Leipzig: Rot ist der Mai

AutorIn des Beitrags 14.05.2011 15:57 Themen: Antifa Antirassismus Freiräume Kultur Repression
Die Kampagne "Fence Off" gegen das Leipziger Nazi-Zentrum in der Odermannstraße 8 läuft schon seit drei Monaten - zu kurz für ein Zwischenfazit, aber lang genug, um schon einiges bewegt zu haben. Dieser Artikel fasst zusammen was schon alles im Rahmen der Kampagne passiert ist und was noch folgt.
Die Kampagne legt los - "Kein Tag länger das "nationale Zentrum"!

Los ging es mit einer Eröffnungs-Sponti (Bericht bei Indy) Ende Februar, bei der die Polizei ziemlich ausgetickt ist. Deren Schlagstockeinsatz, der zum Abbruch der Demo führte, aber erst auf Nachbohren von JournalistInnen eingestanden wurde, hatte den Nebeneffekt, die Lokalpresse auf das Anliegen der Kampagne aufmerksam zu machen und das Thema mit (bildlich gesprochen) einem Schlag in die Öffentlichkeit zu bringen.

Daraufhin hat sich "Fence Off" zunächst auf eine Informations-Offensive konzentriert. Dazu gehörten der Ausbau der Kampagnen-Website genauso wie das Verteilen von Infoblättern, das Ansprechen und Sensibilisieren von AkteurInnen der Zivilgesellschaft und das Anleiern einer kontinuierlichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Damit konnte eine öffentliche Debatte angeschoben werden, beispielsweise im Kontext der Berichterstattung der Leipziger Volkszeitung (LVZ) wurde klar Position zum Vorgehen der städtischen Behörden gezogen und sich deutlich abgegrenzt. Auch Veranstaltungen in anderen Städten wurden aufgesucht um für die Kampagne zu werben, wie zum Beispiel in Burg.

Die Kampagne kritisierte zudem die jüngste Repressionswelle sächsischer Behörden gegen antifaschistische Strukturen und solidarisierte sich mit den Betroffenen. Am 12. April wurden im Auftrag des Landeskriminalamtes (LKA) insgesamt 21 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht, am 3.5. gab es eine weitere Razzia gegen ein linkes Wohnprojekt in Dresden. Hintergrund sind Ermittlungen wegen “Bildung krimineller Vereinigungen” nach dem Paragraf 129. In Leipzig fand noch am 12.4. eine Antirepressionsdemo statt, an der sich 600 Menschen beteiligten.

Der 8. Mai wurde als Tag der Befreiung von vielen Menschen gefeiert, so auch in Leipzig, zur "Fête de la Libération" im Conne Island sind am Vorabend mehr als 300 Leute gekommen. Tags darauf ging es nach Lindenau, wo ein Zivilgesellschafts-Bündnis eine Kundgebung auf dem Lindenauer Markt und eine Demonstration durch die Odermannstraße angemeldet hatte. Eigentlich wollte "Fence Off" diese Demo unterstützen, was die VeranstalterInnen aber nicht wollten. Daher wurde nur im kleinen Stil mobilisiert, es waren aber trotzdem viele UnterstützerInnen der Kampagne am Start und haben bei der Demo kurzerhand mit Transparenten einen eigenen Block geformt. Ansonsten wäre diese Veranstaltung wohl ein Schweigemarsch geworden.

Das wäre auch deswegen unangebracht gewesen, weil sich zur selben Zeit in der Odermannstraße ein Dutzend Nazis getroffen hatten. Sie versuchten zunächst recht unbeholfen, die Straße vor dem Grundstück des Nazi-Zentrums zu blockieren, beschränkten sich dann aber auf das Rumstehen auf dem Bürgersteig. Auf der Veranstaltung am Lindenauer Markt verteilte die Gruppe "Antifa Klein-Paris" (AKP) Flugblätter gegen das Nazi-Zentrum und den staatstragenden Antifaschismus. Die Flugis richteten sich gegen das widersprüchliche Handeln der am 8. Mai in Lindenau versammelten LokalpolitikerInnen und RepräsentantInnen der Stadt bis hin zum Oberbürgermeister Burkhard Jung. Es ist übrigens derselbe Jung, der es bis zum Jahr 2000 verantwortet hat, dass das "Kirschberghaus" im Stadtteil Grünau zu einem überregional bekannten Nazi-Treffpunkt und Grünau zum Naziviertel wurde.

