Ffm: Proteste um Fundamentalisten-Kundgebung

(maximal 45 Zeichen) 21.04.2011 22:16 Themen: Antifa Antirassismus Medien
Aufregung an der Frankfurt Hauptwache: Islamistische FundamentalistInnen und deutsche Rassisten; bürgerliche Liberale, iranische Kommunisten und natürlich die Frankfurter Antifa – alle hatten aufgerufen, an Mittwochabend in die Innenstadt zu kommen.
Anlass dafür war eine Kundgebung des deutschen Konvertiten Pierre Vogel und seiner Organisation „Einladung zum Paradies“, die für eine Welt nach islamisch-fundamentalitischen Vorstellungen werben. Dagegen positionierte sich eine unübersichtliche Menge, die von der Frankfurter Rundschau polemisch zusammengefasst wurde als: „Alle sind sie da. Die Antifa. Die Presse. Schwule mit Regenbogenfahne. Islamfresser mit israelischen Flaggen. Der Zentralrat der Ex-Muslime. Sogar die Tierrechtsinitiative Rhein-Main, aus welchen Gründen auch immer. Nur der NPD, die sich eigentlich auch angekündigt hatte, ist wohl noch rechtzeitig eingefallen, dass sie am 20. April eigentlich was anderes zu tun hat, als dem Salafisten-Prediger Pierre Vogel zu lauschen.“

Dass Vogels Vorstellungen mit Frauenunterdrückung, Diktatur, Homophobie, Antisemitismus, Gewalt gegen „Ungläubige“ usw. eine klare antifaschistische Absage verdient haben: das versteht sich eigentlich von selbst. Und dass dies bei deutschen Nazis und Rechtspopulisten, die demgegenüber nationale Identität und Abendland verteidigen wollen, nicht anders ist: Das sollte ebenso klar sein. Deshalb hatte die Antifa (f) unter dem Motto: „Für ein Leben vor dem Tod! Gegen Rassismus und Fundamentalismus!“ gegen die verschiedenen Feinde der befreiten Gesellschaft mobilisiert.

Dass diese Zweigleisigkeit nicht nur inhaltlich, sondern auch praktisch nötig ist, zeigte sich unter anderem anhand verschiedener Rechtspopulisten, die die Kundgebung des internationalen Kommitees gegen Steinigung für ihr Gelaber vom bedrohten Abendland nutzen wollten und weggeschickt wurden – bis sie die Bullen um Hilfe riefen, die dann für etwas Hektik sorgten, AntifaschistInnen überprüfen wollten und dabei auch zuschlugen. Nach diesem anfänglichen Wirbel zogen viele Antifas direkt zur Kundgebung der FundamentalistInnen, um Pierre Vogels und Bilal Philips' Predigten vom geschlechtergetrennten Weg ins Paradis mit Parolen wie „Kein Gott, kein Staat, Kein Vaterland“, sowie einigen Schildern, Transpis und Redebeiträgen zu stören. Dass dies ganz hervorragend funktionierte, ist in der unten stehenden Pressemitteilung zu lesen.

Und dass es mit dieser Stoßrichtung noch mehr zu tun gibt, zeigt sich übrigens auch in Köln ( http://www.no-racism.de/7-mai/)... und lokal in Frankfurt eigentlich auch: Im Streit um das Tanzverbot an Ostern, bei dem irgendwelche christlichen Feiertage dazu führen sollen, dass am kommenden Wochenende keine tanzbaren Partys veranstalten können. Es gibt bestimmt ein Gegenprogramm...


Presseberichte gibt es unter anderem hier:  http://www.fr-online.de/frankfurt/duestere-fronten/-/1472798/8365316/-/index.html und  http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36082&key=standard_document_41328675&mediakey=fs/hessenschau/20110420_2230_prediger&type=v



PM:
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Frankfurt: 120 AntifaschistInnen protestieren gegen Rassismus und Fundamentalismus

Anlässlich des Auftritts des fundamentalistischen Predigers und deutschen Konvertiten Pierre Vogel und der Aufrufe von rechten Organisationen wie PAX Europa, der NPD und "Pi News" zum Protest dagegen, haben am Mittwochabend  ungefähr 120 AntifaschistInnen in Frankfurt ein Zeichen gegen Rassismus und religiösen Fundamentalismus gesetzt.

