Greifswald: Brandanschläge gegen alternative Projekte

Kassiopeia 27.04.2011 16:49 Themen: Antifa
Kurz vor dem Ersten Mai, an dem die NPD eine Demonstration als Auftakt für den Landtagswahlkampf plant, ereigneten sich zwei Brandanschläge. Der erste richtete sich gegen das IKuWo, einem Treffpunkt für die linke und alternative Szene in der Hansestadt. Auch ein Bauwagenprojekt in der Nähe von Greifswald ist ins Visier der noch unbekannten Täter geraten.
Kurz vor dem Ersten Mai, an dem die NPD eine Demonstration als Auftakt für den Landtagswahlkampf plant, ereigneten sich zwei Brandanschläge. Der erste richtete sich gegen das IKuWo, einem Treffpunkt für die linke und alternative Szene in der Hansestadt. Auch ein Bauwagenprojekt in der Nähe von Greifswald ist ins Visier der noch unbekannten Täter geraten. Es war wohl viel Glück im Spiel, soviel lässt sich bereits sagen. In Alt-Ungnade, dem Standort des Wagenprojektes, brannte ein Heuhaufen lichterloh. Ein Bauer, der zufällig vor Ort war, bemerkte den Brand. Eine Scheune wurde zwar durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen, fing jedoch nicht Feuer, wodurch ein größerer Sachschaden vermieden werden konnte. Naziparolen, die gesprüht worden sind, lassen den Schluss zu, dass es sich offensichtlich, um einen Naziangriff handelte.
Verhängnisvoller hätte der Brandanschlag auf dem IKuWo-Gelände enden können. Ein PkW, der knapp zwei Meter von einem Gebäudekomplex abgestellt war, in dem sich schlafende Personen befanden, wurde in Brand gesetzt. Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass das Feuer rechtzeitig bemerkt worden ist. Im Schlaf hörte jemand einen Knall, konnte ihn aber nicht zuordnen und drehte sich zunächst einfach um und schlief weiter. Jedoch nur für Sekunden. Denn ein anderer Bewohner, dessen Fenster auf den Hof - dem Tatort - gerichtet war, weckte ihn kurze Zeit später. Plötzlich, so wird berichtet, war der Hof hell erleuchtet. Nach einem zunächst ungläubigen Blick auf den Hof wurde schnell realisiert in welcher Gefahr man schwebt. Das Auto, bereits hell in Flammen, drohte auf das Gebäude überzugreifen. Eilig wurde mit den Löscharbeiten begonnen, die jedoch durch die starke Rauchentwicklung behindert worden sind. Eine Person erlitt bei den Löschversuchen eine Rauchgasvergiftung. Zwar konnte sie inzwischen das Krankenhaus verlassen, dennoch stehen Angehörige und Sympathisanten der linken Szene in Greifswald - und auch darüber hinaus - unter Schock.

Dabei sind diese Angriffe nicht die ersten, die sich gegen das IKuWo richten. Betroffene zeigen sich irritiert, aufgrund des qualitativen Sprungs des Naziterrors der hier offenbar wird. Tote und Verletzte wurden hier zumindest billigend in Kauf genommen, wenn sie nicht gar beabsichtigt waren.

Die Vorkommnisse sind im Zusammenhang mit der NPD-Demonstration am kommenden Sonntag zu sehen. Für die NPD ist der Aufmarsch am Ersten Mai Auftakt für ihren Landtagswahlkampf. Entsprechend empfindlich reagierten die Neonazis, als bekannt wurde, dass ein breites Bündnis zu Blockaden gegen den Naziaufmarsch aufruft. Bereits kurze Zeit nachdem entsprechende Verlautbarungen in der Presse publik wurden, fanden sich auf einschlägigen Internetpräsenzen der rechtsextremen Szene kaum verholende Drohungen gegen Unterstützer des Blockadeaufrufes.

Einige Beobachter sehen ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Offensichtlich sind die Täter in ihrer Ideologie und ihrem Hass zu verfangen, dass offensichtlich nicht einmal mehr taktische Erwägungen sie von solchen Terrortaten abhalten. Denn die Demonstration am Ersten Mai ist momentan verboten. Solche Anschläge kommen also eigentlich zur Unzeit. Sollte sich bestätigen, dass, wie es inzwischen heißt, sich führende Nazigrößen in zeitlicher und räumlicher Nähe zu den Anschlägen aufgehalten haben, könnte die Angriffe sich also sehr schnell als unglücklicher Bumerangwurf entpuppen.

