Uni-Blatt bietet Rechtsextremen ein Forum

Antifa H 08.06.2011 21:03 Themen: Antifa Bildung Kultur Medien
Die Zeitschrift "Saitensprung" (Herausgeber: Hochschule efür Musik, Theater und Medien, Hanover!) bietet in ihrer heute erschienen Ausgabe dem Neonazi-Musiker Frank K. der rechtsextremen Band "Sathlgewitter" über mehrere Seiten ein Podium, seine menschenvrachtende Ideologie zu verbreiten. ( http://www.ijk.hmtm-hannover.de/fileadmin/www.ijk/pdf/saitensprung/Saitensprung_3.pdf)
In einem Interview doziert K: "Einst linke Domänen wie soziale Gerechtigkeit werden heute von nationalistischen Parteien viel glaubhafter vertreten. Begrenzte finanzielle Ressourcen können immer nur einer begrenzten Gruppe von Menschen zur Verfügung stehen." und schwadroniert weiter: "In der Diskussion um die Integration ist auch nicht der asiatische Kommilitone das Thema, sondern ein überproportionaler Anteil von Fremden an Gewaltdelikten, Rauschgifthandel und Vergewaltigung. Daraus resultieren Gefängnissen mit 70 bis 80 % nichtdeutschen Insassen. Ein seltsames Verhalten für Menschen, die in ihren Heimatländern um ihr Leben fürchten und hier die Möglichkeit haben, in Frieden zu leben."

Wie in Neonazikreisen üblich, dürfen natürlich auch krude Verschwörungstheorien nicht fehlen. K.s Ansicht nach "lud der türkische Ministerpräsident Erdogan 1500 Auslandstürken in die Heimat ein. Seine an sie gerichtete Botschaft: Im Ausland lebende Türken sollten die Staatsbürgerschaft ihrer neuen Heimat annehmen, aber nicht in erster Linie, um sich dort zu integrieren, sondern um politisch aktiv zu werden. Dreimal dürfen sie raten, für wessen Interessen sie sich politisch engagieren sollen. Interessant ist es auch, einfach mal unseren ausländischen Freunden zuzuhören. Erdogan vor ein paar Jahren: "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten." So ist das also... Aber zum Glücj weiß NPD-Mitglied K. Rat: "um den Zuzug
unqualifizierter Menschen zu stoppen, die unser Sozialsystem unnötig belasten, gehört der Asylparagraph komplett gestrichen. In Zeiten von Wirtschaftskrisen und Massenarbeitslosigkeit ist solch ein Luxus nicht mehr tragbar. Dann ist Schluss
mit Tischlein deck dich. Wohl aber würde ich diesen Sektor „privatisieren“. Diejenigen, die der Meinung sind, „man müsse diesen armen Menschen doch helfen“, können dies tun. Nämlich indem sie die Fremden in ihrer eigenen Behausung beherbergen und für deren Versorgung
aufkommen müssen."


Die Judenfrage wird natürlich auch behandelt: "Es fließen jedes Jahr hohe Geldsummen an Wiedergutmachung nach Israel, und Atom-U-Boote des Typs Dolphin werden gleich mit verschenkt. Das Holocaust-Mahnmal in Berlin, zu dem Schulklassen hin gekarrt werden, ist 19.000 m² groß. Wie ist dies zu bezeichnen, wenn nicht als perfider Schuldkult."

"Schuldkult" ist natürlich total pfui und deshalb handeln die Texte von Stahlgewitter "einem Lebensgefühl wider den Zeitgeist, von Selbstachtung und dass es noch etwas anderes gibt als einen menschenunwürdigen Schuldkult. Vom Widerstand gegen eine Besatzung durch Zivilokkupanten und Fremdbestimmung durch multinationale Logen und Vereine."

Wie es dazu kommen konnte, daß derartiges auf staatskosten verbreitet wird, wird in der nächsten Zeit zu klären sein. Derzeit wird ein Schreiben an die Hochschulleitung und den Zentralrat der Juden vorbereitet, um hoffentlich Licht in die Angelegenheit zu bringen.

