgreichen Rechtsaußen: »Die Bilderberger und ihr Einfluss«.

Die »Bilderberger« sind eine kleine Gruppe ausgewählter Personen, die – so Kritiker – unter sich den Kurs des Planeten auskungeln.

»Die Wahrheitsbewegung steht im Brennpunkt der Medien«, rappt im Hotel »Rondolins« ein Mann namens Wojna, bürgerlich: Marcel Wojnarowicz, Kopf der Duisburger Band »Die Bandbreite«. Der Mittdreißiger ist an diesem 10. Juni 2011 für die »musikalische Unterhaltung« verantwortlich. Doch Wojna hat den Besuchern der SVP-Veranstaltung auch eine Botschaft mitgebracht: »Wir müssen zusammenarbeiten, das ist wichtig.« Später schrieb er: »Der starke Beifall aus dem Publikum ließ uns spüren, dass die Besucher dieser Veranstaltung tolerant und weltoffen waren.«

Gestern nun trat die »Bandbreite« auf dem Pressefest der DKP-Parteizeitschrift »Unsere Zeit« (UZ) in Dortmund auf. Die Politpopper lösten Tumulte aus. Ein Mittzwanziger ging ans Mikrofon und verkündete spontan seinen Austritt aus der DKP. Andere – meist junge Leute – riefen: »Holt die Spinner von der Bühne.« Eine Frau rief Wojna wütend zu: »Spiel mal ›Einlochen‹« – ein als sexistisch geltendes Lied der »Bandbreite«.

»Einlochen« ist indes nicht das bekannteste Lied von »Bandbreite«: Der größte »Hit« heißt »Selbst gemacht«. Die Aussage: Niemand anderes als die USA selbst haben den 11. September 2011 zu verantworten: »Habt ihr dat vielleicht selbst gemacht? / Habt ihr dabei an dat Geld gedacht?« Wojna und Co. tragen »Argumente« zusammen, die nur einen Schluss zulassen: Ja, »dat« waren die Amis selbst!

Die Band war von der DKP-Kulturkommission eingeladen worden – zum traditionsreichen UZ-Pressefest, das zugleich Volksfest der DKP ist. Nach Protesten von Kritikern, darunter der Dortmunder Antifa und der DKP Köln, hatte die Partei das Konzert zwischenzeitlich abgesagt. Und, scheinbar alternativ, zur Podiumsdiskussion gebeten. Während der Diskussion wies Klaus Stein, Vorsitzender der DKP in Köln, auf den Auftritt der Band bei der SVP hin. In Köln kämpfe die DKP gegen die Partei »Pro Köln«, die »Bandbreite« trete bei deren Schwesterpartei auf. »Da ist die Grenze dessen überschritten, was man ertragen kann.«

Bettina Jürgensen, Bundesvorsitzende der DKP, verteidigte die Einladung der »Bandbreite«. Die Band sei links verortet und zähle zum linken Spektrum. Die Vorwürfe seien nicht haltbar – sie sollen vielmehr »die Gruppe kaputt machen«. Die Kampagne habe vor vier Jahren begonnen, so Jürgensen. Und zwar nachdem die »Bandbreite« Kritik an Israel geübt habe.

Diether Dehm, Bundestagsabgeordneter der LINKEN, forderte, die »Bandbreite« solle musizieren. Dehm hat nach eigener Aussage einen Auftritt der Band auf einem Liedermacherfestival ermöglicht, indem er aus eigener Tasche einen Ordnerdienst bezahlte, der Störungen verhindern sollte.

Und Wojna? Zu den Vorwürfen sagte der Sänger, er habe geglaubt, die SVP »ist wie die CDU«. Bei der Veranstaltung in Sankt Moritz, die er gestern »Party« nannte, seien »keine rechten Leute da gewesen«. Dann rappte Wojna: »Klick, klack! Bumm! Kapitalisten? Kopfschuss!«

Ist das nun links? Die Veranstalter bedankten sich jedenfalls artig.
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Ergänzungen

da gabs noch ganz andere kaliber...

dagewesener 27.06.2011 - 22:33
beispielsweise der geldbeschaffungs-fallafel-stand der dflp (nehmen gerne mal schulkinder als geisel)... oder auch der tolle "arbeiterfotografie"-stand mit der tollen collage die wohl zum ziel hatte beim nobel-komitee für ahmadinedschad als friedensnobelpreisträger zu werben...

alles in allem schon merkwürdig (und tatsächlich etwas hetzkampagnen-like) wie sich hier an einer band aufgegeilt wird. die bandbreite sind m.e. nicht sexistisch/antisemitisch/sonstwas, zumindest nicht mehr als ein großteil der gesellschaft sonst auch, die (inklusive fans) sind nur einfach strunzdoof...

