Rostock: Kein schöner Tag für Danny B.

Lt. Aldo Rain 07.06.2011 18:45 Themen: Antifa
Noch am Wochenende strahlte der Himmel blau und die Sonne schien. Vielleicht versuchte auch Danny seinen Körper farblich an seine Gesinnung anzupassen. Wir wissen es nicht. Sicher ist jedoch, dass am Dienstagmorgen über Rostock und Danny dunkle Regenwolken auftauchten. Mehrere Hundert verteilte Flyer informierten Anwohner und Kollegen über die braunen Umtriebe des Danny B.
Sowohl an seinem Wohnort, einem Neubaublock in Rostock-Evershagen, als auch an seiner Arbeitsstelle der Metall- und Anlagenbau Nord GmbH tauchten Flugblätter auf, die ein wenig mehr über Danny erzählen , als ihm persönlich lieb sein dürfte. Der 22-jährige Neonazi ist bereits seit einigen Jahren Aktivist in der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung 'Nationale Sozialisten Rostock' (NSR). Diese fällt immer wieder durch Farbschmiereien auf. Auch ein Zusammenhang zu Angriffen auf Bürgerbüros demokratischer Parteien wird immer wieder hergestellt, tauchten doch im Kontext solcher Übergriffe Schmierereien der 'NSR' in unmittelbarer Tatortnähe auf. Die 'NSR' gehört zum Spektrum der so genannten 'autonomen Nationalisten'. Einer militanten und subkulturell orientierten Bewegung, die versucht linken Lifestyle und Aktionsformen zu kopieren und mit neonazistischen Inhalten zu füllen. Dabei ist die 'NSR' eng mit der NPD in Mecklenburg-Vorpommern verbandelt und arbeitet vor allem mit der Jugendorganisation der NPD, der JN (Junge Nationaldemokraten) zusammen. Bemerkenswert ist, dass die rechte Szene in MV aggressiv wie kaum eine andere auftritt. So fährt nicht nur die Landtagsfraktion einen wesentlich radikaleren Kurs als die Kameraden der NPD in Sachsen. Auch werden auf dem parteinahen Internetportal 'MuPInfo' regelmäßig Übergriffe gegen bürgerliche Parteien und andere Gegner höhnisch kommentiert.

Auf der Webpräsenz der 'NSR' geht es zuweilen etwas gesitteter zu. Hier übt man sich in ideologischer Festigung und Selbstversicherung der eigenen Positionen. Ein Umstand, der der Gruppe im Verfassungsschutzbericht die Etikettierung 'ideologisch gefestigte Gruppierung' einbrachte. Letztlich kann jedoch nur angenommen werden, wie weit die Verblendung bereits fortgeschritten ist. Mit einer gewissen Belustigung erinnern sich viele an eine Diskussion zum Thema 'Weltanschauung und Ideologie' auf der Seite. Nachdem 'kritische Kameraden' erläuterten, dass in einem Text der NSR deutlich würde, warum deren Sicht auf die Welt alle Merkmale einer Ideologie aufweise und nicht wie im Text behauptet, alles andere Ideologie sei, bemerkten die Kameraden wohl doch die eigenen argumentativen Unzulänglichkeiten und die Diskussion wurde kurzerhand gelöscht. Ahnungslos und gewaltbereit. Eine gefährliche Kombination, wie sich auch an Danny B. zeigt.

