Duisburg: 18.06 - Nazidemo für Todesstrafe

Duisburger_innen 14.06.2011 21:09
Kurze inhaltliche Einführung in die Thematik und Stand der Mobilisierung.

Vor ca. einer Woche wurde durch das Antifa-Infoportal Duisburg bekannt gemacht, dass der ruhrgebietsweit bekannte und wegen Körperverletzung vorbestrafte Neonazi Kevin Giuliani in Duisburg einen Aufmarsch veranstalten will, mit dem er für die Wiedereinführung der Todesstrafe werben möchte. Dieser Artikel berichtet über die inhaltlichen Hintergründe des Themas und den Stand der Gegenaktivitäten.

Historisches und aktuelles aus der Sexualpolitik der Nazis und Neonazis

Nicht nur die Vergangenheit dieser archaischen Form der Bestrafung im Nationalsozialismus ist äußerst fragwürdig und sollte antifaschistische Interventionen hervorrufen, sondern auch dass diese Forderung genau aus dem politischen Zusammenhang kommt, aus dem Personen in den letzten Monaten durch Kinderpornographie aufgefallen sind und deswegen verurteilt wurden (siehe dazu: http://nrwrex.wordpress.com/2011/04/09/bo-anklage-erweitert-kinderpornobilder-bei-npd-nachwuchskraft-auf-dem-handy/ und http://www.derwesten.de/staedte/froendenberg/22-jaehriger-Neonazi-zu-Geldstrafe-verurteilt-id4535123.html Desweiteren waren es gerade die historischen Vorbilder der heutigen Neonazis, die sexualisierte Gewalt an Schwächeren in den Konzentrationslagern auslebten und die Vergewaltigung von Schwächeren mit der Kriegsstrategie der „verbrannten Erde“ und den KZ-Bordellen (http://www.sueddeutsche.de/politik/himmlers-kz-bordelle-die-verfluchten-stunden-am-abend-1.104717 ) und Bordellen für die Wehrmacht nahezu „kultivierten“. Desweiteren bezeichnet die historische Forschung in Bezug auf Sexualität und Nationalsozialismus den frauenverachtenden Faschisten als mörderischen Grenzfall des Patriarchats, der sich auch an Minderjährigen vergangen hat. (vgl. Theweleit, Klaus: Männerphantasien 1+2; 4. Aufl. 2009 Frankfurt) Auch ohne historischen Exkurs findet man Neonazis die wegen Vergewaltigung von Minderjährigen vorbestraft sind (http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=loka&itemid=10001&detailid=728312 )

Seltsame Bündnisse

In der letzten Zeit fielen immer wieder Neonazis auf, die in Facebookgruppen, ähnlichen sozialen Netzwerken und Internetforen Gruppen gründeten, die sich ausschließlich mit der Thematik Vergewaltigung von Kindern und ähnlichem auseinandersetzten. Hier wurde im Sinne der NS-Politik für die Wiedereinführung der Todesstrafe geworben und Angst geschürt. Sowas passierte auch im Vorfeld der Demonstration in Ruhrort, so dass sich eine seltsame Mischung aus Teilnehmer_innen ergab. (http://antifaduisburg.noblogs.org/post/2011/04/04/den-teufel-mit-dem-beelzebub-vertreiben-oder-mit-militanten-neonazis-gegen-sexualstraftater) Dort versammelten sich neben NPD, „freien Kameradschaften“, rechtslastigen Bürger_innen, Mitglieder dubioser Rockergruppen auch besorgte Eltern.

Fazit

Wie verlogen die vorgeschobene Sorge der Neonazis um Kinder ist, zeigen die oben genannten Beispiele. Es geht ihnen nicht um sexuelle Befreiung, sondern um die autoritäre Kontrolle der Triebe und den Schutz des rassistisch definierten „deutschen arischen Volkskörpers“. Menschen bzw. Kinder, die nicht zu diesem Konstrukt gehören, sind für sie nicht schützenswert oder wie in der Vergangenheit sogar zur Vergewaltigung freigegeben.Genau deshalb ist die Mobilisierung gegen diesen Aufmarsch wichtig.

Stand der Mobilisierung

Direkt nach dem Bekanntwerden wurde ein Mobilisierungsblog eingerichtet. Plakate, Flyer und Sticker sind schon im Umlauf. Die Presse berichtete relativ ausführlich.

http://nrwrex.wordpress.com/2011/06/05/du-weitere-demonstration-angekundigt/
http://nrwrex.wordpress.com/2011/06/10/presseschau-500-teilnehmer-fur-duisburger-neonazi-demo-angekundigt
http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/Neonazis-planen-Demo-durch-Duisburg-Neudorf-id4747403.html
http://www.rp-online.de/niederrhein-nord/duisburg/nachrichten/neonazis-wollen-am-bahnhof-demonstrieren-1.1302635
http://www.radioduisburg.de/Lokalnachrichten.1381+M5bf14c45e11.0.html
http://www.xtranews.de/2011/06/09/antifaschistische-koordination-duisburg-neonazi-meldet-demonstration-durch-duisburg-neudorf-an/
http://www.ruhrbarone.de/duisburg-protest-gegen-nazi-demo/