Für uns gilt weiterhin: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Kein Podium für menschenverachtende Idologien! Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit!
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Ergänzungen

Au Weia!

setzen sechs! 08.06.2011 - 22:41
Au Weia. Aber so sind sie halt, die Studizeitungen. Wenn mensch gerne mal auf pluralistisch und tolerant (auch gegenüber Intoleranten) macht, und die großen Skandale (schlechtes Essen in der Mensa) versucht aufzudecken. Im Eingang nimt sich die Zeitung ja noch vor, den Typen kritisch hinterfragen zu wollen. Aber dann wird sie einfach nur zum Stichwortgeber für seine Rechten Parolen. Nichts mit kritisch hinterfragen.

An der HU Berlin gibt es auch so eine Studizeitung, die regelmäßig mit solchem und anderem Schwachsinn von sich reden macht (unaufgefordert). Sie hat es geschafft 2008 einen "Offenen Brief" eines Professors auf einer A4-Seite vollkommen unkommentiert zu drucken, weil er ja "für sich selbst stehe". Darin waren viele sexistische Beleidigungen gegenüber einer Studentin, die auch noch namentlich erähnt wurde. Als das dann die verfasste Studierendenschaft, die damals noch Herausgeber_in dieses Schmutzheftchens war, verlangt hat, das von der Homepage zu nehmen, hats Zensurvorwürfe gehagelt. Aber so sind sie , die karrieregeilen Jungjournalist_innen (nicht alle, nur die karrieregeilen). Immer schön die Tabus brechen, damit mensch ja auch so avangardistisch ist.

Der Zentralrat der Juden kann einfach eine größere Öffentlichkeit für derlei gebahren schaffen, als Studis. Deshalb gibt es vielleicht ein Schreiben dahin.

Warum der Aufschrei?

Colbert 09.06.2011 - 00:05
Habe gerade mal den Artikel gelesen und verstehe den dafür auf indy verfassten Post nicht... der Trottel entlarvt sich doch selbst als Antihumanist. Besonders ungemütliche Fragen lässt er unbeantwortet und ansonsten kommt das übliche Naziblabla - Gutmenschen, Systempresse, Schuldkult *gähn* Darüber kann in meinen Augen auch der einigermaßen niveauvolle Stil des Nazischreibs nicht hinwegtäuschen, auf welchen im Endeffekt eh nur die Trottelhauptschulfraktion reinfällt - und sicherlich keine "Akademiker", welche ja wohl den Großtteil der Leserschaft ausmachen. Insgesamt eine schöne Vorführung der abartigen Ideologie eines Nazis - also wo liegt das Problem?

@Colbert

Vollbärt 09.06.2011 - 12:10
1. Du hast Recht, wenn du schreibst, dass die meisten Studenten nicht auf so einen menschenverachtenden, ausweichenden, realitätsverklärenden Mist reinfallen. Allerdings ist es meine Erfahrung, dass man Studenten nicht per se als "Mitdenker" oder "Aufgeklärte" bezeichnen kann. Auch im universitären Umfeld gibt es unreflektierte Idioten, die vielleicht bei der ein oder anderen Äußerung im Stillen zustimmen.

2. Rechtsextremen/-populisten darf keine Plattform für ihre menschenverachtende Ideologie gegeben werden; egal ob in einer Studizeitung, in Parlamenten, auf Demos oder sonst wo. Klar muss man immer wieder mit Leuten diskutieren, die anderer Meinung sind, als man selbst. Allerdings sind die Ausführungen des Intervieweten keine Meinung sondern ein Verbrechen bzw. menschenverachtendes, rassistisches, unlogisches Geplänkel, das in keinster Weise Berechtigung hat publiziert zu werden.

Es wäre ähnlich eine Nazi-Demo einfach ziehen zu lassen und zu sagen "Böse, böse was ihr da sagt; aber egal, macht mal weiter so". Die kritischen Einwände des Interviewers sind, wie schon oben erwähnt, ziemlich zurückhaltend...