Freakshow

Bla 27.06.2011 - 22:42
Krönender Abschluss dieser freakshow waren die "Nazis raus!" Rufe der Steinzeitkommunisten gegenüber derer, die den gestrigen auftritt nicht unkommentiert lassen wollten.

Darüber, dass von von Anfang an geplant war, "die Bandbreite" doch auftreten zu lassen muss erst gar ncht gesprochen werden. Wieso sonst haben sie kartoffelköpfe sonst ihr Zeug schon vor der "Diskussion" aufgebaut?!

Dieter Dehm: Hamasfreund?

free.gaza.from.hamas 28.06.2011 - 00:06
Dieter Dehm sagte bei einer Veranstaltung: "Und auch mit der Hamas muss man sich solidarisieren können". Auszerdem beschuldigte er Kritiker_innen der "Bandbreite", "SA-Methoden" anzuwenden.

Quelle:  http://reflexion.blogsport.de/images/dehm_liedersommer.mp3

Richtigstellung

Kritiker 28.06.2011 - 01:54
Hallo,

Ich denke eine kritische Auseinandersetzung ist durchaus okay und dass die Band sich auch gefallen lassen muss, dass einige ihrer Texte hinterfragt werden.
Aber die AutorInnen des Artikels müssen enthalten hier bewusst Informationen vor um ein entstelltes Bild der Band zu schaffen:

Die am Ende des Artikels erwähnten Zeilen stammen aus dem Lied "Die neue RAF" welches vom Frust auf den Kapitalismus handelt.
Darin fragt eine fiktive Person Wojna "Wir brauchen sie weltweit die neue RAF [...] und Wojna Dich frage Ich ob du mitmachst ?" "Wojna bist du dabei? Wojna bist du dabei?"
worauf Wojna am Ende des Songs klar und deutlich "Nein!" antwortet.

Das Lied positioniert sich also gerade gegen diese Art von Politikverständnis!

Also wenn man schon Kritik üben möchte, muss man auch fair und sachlich bleiben, sonst macht man sich selbst unglaubwürdig und lächerlich.

Das Beste bei bb war

ben 28.06.2011 - 03:35
Das bei Weitem Beste am Sonntag um die Mittagszeit in dem Zelt war der Auftritt von B & B (Blandine Bonjour und Bernd Köhler) unmittelbar vor dem der m.M. nach ziemlich selbstgefälligen BB, nämlich die Dank der guten, geschulten und hörenswerten Stimmen Blandines wie auch Bernds ohne fette Verstärker auskommende gesangliche Darbietung - mit Gitarrenbegleitung - historischer, aber im gesellschaftlich-geschichtlichen Kontext bis heute nicht unaktueller Lieder (nicht die üblichen, sattsam bekannten Sachen a la "Bella Ciao" etc.) aus der französischen und deutschen Arbeiterbewgung von den Zeiten der Pariser Commune bis heute, überwiegend in Französisch, aber auch in Deutsch.

Blandine machte den Anfang mit den auch in die Jahreszeit passenden "Le temps de Cerises" ("Die Zeit der Kirschen"), eigentlich ein etwas schwermütiges Liebeslied, aber auf den Barrikaden gesungen und gedacht als eine Art Verschlüsselung für den Kampf der Commune (  http://de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Kommune ); die Beiden brachten weitere, hierzulande nicht so bekannte Lieder in Form des in Frankreich gepflegten Chansons, z.B. vom Aufstand der Seidenweber in Blandines Heimatstadt Lyon, und zwischendurch deutsche klassenkämpferische Lieder in der mehr, naja, eben typisch eher mehr nüchtern gehaltenen deutschen Tradition bei solchen gesungenen Botschaften. Jedes Lied wurde den Zuhörenden im historischen, zeitaktuellen Zusammenhang erläutert und so sein für die Arbeiterbewegung bedeutsamer Wert nachvollziehbar nah gebracht. Beispielhafte deutsch - französische Verständigung "von unten" her...

Die Gesamtdarbietung war viel zu schnell zu Ende, denn das Repertoire der Vortragenden umfasst bis zu etwa 300 Chansons und Lieder - für jede und jeden etwas.

