Hungerstreik von 300 Migranten, Griechenland

KT 09.03.2011 16:54 Themen: Antirassismus Soziale Kämpfe
Seit dem 25. Januar 2011 befinden sich in Griechenland 300 über Jahre im Land lebende Migranten im Hungerstreik mit der Forderung der Legalisierung aller Einwanderer ohne Papiere. 250 von ihnen fanden ursprünglich auf Einladung der Studentenverbände (einschließlich jener der beiden Volksparteien PASOK und ND) in einem nicht benutzten Trakt der Juristischen Fakultät der Athener Uni Unterkunft.
Daraufhin folgte eine unglaubliche populistisch-rassistische Hetze von seiten eines großen Teils der Medien und Vertretern der Politik, darunter auch aus der sich vor den Wahlen als weltoffen gebenden sozialdemokratischen PASOK. So wurde z.B. die integrationsbeauftragte Staatssekretärin mit "Diese Menschen haben keine Kultur" zitiert und in den Medien wurde eine Seuchengefahr herbeigeredet. Zu bemerken sei, dass das Gebäude während seiner kurzen Aneignung in einem penibelst sauberen Zustand gehalten wurde (keine Tags, Sprühereien, Plakate nur mit Tesafilm an die Fenster geklebt, kein einziger Zigarettenstummel auf dem Boden), was bei entsprechenden Besetzungen der (griechischen) Studentenschaft nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist.

Der Rektor der Universität beugte sich jedoch dem Druck, beschloss die Aufhebung des Universitätsasyls und beantragte beim Ministerim für Zivilschutz, dem hauptsächlich die Polizei untersteht, die Räumung des Gebäudes. Daraufhin wurde das Gebäude in einem Großeinsatz der Polizei weiträumig abgesperrt und die von der Berliner SEK ausgebildeten Sondereinsatzkommandos EKAM rückten zu seiner Erstürmung an. Im letzten Moment stellte jedoch ein Mitglied der kommunistischen Partei ein Stockwerk eines Privathauses zur Verfügung, wohin sich der Hungerstreik dann auch verlegte. Da die Räumlichkeiten nicht ausreichend sind, verweilen seitdem etliche Hungerstreikende in Zelten im Garten des Hauses, für Heizung und Sanitäranlagen musste auch erst gesorgt werden.

Für die 50 Hungerstreikenden in Thessaloniki wurde beim örtlichen Gewerkschaftszentrum um geeignete Räumlichkeiten angefragt. Dies wurde zwar höflich verneint, dennoch wurde das 7. Stockwerk des Gewerkschaftszentrums zu diesem Zweck angeeignet, was auch ohne Probleme geduldet wird. Im Allgemeinen zeichnet sich die Situation in Thessaloniki als etwas entspannter ab, so wurde dort u.A. vom Stadtrat ein Unterstützungsbeschluss verabschiedet.

Seitdem hat sich an der offen rassistischen Haltung von Regierungsvertretern und Medien wenig geändert, gegen Mitglieder der Solidaritätsbewegung wurden Ermittlungen u.A. wegen "illegalem Menschentransport" aufgenommen. Mittlerweile befinden sich nach 43 Tagen Hungerstreik knapp 100 Migranten in Krankenhäusern, wobei ein Angebot der Regierung, den Betroffenen eine 6-monatige Duldung zu gewähren, vom Plenum der Hungerstreikenden abgelehnt wurde.

Da in diesen Momenten die Gefahr für Leib und Leben der Hungerstreikenden imminent ist, findet zur Bekundung unserer Solidarität und Unterstützung für ihre Forderungen im Rahmen des internationalen Solidaritätstags am Donnerstag, den 10. März um 16:00 Uhr am Kottbusser Tor in Berlin eine Kundgebung statt, organisiert von einem unabhängigen losen Zusammenschluss von solidarischen Menschen. Ergänzungen dieses Artikels sind willkommen, wichtiger ist jedoch, auch persönlich das Zeichen zu setzen, dass die Hungerstreikenden nicht allein sind. Also dann, bis morgen!
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Ergänzungen

Unterstützer in Athen festgenommen

Radio und TV-Stationen auf Kreta besetzt 09.03.2011 - 17:49

Die Ereignisse überschlagen sich

KT 09.03.2011 - 18:16
Vor wenigen Minuten haben die Hungerstreikenden das Angebot der Regierung angenommen, Aufenthaltserlaubnisse bzw. in Aufenthaltserlaubnisse mündende Duldungen zu gewähren. Der Hungerstreik ist somit beendet.

The Hunger Strike has been won!

w2eu 09.03.2011 - 23:17
Hier ist ein Artikel zu finden:  http://w2eu.net/

@ende

fin 09.03.2011 - 23:32
Ja, ende!

"huge victory"


 http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1271375


 http://www.occupiedlondon.org/blog/2011/03/09/535-migrant-hunger-strike-ends-in-huge-victory/

As it has just been announced, the hunger strike of the 300 migrant hunger strikers has just ended, following some key government concessions in meeting their demands. As it has been agreed:

- the time limit for application for permanent residence in the country is now dropped to eight years (down from twelve).

- work credit (ensima) are disconnected from the application for permanent residence.

- all three-hundred migrant hunger strikers will be allowed to apply for 6-month rolling permits until the reach the 8-year limit in order to gain permanent residence.

This is a huge victory on the side of the hunger strikers who now see the road paved for tens of thousands of people to be able to live in the country without the fear of being undocumented.

Migrant hunger strike ends in huge victory

occupiedlondon.org 09.03.2011 - 23:33
As it has just been announced, the hunger strike of the 300 migrant hunger strikers has just ended, following some key government concessions in meeting their demands. As it has been agreed:

- the time limit for application for permanent residence in the country is now dropped to eight years (down from twelve).

- work credit (ensima) are disconnected from the application for permanent residence.

- all three-hundred migrant hunger strikers will be allowed to apply for 6-month rolling permits until the reach the 8-year limit in order to gain permanent residence.

This is a huge victory on the side of the hunger strikers who now see the road paved for tens of thousands of people to be able to live in the country without the fear of being undocumented.

seriöse Quelle

Anarchist 11.03.2011 - 16:11
weitergehende Infos auf www.fau.org

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