Am 13. Mai folgte eine gut besuchte Diskussionsveranstaltung im Westwerk, bei der es um die Möglichkeiten und Grenzen antifaschistischer Kampagnenpolitik ging. Auf dem Podium saßen u.a. VertreterInnen der Leipziger Antifa (LeA), der Berliner Antifa Hohenschönhausen (AH) und ein ehemaliger Redakteur der Zeitschrift "Der Rechte Rand". Wer die Veranstaltung verpasst hat, findet in kürze auf der Website eine komplette Aufzeichnung der Veranstaltung.

Am 21.Mai gibt es in der nähe des Nazizentrums die Kundgebung "Push It To The Limit" (hier findet ihr auch einen Jingle dazu) am Lindenauer Karl-Heine-Platz von 13-21Uhr, bei der es Workshops, Redebeiträge, Live- Musik (Feine Sahne Fischfilet (AFA-Punk mit Trompete)Tapete & Crying Wölf (Rap/Hip Hop), Räuberhöhle (Elektropunk), The Dead Peasants Revolt (Punk aus Kanada), Fireflies (Rap/Rock), The Bayonets (Punk aus Serbien) und vieles mehr geben wird.

Am 21.Mai wird es auch ein Konzert der Nazi-Band "Kategorie C" in Leipzig geben. Es ist mit einem größeren Naziauflauf an dem Tag zu rechnen, denn Leipziger Neonazis sind auch Securitys bei „Kategorie C“-Konzerten, wie zum Beispiel am 12.3.2011 in Moskau. Wo das Konzert in Leipzig ist, wird wohl erst am 21.5. bekannt werden. Auch das letzte Konzert am 13.03.09 in Leipzig konnte nicht verhindert werden (Berichte bei Indy 1 / 2), dennoch besteht immer noch die Möglichkeit für alle AntifaschistInnen am Tag selber tätig zu werden. Die Kundgebung vor dem Veranstaltungsort im Jahre 2009 sollte deutlich gemacht haben, dass sich nicht alle Menschen in Leipzig von Nazis einschüchtern lassen und auch bereit sind, dahin zu gehen wo sie versuchen temporäre Angsträume zu schaffen.

Die nächste Aktion der Kampagne "Fence off" wird es am Sonnabend, 28. Mai. in Form einer Nachttanzdemo (Beats up & Shut Down) im Leipziger Westen geben, die auch durch die Odermannstraße führen wird. Beginn ist 20.30 Uhr an der Angerbrücke.


Die Stadt rührt sich kein Stück

In der Odermannstraße hat sich unterdessen nicht viel getan: Das Bauordnungsamt, das Hinweisen nachgeht, laut denen im Nazi-Zentrum gegen erteilte Nutzungsauflagen und womöglich den genehmigten Bauantrag verstoßen wird, hält sich bedeckt - die Presse bekommt zum Verfahrensstand gar keine Auskünfte, der Stadtrat bisweilen nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es wird nicht erwartet, dass das Bauordnungsamt in absehbarer Zeit irgendwelche konkreten Schritte unternimmt. In Arbeitseifer verfiel diese Behörde zuletzt, um eher alternativ geprägte Partys und Konzerte, beispielsweise im "Superkronik", zu räumen. Für Nazis aber drückt man gerne ein paar Augen zu.

Zwischenzeitlich musste sich auch das Tiefbauamt um die Odermannstraße kümmern und hat dort sogar eine Begehung durchgeführt. Grund ist ein defekter Abwasserschaft auf dem Gelände des Nazi-Zentrums. Weil dieser Schacht mit Bauabfällen zugestopft wurde, können Fäkalien nicht mehr richtig abfließen, sondern werden mittels Gartenschlauch aufs Nachbargrundstück befördert. Offenbar hält die Stadtverwaltung das Problem für gelöst - NachbarInnen klagen aber weiter über den Gestank und erwägen eine Dienstaufsichtsbeschwerde.