Ob das Ziel mögliche Gegendemonstranten durch solche Attacken abzuschrecken, überhaupt erreicht worden ist, darf bezweifelt werden. Lokale Antifaschisten wollen sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Das anfängliche Entsetzen scheint nun von einer "Jetzt erst recht!"-Haltung gewichen zu sein. Das Bündnis Greifswald-Nazifrei ruft für den morgigen Donnerstag zu einer Protestkundgebung um 18:00 Uhr auf dem Marktplatz auf.

Artikel in der Ostseezeitung
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Ergänzungen

HGW SPONTI MORGEN!!! 18 UHR

GUTSCHEDUASSI! 27.04.2011 - 18:14
bei nordkurier.de gefunden
 http://www.nordkurier.de/index.php?objekt=nk.homepage&id=812193


Spontane Versammlung in Greifswald

Anschlag. Da ein rechtsextremer Übergriff bei dem Anschlag auf das internationale Kultur- und Wohnprojekt offenbar auf der Hand liegt, versammeln sich am Donnerstagabend um 18 Uhr Menschen auf dem Greifswalder Marktplatz.

Von Johannes Nuß

Greifswald. Das Bündnis "Greifswald Nazifrei" ruft für Donnerstagabend um 18 Uhr zu einer spontanen Versammlung auf dem Greifswalder Marktplatz auf. Dies wird zurzeit über die Internetplattform "facebook" gepostet. Hintergrund ist der offenbar von Rechtsextremen verübte Brandanschlag auf das internationale Kultur- und Wohnprojekt (IkuWo) in der Hansestadt. Dort war am frühen Mittwochmorgen ein Fahrzeug im Innenhof des Gebäudes in Brand gesteckt worden. Dabei erlitt eine Person leichte Verletzungen und musste mit einer Rauchvergiftung im Krankenhaus versorgt werden.

"Wir gehen von einem gezielten Anschlag aus, der höchstwahrscheinlich mit dem anstehenden Naziaufmarsch am 1. Mai und unserem Engagement im Bündnis ,Greifswald nazifrei' zusammenhängt", äußerte sich die Sprecherin des IkuWo, Nadja Tegtmeyer. Nachdem das Projekt bereits im Januar mit Steinen angegriffen worden war, sehe man in diesem Anschlag eine neue Qualität organisierter rechter Gewalt. "Bei dem Anschlag wurde in Kauf genommen, dass Menschenleben gefährdet werden", sagte Tegtmeyer.

Meldungen der Polizei

Kassiopeia 27.04.2011 - 18:47
Greifswald - Alt Ungnade / Strohballen angezündet

Nr. PP NB-2704-02/2011 - 27.04.2011 - PP NB - Polizeipräsidium Neubrandenburg

Der Polizei wurde am Mittwochvormittag, kurz nach 10:30 Uhr, angezeigt, dass in einer Holzscheune in Alt Ungnade bei Levenhagen im Landkreis Ostvorpommern ein Strohballen gebrannt hat.

Die Scheune gehört zu einem dort befindlichen Alternativen Wohnprojekt. Ein Anwohner bemerkte nach 07:00 Uhr aus der Scheune aufsteigenden Qualm, worauf die alarmierten Bewohner weitere Strohballen rechtzeitig ins Freie bringen und den brennenden Strohballen selbst löschen konnten.

Personen wurden nicht verletzt. Der Schaden wird auf 200 Euro geschätzt. Bei den polizeilichen Ermittlungen wurde ein an die Scheunenwand gemaltes spiegelverkehrtes Hakenkreuz in der Größe von 4 x 4 cm festgestellt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.


 http://www.polizei.mvnet.de/cms2/Polizei_prod/Polizei/de/oeff/Pressemitteilungen/Aktuelle_Pressemitteilungen/index.jsp?&pid=27377

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Greifswald / Fahrzeug in Brand gesetzt

Nr. PPNB-2704-01/2011 - 27.04.2011 - PP NB - Polizeipräsidium Neubrandenburg


Am Mittwoch, kurz vor 04:30 Uhr, brannte auf dem Parkplatz des Vereins "Internationales Kultur und Wohnprojekt" (IKuWo) in der Goethestraße 1 in Greifswald ein Pkw VW Polo.

