Reinrassige Burschen – auch in Hamburg

Felix Krebs 16.06.2011 14:49 Themen: Antifa Antirassismus Bildung
Wie Spiegel-Online berichtet, will die Deutsche Burschenschaft (DB) auf ihrem Burschentag an diesem Wochenende einen „Arierbeschluss“ bezüglich der Mitgliedschaft in ihren schlagenden Verbindungen verabschieden. In Hamburg hat die Burschenschaft Germania schon vor Monaten dafür gesorgt, dass dieses Rassebekenntnis auch vor Ort umgesetzt werden kann.
Eigentlich war die DB im Grundsatz schon immer völkisch ausgerichtet, in ihrer Satzung wurde dieses seit Jahrzehnten als „volktumsbezogener Vaterlandsbegriff“ verbrämt, und schon immer gemeinsame Herkunft, Kultur und Sprache als Voraussetzung für die Zugehörigkeit zum deutschen Volk gefordert. Die Änderung des deutschen Staatsbürgerschaftsrechts im Jahre 2000, weg vom Ius Sanguinis hin zum Ius Soli und die Debatte um die Verortung der Burschenschaften im vereinigten Europa des 21. Jahrhunderts, führten jedoch in den letzten zwei Jahren auch in der DB zu intensiven Diskussionen um eine mögliche Änderung des Vaterlandsbegriffes.
Der konservative Flügel der DB, einen liberalen Flügel in der DB gibt es nicht, plädiert für einen kulturalistisch geprägten Nationenbegriff. Auch MigrantInnen, die sich zur deutschen Leitkultur bekennen und sich ordentlich assimilieren, könnten ordentliche Mitglieder der DB werden, so die konservativen Burschen. Der völkische Flügel fordert jedoch seit Jahren ein Festhalten am Abstammungsprinzip und damit an eindeutig rassistischen Kriterien. „Personen mit mehrheitlich außereuropäischen Vorfahren sind unter Hinweis auf die Abstammungsgemeinschaft eines Volkes dementsprechend keine Angehörigen des deutschen Volkes“, heißt es in einem Rechtsgutachten der DB von Ende 2010 das nun verbindlich umgesetzt werden soll. Denn erstmals gibt es den konkreten Fall, dass ein Bursche mit asiatischer Herkunft Mitglied seiner Burschenschaft Hansea aus Mannheim bleiben möchte. Die Anführer des völkischen Flügels, die Burschenschaft der Raczeks aus Bonn, wollen deshalb auf dem Burschentag den Ausschluss der Hansea aus dem Dachverband DB fordern.

Völkisches Kartell

Der völkische Flügel der DB ist seit 1961 in einem innerverbandlichen Kartell, der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG), zusammen gefasst und konnte sich in der Vergangenheit fast immer im gesamten Verband durchsetzen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass die neuen „Nürnberger Rassegesetze“ am Wochenende von der Mehrheit der DB verabschiedet werden. Die rassistischen Vorreiter der Raczeks wandten sich schon im November mit einem Brief an andere Burschenschaften um für ihr Vorhaben zu werben. In Hamburg ist ein Alter Herr der Raczeks seit ein paar Jahren eifrig am Strippen ziehen. Norbert Weidner, ehemaliger Funktionär der verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), ist nicht nur Chefredakteur der DB-Zeitung Burschenschaftliche Blätter, sondern auch in Altherrenkreisen der Stadt sehr umtriebig.

Rassisten auch in Hamburg

Der Brief seiner Raczeks wurde zumindest bei der hiesigen Hamburger Burschenschaft Germania wohl aufmerksam gelesen. Hieß es in der alten Fassung der Satzung ihrer Aktivitas, also der studierenden Mitglieder, noch eher allgemein sie „ vertritt den volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff und pflegt die Bestimmungsmensur.“ So heißt es in einem Neuentwurf vom Dezember 2010, der dem Hamburger Bündnis gegen Rechts vorliegt in § 1: „ Deutscher in diesem Sinn ist, wer auf Grund seiner Abstammung, Sprache und Kultur zweifelsfrei zum deutschen Volk gehört und sich zu ihm bekennt. Die Staatsangehörigkeit ist dabei ohne Bedeutung.“ Damit bestätigt die Germania zum wiederholten Maße, dass sie eine eindeutig völkisch-nationalistische Weltanschauung pflegt. Kein Wunder, dass hier immer wieder Personen aus dem Umfeld der NPD referierten oder gar NPD-Mitglieder Germanen werden durften – die Partei pflegt schließlich auch das gewünschte Bekenntnis zur Rassereinheit.
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Ergänzungen

Demo könnte groß werden....

Leserin 16.06.2011 - 15:47
Nach den "Enthüllungen" über das völkische Selbstverständnis (Stichwort "Ariernachweis") der Deutschen Burschenschaft (was keineswegs so neu ist, wie es nun in der Presse wiedergegeben wird), ruft nun sogar die Vizepräsidentin des Thüringer Landtages,Rothe-Beinlich (zugleich Bundesvorstandsmitglied der Grünen) zu den Protesten gegen den Burschentag der DB am Samstag in Eisenach auf.

Aus der TLZ:
"Rothe-Beinlich ruft alle "demokratischen Bürgerinnen und Bürger" dazu auf, sich an den zahlreichen Gegenaktivitäten zu beteiligen und "nicht tatenlos zuzusehen, wenn sich Rechtsextreme unter dem Deckmantel von Tradition und Brauchtumspflege in Eisenach treffen", so die Grünenpolitikerin."

Quelle:  http://www.tlz.de/startseite/detail/-/specific/Eisenacher-Burschenschaft-ist-kein-Platz-fuer-Demokraten-585812876

Also, auf nach Eisenach und den Burschentag zum Desaster machen....damit die Grünen uns nicht die Show stehlen! :-)

Flachbildschirm

begriffliche Klarheit 16.06.2011 - 17:57
Der Autor hat offensichtlich den Begriff "Rasse" nicht verstanden oder benutzt ihn bewusst im falschen Zusammenhang.
Soweit es sich um völkischen Nationalismus im Selbstverständnis deutscher Burschenschaften handelt, ist der Artikel recht gut recherchiert. Allerdings ist dieses Selbstverständnis keineswegs etwas Neues.

Eine "Reinheit der Rasse" ist dagegen was völlig anderes und wird weder von der Deutschen Burschenschaft noch von der NPD in irgendeiner Weise gefordert oder propagiert.

Burschenschaftsreader

hennes lohmüller 18.06.2011 - 17:23
Der Hamburger AStA hat 2002 einen informativen Reader über das Verbindungswesen im Allgemeinen und in Hamburg im speziellen herausgegeben. Ist auf der Hamburger AStA-Seite nicht zu finden, aber dafür auf untenstehender Homepage.
Außerdem gibt es einen Wikipedia-Artikel zur Burschenschaft Germania Königsberg zu Hamburg:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft_Germania_Königsberg

Genau hinsehen

. 20.06.2011 - 10:07
@hennes lohmüller

Die Germania Hamburg und Germania Königsberg zu Hamburg sind unterschiedliche Verbdindungen.

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Heute in Gießen. — noburschentag

kurze Korrektur — exAStA-UHH