Anmerkung der Moderationsgruppe:
Trotz der Bitte, de.indymedia.org zum Veröffentlichen von eigenen Berichten und selbst recherchierten Reportagen zu nutzen, wurde hier ein Text aus einer anderen Quelle, ein Flugblatt, eine Presseerklärung oder eine Stellungnahme einer Gruppe reinkopiert.
Es ist nicht das Ziel von Indymedia ein umfassendes Infoportal mit Kopien möglichst vieler vermeintlich wichtiger und lesenswerter Texte anzubieten. Indymedia will eine Plattform für engagierte MedienmacherInnen und ihre eigenen Inhalte bieten. Die strategische Zweitveröffentlichung von Texten gehört nicht zu den Zielen dieses Projektes.
Bitte lest zu diesem Thema auch die Crossposting FAQ.
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Rezension: "Militant" von Holger Burner
Tagsüber ist David Schultz ein unscheinbares Mitglied der trotzkistischen Organisation SAV. Er verteilt Flugblätter bei Warnstreiks und stellt Anträge bei Parteitagen der Linkspartei. Doch nachts verwandelt er sich in einen Superhelden der linken HipHop-Szene der BRD*. Unter dem Kampf- und Künstlernamen "Holger Burner" (angelehnt an den langjährigen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten von Hessen) fehlt er auf kaum einer linken Demonstration: entweder mit einem aufgenommenen Track oder – erstaunlich oft – mit einem Liveauftritt.
Jetzt hat der in Hamburg lebende Kasseler sein drittes Album herausgebracht. Der Titel "Militant" ist ebenso politisches Programm wie der Bezug auf eine bekannte trotzkistische Organisation Großbritanniens in den 80er Jahren.
In den 19 Tracks deckt Burner ein breites Themenspektrum ab, damit sich jedeR in der linken Szene in mindestens einem Lied wiederfinden kann: Es geht um Streiks in Griechenland und internationale Solidarität, um das Hamburger Schanzenviertel und Gentrifizierung, um Flüchtlinge und Bullen, und um "Deutschland, halt’s Maul!". Es ist das erste Album von Holger Burner seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise: "Das befeuert natürlich einen Klassenkämpfer beim Schreiben", erklärt er.
Die Samples zeigen viele Inspirationsquellen: Neben dem antiimperialistischen Rapper "Immortal Technique" aus den USA verarbeitet Burner auch Tonschnipsel aus "South Park", "Fight Club" oder von Rio Reiser. Dazu kommen viele Gastauftritte von linken RapperInnen, etwa "Kurzer Prozeß” aus Nürnberg – keine TrotzkistInnen, sondern eher Autonome, aber man versteht sich trotzdem gut.
Holger Burner schafft das scheinbar unmögliche: vermummte Autonome dazu zu bringen, ihre Fäuste zu heben, während er auch ganz "klassisch" über Arbeiterbewegung und Marxismus rappt. Besonders ein Song auf dem neuen Album, "Klasse", bietet ein ABC der Klassentheorie für junge AktivistInnen. Burner erklärt, dass die Mehrheit der Gesellschaft aus Arbeitern besteht. Deshalb gelte: "Alle Räder stehen still, wenn wir sie nicht bewegen. Die Betriebe sind längst unsere, wir müssen sie nur nehmen." Im folgenden Track wird es noch expliziter: "Die Klasse, wenn sie kämpft, ist eine riesige Macht. Es macht 'Boom!' und der Riese erwacht."
Als Aktivist kann er auch schnell auf Proteste reagieren, mit Youtube-Musikvideos über die Proteste gegen S21 in Stuttgart oder gegen die G8 in Heiligendamm. Im Jahr 2005 brauchte er nur wenige Tage, um einen Track über die Aufstände in den Vororten von Frankreich zu veröffentlichen: Dadurch entstand "900 Autos", sein bis heute berühmtestes Lied.
