[K] AZ-Geburtstag: Tanzdemo & Festival

unsersquat 14.04.2011 10:10 Themen: Freiräume Kultur Soziale Kämpfe
Im Autonomen Zentrum Köln hat sich die Lage entspannt. Die zwei Wochen nach der verhinderten Räumung wurden genutzt, um das Haus aufzuräumen, rechtliche Fragen für die Legalisierung zu besprechen und neue Kräfte zu sammeln. Alle öffentlichen Veranstaltungen der letzten zwei Wochen waren abgesagt worden, doch jetzt geht es wieder los: mit einem Riesenprogramm zum ersten Geburtstag des AZ vom 15.-17. April.
Ein kurzer Rückblick: Das AZ wurde am 16.04.2010 besetzt. Seitdem gab es mehr als 500 Veranstaltungen, vom Hardcore-Konzert bis Yoga. Ab Sommer 2010 fand das unter erschwerten Bedingungen statt: der Strom- und Wasseranschluss wurde abgestellt, die Heizung war nicht funktionsfähig. Dennoch schafften es die Besetzer_innen, den Betrieb auch im Winter aufrecht zu erhalten und auszubauen. Auch unter den schwierigen Bedingungen war das AZ ein wichtiger Anlaufpunkt für Menschen aus Köln, NRW und ganz Deutschland.
Dem sollte vor knapp drei Wochen ein Ende gesetzt werden. Die Eigentümerin des Hauses, die Sparkasse, hatte einen Räumungstitel und eine Abrissgenehmigung erwirkt, die SPD hatte grünes Licht gegeben. Doch wie schon vor einem halben Jahr erfuhren die Besetzer_innen im Vorfeld von der Räumung und mobilisierten Unterstützer_innen aus ganz Deutschland. Die Gegend um das AZ war vier Tage im Ausnahmezustand: mehrere Hundertschaften waren im Viertel, um das AZ herum waren meterhohe Barrikaden aufgebaut und die Telefone liefen heiß. Schließlich wurde am Donnerstag, den 31. März, eine Einigung mit der Sparkasse erzielt – als die Polizei schon den Befehl zur Räumung gegeben hatte. Die Räumung wurde abgebrochen, die Besetzer_innen verließen für wenige Stunden das Gebäude und ein Vorvertrag für eine mietfreie Nutzung wurde unterschrieben. Die für den folgenden Samstag angekündigte Demo wurde zu einer Jubeldemo – knapp 1000 Menschen feierten den Wiedereinzug ins AZ.
Die gute Stimmung wurde dann aber deutlich getrübt, als bekannt wurde, dass es in der Nacht nach der Demo zwei sexistische Übergriffe gegeben hat. Dies führt dazu, dass sich das AZ-Plenum dazu entschieden hat, am Geburtstagswochenende keine Partys im AZ zu feiern – als Zeichen, dass es nicht einfach so weitergeht und als Aufforderung, sich mit Sexismus in der Szene auseinanderzusetzen. Dennoch werden fast alle für Samstag geplanten Konzerte stattfinden, jedoch nicht abends, sondern über den Tag verteilt.
Auch trotz der Partyabsage wird es sich lohnen, dieses Wochenende nach Köln zu kommen. Ab Donnerstag gibt es im AZ Infos und Schlafplätze (Convergence Center) und am Donnerstagabend eine Veranstaltung vom AK Vorratsdatenspeicherung zur Volkszählung 2011. Das Highlight ist sicher die Nachttanzdemo, die am Freitag 15.04. um 18 Uhr vom Hauptbahnhof startet. Soundwagen kommen vom Basspräsidium, dem aesthetik&zerstoerung-Kollektiv und dem Blakksheep Soundsystem.
Am Samstag gibt es dann Programm im AZ von 11 bis 22 Uhr mit zwanzig Workshops, Politveranstaltungen, Ausstellungen, Theater, Kinderprogramm, Konzerten, Essen und Getränken, unter anderem mit Bundeswehr wegtreten!, der Roten Flora und dem Hamburger Gängeviertel, Bernard Schmid zu den Revolutionen in Nordafrika, Konzerten von Nastja & den Orlovs und Guts Pie Earshot und vielen anderen.
Das Geburtstagswochenende endet mit einem NRW-weiten Vernetzungstreffen zum Thema „Recht auf Stadt“ am Sonntag.
Das ganze Programm findet sich auf der Webseite des Autonomen Zentrums (unsersquat.blogsport.eu).
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Ergänzungen

partyalternative

queer 14.04.2011 - 11:58
wer eine partyalternative für den 16.4. in köln sucht, ist bei der queergestellt-party im baui/friedenspark ganz gut aufgehoben. queergestellt ist eine linke/linksradikale queergruppe.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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sexistische übergriffe!?