Zunächst beteiligten sich die AntifaschistInnen mit Flyern, Transparenten und einem Redebeitrag an der Kundgebung gegen den Auftritt von Pierre Vogel auf der Hauptwache . Diese wurde vom internationalen Kommitee gegen Steinigung organisiert, an ihr nahmen  insgesamt mehrere hundert Menschen aus einem breiten Spektrum von z.B. der humanistischen Union, VVN und exli-iranischen und alevitischen Gruppen teil. Mehrfach mussten hier allerdings auch Vertreter rassistischer Gruppierungen des Platzes verwiesen werden: Eine Abordnung der rechtspopulistischen Partei "Die Freiheit", die mit einem großen Stangentransparent an der Kundgebung teilnehmen wollten, wurden abgedrängt und auch mehrere erkennbare Vertreter der "German Defence League" sowie einige Neonazis aus dem Umfel der nationalen Sozialisten Rhein-Main bekammen antifaschistische Platzverweise. Im Zuge dieser teilweise etwas tumultartigen Szenen wurde mindestens ein Antifaschist von den massiv anwesenden BFE-Trupps der Polizei zur Personalienfeststellung festgenommen und dabei brutal ins Gesicht geschlagen.
Im Redebeitrag der autonomen Antifa wurde der kulturelle und staatliche Rassismus in Deutschland kritisiert, der (nur) gegen den islamischen Fundamentalismus "Freiheit und Gleichheit" einfordere, gleichzeitig aber der Abschottung Europas und einem "christlichen Abendland" das Wort rede. Dagegen forderte der Antifa-Sprecher eine konseuquente Distanzierung von rassistischen Gruppen, wie Pax Europa  und den ebenfalls mit einigen Vertretern anwesenden Freien Wähler Frankfurt. Auch das internationale Kommitee gegen Steinigung distanzierte sich von Rassismus. Die Vertreter der rechten Gruppen waren - und sind, wie ein Blick in die einschlägigen Internetforen zeigt - sichtbar "not amused" darüber, dass es ihnen dieses mal nicht einmal ansatzsweise gelang, die Protestveranstaltung in ihrem kulturassistischen Sinne zu vereinnahmen.

Nach der Kundgebung machte sich ein Großteil der AntifaschistInnen auf zur Kundgebung von Pierre Vogel am Rossmarkt, bei der sich über 1500 ZuhörerInnen, teilweise getrennt nach Geschlechtern, versammelten. Hier demonstrierten die AntifaschistInnen mit Parolen wie "Ihr seit die Beweise - Religion ist scheiße!, "Kein Gott, Kein Staat, Kein Vaterland - Wir nehmen unser Leben selber in die Hand!" und Schildern auf denen die Säkularisierung der Gesellschaft, die Abschaffung der Kirchensteuer und generell ein "Leben vor dem Tod!" gefordert wurde, gegen die  Fundamentalistenveranstaltung. Wenngleich Pierre Vogel sich betont handzahm gab, ließ es sich sein Gastredner Bilal Philips doch nicht nehmen, Homosexualität als "Sünde gegen Gott" zu bezeichnen und trotz der sehr aufmerksamen Ordner wurden die linken GegendemonstrantInnen von Pierre Vogels Anhängern wiederholt als "Juden" und "Scheiß Kommunisten" 'beleidigt'. 

Sahra Brechtel, eine Sprecherin der autonomen antifa [f] erklärte zu den Aktionen:

"Die antifaschistischen Proteste haben gezeigt, dass es trotz der teilweise etwas übersichtlichen Gemengelage immer möglich und vor allem nötig ist, sich als Linke offensiv in die aktuelle Intergrationsdebatte einzumischen und den verschiedenen reaktionären Bewegungen hier nicht das Feld zu überlassen. Staatlicher und kultureller Rassismus auf der einen und religiöser Fundamentalismus auf der anderen Seite spielen sich sonst gegenseitig die Bälle zu. Da ist eine emanzipatorische Gegenposition nötig, die individuelle Selbsbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe nicht gegeneinander ausspielt. Wir hoffen daher, dass es in Zukunft gegen alle Veranstaltungen von christlichen, islamischen und sonstigen religiösen Fundamentalisten und natürlich auch alle Rassisten gelingt, dies deutlich zu machen. Das kann allerdings nur funktionieren, wenn die gesamte politische Linke eine Bewegung jenseits von Rassismus und Fundamentalismus endlich als gemeinsame Aufgabe ernst nimmt."
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Ergänzungen

Gegenveranstaltung an Ostern

Hasen-antifa 22.04.2011 - 02:54

Tanz gegen das Verbot!

