Fukushima: Mahnwache und Sponti in Rosenheim

egal 14.03.2011 22:52 Themen: Atom
Nach den Atomunfällen in Japan kam es heute in Rosenheim wie in etwa 400 anderen Städten und Gemeinden zu einer spontanen Mahnwache, an der sich gut 200 Menschen (bundesweit > 110.000) beteiligten. Anschließend zogen etwa 75 Menschen spontan durch die Innenstadt hinaus zur CSU-Zentrale.
Dort ist ansonsten der widerlich Abschaum beheimatet, der die Mahnwache nicht nur stören wollte, sondern selbst in der Schweigeminute für die Opfer in Japan lautstark lachte. So wird sich die Junge Union Rosenheim sicherlich die Herzen der Menschen zurückerobern.
Neben Rosenheim gab es im Landkreis noch weitere Kundgebungen, unter anderem in Feldkirchen-Westerham (80 Teilnehmer_innen) und Prien (unbekannt). Die Teilnehmer_innenzahl hätte zwar größer ausfallen können - im Herbst demonstrierten etwa 500 Menschen, vor zwei Wochen knapp 300 - für eine "Übernacht-Mobilisierung", eigentlich nur per eMail ist das aber in Ordnung.
Die Mahnwache selbst war geprägt dadurch, dass die Linkspartei moderierte und eine parteifreie Anti-Atom-Aktivistin und eine Grüne aus einer Zeitungsanzeige von 1986 lasen. Diese forderte nach der Katastrophe von Tschernobyl die weltweite Stilllegung der Atomanlagen. Nach einer Gedenkminute entzündeten viele Menschen Kerzen und hinterliesen diese am Max-Josefs-Platz.

Zu Beginn der Kundgebung versuchten einzelne JU-Aktive diese durch Zwischenrufe zu stören. Später verwickelten sie Menschen in Diskussionen, was angesichts der schlechten akustischen Verhältnisse sehr unangenehm war. Höhepunkt war ein höhnisches Lachen während der Gedenkminute. Der Frust bei den Reaktionären sitzt offenbar tief, nachdem ihre Pro-Guttenberg-Kundgebung in der Woche davor weitgehend floppte.

Vermutlich hatten die Provokateure durchaus Glück, dass es von denjenigen, die anschließend den Kern des Demozugs bildeteten wohl niemand gemerkt hatte. Als die Parteien, die wie Aßgeier bei der Aktion umherkreisten, sich zu ihren Stadtrats-Fraktionssitzungen (traditionell Montags in Rosenheim) verabschiedet hatten und die Aktion so in der Auflösung begriffen war, formierte sich wider Erwarten doch noch eine Demo. Dieser schlängelte sich etwas merkwürdig durch die Innenstadt und wurde deshalb wohl leider überwiegend von Autofahrer_innen wahrgenommen, zumal er sehr häufig entgegen unbewohnter Einbahnstraßen verlief. Erstaunlich, dass einige Menschen mit Kinderwägen es trotzdem mitmachten. Zwei Minuten länger über die Route nachdenken, eine offene Diskussion mit den umstehenden Menschen, ein Aufruf mit Mega (und möglicherweise sogar anmelden, wenn die Bullen ausnahmsweise mal kooperativ sind) hätten hier vielleicht ein besseres Ergebnis ermöglicht. Denn viele hatten sich ohnehin gefragt, ob es noch eine Demo gäbe und die meisten davon waren zu dem Zeitpunkt schon weg.

Aber wenn wir nicht erfolgreich sein sollten und die Atomanlagen weltweit in Betrieb bleiben, gibt es bestimmt einen nächsten GAU - dann können wir es besser machen. Sicher ist bekanntermaßen ja nur das Risiko.
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Ergänzungen

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. 15.03.2011 - 13:37
26. März: Großdemos in Berlin, Hamburg, Köln

Jetzt ist es wichtiger denn je: In den kommenden Tagen und Wochen muss unser Protest gegen Atomkraft auf die Straße! Am Samstag, 26. März werden unter anderem in Berlin, Hamburg und Köln und einer der süddeutschen Großstädte bundesweite Großdemos stattfinden. Weiterhin sind für den 9. und den 25. April Aktionen überall im Bundesgebiet geplant. Genauere Informationen dazu folgen bald.

 http://www.ausgestrahlt.de/

Weiterer Bericht

infogruppe 16.03.2011 - 10:54
Einen weiteren Bericht mit Bild gibt es bei der infogruppe.
Nächsten Montag gibt es wahrscheinlich wieder eine Mahnwache mit anschließendem Zug zum Ichikawa-Platz. Ichikawa ist die japanische Partnergemeinde Rosenheims, die im Großraum Tokio liegt.