Am 5. März 2011 wurden Journalisten des NDR in Teterow aus einem Demonstrationszug von Neonazis angegriffen. Teilnehmer der Demonstration war auch Danny. Der reisefreudige Kader, der auch anlässlich des Jahrestages der Bombardierung der sächsischen Landeshauptstadt in Dresden zugegen war, fiel bei weitem nicht zum ersten Mal durch gewalttätiges Verhalten auf. Schon im Jahr 2008 war Danny an vorderster Front dabei, als sich mehrere Dutzend Neonazis Schlägereien mit der Polizei lieferten. Diese wollte eine als Geburtstagsparty getarnte Neonazifeier auflösen. Flaschen und Bierbänke flogen auf die eingesetzten Beamten. Danny wurde daraufhin in diesem Frühjahr zu einer Freiheitsstrafe von 24 Monaten verurteilt. Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, muss sich ein Unternehmen fragen lassen, ob es die richtige Strategie ist, militante vorbestrafte Gewalttäter in Lohn und Brot zu bringen. Wie es aus gewöhnlich gut informierten Kreisen verlautet, behalten sich Antifaschisten ausdrücklich vor, mit diesen Informationen Kunden und Geschäftspartner vertraut zu machen.

Dieses Outing gehört zu einer Reihe ähnlicher Aktionen, die in Rostock und Umgebung in letzter Zeit verstärkt aufgetreten sind. Denn wer für eine menschenverachtende Ideologie eintritt, der soll dies nicht aus dem Verborgenen heraus tun. Anwohner und Mitarbeiter haben ein Recht darauf zu erfahren, dass Danny einem gewaltbereiten Zirkel von Neonazis angehört, dessen Ziel die Errichtung einer national-'sozialistischen' Gewaltherrschaft ist.


Autonome Antifas aus Rostock
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Ergänzungen

rethorisch...

...ungeschickt... 08.06.2011 - 01:05
wenn hier von einer "als Geburtstagsfeier getarnten" Faschoparty geschrieben wird, denn: Auch der Nazi hat mal Geburtstag und das Bedürfnis den zu feiern. Es spricht ja nun nix dagegen auch solche Geburtstage zum Anlass des Angriffs zu nehmen, aber: Wer Nazis unterstellt, sie würden nie etwas feiern sondern ihre Zusammenkünfte stets lediglich als Feier tarnen bedient sich einer Faschomethode: Den Gegner entmenschlichen, ihn auf seine Eigenschaft als Gegner reduzieren. Damit tun wir uns nicht nur als Linke keinen Gefallen, wir spielen damit den Rechten in die Hände. Denn jeder kleine Mitläufer der auf der Party war wird sich erinnern: der Egon hatte aber echt Geburtstag! Und wir haben garkein Haus angezündet! Diese Linken machen echt aus jeder Party n Politevent!
... Und schwups, sind wir die Doofen die nie den Menschen im Anderen sehen.
Natürlich gilt es dennoch vor solchen Partys alle zu warnen, die ihr Opfer werden könnten, wenn wirs vorher wissen oder sogar einzuschreiten, wenn möglich. Ist dann aber eher sonne Art List: Den Nazis dann auf die Pelle rücken wenn sie sich sicher fühlen. Oder von mir aus die Bullen hinschicken.
Ansonsten Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Aktion!

@Antifas aus Rostock

Vorschläge zur Güte 08.06.2011 - 01:10
Liebe Rostocker Antifas,

ihr macht eine wirklich gute Arbeit bei euch im hohen Norden. Auch das Outing hat mt Sicherheit gesessen. Aber zu eurem Text kann ich mir ein paar kritische Anmerkungen nicht verkneifen:

Ihr schreibt: "Der 22-jährige Neonazi ist bereits seit einigen Jahren Aktivist in der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung 'Nationale Sozialisten Rostock' (NSR)."

Wenn ihr euch direkt auf den bundesdeutschen Geheimdienst und seine Einschätzungen beruft, legitimiert ihr damit auch seine Existenz, sowie das Konzept, das seiner Einschätzung zu Grunde liegt. Und das ist nunmal die Extremismustheorie, mit der wir Antifas in letzter Zeit selbst genug zu kämpfen haben.

Weiter schreibt ihr: "Der reisefreudige Kader, der auch anlässlich des Jahrestages der Bombardierung der sächsischen Landeshauptstadt in Dresden zugegen war, fiel bei weitem nicht zum ersten Mal durch gewalttätiges Verhalten auf."

