ABOLISH! Erfolgreicher Auftakt zur Kampagne

freyafluten 25.03.2011 22:47 Themen: Antirassismus
In über 20 Orten und Städten gab es am 22. März 2011 Demonstrationen, Kundgebungen und Straßenaktionen um offiziell den Start der bundesweiten Kampagne „ABOLISH – diskriminierende Gesetze gegen Flüchtlinge abschaffen!“zu begehen. Proteste gab es nicht nur in Flüchtlingslagern wie in Zella-Mehlis/Thüringen und Hohenleipisch/Brandenburg, sondern auch vor Ausländerbehörden, auf Marktplätzen, eine Demonstration durch München zu den Parteizentralen, Kundgebung im Landratsamtes Oberursel/Hessen oder auf dem Heinrichplatz in Berlin. Eine erste Übersicht und kurze Einschätzung.
In über 20 Orten und Städten gab es am 22. März 2011 Demonstrationen, Kundgebungen, und Straßenaktionen um offiziell den Start der bundesweiten Kampagne „ABOLISH – diskriminierende Gesetze gegen Flüchtlinge abschaffen!“zu begehen. Proteste gab es nicht nur in Flüchtlingslagern wie in Zella-Mehlis/Thüringen und Hohenleipisch/Brandenburg, sondern auch vor Ausländerbehörden, auf Marktplätzen, als Demonstration durch München zu den Parteizentralen, und auf Kundgebungen im Landratsamtes Oberursel/Hessen oder auf dem Heinrichplatz in Berlin.
Der Gesamteindruck bleibt insofern etwas zwiespältig, als da es sicherlich ein großartiger Erfolg ist, dass so viele Flüchtlinge, Gruppen und AktivistInnen es geschafft haben, in doch relativ kurzer Zeit (seit dem Beschluss der Kampagne im Winter letzten Jahres) koordiniert einen bundesweiten Aktionstag mit zahlreichen Aktionen auf die Beine zu stellen.
Andererseits sind die TeilnehmerInnenzahlen fast aller Aktionen erschreckend gering – je nach Größe der Orte mal mehr, mal weniger erstaunlich. Dies spricht leider gegen die mögliche Erklärung, die einzelnen Gruppen hätten schlicht schlecht oder zumindest unzureichend mobilisiert. Es sieht eher so aus, als wäre das Thema Antirassismus weder in der Gesamtbevölkerung noch in der jeweils lokalen Linken besonders präsent.
Das zeigt sicherlich wie wichtig die Kampagne ist, um nicht nur auf der politischen Ebene Druck aufzubauen, sondern auch um das Wissen über den institutionellen staatlichen Rassismus und seine Auswirkungen für die Betroffenen stärker zu verbreiten. Aber dennoch bleibt ein fader Beigeschmack, wenn beispielsweise in einer Metropole wie Berlin nur 300 Menschen den Weg zu einer von zwei Demonstrationen und einer Kundgebung im Raum Berlin/Brandenburg finden. In Anbetracht der atomaren Katastrophe in Japan mögen viele gerade die Prioritäten anders setzen, eine wirkliche Erklärung ist das aber nicht.

Dokumentationen und Berichte zu den Aktionen:

Flüchtlingslager Möhlau/ Wittenberg:
 http://de.indymedia.org/2011/03/303214.shtml

Flüchtlingslager Hohenleipisch:
 http://de.indymedia.org/2011/03/303211.shtml
RBB Bericht:  http://bglbb.blogsport.de/

Proteste vor der Ausländerbehörde in Magdeburg
 http://de.indymedia.org/2011/03/303206.shtml

Öffentlicher Protest in Unna:
 http://de.indymedia.org/2011/03/303204.shtml

Ausstellung und Offene Briefaktion in Berlin:
 http://de.indymedia.org/2011/03/303177.shtml
Hintergründe zur Aktion:  http://de.indymedia.org/2011/03/302723.shtml

Demonstration in Hennigsdorf:
 http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12043578/63579/Hennigsdorf-Demonstration-verlief-stoerungsfrei.html