Die Kampagne wird weiter an ihren Aktionen festhalten, so lange bist das Nazizentrum Geschichte ist. Es ist nicht nur ein wichtiger Anlaufpunkt für die lokale Naziszene, sondern spielte auch eine überregionale Rolle. Die politische Arbeit, die dort geleistet wird, hat weit über Leipzig hinaus entscheidende Bedeutung für Nazistrukturen: Hier wird deren Nachwuchs geschult und gezielt agitiert. Je nach Anlass fungiert das Nazi-Zentrum als Rückzugsort nach oder Sammelpunkt vor rechten Aktionen – und immer geht es dabei um Propaganda für den Nationalsozialismus. Nach innen ist das Nazi-Zentrum eine Kaderschmiede, nach außen Trutzburg gegen alle Widerstände und ein Versuch der lokalen Verankerung. Hinter dem Zaun werden außerdem interne Treffen von Szene-Kadern abgehalten. Zu einem solchen Treffen von etwa 20 führenden Köpfen kam es beispielsweise am 24. Januar 2010. Dabei wurden Vorbereitungen für den alljährlichen Naziaufmarsch zum 13. Februar in Dresden getroffen und ein „Sicherheitskonzept“ erarbeitet – sowohl um die Gefolgschaft zu disziplinieren, als auch GegendemonstrantInnen fern zu halten. Der aus diesem Treffen hervorgegangene Ordnungsdienst ist mittlerweile bei mehreren bundesweiten Aufmärschen der Freien Kräfte und Veranstaltungen der NPD zum „Einsatz“ gekommen.
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Ergänzungen

Nicht zu vergessen

name 14.05.2011 - 16:16
Nach den jüngsten Razzien gegen Antifas in Sachsen – eine der Hausdurchsuchungen fand in Leipzig statt – setzt die Polizei speziell im Stadtteil Connewitz nun auf Dauerpräsenz. Damit werden AnwohnerInnen genauso eingeschüchtert wie politisch Aktive und schlichte PartygängerInnen.

alles weitere dazu hier:
 http://de.indymedia.org/2011/05/306989.shtml

alles extremisten

weiß der VS 14.05.2011 - 16:54
der Verfassungsschutz meldet sich jetzt in Sachsen auch nach jeder Aktion zu Wort, so heißt es zum 8.Mai in Leipzig:

"Mitglieder der maßgeblich von Autonomen initiierten Kampagne »Fence Off« beteiligten sich am 8. Mai 2011 in Leipzig an der Demonstration eines nicht extremistischen Veranstalters, die sich gegen das rechtsextremistische Treffobjekt Odermannstraße 8 richtete. An der Veranstaltung beteiligten sich ca. 400 Personen, darunter ca. 50 Linksextremisten. Sie stand unter dem Motto »08. Mai 2011 – 66. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus und Krieg – Protesttag gegen das Nazi-Zentrum in Lindenau«.

Während der Demonstration verteilten Angehörige der Kampagne »Fence Off« ein Flugblatt. Demzufolge unterstützen sie die Forderung des nicht extremistischen »Bündnis 8. Mai« nach Schließung des rechtsextremistischen Treffpunktes in der Odermannstraße 8. »Fence Off« kritisiert allerdings die aus ihrer Sicht nur ungenügenden Gegenaktivitäten.

Als der Demonstrationszug die Odermannstraße passiert hatte, kam es zu verbalen Auseinandersetzungen mit Personen aus der Odermannstraße 8."



Auch zum Naziaufmarsch ím Februar in Dresden hat der VS scharfe analysen anzubieten:

10.05.2011 - Bündnispolitik gewaltorientierter Autonomer im Spiegel der Ereignisse vom 19. Februar 2011 in Dresden

Linksextremisten handelten am 19. Februar in Dresden – wie bereits 2010 – im Rahmen eines gemeinsamen Bündnisses mit Nichtextremisten »Nazifrei – Dresden stellt sich quer«.

