[MS] "1000 Kreuze"-Marsch und Gegenaktionen

onthestreets 13.03.2011 16:11 Themen: Antifa Gender
Am Samstag, den 12. März fand erneut ein so gennanter 1000-Kreuze-Marsch statt. Jeden Frührjahr versammeln sich AbtreibungsgegnerInnen und christliche FundamentalistInnen in Münster und ziehen mit einem Gebetszug durch die Stadt. In den vergangenen 3 Jahren gab es immer viel Protest. Auch gestern wieder. So konnten die ca. 140 FundamentalistInnen erst nach erheblicher Wartezeit loslaufen. Sie waren umringt von linken GegendemonstrantInnen.
Dem Motto "Fundamentalist_innen abschirmen" waren viele gefolgt, die mit beschrifteten Regenschirmen und kreativ gestalteten Transparenten und Pappen ihren Unmut ausdrückten. Es flog jede Menge Konfetti und laute Parolen und Hohngesänge schallten über den Kirchplatz.

Als der Zug dann mit Verspätung loslaufen konnte, waren immer noch an die 100 GegendemonstrantInnen an der Strecke, die ein Gegenbild zu dem frauen- und homosexuellenfeindlichen "Gebetsmarsch" bildeten.

Der 1000-Kreuze-Marsch wurde maßgeblich von der Gruppe "EuroProLife" organisiert, die auch in anderen Städten (Berlin, München, Fulda...) ähnliche Aufzüge veranstaltet. Die Antifa Linke Münster hat im Vorfeld einen Text veröffentlicht, der über EuroProLife und das Netzwerk radikaler Abtreibungsgegner aufklärt:  http://antifalinkemuenster.blogsport.de/images/alm_radikaleabtreibungsgegner_inneninms.pdf

Die Polizei teilte mit, dass sie gegen 105 Personen Verfahren wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz ermittele. Drei Personen sollen angeblich Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte begangen haben. In Münster existiert ein Anti-Repressions-Bündnis, das sich vor 2 Jahren aufgrund eines 1000-Kreuze-Marsches gegründet hat:  http://gegen1000kreuze.blogsport.de
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

@alle: bisschen mehr differenzieren?

verrratichdochnichthier 15.03.2011 - 16:43
Ich denke, dass in der ewigen Debatte zu diesem Thema in erster Linie zwei ziemlich platte und undifferenzierte Positionen verteten werden. Welche das sind muss ich hier wahrscheinlich niemandem nochmal extra auf's Brot schmieren.
Selbstbestimmung: Super Dingen, das! Natürlich gehört der Körper jedes Menschen nur ihm_ihr allein und sonst niemandem. Jedoch sollte man meiner Meinung nach dazu in der Lage sein zu erkennen, was_wer denn jetzt nun der eigene Körper ist und was_wer nicht. Außerdem sollte Selbstbestimmung nicht die Übernahme der Verantwortung, die man nun einmal für das eigene Handeln trägt, ausschließen. Das richtet sich jetzt NICHT speziell an Frauen, auch an alle anderen. Es liegt meiner Meinung nach genauso in der Verantwortung der (potentiellen) Väter (damit mein ich jetzt nicht die Frage danach, wer der "echte" Vater ist, sowieso albern), dafür zu sorgen, dass niemand mit solch einer schwerwiegenden und vielleicht auch belastenden Entscheidung allein gelassen wird. Wenn ich meine Partnerin/Freundin/Zeugungsgenossin davon überzeugen möchte, das Kind zu behalten, bringt's das ja irgendwie nicht, wenn ich dann selber Alkohol trinke oder rauche oder anderes konsumiere oder...
Desweiteren müssen BEIDE auch eine Perspektive dessen haben, was geschehen soll, wenn sie das Kind bekommen.
Viele setzen sich da immer gerne auf ein ganz hohes moralisches Ross, von dem sie sofort herunterfallen würden wenn sie in der gleichen schwierigen Situation wären.
Mir geht's auch nicht darum, Frauen zu verurteilen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden (steht mir auch gar nicht zu, habe selbst kein Kind und bin aufgrund fehlender Gebärmutter auch gar nicht dazu in der Lage, eine Schwangerschaft auszutragen und mich somit in die Lage einer schwangeren Frau zu versetzen), irgedeinen Grund hat jede Frau, die sich für eine Abtreibung entscheidet. Inwieweit ich diesen nachvollziehen kann hängt in erster Linie von meiner persönlichen Einstellung ab.
Dennoch bleibt ganz einfach die Tatsache über, dass durch eine Abtreibung auch das Selbstbestimmungsrecht des Embryos (möchte das Kind leben oder nicht?) untergraben wird.
Dass ein Abtreibungsverbot überflüssig ist, muss hier, denke ich, auch nicht diskutiert werden. Wer abtreibe will, die macht das, auch trotz Verbot. Mir ist es lieber, wenn Frauen abtreiben können, ohne dabei Gefahr zu laufen, sich selbst zu verstümmeln.
Dennoch bin ich der Meinung, dass eine Abtreibung für niemanden der Beteiligten eine gute Lösung darstellt. Frauen haben nach Abtreibungseingriffen oft Schwierigkeiten, mit sich selbst und dieser Entscheidung Frieden zu schließen. Das gleiche gilt für das Umfeld (hier ist wohl aber auch das oft sich überlegen fühlende Umfeld selbst das Problem).
Mir wäre es lieber, wenn die sog. Abtreibungsgegner (ob jetzt religiös oder sonstwas) statt Frauen zu verurteilen, die wegen widriger Umstände abtreiben, jenen Frauen, die trotz widriger Umstände heute noch ein Kind bekommen, ihre Unterstützung anbieten oder zumindest ihre/n Respekt und Achtung zeigen würden. Nämlich labern können die alle (mich eingeschlossen, obwohl kein "radikaler" Abtreibungsgegner) ganz gut.
Ach ja: die Störaktion finde ich trotz meiner persönlichen Meinung zum Thema notwenig, da sie sich nicht nur konservativem Denken wie z.B. Homophobie (Hallo? 21. Jahrhundert?!)entgegen setzt, sondern dessen Inszenierung als Trauermarsch auch auf passende Weise entlarvt.
P___re

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

Was darf man denn? — Klaas Klever

Extremistische Rattenknechte — Queer People

Zwickmühle — NichDu