Unangemeldeter Protest in Köln:
 http://de.indymedia.org/2011/03/303149.shtml

Zur Residenzpflichtaktion in Dresden:
 http://cartonage.blogsport.de/texte/

AntiraDemo in Würzburg:
 http://antirawuerzburg.blogsport.de/

Allgemein zum Aktionstag:
 http://www.sueddeutsche.de/U5c38b/3982967/Protest-gegen-Essenspakete.html
 http://www.jungewelt.de/2011/03-22/013.php?sstr=fl%FCchtlinge

Am 24. März fand es unter dem Motto „break isolation“ eine Kundgebung in Gifhorn/Niedersachsen und eine Demonstration in Meiningen/Thüringen statt.
 http://www.waz-online.de/Gifhorn/Gifhorn/Uebersicht/Demo-nach-Fluechtlings-Selbstmord

25./26. März: verschiedene dezentrale Aktionen in ganz Freiburg

26. März:
Nürnberg: 13 Lorenzkirche Demo
Braunschweig: Station Kohlmarkt: Asylaktionstag mit Braunschweiger Akzent. (13 bis 15h)


Hintergrund zur Kampagne:
Ziel der ABOLISH-Kampagne ist die Abschaffung diskriminierender Gesetze gegen Flüchtlinge, wie das sogenannten Asylbewerberleistungsgesetzes (AsylbLG) und die Beschränkung der Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen durch die „Residenzpflicht“. Diese Gesetze bilden den rechtlichen Rahmen für die entwürdigenden Lebensbedingungen, gegen die Flüchtlinge in vielen Lagern in ganz Deutschland seit Jahren mit öffentlichen Protesten, Hungerstreiks und Sachleistungsboykottaktionen ankämpfen.
Mehr Infos unter:  http://kampagne-abolish.info/.

Hintergrundinformation zur Neubestimmung des Asylbewerberleistungsgesetzes:
Politisch ist die Situation momentan nämlich eigentlich denkbar günstig, wie (nicht nur) der Bayrische Flüchtlingsrat feststellt:
Seit 1993 regelt das AsylbLG die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen. Damals erhielten Flüchtlinge ein Jahr lang Leistungen, die um 20% unter Sozialhilfeniveau lagen. Inzwischen hat sich der Abstand auf 35% gesteigert, denn die Regelsätze wurden seit 1993 nicht mehr erhöht. Stattdessen wurde das AsylbLG ausgeweitet und die Bezugsdauer auf mindestens vier Jahre verlängert.
Im Gesetz ist auch festgelegt, dass Unterbringung und Versorgung als Sachleistung erbracht werden sollen. Deshalb werden Flüchtlinge in Lagern untergebracht, bekommen Essenspakete oder Gutscheine und nur 40,90 € Bargeld pro Monat. Die medizinische Versorgung ist auf das Allernotwendigste beschränkt.
Doch damit könnte bald Schluss sein. Das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen erklärte es für verfassungswidrig und legt es dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung vor. Die Regelsätze seien, wie bei Hartz IV, willkürlich festgelegt und zu niedrig. Dieser Einschätzung schloss sich die Bundesregierung an und will das AsylbLG rechtzeitig reformieren, um einer Verurteilung durch das Bundesverfassungsgericht zu entgehen. Gleichzeitig evaluiert das Bundesarbeitsministerium das Sachleistungsprinzip des AsylbLG – die FDP hatte die Abschaffung dieses Prinzips bei den Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene gefordert, setzte sich jedoch nicht gegen CDU und CSU durch.
SPD und die Grünen haben, als sie die Regierung stellten, ihre Chance nicht genutzt, das AsylbLG abzuschaffen. Auch die Linke zeigte sich bislang wenig progressiv in den Bundesländern, in denen sie in der Regierung ist. Dennoch haben Grüne und Linke nun die komplette Abschaffung des AsylbLG im Bundestag beantragt.
Ebenfalls unter Druck gerät das AsylbLG durch die Flüchtlinge, die darunter leiden müssen: Gerade in den Bundesländern, die es am rigidesten anwenden, sind die Proteste am größten. Ob in Bayern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, überall brodelt der Protest.
Wir erleben derzeit einen historischen Moment: Das AsylbLG kommt nach 18 Jahren zum ersten Mal auf den Prüfstand, ohne dass das Ergebnis feststeht – es ist alles möglich, von einer vorsichtigen Reform bis hin zur vollständigen Abschaffung.
Genauer unter:  http://www.fluechtlingsrat-bayern.de/abolish.html