Er kann es nicht lassen. Er greift zu absurden Mitteln: In diesem Jahr will Volker Stein, in der Funktion als Dezernent für Sicherheit und Ordnung der Stadt Frankfurt, das überalterte Gesetz zum Verbot von Tanzveranstaltungen an den Osterfeiertagen mit aller Härte durchsetzen. Der Dinosaurier Stein, der ähnlich wie das Gesetz ein Relikt vergangener Tage sein sollte, will einfach nicht wahrhaben, dass eine Vielzahl der in Frankfurt lebenden Menschen nicht (mehr) dem christlichen Glauben anhängen. Für diese bedeutet die Zeit von Karfreitag bis Ostermontag nicht mehr als ein verlängertes Wochenende und somit eine etwas längere Pause von Lohnarbeit, Studium und anderen Zwängen, die die rundum kapitalistische Gesellschaft für uns bereit hält. Es sich wenigstens an einem verlängerten Wochenende mal so richtig gut gehen zu lassen und zu feiern, ist also mehr als naheliegend.

Religion ist Privatsache und jedem sollte es frei stehen die Osterfeiertage zu Einkehr und Besinnung zu nutzen. Selbstverständlich muss in einer säkularen Gesellschaft aber auch das Gegenteil möglich sein. Während in anderen hessischen Städten wie Offenbach, Gießen, Kassel und Darmstadt voraussichtlich niemand Stress bekommt, weil sie/er eine öffentliche Tanzveranstaltung ausrichtet, bedroht Stein die Frankfurter Clubbetreiber_innen mit drakonischen Strafen und vermiest allen, die ausgehen wollen, die Party.

Er meint das ernst: »Ich bin nicht als Masochist geboren – lieber Täter als Opfer. Ich benutze nicht nur das Florett, sondern auch mal den Säbel, und wenn das nichts hilft, habe ich auch noch eine Panzerhaubitze 2000 zu meiner Verfügung!«, verriet Volker Stein am 31.Oktober 2007 der BILD. Als 19. Januar 2008 Antifaschist_innen auf dem Römerberg gegen Nazis demonstrierten, trug der Bundeswehr-Reserve-Oberst als Warnung in Richtung der Gegendemonstrant_innen, daß er auch noch anders könne, einen Bundeswehr-Pullover und dazu passenden Beinkleider. Sah übrigens ziemlich scheiße aus.

Auch sonst drückte er bei Nazidemos meist beide Augen zu und versuchte in der Regel nicht, diese zu verbieten. Wenn es jedoch um Nazigegner_innen oder andere Kundgebungen und Demos ging, die ihn politisch ferner zu liegen scheinen, machte er mit Auflagen und Verbotsverfügungen seinem Ruf als »Law and Order«-Mann alle Ehre.

Einer der Höhepunkte war hier die Nachttanzdemo 2008: Bereits damals stellte Stein seine Feindseligkeit gegenüber geselligen Tanzveranstaltungen unter Beweis, als er die Nachttanzdemo erst mit überzogenen Auflagen drangsalierte und sie dann letztendlich von der Polizei zusammenschlagen ließ(nachttanzdemo2008.blogsport.de).

Wie ihr wahrscheinlich alle mitbekommen habt, scheint Stein, der als Ordnungsdezernent seit der Kommunalwahl im Februar 2011 eigentlich schon ausgezählt ist, jetzt noch mal richtig durchzudrehen und in Aussicht seines schwindenden Einflusses noch mal alle Register zu ziehen. Allerdings wollen wir die Wirren dieses immer verrückter wirkenden alten Mannes nicht unkommentiert lassen. Und so laden wir alle ein, am Karfreitag für Fortschritt und gute Laune durch die City zu tanzen:

Römerberg | Freitag, 22. April 2011 | 16:15 Uhr
Im Anschluss an diesen Smartmob

Bring eure Gettoblaster, mobilen Soundsysteme, Radios, Musikinstrumente, und alles andere mit, zu dem wir durch die Stadt tanzen können! Außerdem könnt ihr gerne noch mal die »Volker Stein«-Masken der Nachttanzdemo 2008 aus der Mottenkiste holen!

Schwerkraft? Nein Danke! Volker Stein abschalten!

Bitte weiterleiten (auch gerne auf Facebook, Twitter, Blogs usw.), weitererzählen, kommen, eure Freund_innen und gute Laute mitbringen!

Tanzverbot

saul 22.04.2011 - 18:25
So voll war der Römer schon lang nicht mehr, sicher einige Tausend. Gute Stimmung und anschließend zog ein Teil durch die City bis Bockenheim. Bildbericht folgt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

Danke! — afa

und nein... — xxx

Antideutsche in Ungarn — antikomm

nur mal so — i want

tanzverbot — tänzer