Hiphop wurde in der Bronx als eine Protestkultur von jungen schwarzen GhettobewohnerInnen geboren. Diese Kultur erreichte Deutschland hingegen in den 90er Jahren über weiße GymnasiastInnen: tendenziell alternativ und links, aber weit von den Realitäten der Armenviertel der BRD entfernt. Erst Rapper wie Bushido haben einen authentischen Rap der deutschen Unterschicht geschaffen – mit Wut aber dafür auch mit diesem Blingbling-Blabla und scheinbar "unpolitischen", eigentlich reaktionären Inhalten.
Holger Burner ist Teil von einer Generation linker RapperInnen, die aus dem Milieu des "Zeckenraps" auszubrechen versuchen, also weg von den studentischen HiphopperInnen, die eher zur Reflexion als zum Kampf aufrufen. Sie wollen neben der sozialrevolutionären Kritik auch einfach Wut und Verzweiflung vermitteln – "revolutionary but gangster", wie es die US-amerikanische Hiphopgruppe Dead Press einmal nannte.
Trotzdem ist "Militant" ein irgendwie typisches drittes Album für einen linken Rapper: Fast zehn Jahre nach seinem ersten musikalischen Auftritt sind die Beats lebendiger und die Texte weniger parolenhaft. Auch gibt es mehr Selbstkritik. Gegen letztere Einschätzung wehrt sich der Künstler übrigens heftig. "Ich halte Klassenhass immer noch für wichtiger als persönliche Reflexion", meint er.
Zur Vorstellung des neuen Albums sind rund 20 Konzerte in den kommenden Monaten geplant, "von der lokalen Antifagruppe bis zur DGB-Gewerkschaft". Auch wenn dieser Superheld dann doch nicht überall sein kann, mit seinem neuen Album hat er die Playlists der linken Lautsprecherwagen um einige neue Lieder bereichert.
von Wladek Flakin, Berlin, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO),
http://www.revolution.de.com, 18. April 2011
eine kürzere Version dieser Rezension erschien in der jungen Welt am 8. April 2011 (
http://www.jungewelt.de/2011/04-08/012.php)
* Um präventiv auf eine Kritik zu antworten: das Sprachbild in der Einleitung, wie sich David Schulz nachts in Holger Burner verwandelt (wie Bruce Wayne Batman wird), ist eben nur ein Sprachbild. Damit soll weder David Schulz noch Holger Burner weder verherrlicht noch verunglimpft werden. Es ist eher eine Anspielung auf die Widersprüche bei jedem/r revolutionären Künstler/in: zwischen den Verpflichtungen der Politik und der Unabhängigkeit der Kunst.
Weiterführende Links:
- Interview mit Holger Burner aus November 2006:
http://de.indymedia.org/2006/11/161471.shtml
- Rezension vom Holger Burner-Album "Cypher-Propaganda":
http://www.revolution.de.com/zeitung/zeitung21/holgerburner.html
In den 19 Tracks deckt Burner ein breites Themenspektrum ab, damit sich jedeR in der linken Szene in mindestens einem Lied wiederfinden kann: Es geht um Streiks in Griechenland und internationale Solidarität, um das Hamburger Schanzenviertel und Gentrifizierung, um Flüchtlinge und Bullen, und um "Deutschland, halt’s Maul!". Es ist das erste Album von Holger Burner seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise: "Das befeuert natürlich einen Klassenkämpfer beim Schreiben", erklärt er.
Die Samples zeigen viele Inspirationsquellen: Neben dem antiimperialistischen Rapper "Immortal Technique" aus den USA verarbeitet Burner auch Tonschnipsel aus "South Park", "Fight Club" oder von Rio Reiser. Dazu kommen viele Gastauftritte von linken RapperInnen, etwa "Kurzer Prozeß” aus Nürnberg – keine TrotzkistInnen, sondern eher Autonome, aber man versteht sich trotzdem gut.