Der Aktionstag war also nur der Anfang. Vom 4. bis zum 6. Juni wird es in Berlin drei Aktionstage im Rahmen der Kampagne geben. Es bleibt zu hoffen, dass diese kraftvoller werden und dass sich wesentlich mehr Menschen beteiligen, nicht nur an den Tagen selbst, sondern auch in der Vorbereitung der Proteste. Um das Asylbewerberleistungsgesetz wirklich zu kippen, braucht es mehr als einen Glauben an politische Parteien. Es braucht vor allem Flüchtlinge die den Mut haben zu kämpfen und Menschen, die aktiv werden und die Kämpfe unterstützen!

Ergänzungen mit weiteren Links zu Aktionen des Tages sind schwer erwünscht!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Flucht aus dem Abschiebungsgewahrsam

>>>> 27.03.2011 - 15:58
Pressemeldung
Eingabe: 27.03.2011 - 15:50 Uhr
Durchgesägt und abgeseilt – Flucht aus dem Abschiebungsgewahrsam
Treptow-Köpenick

# 1087

Einem 33-jährigen Georgier, der seit Mitte Februar im Gewahrsam war und in der nächsten Woche in sein Heimatland überführt werden sollte, ist es in der vergangenen Nacht gelungen, aus dem Abschiebungsgewahrsam in der Grünauer Straße in Köpenick zu fliehen.
Nach aktuellem Stand der Ermittlungen begann die Flucht des Mannes mit dem Aufsägen der Fenstergitter und dem Abseilen aus dem Fenster des 5.OG. Nachdem er dann die Gewahrsamsmauer überwunden hatte, sprang er offensichtlich über einen LKW-Anhänger, der auf einem benachbarten Grundstück abgestellt wurde, in die Freiheit.
Nachdem ein Insasse gegen 4 Uhr 10 die bis dahin unbemerkte Flucht meldete, wurde umgehend die Fahndung nach dem Flüchtigen eingeleitet.

...in Hannover

abolish 31.03.2011 - 21:06
Am Dienstag, den 22. März 2011, versammelten sich in Hannover anlässlich des bundesweiten Aktionstags der Kampagne "ABOLISH! - Rassistische Sondergesetze gegen Flüchtlinge abschaffen!" mehrmals Menschen vor der Ausländerbehörde neben der Markthalle. Um 8 Uhr morgens wurde mit dem Transparent "Abschiebung ist Mord. Keine Knäste, keine Lager, keine Abschiebung" auf die Rolle der Ausländerbehörde im Leben von Menschen ohne gesicherten Aufenthalt aufmerksam gemacht und es wurden Unterstützungsflyer an Menschen verteilt, die in ihrem Alltag von eben dieser Behörde betroffen sind. Ein Mitarbeiter der Behörde reagierte wütend und drohte mit der Polizei, die aber zunächst nicht kam. Gegen 11Uhr30 bauten weitere Aktivist_innen, nun bewacht von zwei Einsatzwagen der Polizei, einen Infotisch auf und verteilten Flyer an die mittlerweile zahlreichen Passant_innen, um sie über den Aktionstag und die Lage von Flüchtlingen zu informieren.
Bei einer anschließenden Kundgebung wurde auf die Politik der Verunmöglichung eines selbstbestimmten Lebens von Flüchtlingen in Deutschland aufmerksam gemacht. "In allen Städten und Landkreisen der Bundesrepublik sind die Ausländerbehörden mit der verwaltungstechnischen Umsetzung der rassistischen Sondergesetze betraut. Ausländerbehörden verwalten das Schicksal von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit und sind der lange Arm der repressiven Migrationspolitik. Menschen, die in Deutschland mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus leben, müssen sich tagtäglich mit den Sachbearbeiter_innen auseinandersetzen. In der Ausländerbehörde entscheiden diese über Duldungsverlängerungen, Zugang zu Ausbildung und Sozialleistungen (inklusive medizinischer Leistungen). Ihnen obliegt die Entscheidung, ob Antragsteller_innen in ihren Augen ausreichende Begründungen angeben, ihren Landkreis zeitweilig verlassen zu dürfen und ob sie sich generell ausreichend kooperativ zeigen oder sanktioniert werden, z.B. durch Taschengeldentzug (kein Scherz). Diese Sachbearbeiter_innen besitzen große Macht über Lebensbedingungen und -chancen von Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus. Sie betreiben durch eine Praxis von kurzfristigen Duldungsverlängerungen, der Kürzung der knappen Sozialleistungen, der Einweisung in Sammelunterkünfte und abgelegene Lager anstatt in Wohnungen eine systematische Politik der Isolierung und Zermürbung von Menschen. Dieses Vorgehen ist ganz im Sinne der Abschreckungspolitik, die von Politik und Bevölkerung gestützt und gefordert wird." hieß es in dem Redebeitrag.
Anschließend wurde ein offener Brief einer ehemaligen Bewohnerin des Flüchtlingsheims Meinersen zur Isolation durch die Heimunterbringung verlesen, in dem sie zur Schließung des Heims in Meinersen aufruft. Ein Aktivist aus dem Flüchtlingsheim Rinteln ging in einem Redebeitrag auf die unerträglichen Lebensbedingungen in dortigen Heimen ein und trug die Forderungen nach der Bewohner_innen vor, die neben der Verbesserung ihrer Wohnsituation auch die Auszahlung von Bargeld statt Wertgutscheinen und ein Bleiberecht für alle beinhalten.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke den folgenden Kommentar