Diesem Bündnis lag folgender schon für 2010 auf der Internetseite dieses Bündnisses formulierter Aktionskonsens zugrunde:

»Wir leisten zivilen Ungehorsam gegen den Nazimarsch.
Von uns geht dabei keine Eskalation aus.
Unsere Massenblockaden sind Menschenblockaden.
Wir sind solidarisch mit allen, die mit uns das Ziel teilen, den Naziaufmarsch zu verhindern.«

Dieser Aktionskonsens lässt verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu. Der Großteil der nicht extremistischen und Gewalt ablehnenden Demonstranten versteht den Aktionskonsens als einen Aufruf zur Blockade der Aufzugsstrecke der Rechtsextremisten und eine Absage an die Anwendung von Gewalt. Aus Sicht gewaltbereiter Linksextremisten lässt er sich aber auch als Solidaritätserklärung mit denjenigen auslegen, die mit gewalttätigen Mitteln den Aufmarsch der Rechtsextremisten verhindern wollten, sofern dies nur außerhalb der (Menschen-)Blockaden geschieht. Als klare Abgrenzung zur Gewalt wird der Aktionskonsens von diesen Linksextremisten nicht verstanden.

Bereits im Januar 2010 interpretierte eine Sprecherin des von den Autonomen mitgetragenen Bündnisses »Dresden – nazifrei« (veröffentlicht auf der Internetseite des Bündnisses) den Aktionskonsens im letztgenannten Sinne:

»In den beiden Bündnissen (No pasarán und Nazifrei!) gibt es einen klar formulierten Aktionskonsens: Auf den gemeinsamen Blockaden wird von uns keine Eskalation ausgehen. Alles was nicht dem Charakter einer Menschenblockade entspricht, sollte nicht in unmittelbarer Nähe zu den Blockaden stattfinden. Wir sind solidarisch mit allen, die mit uns das Ziel teilen, die Nazis zu stoppen und die dem Naziaufmarsch in Sicht und Hörweite entgegentreten wollen.«

Damit wurde die spätere Vorgehensweise klar beschrieben. Während die (Menschen-) Blockaden friedlich blieben, kam es abseits der Blockaden u. a. auf den An- und Abmarschwegen der Rechtsextremisten zu Gewalttaten.

Zum Zusammenwirken mit Nichtextremisten führte sie aus:

»Innerhalb der Blockaden wird es auch keine Aufteilung nach Spektren geben. (...) Wir wollen keine Spaltung in ›gute‹ und ›böse‹ Protestierende oder in BürgerInnen und KapuzenträgerInnen.«

Daraus wird erkennbar, dass die Solidarisierung im Aktionskonsens nach dem Verständnis der Autonomen gerade auch die Militanten (hier mit »KapuzenträgerInnen« als Synonym für vermummte Gewalttäter umschrieben) umfassen sollte. Militante Aktionen sollten lediglich aus der unmittelbaren Nähe der »Menschenblockaden« verbannt werden. Die autonome Taktik in Situationen wie in Dresden lässt sich öffentlich nachlesen in einem Papier mit dem Titel »Tipps und Tricks für Antifas«. Dort werden zwei Kerntaktiken beschrieben. Die eine besteht in der großen (Bündnis-) Gegendemonstration, mit der man versuche, im Wege einer Massenblockade die Demonstrationsroute des Gegners zu besetzen. Die andere wird als »Kleingruppentaktik« beschrieben.

»Am einfachsten ist es, wenn die Route der Antifademo die der Nazis kreuzt und mensch an diesem Punkt einfach stehenbleibt. Alternativ kann auch versucht werden, mit der eigenen Demo an einem geeigneten Punkt durchzubrechen, um sich gemeinsam auf die Naziroute zu begeben. Außerdem können verschiedene Blockadepunkte auch im Voraus bekanntgegeben werden, wenn mit der eigenen Demo kein rankommen an die Naziroute ist. Allerdings ist es für die Bullen ein Leichtes, diese Blockaden mit Wasserwerfern aufzulösen. Hilfreich ist es dabei, wenn in den ersten Reihen eher bürgerliche Antifaschist_innen stehen, da dann eine solche Blockadeauflösung im Nachhinein nicht so leicht zu rechtfertigen ist, wie wenn der ›Black Bloc‹mal wieder vom Wasserwerfer weggepustet wird. Wenn die Blockaden schon von vorher bekanntgegeben werden, kommt es häufig vor, dass die Nazidemo von den Bullen umgeleitet wird. Deshalb sollte die Blockade zwar vorher geplant werden, aber erste spontan (z. B. auf Flyern, die auf der Demo verteilt werden) öffentlich ankündigen.

