[Berlin] Werner Braeuner Info-Veranstaltung

Bei der Veranstaltung dabeigewesener 12.06.2011 16:19 Themen: Blogwire Medien Repression Soziale Kämpfe
Letzten Dienstag fand im Versammlungsraum des Mehringhofs eine Infoveranstaltung zu Werner Braeuner statt. Thematsiert wurde Erwerbslosenbewegung allegmein, Knastsituation allgemein und es wurden Briefe von ihm verlesen! Jemand der Werner ständig besucht, berichtete über seine "Erfahrungen". Auch gab es einen Beitrag von Werner Braeuner. Die Hauptforderung bleibt: "Zahlt ihm die 7-Euro-Selbstverpflegungskosten aus!" Ein subjektiver Bericht eines Beteiligten (Inhaltliche Fehler mit Eingeschlossen)...
Am 7.Juni 2011 fand, organsiert von der berliner "Soligruppe Werner Braeuner" eine Infoveranstaltung zum Thema Werner Braeuner und seinem Hungerstreik statt. Aufgrund des Guten Wetters und wegen der schwere des Themas fanden sich nur relativ wenig Leute ein.

Erstaunlicherweise ging es da bei der Veranstaltung viel um die Rahmenbedingungen von Knast, Erwerbslosenbewegung, Knast-Soli-Arbeit. Es gab auch einen 9-Minütigen Beitrag von Werner Braeuner selbst. Auch wurde der Mord an Christy Schwundeck thematisert.

Erwerbslosenkampf / -Bewegung

Außer das es in dem Beitrag über die Repression beim Job-Center und Kürzungen durch die Arbeitsagentur und einige Rechtliche Verschlechterungen ging, wurde die Erwebslosenbewegung als solche thematisiert. Sie sei im wesentlichen eine Vorfeld-Organisation der "Sozialdemokratie" (SPD/Linkspartei) um beunruhigte Massen einzufangen und als Stimmvieh zu kanalisieren. Außerdem habe sich die Erwerbslosenbewegung von ihrem vorher schon bekannten Aktivisten Werner Braeuner "nach der Tat" distanziert. Es gebe de facto keine Unterstützung aus politisch aktiven Erwerbslosen-Gruppen. Auch komme immerwieder die Diskussion mit Erwerbslosen auf, daß Werner doch "am Leben bleiben müsse". Aber es ist doch schließlich keine Verzweiflungs-Aktion die Werner Braeuner mache, sondern der Rahmen in dem sich dieser Gefangene ausgesucht hat seinen Knast-Kampf zu führen. Bei der Veranstaltung gab es insbesondere nach dem Beitrag von Werner Braeuner nur Zustimmung wo er die Gründe aufzählt, warum er Hungerstreik (bis zum Tod) macht, nämlich um zu (über)leben und einigermaßen gesund aus dem Knast herauszukommen. Die "Hungerwaffe" würde drinnen wie draussen angewendet um Leute gefügig zu machen, es sei ein Mittel des Klassenkampfes von oben. Es ist ja auch unter aller Würde um jedes Krümel Brot betteln zu müssen.

Außerdem wurde berichtet daß die Referentin einen unscheinbaren Alten, nett aus sehenden Mann gesehen hat, der aus dem Job-Center von der Polizei abgeführt wurde. Später erfuhr sie daß dieser mit einer Axt auf Sachbearbeiter losgegangen sein soll. Auch wurden Christy Schwundeck und andere Vorfälle thematisiert. Das die "vermeintlichen" Täter aber die eigentlichen "Opfer" sind, da oft lebensnbotwendige Operationen (Panzermine im Sozialgericht) oder 100 Prozentige Kürzungen vorhergingen und es bewusst darauf von den Arbeitsagenturen darauf angelegt wird die Situationen zu eskalieren um erwerbslose Menschen im Nachhinein zu dämonisieren und zu verteufeln.

Gefängnis

Situation der Gefangenen in den deutschen Knästen wurde angeführt es gebe momentan 62 348 Gefangene und daß die meisten "soziale Gefangene" seien, die hauptsächlich wegen Eigentumsdelikten säßen. Ein Drittel säße wegen Schwarzfahrens in (Berlin-)Plötzensee ein [siehe aktuelle Richterdiskussion]. Nur 4% seien Frauen.