Abolish

nene 05.06.2011 - 20:46
kennzeichnend für die antifeministische und zum Teil antiaufklärerische Grundstimmung in der deutschen Antira,die das Leiden der Einzelnen nicht nur ausstellt (!) ,sondern überhöht und mythologisiert und sich dabei wieder mehr und mehr rationalen Diskussionen und self-questionings entziehen und in die Selbstgerechtigkeit der Identifikation mit den ewig Leidenden und politisch Erfolglosen,synonym den Flüchtlingen , die dem europäisch -christlichen christlichen Gewissen (!) auf dem Nerv stehen,ist ein Satz des Aufrufflugblatts zu Kongress und Demonstration (auf die ich mich aus lauter Tatenlosigkeit bis eben noch gefreut habe ) .Er beschreibt kurz die Geschichte einer Frau ,die trotz Verfolgung und Kmapf um Aufenthalt noch Kinder bekommen hat und wertet dies ,das Zeugen beziheungsweise Empfangen und Austragen von Kindern als den "lebensbejahendsten Moment" oder so ähnlich.Das ist für Fraune ,die nicht Mütter werden wollen ein sehr fremder und schwieriger Satz ,und er macht eine nur tarurig um alle diese Leben von Frauen weltweit und hier ,die sich erst dann wirklich in der höchsten Steigerung bejahen ,wenn sie sich biophysisch vermehren und im Leben bejahen sie dann das ihrer Kinder ,oder was ? dieses verquaste und fast faschistische Zeug über den Weniger-BejahensWerts eines Männerlebens,das sich dann im Moment am meisten bejaht ,in dem es das eines anderen oder Feindes auslöscht (oder WAS ?) ist für uns so komisch ,das wir uns fragen müßen ,which culture do you come from and do you really think you did choose the rieght country for your applies ,weil Leuet mit so absonderlichen Ideen nicht ausgerechnet die schmale progressive Schicht anreichern ,die zwischen Nazifamiliarismus und Reimport der religiösen und meist patriarchal-chauvinistischen Ideologien hier den Anschein an einem Antirassismus aufrecherhalten ,der vom Arbeitsplatz absieht .Auch der ist zwischen den Geschlechtern umkämpft ,nicht nur zwischen den Eingeborenen und den Eingewanderten .Leute ,ihr sied nicht zum ersten Mal so verquast altmodisch und päbstlich populistisch und ads geht auf unsere Kosten ,und das in so einer Zeit wo unter konservativer Regierung sowohl migrantische als auch eingeborene Frauen so heftige gesellschaftliche Probleme kriegen ,wenn sie sich den zwei ,drei Norm-Modellen nicht fügen das ...ich euch hiermit jede Unterstützung für euren aktuellen Event "Abolish" entziehe und finde Leute wie euch kann man nur noch sabotieren .Was wolen Sie hier ,schwanger verblöden und alles machen was nichtmal mehr ads weiße weibliche Proletariat so ohne weiteres macht ? Wo ?Auf dem Babystrich ?