Antifa-Stadtrundgang in Lüneburg (23.04.11)

Antifas aus Lüneburg 26.04.2011 11:59 Themen: Antifa Kultur
Anlässlich des 66. Jahrestages der Befreiung (8. Mai 1945), fand im niedersächsischen Lüneburg am 23. April 2011 ein antifaschistischer Aktions-Stadtrundgang statt.

Rund 50 Menschen begaben sich auf den dreistündigen Rundgang durch die Innenstadt. Es ging an Stätten des Naziterrors in Lüneburg, aber auch an Orte wo sich antifaschistischer Widerstand zeigte. Außerdem sollte aufgezeigt werden, wo sich noch heute faschistische Kontinuitäten finden lassen, wo Neonazis und andere Rechte ihre Zeitungen kaufen können, was das „Ostpreußische Landesmuseum“ damit zu tun hat und wo Flüchtlinge in Lüneburg ausgegrenzt werden und wer dafür verantwortlich ist.
Am 18. April 1945 beendeten britische Truppen die zwölfjährige Herrschaft der Nazis in Lüneburg. Wenige Tage später - am 8. Mai 1945 - war das faschistische Deutschland endgültig geschlagen!
Ostersamstag 2009 konnte in Lüneburg ein Naziaufmarsch verhindert werden. Rund 170 Menschen stoppten am 11. April 2009 mit einer Sitzblockade auf der Stintbrücke die Neonazis.
Zwei Tage im April in Lüneburg, die sicherlich eine unterschiedliche historische Bedeutung haben, aber deutlich aufzeigen, das Nazis geschlagen werden können.

Der Stadtrundgang begann am Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Nach zwei Eröffnungsbeiträgen, ging es dann zum „Ostpreußischen Landesmuseum“. Dort wurden in einem ausführlichen Beitrag die Verstickungen der Museumsstiftung und Vertriebenenverbänden mit extrem rechten Strukturen aufgezeigt. Außerdem wurden die revanchistischen und geschichtsrevisionistischen Postionen des „Bundes der Vertriebenen“ erläutert. Hintergründe zu dieser Vertriebenenklitsche finden sich hier:  http://www.vvn-bda-lg.de/docs/090131-a.htm

Zweite Station war das Kalandhaus, wo sich 1943 ein Außerlager des KZ-Neuengamme befand. Nächste Station war ein Stolperstein, wo an die Opfer der Euthansie erinnert wurde. Von dort ging es in die Grapengießerstraße zu einem Zeitungsladen, in dem div. Nazizeitungen verkauft werden. In einem Redebeitrag der Jugendantifa Uelzen wurden die rechten Zeitungen „Deutsche Stimme“, „National Zeitung“, „Junge Freiheit“ dargestellt und deutlich gemacht, warum diese nicht verkauft werden sollten. Diese Zwischenstation hat vor dem Stadtrundgang für geschäftiges Treiben bei dem Besitzer und der Polizei gesorgt. Nachdem auch die Polizei erfahren hatte, dass in diesem Geschäft seit über zwei Jahren Nazizeitungen verkauft werden, haben sie den Besitzer angesprochen und vorsorglich gewarnt. Daraufhin wurden sämtliche rechte Zeitschriften aus dem offenen Verkauf genommen. Unter dem Ladentisch sind sie allerdings weiterhin zu haben.

Der nächste Zwischenhalt war dann das ehemalige Volkshaus in der Schröderstraße. Dort hatten bis zum 2. Mai 1933 die Gewerkschaften ihren Sitz. Dort war ein wichtiger Treffpunkt der lüneburger Arbeiterbewegung.
Dannach ging es zu den beiden Gerichten am Marktplatz. Am heutigen Amtsgericht, der ehemaligen Bezirksregierung – wurde an Hermann Reinmuth erinnert. Infos:  http://www.vvn-bda-lg.de/themen/reinmuth.htm
Am Marktplatz wurde außerdem aufgezeigt, wo Nazis nach 1945 weiter wirken konnten. Am Lüneburger Landgericht wurden in den 1950er Jahren durch Nazi-Blutrichter wieder drakonische Urteile gegen Kommunistinnen und Kommunisten gefällt. Infos:  http://www.dkp-lg.de/gesch/50j-kpdv.htm

Vor dem Schuhgeschäft Schnabel in der Bardowicker Straße wurde auf die Geschichte dieses Geschäfts eingegangen. Dieses Geschäft wurde in den 1930er Jahren einer jüdischen Familie geraubt und bis heute ist von jetzigen Besitzern kein Wort des Bedauerns zu vernehmen.
Vor dem örtlichen Bürgeramt wurde die rassistische Sondergesetzgebung gegen Flüchtlinge und die Diskriminierung dieser Menschen angeprangert. Außerdem wurde auf die benachbarte Hindenburgstraße eingegangen und deren Umbenennung gefordert.
Am Ort der ehemaligen Synagoge thematisierten die Salt.City.Antifas Antisemitismus in der heutigen Zeit.
Der antifaschistische Aktions-Stadtrundgang endete dann an der Stintbrücke, wo im April 2009 der Naziaufmarsch blockiert werden konnte. Dort berichte ein Aktionsteilnehmer noch einmal über die erfolgreiche antifaschistische Aktion.

Am Abend fand dann noch ein Konzert mit der Kieler Klezmer-Gruppe „Di Chuzpenics“ statt.



In den nächsten Tagen finden in Lüneburg weitere Veranstaltung anlässlich des 8. Mai statt:

Samstag, 7. Mai 2011
Kundgebung und Infomeile zum Tag der Befreiung
11 - 14 Uhr
Grapengießerstr. / Am Sande (IHK)
Infos:  http://www.netzwerk-gegen-rechts.net/?p=496

Samstag, 7. Mai 2011
Stadtrundgang: "Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 und
Arbeiter_innenwiderstand in Lüneburg"
16 Uhr
Gewerkschaftshaus
Heiligengeiststr. 28

Sonntag, 8. Mai 2011
Sonntagsmatinée zum Tag der Befreiung
Dokumentarfilm IM HIMMEL, UNTER DER ERDE über den Jüdischen Friedhof
Berlin-Weißensee
11 Uhr
SCALA
Apothekenstraße 17
Infos:  http://www.scala-kino.net/extras/tag-der-befreiung
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