Demo in Gedenken an Thomas „Schmuddel“ Schulz

Dortmunder Antifa-Bündnis 04.04.2011 20:56 Themen: Antifa

Am Samstag, dem 2. April, veranstaltete das Dortmunder Antifa-Bündnis eine Demonstration gegen rechte Gewalt. Bis zu 700 Antifaschistinnen und Antifaschisten zogen durch die Dortmunder Innenstadt und den Norden, um an den von einem Neonazi ermordeten Punker Thomas "Schmuddel" Schulz zu erinnern.

Thomas wurde am 28.03.2005 in der U-Bahn-Station Kampstraße von dem damals 17-jährigen Neonazi Sven Kahlin erstochen, weil er dessen rechte Sprüche nicht unkommentiert stehen ließ. Jährlich veranstalten Antifaschist_innen in Dortmund seitdem Demonstrationen und Kundgebungen, um an diesen Mord und die zahlreichen Opfer rechter Gewalt zu erinnern. Bereits am 28.03.2011 gedachten 150 Antifaschist_innen dem Mord an Thomas Schulz am Tatort, der U-Bahnstation Kampstraße.

Die Demonstration begann am Dortmunder Hauptbahnhof und zog, nachdem der Aufruf verlesen wurde, zunächst lautstark in die Nordstadt. Auf der ersten Zwischenkundgebung an der Schützenstraße wurde die aktuelle rassistische Hetze gegen viele Bewohner_innen der Nordstadt kritisiert und auf die Folgen der Schließung des Straßenstrichs in der Ravensberger Straße eingegangen.

Auf dem Weg in Richtung Münsterstraße wurde der Demonstrationszug auf besondere Weise begrüßt: Auf dem Dach eines Gebäudes entrollten einige Antifaschist_innen ein Banner mit der Aufschrift "Nazis jagen, Bullen stressen - KEIN VERGEBEN, KEIN VERGESSEN", zündeten Bengalos und Feuerwerkskörper an und schwenkten Antifa-Fahnen.

Weiter ging es in die Innenstadt, wo vor der Kneipe "Hirsch-Q" eine weitere Zwischenkundgebung stattfand. Die in der Brückstraße gelegene Kneipe war zuletzt im Dezember von Neonazis angegriffen worden. Die der so genannten Skinhead Front Dortmund-Dorstfeld zuzuordnenden Täter_innen traktierten einen am Boden liegenden Besucher der Kneipe mit Tritten und stachen mit einem Messer auf einen Gast ein. Beteiligt an diesem Überfall war auch Sven Kahlin, der Mörder von Thomas Schulz. Kahlin, der Ende 2010, zwei Jahre vor dem Ende der usprünglich verhängten Haftstraße, entlassen wurde, ist weiterhin in der Dortmunder Neonazi-Szene aktiv. Unter anderem trat er auf Kundgebungen als Redner auf, und zeigte sich dort mit einem T-Shirt auf dem der Satz "Was sollten wir bereuen?" zu lesen war. Ein weiterer Redebeitrag thematisierte die staatliche Extremismustheorie, die die Gleichsetzung von linker Gesellschaftskritik und autonomer Politik mit nationalsozialistischer Ideologie und Praxis betreibt. Gerade auch im Zuge des Überfalls auf die Hirsch-Q dient diese Argumentation dazu, den Überfall als "Schlägerei zwischen rechts und links" zu verklären und den Betroffenen eine Mitschuld anzudichten.

Anschließend ging der Demonstrationszug über den Wall und die belebte Kampstraße und endete schließlich nach knapp drei Stunden an der gleichnamigen U-Bahn-Station. Hier, am Tatort, wurde in einer Schweigeminute den Opfern rechter Gewalt gedacht. Ein weiterer Redebeitrag problematisierte die fehlende Hilfe für Opfer rechter Gewalt in Dortmund.

Die Polizei begleitete die Demonstration mit zahlreichen bewaffneten Einsatzkräften. Bereits im Vorfeld hatte es repressive Auflagen in Bezug auf Ordner_innen, Transparente und Auftreten der Versammlungsteilnehmer_innen gegeben, um die Demonstrant_innen einzuschüchtern und ein selbstgewähltes Auftreten zu verhindern. Wir als Veranstalterinnen finden es eine Frechheit, dass sich die Dortmunder Polizeiführung hier wie auch schon bei der Kundgebung am 28.3. versucht in die Durchführung und inhaltliche Gestaltung unserer Veranstaltungen einzumischen.

Die Dortmunder Nazis nutzten den Tag um in Lütgendortmund ihre rassistische Hetze gegen das kürzlich dorthin gezogene Asylbewerber_innenheim zu verbreiten. Einige Antifaschist_innen protestierten mit einem Transparent in der Nähe des neuen Heimes gegen die Nazis und auch gegen rassistische Äußerungen der Anwohner_innen.Wir freuen uns das erneut hunderte Menschen zum Gedenken an den rechten Mord zusammengekommen sind, und bedanken und bei allen die uns unterstützt haben. Bei aller Freude zeigt der Tag aber auch, das in Dortmund noch viel zu tun ist. Wir bleiben am Ball.Für Fragen, Anregungen und Kritik zur diesjährigen Gedenkdemo, aber auch zu unserer Arbeit im Allgemeinen, sind wir immer offen. Schreibt uns dazu - nach Möglichkeit verschlüsselt - eine E-Mail.
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Ergänzungen