Doppelt so lang dauernd und auf die nun ja wirklich nicht so prickelnden seltsam schillernden Eintagsfliegen "bandbreite" ganz einfach verzichtend wäre die Zeit auf der Bühne besser genutzt gewesen. Bisschen Schade, aber die DKP verpasst bekanntlich ja sowieso selten eine Gelegenheit, eine gute Gelegenheit zu verpassen und ist dann im Nachhinein meistens auch noch stolz darauf.

Crossposting

xxx 28.06.2011 - 03:47
Ich wünschte mir eine echte Ausseinandersetzung mit dem Thema anstatt wildes Crossposting zu betreiben

 http://www.neues-deutschland.de/artikel/200683.bandbreite-zu-gross-bemessen.html?sstr=bandbreite

Interventionen gegen "Die Bandbreite" beim UZ

(muss ausgefüllt werden) 28.06.2011 - 08:48
Stellungnahme des Dortmunder Antifa-Bündnisses zur Absage des “Bandbreite”-Auftritts auf dem UZ-Pressefest, vom 24.06.2011:
 http://antifaunion.blogsport.de/2011/06/24/uz-pressefest-zur-absage-des-bandbreite-auftritts/


Offener Brief des Dortmunder Antifa-Bündnisses an den DKP-Vorstand, die Organisator_innen des UZ-Pressefestes und alle seine Fans und Besucher_innen:
 http://aid.blogsport.de/2011/06/17/offener-brief-des-dortmunder-antifa-buendnisses-zum-auftritt-der-band-die-bandbreite-beim-uz-pressefest/

Erübrigung

anti 28.06.2011 - 10:26
Damit erübringt sich jede Diskussion:  http://www.youtube.com/watch?v=hHp4dVrovx4

Bandbreite und SVP

Bilderberger 28.06.2011 - 12:11
Folgendes hat die Band zur SVP geschrieben:
"Da es leider nur Nationalräte der SVP waren, die das Thema Bilderberg-Konferenz in ihren Vorträgen auf die Agenda nahmen, machten wir unzweifelhaft klar, dass wir als Kosmopoliten das Zusammenleben mit allen anderen Kulturen für unabdingbar halten und schätzen. Der starke Beifall aus dem Publikum ließ uns spüren, dass die Besucher dieser Info8.ch-Veranstaltung tolerant und weltoffen waren."

Entweder sind die Vorwürfe also schlecht recherchiert oder bewusst erlogen. Da es nicht das erste mal ist, dass auf diese Aussage der Band hingewiesen wurde, ist es natürlich klar, dass hier gelogen wird - vermutlich will man Verschwörungstheorien bedienen.

Dieter Dehm und die Bandbreite

sowat 28.06.2011 - 12:12
Die Bandbreite ist in erster Linie ein kommerzieller Laden, der sich positiv auf Verschwörungstheorien und "Thruther"-Phantasien bezieht. Das Profilbild des twitter Accounts der Band verweist explizit auf den den Inside-Job Schwachsinn, wonach von Pearl Harbor bis 9 / 11 alles "selbstgemacht" ist. Das übel nationalbeflaggte Video zur Fußball-WM in Südafrika könnte locker in jeder Macker_innen-Kneipe laufen. Die Bandbreite reproduziert offen eine sexistische Ikonographie - und zwar nicht nur in den zwei bekannten Tracks. Außerdem hat die Band keine Berührungsängst mit Islamo- und Xenophobiker_innen jeglicher Colour. Ganz zu Schweigen von dem Hang zum esoterischen und irgendwelchen Sektenscheiß, der sich hinter einer vermeintlichen Anti-Zensur-Koalition (AZK) versteckt und von Nazi-Esoterik (aka Germanische Medizin)bis pseudo-liberalem Anti-Kapitalismus (Freigeldtheorien und Unternehmen-Deutschland-Diskurs) alles bietet.

Die Dehm ist ein besonderer Freund dieser Band. Er sorgt(e) schion eins ums andere mal dafür, daß sie "musizierne" durften. Dafür zahlt er gern auch mal 'nen Wachschutz gegen emanzipatorische Menschen. Außerdem scheint er völlig den Kontakt zur Realtität verloren zu haben. Zuletzt fiel er damit auf, daß er steif und deutschtreu behauptete "Bella Ciao" wäre in erster Linie ein Liebeslied und kein Klassiker der Resistenza. Dafür entkernt er das Lied in dem er es ins deutsche überträgt und löst es (offensichtlich in der Absicht es zu entpolitisieren) aus det historischen Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte.

Bloß gut, daß die DKP eine der letzten Bastionen der emanzipationsresistenten marxistischen Politsekte ist...

http://grandhotelabsturz.blogsport.de/2011/06

grand hotel absturz 28.06.2011 - 13:49

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