"Diese Leute sind keine Anarchisten"

βρυκόλακας 19.05.2011 19:36 Themen: Blogwire Medien Militarismus Soziale Kämpfe Weltweit
Angeblich als Reaktion auf die feigen Bullenattacken vom 11.5.11 gab es einen Angriff mit Molotoff-Cocktails auf eine Bullenwache in Eksarchia. Dabei gab es drei schwerverletzte Unbeteiligte!
Während einer der Verletzten immernoch mit dem Leben ringt, versucht Anarchy Press das Ganze einzuordnen und nennt diese Form der Gewalt "parastaatlich", unabhängig davon, wer dahinter steckt, weil das letztlich egal sei und es nur auf das Resultat ankommt. Vorallem fällt dabei auf, daß die Empörung über den Bullenterror und die "Athener Kristalltage und -nächte" einem Entsetzen weicht, das kaum noch Platz für Sorgen um einen weiteren Menschen lässt, der um sein Leben kämpft: Iannis Kafkas.
Anarchy Press stellt diesen Anschlag in eine Reihe mit den Brandanschlägen auf die Yanus-Buchhandlung und die Marfin-Bank am 5.5.10 mit drei Toten.
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Angriffe auf Bullenwachen gibt es in Athen öfter, allerdings kaum tagsüber und in direkter Nähe zu einem samstäglichen Flohmarkt im eigenen Kiez. Bisher sieht es so aus, als ob eine größere Gruppe von Vermummten diesen Markt bewußt für einen Rückzug mit einkalkuliert hatte: a.) die Bullen kommen nicht hinterher und b.) werden sie den ganzen Markt mit Tränengas einnebeln.
Ein verfolgendes Bullenmotorrad wird aus dem Markt raus mit einem Molli beworfen, das rumschlittert und einen Stand einreisst. Planen des Standes fangen Feuer und sorgen dafür das schliesslich der Motorradtank explodiert, eine Blumenhändlerin erleidet Verbrennungen und ein ihr beim Löschen helfen wollender Bauer, der dort auch am arbeiten war, erleidet schwerste Brandverletzungen und kämpft immernoch um sein Leben; ein Marktbesucher erleidet weitere Brandverletzungen.
Anarchy Press - eine der am längsten existierenden Gruppen - fordert indirekt eine Bekenntnis, bzw. fragt "Hat sich jemand verantwortlich erklärt?" Jetzt oder damals wegen Marfin?
In der Marfin-Bank in der Stadioustraße 23 erstickten während einer riesigen Generalstreiksdemo drei Bankangestellte, kurz zuvor wurde versucht die Janus-Buchhandlung gegenüber in der Nummer 20 anzustecken, auch beim Basar in der Aioloustrasse sollte es brennen und selbst Anarchisten, die die Angriffe zu verhindern suchten, wurden attackiert und verletzt.
Das Resultat der Toten damals ist bekannt, der Effekt einer der größten Demonstrationen seit der Juntazeit löste sich quasi im Nichts der Resignation auf, weil es das Ganze nicht wert scheinen lässt und die "Bewegung" geriet zunehmend in die Defensive.
Pünktlich zum Generalstreik am 11.5.11 präsentierte die Justiz Verdächtige, Chancen in einem Prozess stünden schlecht, weil sie vermummt waren und Handschuhe anhatten, das alte Klischee von den "bekannten Unbekannten" bekam neue Nahrung und irgendwie entbehren die späteren faschistischen Angriffe auf besetzte Häuser quasi als Nebenprodukt der rassistischen Pogrome auch nicht einer gewissen (perversen) Logik.
Ohne diesem Anschlag stände die anarchistische Bewegung weit weniger mit dem Rücken zur Wand, selbst wenn er nicht von Anarchisten verübt worden sein sollte. Fragen und Zweifel gehen sehr tief, aber wer sich noch einmal über die Schwülstigkeit von Losungen wie "Ehre dem Lambros Fountas" aufregt, dem sei gesagt, daß Lambro so'n Scheiß nicht gemacht hätte und es scheinbar doch so etwas wie "Ehre" gibt; im Vergleich zu antisozialer Gewalt auf jeden Fall.

 http://www.anarchypress.gr/
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Ergänzungen

So billig kommt ihr nicht davon

Einer 19.05.2011 - 21:48
Wenn es schief geht, will es keiner gewesen sein, wie immer.
Aber Ihr habt zu diesem Klima beigetragen, ihr habt die Täter ermutigt. ihr tragt eine moralsiche Mitschuld.

add

blume 19.05.2011 - 23:41
false flag aktionen sind nie auszuschließen. so oder so ist es traurig, dass dabei menschen verletzt wurden. hoffen wir die folgen für die verletzten werden nicht noch schlimmer.

Wer is'n "IHR"?

du stumpf 20.05.2011 - 01:39
30-40 Leute, die sowas zusammen abziehen, haben keine Eigenverantwortung?
Dann is CNN auch Schuld, weil sie filmen wie'n Molli zufällig nen vor Prügelgeilheit geifernden Bike-Cop trifft - wahrscheinlich noch viel mehr, weil das wird ja wenigstens gesehen; wohingegen das hier eh nur 4,5 Leute lesen, geschweige denn Aktionisten...
Klar ist das Scheisse, aber dann sollen die Bullen nicht friedliche Demonstranten totschlagen und ihren Nazikumpels bei rassistischen und antianarchistischen Pogromen Geleitschutz geben. Eventuell würde auch helfen, wenn die "freie Presse" nicht so sehr an ihre fetten Sportwagen oder Ministerpöstchen denken würde und ihren Job machen würde. Die Schweinereien, die da laufen passen in kein Buch, schlimmer als Spaniens kleine Demokratur und das sind fünf mal soviel Einwohner.
Über irgendwelche "faulen Griechen" hetzen, aber daß mit den Krediten ne Bullen-Diktatur aufgebaut wird, interessiert keinen Arsch.