[Ffm] Pro Guttenberg Demonstration

gutti 05.03.2011 19:59 Themen: Medien
Heute fand in Frankfurt am Main eine Kundgebung für Karl-Theodor zu Guttenberg statt. Auch das Kommunistische Bündnis Pro Guttenberg war dabei.
Die Veranstalter_innen hatten sich so viel Mühe gegeben: Über Facebook mobilisierten sie rund 50 Gutti-Fans, die sich ab 13 Uhr an der Frankfurter Hauptwache hinter einem Spruchband aufstellten. „Er ist nicht weg, er nimmt nur Anlauf“, war mit blauen Lettern auf das lange, weiße Stück Stoff geschrieben worden. Auf viel zu kleinen und für Passant_innen keinesfalls lesbaren Schildern, die sie vor sich hielten oder um den Hals trugen, brachten sie ihre Solidarität mit Guttenberg und ihren Unmut über die „Medienhetze“ zum Ausdruck. „Guttenberg ins Kanzleramt“, riefen einige von ihnen. Zusammenfassend betrachtet bot sich den vorbeiziehenden Passant_innen allerdings eher ein erbärmliches Bild der Kundgebung, das einem Polit-Star wie Guttenberg keinesfalls gerecht wurde.

Glücklicherweise hatte sich Unterstützung angekündigt: Kurz nach Beginn der Kundgebung erschien das Kommunistische Bündnis Pro Guttenberg. Die Aktivist_innen reihten sich mit ihren Mitbringseln, darunter eine Antifa-Fahne, eine Sowjetunion-Flagge und eine selbst gebastelte BILD-Zeitung-Faustfahne, in die Kundgebung ein und hübschten diese dadurch optisch auf. „Für die Freiheit, für das Leben, muss es Plagiate geben“, schallte es über die Hauptwache. Alles sah vielversprechend aus, die Aktivist_innen stellten sich auf eine kraftvolle und entschlossene Demonstration ein. Doch dann kam es zu einem fatalen Missverständnis.

Die anderen Demonstrant_innen verstanden das Anliegen des Kommunistischen Bündnisses wohl falsch und beschwerten sich kurzerhand bei der anwesenden Polizeibeamtin über die „Gegendemo“. Fest entschlossen, diesen Sachverhalt zu klären, trat die Polizistin an den Kommunistischen Block heran. Es sei ja wohl eine Gegenveranstaltung, zu der aufgerufen worden sei, sagte sie. Deshalb brauche sie die Personalien eines Verantwortlichen. Obwohl die Aktivist_innen bemüht waren, diese offenkundige Fehleinschätzung schnell aufzuklären, stellte sich die Polizistin stur und blieb bei ihrer Forderung. Eher willkürlich wählte sie einen anwesenden Aktivisten aus und benannte ihn als Verantwortlichen, dessen Personalien sie nun gerne aufnehmen wolle. Als der Aktivist ihr daraufhin den Rücken zukehrte und einfach weg lief, blieb eine sichtlich überforderte und ob dieses Autoritätsverlustes äußerst verwirrte Polizistin zurück.

Schnell war Verstärkung herbeigezogen: Ein wenig abseits der Kundgebung sah man kurz darauf zehn Polizist_innen mit ratlosen Blicken diskutieren. Netterweise kam der Anmelder der Kundgebung auf den Kommunistischen Block zu und wies die Aktivist_innen darauf hin, dass sie sich doch bitte selbstständig entfernen sollen, da er sie sonst von der Demo ausschließen werde. „Auf den Standort Deutschland scheißen, Guttenberg muss Doktor heißen“, bekam er entgegen skandiert. Einige Minuten später sah man dann den Anmelder, wie er enthusiastisch begann, das Ergebnis seines Gespräches mit der verantwortlichen Polizistin bekannt zu geben: „Die Linke wird gleich ausgeschlossen, die Linke wird gleich ausgeschlossen...“ Freude unter seinen Mitstreitern_innen, Freude im Kommunistischen Block – fröhlich stimmten alle ein.

Ausgeschlossen wurde dann aber zumindest von polizeilicher Seite niemand. Die zehn Beamt_innen konnten wohl nach langer Debatte bei der Teilnahme an einer angemeldeten Versammlung keinen Straftatbestand feststellen. Also blieb vorerst alles, wie es war: Obwohl sich der Kommunistische Block und dessen Aktivist_innen teils massiven Anfeindungen von anderen Kundgebungsteilnehmer_innen ausgesetzt sahen („Drecksäcke“; „Wichser“; „Kommunistenschweine“), setzten sie ihr Engagement unverändert fort – schließlich ging's um Gutti.

Plötzlich Bewegung: Mit einem gefuchsten Schachzug versuchten die übrigen Demoteilnehmer_innen, den Kommunistischen Block zu isolieren. Sie bildeten Ketten und versuchten dadurch zu verhindern, dass Aktivist_innen aus dem Kommunistischen Block in ihre Mitte gelangen. Empört über diese unnötige Spaltung eines gemeinsamen Anliegens stellte der Kommunistische Block fest, dass sich einer seiner Aktivist_innen innerhalb der Ketten gefangen war: „Freiheit für alle politischen Gefangenen!“, riefen die Aktivist_innen.

Leider wurde die Kundgebung kurze Zeit später aufgelöst. Für ein abschließendes Resümee ist es an dieser Stelle wohl zu früh. Dennoch kann festgehalten werden, dass der Ansatz, eine spektrenübergreifende Demonstration zu einem so wichtigen Thema durchzuführen, von den Aktivist_innen des Kommunistischen Blocks als durchweg positiv empfunden wurde. Wie die Gutti-Fans aus Facebook die heutige Kundgebung bewerten, ist nicht bekannt...

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Ergänzungen

Gutti Superstar

Karl-Theodor-Jesses-Maria 05.03.2011 - 20:37
könnten die Menschen, die sich die coolen Parolen ausgedacht haben, ein paar davon hier Posten (ich will sie kopieren).

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Vermeintliche Guttenberg-Fans verspotten Ex-M

ASF 06.03.2011 - 23:29
Vermeintliche Guttenberg-Fans verspotten Ex-Minister
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geile aktion — pro gutti.

Reisen in die Vergangenheit — die Kreuzzügler

O GOTT — wie dumm