Portugal: rev. 1.Mai-Demo brutalst aufgelöst,

http://pt.indymedia.org/ 04.05.2011 17:22 Themen: Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Setúbal, Portugal: friedliche, revolutionäre 1.Mai-Demo von Polizei mit Gummi-Geschossen und scharfen Warnschüssen äußerst brutal aufgelöst, mehrere Verletzte.

Ein übersetzter Augenzeugenbericht von der anarchistischen 1. Mai-Demo in Setúbal (ca. 50 km südlich von Lissabon) mit ca. 100-200 TeilnehmerInnen. Die Demo wurde nachdem sie bereits beendet war von der Polizei grundlos und ohne Vorwarnung mit Gummi-Geschossen, scharfen Warnschüssen und Schlagstock- und Tränengaseinsatz angegriffen.
Die OrganisatorInnen sprechen von mind. 12 Festnahmen, ca. 30 Verletzten, 4-5 Schüssen mit scharfer Munition und zahllosen Gummi-Geschossen. Daneben seien 2 Polizisten mit Rücken- und Schulterschmerzen, aber keinen weiteren Verletzungen ins Krankenhaus gekommen.
Siehe  http://pt.indymedia.org/conteudo/destacada/4398

Es folgt der Augenzeugen-Bericht (mit gekennzeichneten Auslassungen, Quelle  http://pt.indymedia.org/conteudo/newswire/4407):