Holger Burner schafft das scheinbar unmögliche: vermummte Autonome dazu zu bringen, ihre Fäuste zu heben, während er auch ganz "klassisch" über Arbeiterbewegung und Marxismus rappt. Besonders ein Song auf dem neuen Album, "Klasse", bietet ein ABC der Klassentheorie für junge AktivistInnen. Burner erklärt, dass die Mehrheit der Gesellschaft aus Arbeitern besteht. Deshalb gelte: "Alle Räder stehen still, wenn wir sie nicht bewegen. Die Betriebe sind längst unsere, wir müssen sie nur nehmen." Im folgenden Track wird es noch expliziter: "Die Klasse, wenn sie kämpft, ist eine riesige Macht. Es macht 'Boom!' und der Riese erwacht."
Als Aktivist kann er auch schnell auf Proteste reagieren, mit Youtube-Musikvideos über die Proteste gegen S21 in Stuttgart oder gegen die G8 in Heiligendamm. Im Jahr 2005 brauchte er nur wenige Tage, um einen Track über die Aufstände in den Vororten von Frankreich zu veröffentlichen: Dadurch entstand "900 Autos", sein bis heute berühmtestes Lied.
Hiphop wurde in der Bronx als eine Protestkultur von jungen schwarzen GhettobewohnerInnen geboren. Diese Kultur erreichte Deutschland hingegen in den 90er Jahren über weiße GymnasiastInnen: tendenziell alternativ und links, aber weit von den Realitäten der Armenviertel der BRD entfernt. Erst Rapper wie Bushido haben einen authentischen Rap der deutschen Unterschicht geschaffen – mit Wut aber dafür auch mit diesem Blingbling-Blabla und scheinbar "unpolitischen", eigentlich reaktionären Inhalten.
Holger Burner ist Teil von einer Generation linker RapperInnen, die aus dem Milieu des "Zeckenraps" auszubrechen versuchen, also weg von den studentischen HiphopperInnen, die eher zur Reflexion als zum Kampf aufrufen. Sie wollen neben der sozialrevolutionären Kritik auch einfach Wut und Verzweiflung vermitteln – "revolutionary but gangster", wie es die US-amerikanische Hiphopgruppe Dead Press einmal nannte.
Trotzdem ist "Militant" ein irgendwie typisches drittes Album für einen linken Rapper: Fast zehn Jahre nach seinem ersten musikalischen Auftritt sind die Beats lebendiger und die Texte weniger parolenhaft. Auch gibt es mehr Selbstkritik. Gegen letztere Einschätzung wehrt sich der Künstler übrigens heftig. "Ich halte Klassenhass immer noch für wichtiger als persönliche Reflexion", meint er.
Zur Vorstellung des neuen Albums sind rund 20 Konzerte in den kommenden Monaten geplant, "von der lokalen Antifagruppe bis zur DGB-Gewerkschaft". Auch wenn dieser Superheld dann doch nicht überall sein kann, mit seinem neuen Album hat er die Playlists der linken Lautsprecherwagen um einige neue Lieder bereichert.
von Wladek Flakin, Berlin, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO),

eine kürzere Version dieser Rezension erschien in der jungen Welt am 8. April 2011 (

* Um präventiv auf eine Kritik zu antworten: das Sprachbild in der Einleitung, wie sich David Schulz nachts in Holger Burner verwandelt (wie Bruce Wayne Batman wird), ist eben nur ein Sprachbild. Damit soll weder David Schulz noch Holger Burner weder verherrlicht noch verunglimpft werden. Es ist eher eine Anspielung auf die Widersprüche bei jedem/r revolutionären Künstler/in: zwischen den Verpflichtungen der Politik und der Unabhängigkeit der Kunst.
Weiterführende Links:
- Interview mit Holger Burner aus November 2006:

- Rezension vom Holger Burner-Album "Cypher-Propaganda":

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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
@Autor
Hiphop auf kuba
dafür müssen die castrofreunde aber dann auch diesen hiphop anhören los aldeanos ---
fremdscham
1. dein sprachbild ist scheiße, auch mit "*" ergänzung.