Das andere Konzept lässt sich als ›Kleingruppentaktik‹ bezeichnen. Entweder versucht ihr mit eurer Bezugsgruppe möglichst nah an die Naziroute heranzukommen, um euch dort mit anderen Gruppen zu treffen und den Aufmarsch zu stören. Oder ihr versucht in der Umgebung Chaos zu verursachen, sodass die Bullen das Gefahrenpotenzial als so hoch einschätzen, dass sie die Nazidemo nicht mehr schützen können. Es hat sich auch bewährt, einige Tage vor der Nazidemo einen Sperrmülltag anzukündigen, damit ihr am Tag selber genug Material habt, zusammen mit eurer Kleingruppe eine Barrikade zu bauen. Um gut durch Bullensperren zu kommen, ist es nötig, dass ihr unter dem ›kleinen Schwarzen‹ noch etwas Buntes tragt, um nicht aufzufallen und keine Platzverweise zu kassieren. Diese beiden Konzepte schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich im Optimalfall.«

In Dresden wurden am 19. Februar 2011 beide Taktiken kombiniert. Das Ergebnis schildert anschaulich die »Antifaschistische Aktion Nordhausen« auf ihrer Internetseite:

»Seit den frühen Morgenstunden des 19. Februar zogen tausende (autonome) AntifaschistInnen, wie die engagierte Zivilgesellschaft, durch die Südvorstadt. Es wurden Plätze besetzt und blockiert, Kleingruppen verwickelten die überforderten Bullen immer wieder in Auseinandersetzung – Barrikaden wurden gebaut und abgebrannt, bündelten so Einsatzkräfte, die wiederum an anderer Stelle fehlten, wodurch wichtige Punkte in der Südvorstadt besetzt werden konnten. In der direkten Konfrontation konnten wir (autonomen) AntifaschistInnen den Nazis die Angst in’s Gesicht treiben und der Staatsmacht eindrucksvoll (auch wenn nur über kurze Strecken) Paroli bieten.

Wir betrachten unser Agieren in einer Kleingruppe, eingebettet in das Konzept der dezentralen Aktion, und zusammen mit anderen unabhängig agierenden Gruppen, im Zusammenspiel mit den bürgerlichen Blockaden als Wechselspiel, welches es am 19. Februar ermöglicht hat der Staatsmacht zu zeigen – Wir lassen uns nicht verarschen! Wir agieren flexibel und entschlossen und unterwandern eure Strategie der räumlichen Trennung UND den Nazis geben wir ordentlich was auf den Kopf! (…)

Ob brennende Barrikaden oder friedliche Blockaden, zusammen sind wir stark. Also kann für uns derzeit nur lauten:

Autonome AntifaschistInnen und engagierte Zivilgesellschaft gegen die extreme Rechte! – an jedem Ort, auf jeder Ebene, mit ALLEN MITTELN!«

Aus Sicht der Autonomen wurde das Ziel erreicht, dass beide »Spektren« durch den Aktionskonsens sich auf ein gemeinsames Ziel – die Verhinderung des Aufmarsches der Rechtsextremisten – verständigen konnten. Militante Autonome sicherten sich die Solidarität von Nichtextremisten.

In einer Vielzahl von Veröffentlichungen des autonomen Spektrums nach dem 19. Februar 2011 wurde dieses Zusammenwirken ausdrücklich als Erfolgsfaktor hervorgehoben. So z. B. durch

die »Antifaschistische Aktion Hannover«
»In Dresden zeigte sich, dass sich die breiten Menschenblockaden mit militanten Aktionen ergänzen können.«,

die »Antifa AG 17 – Erfurt«
»Letztlich war es die flächendeckende Militanz im Zusammenspiel mit den Blockaden, die den Nazis den Event versaute und 4500 Polizisten sichtlich überforderte.«,