Gegenkundgebungen

Aus dem Zusammenhang des Antifa-Infoportals und des Mobilisierungsblogs wird es wahrscheinlich (die Anmeldung ist noch nicht durch) eine Kundgebung um 11 Uhr am Parkplatz des Schwimmbades auf der Memelstraße geben, während das „Netzwerk gegen Rechts“ für dieselbe Zeit auf den Ludgeriplatz mobilisiert. Beide Plätze befinden sich in unmittelbarer Nähe des Hbf-Ostausgangs und in relativer Nähe zum Auftaktpunkt des Naziaufmarsches.Anreiseempfehlungen und weitere Technix folgen wohl in den nächsten Tagen auf dem Blog

Hier der Aufruf des Mobiblogs:

Die Nazis kommen – wir auch!

Was ist los?
Am Samstag, den 18. Juni 2011 wollen Neonazis in Duisburg-Neudorf aufmarschieren. Thema ihrer Demonstration ist die Forderung nach Todesstrafe für Sexualstraftäter, die sie mit Parolen wie “Ein Baum, ein Strick, ein Schändergenick!” verdeutlichen. Dabei geht es den Neonazis nicht darum Opfer sexueller Gewalt zu schützen, sondern sie instrumentalisieren diese lediglich im Sinne ihrer menschenverachtenden Ideologie.
Veranstaltet wird diese Demonstration von dem wegen Körperverletzung vorbestraftem Neonazi Kevin Giuliani. Dieser hielt bereits eine Rede auf der thematisch ähnlichen Demo in Duisburg-Ruhrort am 31. März 2011. Dabei bekam er Unterstützung von dem ex-Vorsitzenden der NPD-Duisburg Frank Rudi Theißen, sowie zahlreichen Neonazis aus dem Spektrum der freien Kameradschaften, u.a. auch vom sogenannten “Nationalen Widerstand Duisburg”.(1) Die gleiche Mischung an reaktionären Teilnehmer_innen ist nun auch bei der Demonstration am 18. Juni in Neudorf zu erwarten.

Die spinnen doch!
Mit der Demo und ihrem Motto versuchen die Neonazis Ängste in der Gesellschaft für ihre Zwecke auszunutzen und Sorgen von Eltern für reaktionäre Forderungen zu missbrauchen. Den Neonazis geht es nicht um Schützen, sondern um Strafen, nicht um das individuelle Leid, sondern um die völkisch-ideologische Reproduktionsfunktion von Kindern, weshalb sich ihre Besorgnis auch nur auf (missbrauchte) deutsche Kinder beschränkt. Es geht ihnen nicht um sexuelle Befreiung, sondern um autoritäre und kollektive Triebkontrolle. Wie heuchlerisch die vermeintliche Sorge der Neonazis um Kinder ist, zeigen die aktuellen Fallbeispiele, bei denen in der Kameradschaft die „Todesstrafe für Kinderschänder“ gefordert wird, um die eigenen sexuellen Neigungen zu verschleiern.(2)

Weg mit der Todesstrafe – weltweit!
Die Argumente für Todesstrafe sind immer wieder dieselben und immer wieder falsch. Die angebliche Abschreckungswirkung kann mit jeder Kriminalitätsstatistik aus Ländern mit noch vorhandener Todesstrafe widerlegt werden.(3) So ist in US-Bundesstaaten, die die Todesstrafe abgeschafft haben, die Mordrate niedriger als in Bundesstaaten, die noch an ihr festhalten. Auch sind die externalisierenden Vorstellungen von Sexualstraftätern falsch. So geschieht der meiste Missbrauch nicht durch einen „bösen Fremden“, sondern eher im Familien- und Bekanntenkreis.(4) Die Wahrscheinlichkeit Sexualstraftaten zu begehen ist deutlich höher, wenn die Täter selbst sexuellem Missbrauch, vorallem in der Familie ausgesetzt waren.(5) Die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema bietet einiges mehr an fundierten Strategien gegen Missbrauch von Kindern als populistische oder neonazistische Hetzpropaganda!

Auf geht’s!
Deshalb am 18. Juni auf die Straße – gegen den Naziaufmarsch! Gegen den Missbrauch der Interessen von Opfern sexueller Gewalt!
Treffpunkt: 11 Uhr Duisburg-Neudorf. Achtet auf weitere Ankündigungen!

(1) http://antifaduisburg.noblogs.org/post/2011/04/04/den-teufel-mit-dem-beelzebub-vertreiben-oder-mit-militanten-neonazis-gegen-sexualstraftater/
(2) http://antifamarl.blogsport.de/2011/04/14/wer-am-lautesten-bruellt/
(3) http://www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de/argumente.html
(4) Renate-Berenike Schmidt und Uwe Sielert (Hg.): Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung. Weinheim/München: Juventa, 2008. S. 552.
(5) http://www.aerztezeitung.de/panorama/article/632313/sexueller-missbrauch-opfern-oft-taeter.html
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

warum nike werbung — wumpediepume

nike — egal

wg. der nike Turnschuhe — Adi Dassler

Nazi Demo?Duisburg — Knoblauch