Interessant wäre eine Stellungnahme des Autors/der Zeitung. Es ist ehrenwert sich mit "anderen Meinungen" zu befassen (was evtl. die Motivation der Zeitung war). Rechtsextremen eine Plattform zu bieten ist allerdings fahrlässig und nicht logisch.

extremismusbalbla

egal 09.06.2011 - 12:28
ganz abgesehen davon ist es zum teil eklig wie der interviewer immer wieder auf die gleichschaltung von links und rechts anspielt.
dazu kommt noch das der folgende artikel linken punk behandelt und so (wenn auch wahrscheinlich unbewusst) eben jene extremismusthese weiter untermauert.
vielleicht sollten menschen an der uni H. wirklich mal eine um eine stellungnahme der zeitung bitten.
obwohl es ja etlichen journalist*innen erfolgreich gelungen ist nazis zu interviewen und sie vorzuführen. falls das in dem fall beabsichtigt war ist es gründlich misslungen

mit so einem beitrag...

klausine 09.06.2011 - 13:05
...kann sich so ein blatt doch nur in die scheiße reiten. selbst wenn angeblich der anspruch ist, wie in der "präambel" zu lesen ist, solchen leuten kein forum zur selbstdarstellung zu bieten, kann das in der summe ausschließlich positiv für das image des interviewten enden.
natürlich ist es einfach, sein intellektuelles gebrabbel als widerlich zu entlarven, wenn mensch sich damit auseinandersetzt. die menschen, die das tun, werden aber wahrscheinlich schon vor dem lesen dieses interviews eine meinung zum thema gehabt haben. der rest kann sich entweder "einfach nur so", aus "gutbürgerlicher"/"verfassungstreuer"/"linker"/wasauchimmer haltung heraus dagegen stellen (was schon schlimm genug wäre), oder kann sich von der menschenverachtenden rhetorik einlullen lassen.

das interview von redaktionsseite aus danach kritisch zu kommentieren, würde herrn kraemer in die hände spielen (siehe plakat "selber denken, nicht denken lassen"... damit brüstet mensch sich ja rechts). so hat er dann das letzte wort, es steht meinung gegen meinung, die lesenden können zwischen zwei gleichwertigen ansichten entscheiden.

was die red zur schadensbegrenzung noch wenigstens hätte machen können (müssen), wäre auf seine "fakten" einzugehen. da wird u.a. als wissenschaftliches faktum dargestellt, "dass z.B. Schwarze, Asiaten und Europäer [...] ganz andere biologische und charakterliche Eigenarten mitbringen. Dies ist eine wertfreie Feststellung und leicht nachzuvollziehen."
(da kann mir hr. kraemer gerne wissenschaftliche paper schicken, die seine verqueren ansichten stützen... :D) aber nein, das bleibt dann so stehen. ist ja kein wissenschaftliches blatt, sondern ein kulturelles. was soll da eine auseinandersetzung mit der realität...

genetische Unterschiede

(muss ausgefüllt werden) 09.06.2011 - 23:23
Zu dem im Interview genannten wissenschaftlichen Beweisen, dass es genetische Unterschiede zwischen Asiaten Afrikanern Europärern usw. gäbe. Hier mal eine sehr interessante Info die man gar nicht häufig genug erwähnen kann:

Es gibt natürlich genetische Unterschiede zwischen Menschen (sofern es keine ee.-Zwillinge sind). Die Unterschiede zwischen den Populationen sind aber genetisch extrem gering. "Mein [deutscher] Nachbar wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach von mir erheblich stärker genetisch unterscheiden als der Durchschnittsdeutsche vom Durchschnittschinesen." (Asendorpf, Psychologie der Persönnlichkeit. S.443.Heidelberg, 2007)

Wäre schön gewesen, wenn sich die InterviewerInnen vorher ein wenig stärker mit der Thematik auseinandergesetzt haben anstatt einfach mal einen Rechtsextremen einzuladen.

Wahrnehmung unter Gleichen

Red Snapper 10.06.2011 - 01:47
Auf Altermedia wird das Interview als große herausragende Leistung abgefeiert,
da muss man sich wohl in nächster Zeit keine Sorgen machen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

aha — sebastian wurster

@colbert — akademiker

Krude? — Krude!

Stargate — JUDith

Hanover - Hannover — Guelsum

An Akademiker — BWLer