Das Feuer wurde durch einen noch wachen Bewohner bemerkt. Mit zwei weiteren aus dem Haus zur Hilfe eilenden Personen (unter ihnen der 25-jährige Halter des Fahrzeuges) konnte der Brand mittels mehrerer Feuerlöscher schnell gelöscht und der Schaden mit 2.000 Euro in Grenzen gehalten werden. Ein in unmittelbarer Nähe abgestellter Wagen wurde durch das Feuer ebenfalls leicht beschädigt.

Eine 23-jährige junge Frau, die an den Löscharbeiten beteiligt war, wurde wegen erlittener Atembeschwerden vorsorglich zur kurzen ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht.

Die Polizei fand neben dem Fahrzeug eine Flasche mit Brandbeschleuniger.

Der oder die Täter sind unbekannt. Ein rechtsextremistischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden. Der Staatschutz hat die Ermittlungen übernommen.

 http://www.polizei.mvnet.de/cms2/Polizei_prod/Polizei/de/oeff/Pressemitteilungen/Aktuelle_Pressemitteilungen/index.jsp?&pid=27357

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Kassiopeia 27.04.2011 - 17:22
Das ist wohl Realsatire: hxxp://wxw.mupinfo.de/?p=10614

Jetzt erst recht!

Antifascista! 28.04.2011 - 02:34
Jetzt erst Recht! Nazis am 1. Mai blockieren!
Kommt alle nach Greifswald!

 http://greifswaldnazifrei.blogsport.eu/


Und an alle GreifswalderInnen: Morgen 18:00 Kundgebung gegen Nazigewalt auf dem Markt!

Naziszene verunsichert sich selbst

nochmal 28.04.2011 - 16:47
Wie bereits in einer Ergänzung eines anderen Artikels zu Greifswald und Demmin, möchte ich nochmals darauf eingehen, dass die aktionsorientierte Neonaziszene in Mecklenburg, insbesondere in Vorpommern derzeit stark verunsichert scheint, da sie an "Boden" verlieren. Die zahlreichen Aktionen von AntifaschistInnen, die Versuche bürgerlich progressive Menschen gegen Nazis auf die Straße zu bringen, die Bündnisse der Vereinslandschaft und RegionalpolitikerInnen sowie Gewerkschaften in so kleinen Städten wie Gnoien oder Demmin, aber auch in der Hansestadt Greifswald verunsichern die Szene. Ihre derzeitigen Aktionen mit Sachbeschädigungen, Bedrohungen etc. sind ein Zeichen derselben. Mit der auch regional erstarkten Antiatombewegung entsteht zudem ein politischer Bewegungsbereich, der klar von links und alternativ denkenden und lebenden Menschen besetzt ist und wo Demos in Größenordnungen möglich sind, wie selten in MV. Das nervt die organisierten Nasen enorm und die Dumpfbacken mit rechter Grundgesinnung ebenfalls.

Die aktuellen Anschläge reihen sich in eine Anzahl von Geschehnissen der letzten Wochen. So wurde versucht auch den Antiatomtreck über Ostern zu provozieren. Zudem gab es einen Anschlag auf ein alternatives ländliches Wohn- und Lebensprojekt in MV, der mit der rechten Szene in Verbindung zu stehen scheint.

Wir kennen das aus eigener Erfahrung. Fühlen sich Menschen in der politischen Isulation und Definisive, dann sind die verbeleibenden Kräft besonders aktionistisch und bellen, damit sie gehört werden immer heftiger. Es bleibt zu wünschen, dass die derzeitigen Antifaschistischen Aktivitäten langfristig Wirkung zeigen, dass Leute Mut gewinnen, sich dem Angsspiel der Rechten in den Weg zu stellen und nicht abhauen, wie die Rechten es gern hätten, im Gegenteil: erst recht hinziehen, bleiben, unterstützen und das Landleben in wunderbarer Natur genießen, Freiräume aufbauen und den Nazis zeigen, wo der Hammer hängt und wer wirklich Alternativen zum Kapitalismus, zu Hartz IV und den ganzen Scheiß hat und diese auch lebt.

So denn, kommt nach Greifswald am 1. Mai und die woche drauf nach Demmin und nicht nur dann und dort, sondern auch sonst!!! Wir freuen uns!