2. david schulz ist nicht nur mitglied der sav, die man ja noch halbwegs revolutionär nennen kann, sondern kandidierte sogar schon für die linke, die ja mal garnicht klassenkämpferisch und revolutionär ist. ziemlich unauthentisch find ich. (
3. immortal technique ist ein homophobes, an verschwörungstheorien glaubendes arschloch. sollte man zumindest mal erwähnen.
4. du hättest ruhig alle features nennen können, soll doch ein review der ganzen platte sein.
5. "klasse" ist doch kein abc der klassentheorie, bzw.: was meinst du damit überhaupt?
6. den komischen absatz mit den youtube videos versteh ich nich. ich dachte du reviewst das album?
7. was soll denn der hiphop abschnitt? wenn ich was über die geschichte des hiphop lesen will, geh ich zu wikipedia. muss in jedem artikel über themen, die irgendwas mit hiphop zu tun haben, die geschichte dessen vorkommen? als hätten wir nicht langsam kapiert, dass hiphop aus der bronx kommt. danke für die 100000ste erwähung.
8. bushido und authentisch? der olle gymnasiast hat die 11. Klasse abgebrochen, um erstmal kifferrap zu machen. und mit ghetto hat er auch nix am hut. da gibts doch echt bessere beispiele.
9. dead preZ! DEAD PREZ! mit "Z"!!! alter!!
10. das anschließende "trotzdem" versteh ich auch nicht. trotz was?
11. die texte sind nicht weniger parolenhaft, sondern typisch holger burner, d.h. mal wieder sehr parolenhaft.
12. "Ich halte Klassenhass immer noch für wichtiger als persönliche Reflexion" <- diese aussage ist dir keine kritische bemerkung wert? ich finde solche sprüche gehn garnicht. außerdem: wo kommt denn mehr selbstkritik vor? in welchem track bitte?
13. ganz allgemein: du sagst viel zu wenig zum album. hat dir jedes lied gefallen? wenn ja was genau? du gehst auf ganze zwei lieder des albums ein, das finde ich extrem schade. was nützen mir die ganzen infos drumherum, wenn du garnicht auf die musik selbst eingehst?
ich finde das album okay, aber übertreibs mal nicht, so geil ist es echt nicht.
my 2 cents
Es ist tatsächlich weniger parolenhaft geworden, ist und bleibt jedoch "prollig" - auf eine Art und Weise, welche sich von Sexismus und Homophobie jedoch deutlich distanziert. Die Wirkung entsteht m.M. durch die relativ "harten" Beats und einen sehr flüssigen Sprachfluss (doppelt gemoppelt).
Wer eher auf (selbst)reflektierten Hiphop mit ruhigerem Grundton steht, sollte sich doch Conexion Musical anhören. "nicht warten, sich hinten anstellen zu können, um hinter etwas zu stehen" ist ein absolut geiles Album, welches wesentlich "dreckiger" und experimenteller klingt. Auch die texte sind viel nachdenklicher.
Den obigen "Hype" kann ich nicht nachvollziehen. Sicher gehört Holger Burner zu den "Großen" der linken Szene (zusammen mit Conexion Musical, Chaoz One, Kurzer Prozess und vielen anderen), der Beste ist er nicht. Allein weil es den nicht gibt, dazu sind die Interessen viel zu unterschiedlich.
@fremdscham
denke, wer hier musik zum widerstand gegen das kapitalistische system macht, sollte beim (hier musikalischen widerstand gegen ein angeblich sozialistisches regime nicht schweigen --
Geschichtsuntericht
Timeout
Junge Welt Crossposting, 2 sekunden google.
Zweitens:
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
... — dfdfdfd
Ich will ein Kind von Holger Burner! — Comte de la Déiné-Muddér
Ah ja! — Roy Black
@ roy black — anti
Revolutionär? — Redblök