Rostock: Wir sind noch da!

squat the world 25.04.2011 21:04 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Rund um die Osterfeiertage sind in Rostock an mehreren Stellen in verschiedenen Stadtteilen Transparente aufgetaucht, die mehr alternative Freiräume, selbst bestimmtes Leben und kostenlose Wohnungen fordern. So war/ist auf den Plakaten „Gegen Staat & gegen Geld – Freiräume braucht die Welt“, „Mietvertrag zerreiszen“, „Wer frei sein will braucht Platz“, „Dieses Haus ist besetzt“ und ähnliches zu lesen.
Diese Transpis passen thematisch genau zu der Hausbesetzung, die vor einem Jahr in Rostock stattfand. Damals wurde das ehemalige Kreisgericht in der Ernst-Barlach-Straße 7 besetzt. Viele interessierte Anwohner_Innen schauten dort vorbei, erste Aufräumarbeiten begannen, draußen vor der Tür gab es Kinderschminken und haufenweise leckeres, veganes Essen. Und auch das Wetter war ähnlich schön wie es heute ist. Leider machte die Polizei den Besetzer_Innen einen Strich durch die Idee und beendete die Aktion noch am selben Abend.

Seitdem ist leider nicht viel passiert. Das Haus steht immer noch leer und verrottet vor sich hin. Gegenüber der Ernst-Barlach-Straße, am Friedrich Franz Bahnhof, wo schon eine neue Wohnresidenz für Senioren entstanden ist, werden neue Lofts aus dem Boden gestampft. Zusätzlich soll dort auch noch ein Einkaufszentrum errichtet werden. Durch diese neuen Bauten und Pläne ist/war das Jaz (Jugend Alternativ Zentrum) massiv bedroht. Die neuen Bewohner_Innen aus der Nachbarschaft beschwerten sich über Lärm. Dies bleibt bei so einem Zentrum natürlich nicht aus, wo viele Menschen Platz finden, Spaß haben und bei Konzerten das Tanzbein schwingen.
Dies führte erst zu Überlegungen, das Jaz an einen anderen Ort zu „verbannen“, nun wird es aus Kostengründen allerdings abgerissen und wieder genau dort mit passenden Lärmschutzwänden neu aufgebaut. Wann dies passiert ist noch unklar, aber hoffentlich rechtzeitig genug, dass die Bewohner_Innen der Lofts im Sommer in Ruhe grillen können.
Aber auch sonst steigen die Mieten in Rostock und Menschen mit geringem Einkommen werden in die Randbezirke „abgeschoben“. Selbst das bei Studenten beliebte KTV Viertel ist für viele nicht mehr finanzierbar. Die Mieten steigen zwar nicht mehr sonderlich, sind allerdings schon so hoch, dass nur noch der_die sich das leisten kann, wer mehr Kohle auf dem Konto hat.

Nichtsdestotrotz wird munter weiter an teuren Wohnungen in Rostock gebaut. So werden am Warnowufer neue und luxuriöse Eigentumswohnungen gebaut, die eine tolle Sicht auf das Wasser haben. Dafür musste schon das ehemalige Clubhaus der Neptunwerft weichen, in dem viele (Underground-) Partys stattfanden. Was dort nun genau hinkommt ist noch unklar, aber es war halt ein Schandfleck für diese neue, lukrative, aufgehübschte Gegend. Und auch an einem anderen Teil der Warnow wird gerade ein millionenschweres Objekt aus dem Boden gestampft. Büroräume, Eigentumswohnungen und Geschäftsräume entstehen dort. Wie viele Einkaufszentren Rostock noch verkraften kann, ist unklar… Und auf der anderen Seite wird nicht nur Beton neu auf die Erde geschmissen, sondern auch der Fluss zusätzlich verengt, um Platz für einen Spaziergängerweg zu schaffen...

Aber auch auf die wenigen Gelder, die die Stadt Rostock jährlich für Jugendprojekte ausgeben kann, wollte diese Aktion aufmerksam machen. Jedes Jahr steht weniger Geld zur Verfügung, diverse Jugend- und soziale Projekte, wie rat + tat e.V., Lokalradio lohro, awiro e.V. oder auch der Jugendclub Pablo Neruda in Evershagen, kämpfen somit ständig um ihre Existenz. Es ist nicht nur traurig, dass diese Projekte, alle in ihrer Unterschiedlichkeit wichtig, gegeneinander um die Gelder ringen, es ist schade, dass sie es überhaupt müssen. Aber in diesem kapitalistischen System ist dies leider nicht anders möglich.

Haltet also die Augen offen, nach Ostereiern, die noch in der Stadt versteckt sind. Wer Fotos hat, immer posten.

Für kulturelle und autonome Vielfalt und selbstorganisierte, hierarchiefreie Freiräume!

Wer zuletzt lacht, wohnt am besten!
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Ergänzungen

Watt??!

d_l 26.04.2011 - 03:08
"...ist dies leider nicht anders möglich." - kann ja wohl kaum der Ansatz der radikalen Linken sein!

 http://www.youtube.com/watch?v=GUfdRMtY9a0

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

rechtschreibung

Conny 25.04.2011 - 23:43
tolle aktion, aber mit der rechtschreibung vllt nächstes mal besser aufpassen.
es heißt zerreißen und nicht 'zerreiszen' (wie kommt mensch auf sowat?)

@conny

blubb 26.04.2011 - 02:29
buchstabiere mal beide schreibweisen, finde den "unterschied" und überlege welcher buchstabe außer "ä" "ü" "ö" in anderen sprachen nicht existent ist.

@d_l

squater 26.04.2011 - 14:49
sagt ja auch keiner ....

@ blubb

conny 26.04.2011 - 21:34
na, dat 'ä' gibts ja bspw. im schwedischen sehr wohl und was das 'ß' betrifft, was ist denn dat für'n quark? als ob andere menschen in anderen sprachen ihre schreibweise an den gängigen buchstaben des 'westeuropäischen' alphabets anpassen würden.jede sprache hat tw. ihr eiegnen schriftzeichen. im übrigen ist es durchaus legitim 'zerreißen' mit ss statt ß zu schreiben.
tztztz....

schrieben

ulla kocht am brink 27.04.2011 - 12:34
können doch alle so schreiben wie sie wollen. der artikel wurde doch im wesentlichen verstanden, oder?