die »Radikale Linke Nürnberg«
»In der Wechselwirkung war es möglich, dass verschiedene Aktionsformen – räumlich getrennt – sich gegenseitig ergänzen. Es muss allen Beteiligten klar sein, dass nur das Zusammenspiel der verschiedenen Aktionen den Erfolg möglich machte. Keine Überforderung der Polizei ohne die militanten Kleingruppen. Keine Handlungspielräume für BarrikadenbauerInnen ohne die Polizeikräfte bindenden Blockaden. Keine Massenblockaden ohne eine breite, transparente Mobilisierung und die Herstellung politischen Drucks.«

und durch die »AK Antifa Mannheim«
»Dass die Blockaden erfolgreich waren, resultierte aus dem Zusammenspiel der unterschiedlichen Aktionsformen der Blockierer_innen. (...) Sitzblockaden, stehende Menschenblockaden, brennende Materialblockaden, offensive Angriffe auf Polizeisperren und die Masse der Menschen in der ganzen Stadt – damit war die Polizeiführung überfordert und konnte die Nazidemonstration nicht durchsetzen.«

Und die »Antifaschistische Aktion Nordhausen« stellte ergänzend fest:
»Doch was für uns und wohl für tausende anderer (autonomen) AntifaschistInnen entscheidend und von Belang sein dürfte: wir konnten die Bullenstrategie unterlaufen und die ebenso verhasste Staatsmacht somit vor erhebliche Probleme stellen. UND genau DAS wiederum führte dazu, dass die Nazis nicht zu ihren Treffpunkten gelangten und schlußendlich nicht marschieren konnten.«



Auch der Jahresbericht zu 2010 ist draußen und oh Wunder, die bösen linken sind jetzt viel schlimmer als die Nazis, weil es mehr Körperverletzungen gibt, dass die jedoch fast nur im Februar in Dresden statt fanden wird nich so hervorgehoben, passt halt nicht in die neue harte Linie des VS gegen Linke.

Demo am 8. Mai

arroganter Klugscheißer 14.05.2011 - 18:25
Als die Demo am 8. Mai am Naziklo in der Odermannstraße vorbei kam, handelte die Polizei absolut kompetent... nicht. Ein paar Meter weiter vorne standen 20 bis 30 unglaublich maskuline Riotcops, die den Weg, welcher hinter dem Haus verläuft, versperrten. Direkt vor dem einladenen Haupteingang, an welchem sich ne Handvoll der üblichen Hauptschulintellektuellen seitens der NPD aufgebaut hatten, konnte ich jedoch gerade mal 6 Polizisten entdecken, die dann aufgrund des etwas dynamischeren verbalen Gedankenaustauschs überfordert waren. Der Rest der Ordnungshüter stand noch hinten rum oder kam erst viel zu spät nach. Da die Nasen filmten und dies einige Gegendemonstranten zum Anlass nahmen, ihre Gesichter zu verdecken, waren die meisten Cops dann auch damit beschäfitgt, den Block der Gegendemonstranten abzufilmen und die Ordner anzuheulen, doch gefälligst was zu machen. Und das gestaltete sich mit einer Handvoll Beamten dann doch eher schwieriger - also nicht gerade ein organisatorisches Meisterwerk, was mir der überforderte Blick einer im Auto sitzenden Polizisten bestätigte. Es kam dann soweit, dass eine "Flanke" des Nazieingangs völlig ungesichert war, welches ein Gegendemonstrant dazu nutze, seine Abneigung mittels körpereigenem Saliva in Richtung eines Nazigesichts kundzutun. Getroffener reagierte aufgrund seiner arischen Überlegenheit mit dümmlichen Grinsen, wandte sich dann aber doch leicht beschämt ab, als er das Ziel spöttischem Gelächter mehrerer Beobachter dieser Szene wurde.
Die Polizei liess es sich abschließend allerdings nicht nehmen, noch einige Gegendemonstranten, die sich aufgrund der filmenden Nazis bedeckt hatten, nach ihren Kontaktdaten zu fragen, um zukünftig gemeinsame Ausflüge besser planen zu können. So kann sich die Polizei wieder einmal zu einem erfolgreichen Einsatz auf die Schulter klopfen. Bravo!

Noch mehr Infos zu Leipzig

Ronny R 15.05.2011 - 23:11
Neu entdeckt; und leider bei left-action falsch verlinkt:

 http://gamma.noblogs.org/

(antifaschistischer Newsflyer für Leipzig und Umgebung)