nrwler 14.04.2011 - 10:54
warum quasi diese „kollektiv strafe“ von wegen party absage? Warum fliegt die verantwortliche person nicht einfach raus und bekommt hausverbot? thematisieren sollte man das ganze bestimmt, aber gleich die ganze party abzusagen. sie/er weiss ja auch noch nicht mal was unter sexistischer übergriff verstanden wurde da dies verschwiegen wird. Ob man so für zukünftige veranstaltungen vorsorgen kann, da bin ich mir nicht sicher!?

Schade mit der Party, aber nachvollziehbar

häuser besetzen, sowieso 14.04.2011 - 11:36
Die Partyabsage ist natürlich eine harte Nummer, aber nicht so unangebracht. Die Täter sind vermutlich rausgeflogen und haben Hausverbot und im Idealfall auch gebrochene Nasen (Details, auch über die konkreten Vorfälle, gehen niemanden was an, es liegt im Ermessen der betroffenen Personen, dies öffentlich zu machen oder darüber zu sprechen), aber trotzdem bedarf es eines größeren Schritts, um auf das Problem von alltäglichem Sexismus hinzuweisen. Nur weil sich ein Freiraum/Besetztes Haus antisexistisch deklariert, heißt das nicht, dass auch tatsächlich ein hundertprozentiges antisexistisches Klima herrscht. Wir alle, auch die mit den besten Absichten, sind in einer 'weißen', heteronormativen, patriarchalen Gesellschaft sozialisiert wurden und können Verhaltens- und Diksriminierungsmuster nicht über Nacht ablegen; auch weil uns vieles gar nicht bewusst ist.
Die Partyabsage könnte und sollte uns motivieren über unser Verhalten nachzudenken, zu überlegen, wo Sexismus und Grenzverletzungen anfangen und wie wir uns kollektiv dagegen positionieren können.

Natürlich ist es schade, dass eine sehr gute Party ausfallen wird, weil zwei Hackfressen übergriffig geworden sind, während der Rest der Part fröhlich und friedlich gefeiert hat.

Trotzdem nach Köln kommen und bei Partybedarf notfalls die anderen linken Locations in NRW nutzen.

Fight sexism everyday.

@nrwler

asab 14.04.2011 - 13:01
anscheinend sind die übergriffe für dich das einzig brisante thema in diesem artikel.
es ist so beschlossen worden und basta! freut euch über das echt sehr gute programm am wochenende oder lasst es halt bleiben und geht woanders hin. das weitere infos "verschwiegen" werden kann ja wohl auch nicht ernsthaft ein kritikpunkt deinerseits sein. wenn doch, herzlichen glückwunsch deiner sensibilität! lasst uns hier keine debatten führen. natürlich ist das fernziel, sichere parties für alle zu veranstalten. aber nach so einer scheiße die nächste party hinterherzuschieben ist nicht drin!

so ein

blödsinn 14.04.2011 - 13:02
mit ner partyabsage wird in keinster weise eine möglichkeit gegeben oder ein anstoß gegeben sich über sexismus gedanken zu machen... die leute setzen sich ja an dem abend nicht hin und reden. Viel eher interessant wäre es doch mal vor der eigenen haustür zu kehren und zu fragen was haben wir falsch gemacht und warum konnten die pläne die vor solche fälle entworfen worden sind nicht umgesetzt werden. Diese Aktion ist so Typisch Az-Köln das es schon langsam an konsequente wiederwillen gegen vernunft angesehen werden kann... AZ Köln nur noch peinlich...

P.S. Wer wirklich ein zeichen gegen die heteronormative matrix setzen will boykottiert die partyabsage bei queergestellt^^

Demo 16.April SVEN,TIM& STEFAN!