Junge Union disqualfiziert sich

infogruppe 17.03.2011 - 00:55
Die infogruppe rosenheim weist die Forderung der Jungen Union Rosenheim nach einer Fortsetzung der Atomenergie entschieden zurück. Die pietätlosen Störungen einer Mahnwache für die Opfer von Erdbeben und Reaktorkatastrophe in Japan am vergangenem Montag disqualifizieren den CSU-Nachwuchs ohnehin für die Debatte.

Am vergangenem Montag versammelten sich im Bundesgebiet mehr als 110.000 Menschen in über 400 Städten und Gemeinden, um ihre Trauer und Wut über die Geschehnisse in Japan zu bekunden. Während in Rosenheim Atomkraft-Gegner_innen ein würdiges Gedenken für die Opfer der Katastrophe im Rahmen der Mahnwache vorbereitet hatten, pöbelten JU-Aktive Teilnehmer_innen an. Die Störungsversuche gipfelten nach Augenzeug_innenberichten darin, dass einer von ihnen just in dem Moment wahrnehmbar lachte, als die gut 200 Teilnehmer_innen zu einer Schweigeminute innehielten.

“Der CSU-Nachwuchs hat sich so für die Debatte nachhaltig disqualifiziert,” erklärt Michael Kurz, Pressesprecher der infogruppe. Deren inhaltliche Argumentation sei zudem “windig”. Denn Isar I ist nicht mehr und nicht weniger als ein Schrottmeiler, der deutlich schlechter gesichert ist als Fukushima I. Dort brauchte es einen Tsunami, um den sogenannten station blackout, den gefährlichen Stromausfall im AKW selbst, herbeizuführen. In dessen Folge fiel dann die Kühlung aus, was die Reaktorkerne schmelzen ließ. In Deutschland braucht es keinen Tsunami – hier genügt ein simples Unwetter: Achtmal zwischen 1977 und 2004 führten Blitz oder Sturm in einem westdeutschen Atomkraftwerk zum Ausfall wichtiger Instrumente, zum gefürchteten Notstromfall oder gar, wie am 13. Januar 1977 im Atomkraftwerk Gundremmingen A, zum Totalschaden. Weiter ist die Bodenwanne des Sicherheitsbehälters in Isar I nur aus Stahl. Der Reaktorkern kann sie bei einem Unfall binnen Minuten durchschmelzen. Für eine Evakuierung bliebe dann überhaupt keine Zeit. “Rosenheim kann für diesen Fall nur auf günstigen Wind hoffen,” so Michael Kurz.

Im übrigen werde in der Bundesrepublik mehr Strom produziert als benötigt und viele Reaktoren waren bereits monatelang vom Netz, ohne dass es zu Engpässen gekommen wäre. Bis zu sieben Atom-Anlagen sind demnach schon jetzt vollkommen überflüssig und blockieren den Ausbau dezentraler und erneuerbarer Energiegewinnung.

Die Andeutung in der Pressemitteilung der JU Rosenheim, Deutschland müsse im Falle einer Abschaltung hiesiger AKWs Strom aus womöglich noch unsichereren ausländischen Reaktoren zukaufen, wertet die infogruppe vor diesem Hintergrund als reine Panikmache. Kurz dazu wörtlich: “Mit solch manipulativen Äußerungen spielt die Junge Union bewußt mit den Ängsten der Menschen, um im Sinne der Atomindustrie eine sofortige Abkehr von dieser unbeherrschbaren Technologie zu verzögern.”

“Wir glauben nicht, dass das pietätlose Agieren der Jungen Union in Rosenheims Partnerstadt Itchikawa auf große Freude stößt. Die Oberbürgermeisterin ist jetzt aufgefordert, diesen Saustall gründlich auszumisten,” erklärt Michael Kurz abschließend.

Teile der Pressemitteilung zum technischen Hintergrund sind einer Erklärung von Jochen Stay für .ausgestrahlt übernommen.

Vorsicht: Satire

nrk 22.03.2011 - 05:50
Bin wirklich kein Freund der JU, denke aber, dass aus Gründen der Transparenz darauf hingewiesen werden sollte, dass es sich wohl nicht um echte Reaktionäre handelt, sondern um ne Satiregruppe.
 http://junge-union.rosenheim.me/
Die Site ist auch ganz gut gut gelungen. Aber tatsächlich die Gedenkminute zu stören um so nen Haufen neue Rechte zu diskreditieren find ich dann doch grenzwertig. Schließlich ham wir die besseren Argumente.

Leider nicht (nur) Satire

Real 06.06.2011 - 01:48
Die Homepage  http://junge-union.rosenheim.me ist Satire. Der Anlaß war allerdings durchaus real und nicht inszeniert, um die JU zu dissen. Insbesondere der Funktionär Baumgartner war beteiligt - weshalb die Gebirgsschützen auch entsprechend große Rolle einnehmen auf der Site.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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18.3. Berlin — aze