Fast 40 Prozent der Gefangenen seien in Abschiebeknästen. Es wurde Isolationshaft (Folter), Arbeitszwang, Bestrafung und die "Gefügigmachung zur Verwertung" also Resozialisierung. Das wichtigste sei die Angst die dadurch erzeugt würde.

Vom Bund sei 6,77 Euro am Tag für das Essen festgeschrieben, beispielsweise werden in Sehnde werden aber nur Rund 2 Euro ausgegeben. Dadurch ist der meistens aus dem Knastladen benötigte zukauf überteuert.

Der Arbeitszwang dient nicht der Resozialisierung, sondern der Profitmaximierung. Teilweise haben die Gefangenen die Arbeiter sind eine schlechtere Ernährung als jene im Knast, wie Werner Braeuner berichtete.

Es gebe sehr viele individuelle Hungerstreiks die nie öffentlich bekannt werden, teilweise wurden politische Hungerstreiks auch schon von sozialen Gefangenen unterstützt in deutschen Knästen.

Über Person Werner Bräuners / Besuche des Selbigen

Der Referent berichtete das er in einer Recherche Werner Braeuner gefunden hätte, ihn daraufhin angeschrieben hätte und seit dem regelmäßig besucht.

Sie hätten eine ähnliche Biografie und zwar die Generation deren Väter bei der Wehrmacht, oder Flaghelfer, waren. Die Jugend verbrachte Werner Bräuner im Ruhrgebiet in kleinbürgerlichen/proletarischen Verhältnissen. Die damals prägende Ideologie in den 60iger Jahren war ja: "Unsereins kann sowieso nichts machen."

Durch den wirtschaftlichen Aufschwung wurden laut Werner "Aus geselligen Untertanen einsame Konsumenten". Es sei die sogenannte "Ford-Capri-Generation" die ganz schnell anfing über "den Faschismus zu schweigen" und die "ehemaligen Ketzer seien die fanatischsten Gläubigen" und das sich dieser Untertanengeist auf die Sozialdemokraten übertragen hätte.

Werner Redebeitrag

War im Wesentlichen aus dem Freitag-Abend-Interview vom 30.Mai 2011 woraufhin relativ zeitnah wahrscheinlich die Umschlußzeiten für alle "Nichtarbeitenden" Gefangenen geändert wurden, so dass diese kaum noch auf die arbeitenden Gefangenen treffen würden.

Briefe und Diskussion

Es wurden Briefe verlesen und eine Diskussion geführt. Z.B. Nachfragen über die Politisierung Werners und auch über das Todesfasten. Da geht es nämlich eben darum für das Leben zu streiken und notfalls auch das Eigene Leben im Revolutionären Klassenkampf einzusetzen um zu überleben. Da war interessanter Weise eine große Übereinstimmung bei allen Beteiligten.
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Ergänzungen

Schreibt Werner Briefe / Postkarten

Soli-Gruppe 12.06.2011 - 16:56
Werner Braeuner
JVA Sehnde
Schnedebruch 8
31319 Sehnde

Die Post braucht immer so 2 Tage, schreibt ihm doch mal...

Kundgebung vor Job-Center Neukölln!

Demonstrant 12.06.2011 - 16:59
Am Dienstag, den 14.06.2011 um 10 Uhr findet eine Kundgebung vor dem Job-Center in Berlin-Neukölln statt. Dieses ist in der Mainzer Straße 27 (Nicht zu verwechseln mit der Mainzer Straße in Berlin-Friedrichshain) statt.

Veranstaltung in Hannover

Veranstalter 12.06.2011 - 17:23
Eine Veranstaltung zu Werner Braeuner findet am Montag, den 20.Juni um 20 Uhr im UJZ Kornstrasse 28, 30167 Hannover, statt.

Werner ist kein Mörder

der Verteidiger im Klassenkrieg 12.06.2011 - 19:49
@fasfasf

Jemandes als Mörder zu bezeichnen ohne die näheren Beweggründe einer Tötung zu analysieren is verlogen, so würden die selben Leute die Polizistin die Christy Schwundek erschossen hat niemals als Mörderin bezeichnen. Armselige Heuchler! Aber trotzdem habt ihr das Thema verfehlt weil es um einen Hungerstreik für die Verbesserung von allgemeinen Haftbedingungen geht. So ist ein direkter Erfolg des Hungerstreiks Werner Braeuners daß die anderen Gefangenen üppigere Mahlzeiten mit Speckwürfeln und gutem Fleisch kriegen.