Robinos 14.04.2011 - 15:30
Es ist aber auch sau wichtig am 16. April nach Hannover zu kommen um zu zeigen das wir viele sind und uns alle angesprochen fühlen. Wir lassen das nicht mit uns machen. !!!!! Deswegen, wer nicht nach Köln kommt auf nach HANNOVER!

 http://antifasoli.blogsport.de/

so ein

unglaublich 14.04.2011 - 15:51
konstruktiver beitrag, wow!
peinlich ist es eher, hier rumzumosern.
dem az köln scheint einfach politisches programm und vernünftige strukturarbeit, dahingehend das in zukunft sichere und gute parties stattfinden können, wichtiger zu sein, als die eigenen kräfte dafür aufzubringen, dass freitag und samstag konsument_innen ausgelassen saufen und tanzen können. für mich heißt das in diesem fall: vor der eigenen tür kehren!
alles andere als peinlich. gut nachvollziehbare reaktion und ein klares zeichen, dass so etwas im az köln nicht funktioniert.

AZ Köln Kein Tag ohne Mist im AZ

Redblök 14.04.2011 - 19:29
hmmm was soll man dazu sagen mit verboten und verschwiegenheit diesen scheiß Sexismus bekämpfen wie schon hier erwähnt das ist mal wieder typisch AZ Köln und da wundert es die Betreiber (ehemals Hippie Besetzer) das so wenig sich am AZ beteiligen man sieht immer die gleichen leute und damit verbunden den gleichen Mist. Bei aller polemischer Kritik das AZ ist wichtig trotz beschißener Elektro Musik trotz hippis und trotz verboten und wer es räumen will kriegt es auch mit den Kritikern zu tun. :)

Wer holt die Keule raus? Und was soll das?

Wenns nicht grad geräumt wird, gehts mir am.. 14.04.2011 - 22:21
(Wiedermal) eine unglückliche Entscheidung der AZ Struktur, durch diese Vorgehensweise löst ihr doch nur das dumme Geschwätz aus welches ihr vermeiden wollt. Ganz klar das ihr im Sinne der "Opfer" jegliche Details vermeiden wollt. Ganz klar das es nicht so weiter gehen kann & sich was ändern muß(Schade das dies nicht schon nach den Vorfällen beim letzten Ladyfest passiert ist). Das Thema Definitionsmacht wurde inzwischen im AZ ja auch schon X Mal runter gebetet, jeder weiß also worum es geht und wie zu handeln ist. Wieso macht man es dann nicht einfach? War man nach tagelangen Macker gepose auf den Barrikaden einfach zusehr aufgegeilt? Aber was es jetzt bringt zu sagen unser Party ist die Nachttanzdemo am Freitag und die Bands von Samstag Nacht spielen jetzt einfach paar Stunden früher, versteht wahrscheinlich nur ihr?

Wie auch immer, die Szenegerüchte kochen jedenfalls schon heiß ;) Machen die das jetzt auch weil die Bauauflagen für Veranstaltungen noch nicht erfüllt sind? Oder doch damit mehr Leute auf die Demo kommen? Vielleicht konnten sich die beiden Fraktionen im AZ auch nur mal wieder nicht einigen? Und was ist nur dieser sexuelle Übergriff? Sowas wie die Antisemitismuskeule? Hat jemand was dummes gesagt oder gab es gar eine versuchte Vergewaltigung? Schade das es den Plotter nicht mehr gibt, dort hätte man das wenigstens in der nächsten Ausgabe erfahren.

super entscheidung!

mr:s 14.04.2011 - 23:44
Super Entscheidung vom AZ, die Party ausfallen zu lassen. Was auch immer an dem Abend passiert ist, es schein Gründe zu geben, so zu handeln und ich finde das Zeichen an die betroffenen Personen sehr wichtig. Denn in einem "Freiraum" eine solche Erfahrung zu machen, welcher Art auch immer, kann sehr viel Vertrauen kosten.
Achja, und wer hier irgendwelche Mutmaszungen und Gerüchte braucht, lieszt doch bitte die Bute oder Gala oder whtatever, aber nicht Indy. Danke

@ mr:s

alta 15.04.2011 - 00:04
Du hast den Sinn und Zweck von Indymedia nicht verstanden oder ;)

sads

asd 15.04.2011 - 15:04
konsequent und gut ! freuen wir uns auf eine dicke nachttanzdemo !
Kein Freiraum für SexistInnen!