Ich war gestern in Setúbal und konnte persönlich und aus nächster Nähe die Vorkommnisse im Viertel Fonte Nova beobachten. Wie üblich fabriziert die Polizei erneut eine ihr genehme Version der Geschehnisse, um ihre repressive Gewalt in einen Akt des Schutzes der Bürger zu verwandeln.
Zunächst muss festgehalten werden, dass die Demo – ca. 150 Personen – die ganze Stadt ohne jeglichen Vorfall durchlief und von vielen Einwohnern unterstützt und begrüßt wurde, die die Flugblätter mit Interesse entgegennahmen. […] Das gleiche gilt für die vielen Café- und Restaurantbesitzer im Stadtteil Fonte Nova, einschließlich derjenigen auf dem Platz, wo alles geschehen sollte.
Die zweite Sache, die hervorgehoben werden muss ist, dass die Demo auf der Hälfte der Strecke mit einer Demonstartion des CGTP [der kommunistischen Partei nahestehender, großer Gewerkschaftsbund] zusammentraf und deren Vorbeimarsch abwartete, um sich an deren Ende zu setzen. Jede der beiden Gruppen rief ihre Parolen (die naturgemäß sehr verschieden waren), ohne dass irgendein Vorfall oder Feindlichkeit zu bemerken waren.
Nach einigen hundert Metern am Ende der CGTP-Demo, von welcher sie nur durch eine Reihe von ca. 5 Polizisten getrennt war, nahm die anti-autoritäre Demo einen anderen Kurs in Richtung des Viertels Fonte Nova […]. Nach ca. 2 Stunden gelangte sie an den Platz Largo da Fonte Nova, wo ein Soundsystem im hinteren Teil eines Autos angeschlossen wurde. Zeca Afonso [Liedermacher der Nelkenrevolution] wurde gespielt. Die Leute verteilten sich auf dem Platz und den angrenzenden Straßen zum Herumhängen. Es gab keinerlei Schaden an keinerlei Art von Eigentum und keinerlei Konflikt mit den Anwohnern. Wir waren dort nicht einmal 20 Minuten.
Ein Auto der Polizei erschien und 2 Polizisten näherten sich und forderten, dass die Lautstärke reduziert würde, was auch geschah. In der folgenden Auseinandersetzung verlangte einer der Polizisten den Ausweis einer Person, die beim Auto stand, während der andere Polizist die Umstehenden aufforderte, sich zu entfernen. Als die Person beim Auto antwortete, sie habe keinen Ausweis, packte der Polizist sie unverzüglich und sagte, sie müsse auf die Wache.
Wer sich in der Nähe befand hatte gerade mal Zeit sich zu nähern, um zu fragen, was los sei, als innerhalb von 30 Sekunden ein Bus kam, aus dem ein halbend Dutzend Polizisten stiegen, die anfingen Gewehrschüsse abzufeuern. Ich widerhole, sie kamen mit großer Geschwindigkeit, stiegen aus und schossen. Mehrere Personen wurden von den Geschossen getroffen, die sich als Gummi-Geschosse herausstellten (die gleichen, die vor 2 Wochen einem Fan vom Fußballverein Benfica ein Auge kosteten). Scharfe Munition wurde in die Luft geschossen.
Es kamen nun mehrere Polizeiautos, während die Beamten auf dem Platz die Überraschung nutzten, um ca. 3-4 Demonstranten zu isolieren […], sie fingen an, diese auf dem Boden liegend zu verprügeln und ihnen Pfefferspray in die Augen zu sprühen. Angesichts dieser Situation näherten sich die anderen Demonstranten, zogen die verprügelt wurden, verteidigten sich so gut es ging und zogen sich auf die andere Seite des Platzes zurück. Als die Polizei die Aktion fortsetzen wollte, wurde sie mit einem Stein- und Flaschenhagel empfangen. Einige Demonstranten griffen sich Sonnenschirme und Tische einer benachbarten Barterrasse, um sich zu verteidigen. Ein Polizeiauto, das mit hoher Geschwindigkeit ankam, beschädigte einen parkenden Kleinbus eines Anwohners/Händlers. Zurück blieb jene Person, die auf vielen Fotos erscheint und die fast niemand kannte. Mehrere Zeugen bestätigen, dass er mit einem Gewehr [in beide Knie] beschossen wurde, als er bereits von der Polizei festgenommen war.
Der Rest der Demo verteilte sich in kleinen Gruppen, die buchstäblich durch die Straßen von Setúbal ‚gejagt‘ wurden, wo weitere Gummi-Geschosse abgefeuert wurden und Festnahmen vorgenommen wurden – zum Entsetzen der Bevölkerung, die vorbeikam und beobachtete, wie Polizisten ohne Identifikationsmarke alle bedrohten, beleidigten und schubsten, die verdächtig aussahen. Die Beamtin der Polizei, die die Operation zu leiten schien, gab über Funk Anweisung alle Personen festzunehmen, die „schwarze Kleidung“ benutzten oder „seltsam aussehen“.
Einige Demonstranten wurden in Cafés festgenommen und im Transporter vor der Fahrt zur Wache systematisch verprügelt. Ich habe alles was ich berichte persönlich beobachtet, mit Ausnahme dessen, was nach der Polizei-Aktion zu Beginn geschah, als die Leute sich in kleinen Gruppen in der Stadt verteilten. Auf alle Fälle konnte ich mehrere, sich gegenseitig bestätigende Berichte vergleichen und die blauen Flecken sehen, die die Polizei auf den Körpern etlicher Demonstranten hinterließ (und nicht nur diesen, viele Anwohner bekamen ebenfalls etwas ab, einfach, weil sie auf die Straße gekommen waren, um die Polizei zu beruhigen).
Die Polizei lügt, wenn sie behauptet, sie sei mit Steinwürfen empfangen worden und es habe störendes Verhalten seitens der Demonstranten gegeben. Wie schon am 25. April 2007, als wir mit der Nachricht von zerstörten Schaufenstern und Molotov-Cocktails prämiert wurden, die niemand gesehen hat, versucht die Polizei, die Verantwortlichkeiten umzudrehen und schreibt einen Roman ohne jede Qualität. […]
Hundert Jahre nach den Schüssen der GNR auf streikende Arbeiter in denselben Straßen von Setúbal zeigt die regierende Oligarchie, dass sie nichts gelernt und nichts vergessen hat. Was in diesen Straßen geschah hat alle diejenigen zum Ziel, die sich nicht unterwerfen und nicht resignieren wollen angesichts der skandalösen Mafia-Spielzüge der dominanten portugiesischen Klasse. Alle die, die Nein sagen. Alle die, die es leid sind, dem Spiel zuzuschauen und entschieden haben, aktiv zu werden.
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Ergänzungen

Fotos der Polizeiangriffe

Ruhrpott-Prolet 04.05.2011 - 21:52
...findet ihr auf der portugiesischen Indymedia:

 http://pt.indymedia.org/conteudo/newswire/4418

Portugal: Polizeigewalt am Ersten Mai

Anarchosyndikat Köln/Bonn 05.05.2011 - 22:43
Gummigeschosse, Schlagstöcke u. scharfe Munition gegen friedliche Demonstration

 http://ur1.ca/436zn

Video von der Polizeigewalt

colega 09.05.2011 - 16:15
Mittlerweile gibt es ein Video, das den gesamten Verlauf der friedlichen Demo dokumentiert udn die Polizeigewalt am Ende zeigt. Ca. ab der Minute 9.50 wird es interessant, u.a. ist zu sehen wie die Polizei aus nächster Nähe Gummigeschosse auf die Knie eines Demonstranten abfeuert.

 http://www.youtube.com/watch?v=ngMyjZVOG4U



Siehe auch:  http://terralivre.eu/blog/

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