Das Wort "Kader" beschreibt einen besonders wichtigen Aktivisten, der Demonstrationen, Veranstaltungen und Konzerte organisiert, neue Gruppen aus dem Boden stampft und in der Lage ist andere Menschen ideologisch zu indoktrinieren. Offensichtlich machen sich viele Antifas darüber heutzutage keine Gedanken und bezeichen sofort jeden Hampelmann, der zwei, drei Mal aus Demos auftaucht als "Kader", sobald sie dessen Namen heraus gefunden haben. Gehört dieser Danny also tatsächlich zu den Führungspersonen der Rostocker Szene, oder ist er doch nur ein einfacher Aktivist, der sich bei den richtigen "Kadern" über Gewalttaten zu beweisen sucht?

"Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, muss sich ein Unternehmen fragen lassen, ob es die richtige Strategie ist, militante vorbestrafte Gewalttäter in Lohn und Brot zu bringen."

Auch hier wird von euch implizit etwas legitimiert, das die meisten Antifas wohl eigentlich ablehnen. Nämlich der bürgerliche Staat und seine Rechtsprechung. Warum sollten Linksradikale ein Problem damit haben, wenn "vorbestrafte Gewalttäter" in irgendeinem Unternehmen eingestellt werden? Auch in den Reihen der Antifa gibt es haufenweise "vorbestrafte Gewalttäter", sollen die auch alle keine Jobs mehr finden?! Zudem wurde das Wort "militant" irgendwann einmal von der Linken benutzt um eine sprachliche Abgrenzung der eigenen politischen, direkten Aktionen gegenüber der repressiven Gewalt von Staat und Nazischweinen zu schaffen. Demnach wäre ein "militanter" Nazi ein Widerspruch in sich.

Aber wie bereits geschrieben. Das sind nur ein paar Anregungen sich weitere Gedanken zu machen. Der Aktion tut das im großen und ganzen natürlich keinen Abbruch. Macht weiter so und lasst euch nicht unterkriegen!

@vorschläge zur Güte

Mecki 08.06.2011 - 10:16
Tolle Vorschläge. Leider völlig unbrauchbar.
- Der VS wird nicht legitimiert. Hier wird sich höchstens auf eine außerszenische Einschätzung bezogen, um den Wirkungsgrad der besprochenen Gruppe zu beleuchten.
- Kader kann auch bedeuten, dass er zum harten Kern einer Gruppe gehört und damit Mitläufer-Potential zieht, also eben auch eine Art von moralischer Führungsrolle einnimmt.
- Willst du rechte und linke Straftaten gleichsetzen? Wenn ein "bürgerliches" Gericht, den Typen verurteilt, weil er gegen gesellschaftliche Prinzipien verstoßen hat, dann ist das eine feine Sache. Wogegen bist du? Bürgerliche Gesellschaft oder Rechtsprechung im Allgemeinen??
- Militant als linkes Wort zu bezeichnen ist nun wirklich der Lächerlichkeit Krönung.

Komm mal aus deinem autonomen Kindergarten raus und schnupper ein bisschen Realität! Würde dir gut tun.

@mecki

hh 08.06.2011 - 13:36
Sich auf den VS zu beziehen um seinen Inhalten gegenüber einem bürgerlichen Spektrum den Anschein von größerer Glaubwürdigkeit zu verleihen, ist nun wirklich nicht nötig und der falsche Weg. Wozu gibts Antifa Recherche? Das sollte reichen! Da hat der VS doch auch einen großen Teil seiner Informationen geklaut.

@hh

Mecki 08.06.2011 - 15:00
Wie ich bereits schrieb, wird hier mit dem Verweis auf den VS nicht der eigene Inhalt glaubwürdiger gemacht, sondern darauf hingewiesen welch hohe Wellen diese Gruppe bereits geschlagen hat; sprich: dass hier keine kleine Futzel-Gruppe aktiv ist, sondern dass diese Leute gefährlich genug sind, dass sich der Staat bereits für sie interessiert. Let's face it: Nicht jeder dahergelaufene Nazi ist ein Sicherheitsproblem.

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