Er will doch NUR die 6,77 Euro die ihm per Gesetz zur Verpflegung zustehen, ausgezahlt kriegen und im Haftanstalt eigenen überteuerten Laden ausgeben um sich selbst zu beköstigen! Von Selbstbestimmter Ernährung kann auch hier keine Rede sein. Selbst heute müssen Häftlinge ergänzende Nahrung dort beschaffen. Die Kohle bleibt also in deren System. Die Haftanstalt hat Angst dieses Druckmittel zu verlieren und geht selber über Leichen. Doch auch hier würde fasfasf niemals die Verantwortung an die Knastleitung oder Wärter geben, sondern auch hier immer den Betroffenen, der kein Mittel zur Selbstverteidigung hat ausser Hungerstreik. Schämt euch was!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

fasfasf

sfsdfs 12.06.2011 - 19:17
Solidarität mit einem Mörder?
Nein
Der Mann braucht Unterstützung um seine Tat zu reflektieren und jemand der ihn auffängt.

Die Menschenwürde ist unantasbar!

Menschen 13.06.2011 - 09:18
Wenn an mit einer Axt auf einen Menschen los geht und den Menschen damit tötet, ist das nichts anderes als Mord, egal mit welchem Hintergrund oder gestörten Weltbild.

Sich mit solch einem Menschen zu solidarisieren ist dazu einfach nur krank. Da fehlt mir jedes Verständnis.

Einzelkampf ist kein Klassenkampf

Lenin 13.06.2011 - 11:45
Vor allem wenn Chauvinisten erwerbstätige Arbeiter töten.

Klasse gegen Klasse ist bei euch offensichtlich sehr schnell gegen Alle gegen Alle austauschbar.

Witzfiguren und ihre Komentare

Deutschland halt's Maul! 13.06.2011 - 14:35
So erfrischend das Verständnis einiger Berliner_innen für Solidarität mit Gefangenen ist, so trübe kommen mir "linke Auseinandersetzungen" in der Indymedia Ergänzungsfunktion vor.

Warum ist Werner ein Mörder? Weil er den Direktor eines Arbeitsamtes so schwer angegriffen hat, dass dieser seinen Verletzungen erlag? Ein Nazi bekommt dafür in diesem Land höchstens Todschlag. Bullen, wie der Berliner LKA Mann, der Dennis J. durchsiebte, erhalten Bewährung.

Herr Lenin übersieht mal ganz undialektisch das strukturelle Gewaltverhältnis. Bestimmt erklärt er uns diesen kleinen "Nebenwiderspruch" bald an dieser Stelle. Oder hat er jetzt schon Dienstschluß? Oder ist er gar wirklich Psychologe und erklärt uns so die Welt?

Solidarität und Freiheit bedeuten nicht, dass ich in allem 100% mit jemand anderes übereinstimme. Konsens bedeutet, dass mit gemeinsamen Beschlüssen alle umgehen können.

Ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn Werner Braeuner knapp 7€ täglich ausgezahlt bekäme, um sich selbst Essen zu kaufen. Und ich verstehe, dass einem im Knast irgendwann kein anderes Mittel mehr bleibt.

Mal ehrlich, lasst euch alle bessere Ausreden einfallen, um eure Solidarität mit Leuten zu verweigern, die nicht in euren Kneipen oder auf euren Partys gesoffen haben. Für eine befreite Gesellschaft brauchen wir nicht in Kleinstsekten zu warten, bis alle anderen unserer Meinung sind, sondern müssen auch mal über unseren Tellerrand schauen.

interessanter Bericht

Leserin 13.06.2011 - 19:47
Danke für diesen ausführlichen Bericht. Er regt zu Diskussionen an. Frage mich, wann die meisten Linken endlich mal ihre Angst vor dem Thema Knast überwinden und anfangen, sich damit auseinander zu setzen?

Solidarität mit Gefangenen wird meistens nur von direkten Angehörigen geleistet. Es gibt nur sehr wenig grundsätzliche Anti-Repressionsarbeit. Wenn es uns öfter gelänge, durch Unterstützung von außen Knastkämpfe erfolgreich zu unterstützen, hätten wir dem Staat viel von seinem Drohszeanrio genommen.

Ich hoffe, Werner Braeuner überlebt die derzeitige Lethargie.