same game

(muss ausgefüllt werden) 04.04.2011 - 21:52
niedlich wie die dortmunder nazis sich auf den termin der schmuddel demo stürzen und ihre aktion erst einen tag vorher bekannt geben. um die erbärmlichkeit der 60-80 üblichen verdächtigen aus ganz nrw zur schau zu stellen ist es nicht nötig ne große demo abzusagen. die herbeigesponnene "massive auseinandersetzung am hbf" war auch mehr wechselseitiges parolenrufen während vereinzelt flaschen und böller fliegen. gelaufen sind da nur die erschreckten bundesbullen, die mit einem improvisierten kessel die lautstärke der nazis gleich verdoppelt haben, die waren nämlich die idioten die auf bahnhofsgelände und fast direkt neben denen standen.
danach wurden die sicht- und hörbar empörten nazis ein paar gleise weiter in ihren zug richtung köln befördert. auf dem weg durch den bahnhof nutzten sie dann noch die gelegenheit den betrunkenen fussballfans zu zeigen wie man das richtig macht mit dem widerlich benehmen und rumpöbeln, ernteten spott und "ihr seid scheiße" rufe und verschwanden schließlich an die scheiben hämmernd und gröhlend im re.
die demo? meiner einschätzung nach in der selben größenordnung wie im letzten jahr, auch da gab es "konkurierende" veranstaltungen, diesmal die demos in köln und essen. ansonsten wars meistens entschlossen und laut.

demobericht

reader 04.04.2011 - 22:36

schönes wetter

schöne demo 05.04.2011 - 13:19
einen kleinen vorfall möchte ich hier noch ergänzen:
ein stück vor der u-bahn station kampstraße standen ein paar faschos hinter einem bauzaun und haben, soweit ich das mitbekommen habe, versucht die demonstranten zu fotografieren(siehe die letzten paar fotos vom link oben). Ein etwas dickerer typ im roten thor steinar pulli war auch noch dabei, ist aber auf den fotos nicht zu sehen. Nachdem man sie entdeckt hatte nahmen sie die beine in die hand und konnten (wegen bauzaun und polizei) flüchten. aber zumindest wurden scheinbar noch ihre personalien aufgenommen..

großes lob hier an die demoteilnehmer, man hat in dieser situation entschlossen reagiert, sich aber auch nur sehr kurz aus der ruhe bringen lassen. nachdem die nasen vertrieben waren ging die demo ungestört weiter und auch die polizisten haben direkt wieder helme etc abgenommen. viele der hunderschaftlerInnen die ich so beobachtet habe wirkten während der demo auch eher gelangweilt und wären bei dem schönen wetter warscheinlich lieber irgentwo grillen gegangen..

Die route vom hbf, durch belebte teile der nordstadt und vorbei an hirschQ/wall/reinoldikirche/kampstraße bis zur u-bahn station kampstraße war lang und gut besucht, was dafür gesorgt haben dürfte, dass viele menschen etwas von der demo mitbekommen haben. in der nordstadt gab es teilweise sogar applaus für die demo und die bengalo aktion hat ordentlich für stimmung gesorgt. Die kam mir anfangs auch eher etwas ruhig vor, wurde aber im verlauf deutlich besser.

Meine verbesserungsvorschläge:
-zwischendurch noch mehr kurze lautidurchsagen um die passanten/anwohner aufzuklären worum es geht
-die redebeiträge waren sachlich gut man könnte sie aber vielleicht doch etwas kämpferischer vortragen
-mehr flyer am rande der demo verteilen (das design gefiel mir dieses jahr gut, aber NIEMAND liest sich 4seiten blocksatz in schriftgröße 8 durch!!! bitte in zukunft kurz, präzise und anschaulich, die details können sich interessierte ja immernoch auf den diversen internetseiten durchlesen)

die taktik der faschos ihre demo zeitgleich mit antifademos durchzuführen um möglichst ungestört agieren zu können, sowie die situation um das asylbewerberheim in lütgendortmund allgemein, sollte allerdings im auge behalten werden!

Ergänzung zu Same Game

Angereister 05.04.2011 - 17:23
In der RE haben die Nazis sich dann wohl auf die Suche nach Antifa begeben. Als sie diese aber nicht fanden pöbelten sie wahllos BVB-Fans an, die ihnen irgendwie alternativ vorkamen (Iro etc.). Diese ließen die sich allerdings nicht gefallen, so kam es zu handfesten Auseinandersetzungen, worauf der Zug im Schwelmer Bahnhof gestoppt wurde und einzelne Personen in Gewahrsam genommen wurden.
So Berichtete auch die Westfalenpost am Montag:
„Randale im Regionalzug – Staatsschutz ermittelt
Zuckendes Blaulicht schreckte am Samstagabend die Menschen in Schwelm auf. Mit einem Großaufgebot eilte die Polizei zum Hauptbahnhof Schwelm. Im Regionalexpress „RE4“ von Dortmund nach Wuppertal waren Personen aus der rechten Szene und BVB-Fans aneinander geraten. Insgesamt 19 Beamte sollen im Einsatz gewesen sein.“

Nazis in Lütgendortmund & wo war die Antifa?

esperanza 05.04.2011 - 20:21
Da die Dortmunder Antifa vorher von der Nazidemo in Lütgendortmund wusste, frage ich mich, warum diese Information nicht weitergegeben wurde? Sind die Toten wichtiger als die Lebenden oder habe ich einfach irgendetwas verpaßt? Hier ein informativer Bericht zum Nazispuck beim Flüchtlingslager:

 http://www.bo-alternativ.de/2011/04/03/nazidemo-im-grevendicker-feld/#more-20534

Antifas nach Stolberg!

ä 05.04.2011 - 21:08
Am Wochenende alle Antifa Atz_innen nach Stolberg und den Nazis ihr "Großereignis" nehmen.
Auf der Schmuddel Demo wurde ja bereits draufhingewiesen.

Hier gibt's Infos:  http://www.no-nazis.net

Auf der Page gibts auch einen Mobi-Jingle.

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