Dänische Firma: Hinrichtungsgift für USA

Im Herbst letzten Jahres stellte der Pharma Konzern Hospira nach länderübergreifenden Protesten seine Produktion von Natrium Thiopental ein und brachte die Henker_innen landesweit in Probleme. In der EU produziertes Natrium Thiopental gelangte über Dritthändler zwar an die us-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA (1), welche es einigen Bundesstaaten für Hinrichtungen zur Verfügung stellt.

Gleichzeitig begannen Oklahoma und Ohio jedoch, nach Alternativen für die Ermordung von Gefangenen zu suchen. Diesem Beispiel folgend versucht nun auch Texas, nur noch eine einziges Präparat anzuwenden: Pentobarbital. Für morgen ist die erste Hinrichtung damit angekündigt.

Pentobarbital wird in der Humanmedizin als Schlafmittel verwendet. Auch in der Tiermedizin findet es Verwendung. In der Schweiz findet es auch i n der Sterbehilfe zum Einsatz. Die dänische Firma Lundbeck mit Produktionsstätten in Dänemark und Italien hat derzeit als einziger Hersteller eine Lizenz dafür in den USA. In der Schweiz wird das Mittel auf in der Sterbehilfe eingesetzt. Auch in der Tiermedizin findet das Mittel zum Einschläfern Verwendung. In Schreiben an Todesstrafen Gegner_innen sagte der Konzern vor wenigen Wochen, dass sie ihre pharmazeutischen Präparate für die Erhaltung menschlichen Lebens entwickelten, nicht für das Töten. Vorgeworfen wird ihnen jedoch u.a. von der britischen Menschenrechtsorganisation REPRIEVE, dass sie keine Endabnehmerklauseln in ihre Kaufverträge aufnähmen, mit denen eine wirkungsvolle Verhinderung zur Verwendung in Hinrichtungen möglich wäre. (2)

Verschiedene Anti-Todesstrafen Organisationen gehen davon aus, dass erst durch öffentlichen Druck ein Umdenken des Konzerns erfolgen wird. Anton Mestin vom Netzwerk gegen die Todesstrafe: "Auch Hospira versteckte sich hinter angeblich mangelnden Einflussmöglichkeiten. Als ihr öffentliches Image in der Gesundheitsindustrie Schaden nahm, nahmen sie ganz schnell Abstand vom Profit an staatlichen Morden. Wir vertrauen hier auf die Kreativität aller Todesstrafen Gegner_innen. Auch wenn es uns um die grundsätzliche Abschaffung der Todesstrafe geht, ist deutlich, dass die US Behörden derzeit Probleme haben. So wäre Troy Davis heute vermutlich schon umgebracht, wenn der Bundesstaat Georgia noch Thiopental hätte." (3)

Noch ist unklar, inwieweit sich die EU in diese Auseinandersetzung einmischen wird. Ein Londoner Pharma Handel hatte ebenfalls im letzten Herbst Chemikalien der Firma Sandoz aus Österreich für Hinrichtungen in die USA geliefert (4), was zu Protesten einzelner Mitgliedsstaaten führte. Als die FDA Ende vergangenen Jahres Thiopental aus einem Werk in Italien importieren wollte, verhinderte Brüssel das umgehend mit Verweis auf die strikte Ablehnung der Todesstrafe durch das EU Parlament. Zu den Geschäften der Firma Lundbeck liegen bisher noch keine Stellungnahmen vor.

_________________

(1) Todesstrafe USA: das Gift ist knapp (6.12.2010)
 http://de.indymedia.org/2010/12/295795.shtml

(2) REPRIEVE: Danish pharmaceutical company Lundbeck votes to continue supplying pentobarbital for lethal injections (25.03.2011)
 http://www.reprieve.org.uk/2011_03_25_lundbeck_pentobarbital

(3) zur Erklärung siehe auch:
USA: Troy Davis akut von Hinrichtung bedroht (29.03.2011)
 http://de.indymedia.org/2011/03/303654.shtml

(4) Menschenrechtsorganisation kritisiert qualvolle Hinrichtungen (21.02.2011)
 http://derstandard.at/1297818500643/USA-Menschenrechtsorganisation-kritisiert-qualvolle-Hinrichtungen