Kampagne Schulfrei für die Bundeswehr in RLP
Vor genau einem Jahr wurde in Rheinland-Pfalz wie in 8 weiteren Bundesländern eine Kooperationsvereinbarung zwischen Kultusministerium und Bundeswehr unterzeichnet.
In RLP läuft aktuell eine Kampagne gegen diese promilitärische Zusammenarbeit zwischen SPD-Landesregierung und der deutschen Armee. Was will die Bundeswehr mit ihrer Werbeoffensive besonders an Schulen? Was sind Ziele und Hintergünde der Kampagne? Was läuft konkret? Wie sehen Möglichkeiten für eine Schule ohne Bundeswehr, für Friedensbildung statt Militarisierung aus?
In RLP läuft aktuell eine Kampagne gegen diese promilitärische Zusammenarbeit zwischen SPD-Landesregierung und der deutschen Armee. Was will die Bundeswehr mit ihrer Werbeoffensive besonders an Schulen? Was sind Ziele und Hintergünde der Kampagne? Was läuft konkret? Wie sehen Möglichkeiten für eine Schule ohne Bundeswehr, für Friedensbildung statt Militarisierung aus?
Eine friedenspolitische Kampagne zur Landtagswahl in RLP
Schulfrei für die Bundeswehr - Friedensbildung statt Militarisierung
Am 2. Februar starteten wir Im Schülercafés der Katholische Jugendzentrale Mainz die Kampagne. Vier Vertreter der 16 beteiligten Kampagnenträger von Friedensinitiativen, kirchlichen und politischen Organisationen sowie Lehrer- und Schülervertretungen erläuterten die Kampagne: „Die von der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbemerkt unterschriebene Vereinbarung ermöglicht der Bundeswehr einen verbesserten Zugang zu Schülern und bindet sie in die Lehreraus- und fortbildung ein. Diese Bevorzugung widerspricht Grundregeln politischer Bildung und dem Schulgesetz und gehört beendet, dies ist für uns ein Wahlprüfstein für die Landtagswahl. Wir wollen über den zunehmenden Werbefeldzug der Bundeswehr aufklären und Schüler, Eltern und Lehrer dazu ermutigen, sich für eine Schule ohne Bundeswehr einzusetzen.“
Klaus-Peter Hammer Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz unterstrich die Forderung nach Aufkündigung der Kooperationsvereinbarung: „Die Kooperation ist ein falsches Signal, die Bundeswehr erhält mit dieser Kooperation ein Alleinstellungsmerkmal, politische Bildung muss in den Händen pädagogischer Fachkräfte bleiben.“
Patrick Simon von der LandesschülerInnenvertretung RLP ergänzte: "Schülerinnen und Schüler werden meist nicht gefragt, bevor die Bundeswehr kommt, und bei den Bundeswehrveranstaltungen herrscht Anwesenheitspflicht: das ist nicht akzeptabel. Die LSV will selbstbestimmtes Lernen und eine demokratische Schule, die kritisches Denken fördert - die Bundeswehr ist dagegen autoritär, Befehle müssen ausgezuführt werden, die Bundeswehr passt also nicht in die Schule. Zudem wird das Werbeverbot oft durch die Jugendoffiziere missachtet, ihr Besuch bedeutet eine indirekte Werbung bis hin zu direkter Rekrutierung im inoffiziellen Teil."
Dr. Gernot Lennert, Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) RLP wies besonders auf die Vortragstour hin: „In Ludwigshafen, Worms, Kusel, Mainz, Koblenz, Trier und Kastellaun werden wir mit Veranstaltungen über die Werbeoffensive der Bundeswehr an Schulen aufklären. Weitere Aktionen, Plakate und Faltblätter sowie Hintergrundinformationen und Material wie ein Musterbefreiungsantrag für Eltern bzw. Schüler sind auf der Homepage der Kampagne zu finden: www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr-rlp.de .“
Hintergrund der Kampagne
Deutsches Militär ist wieder im Auslandseinsatz.
Die Bundeswehr beteiligt sich u.a. an Einsätzen in Afghanistan, Somalia, Kosovo, Libanon, Sudan und Bosnien-Herzegowina. Die Bundesregierung legitimiert diese Einsätze mit „Humanität“ und „Kampf gegen den Terror“. Die Bundeswehr schreibt jedoch selbst in ihrem Weißbuch von 2006, sie sei für den reibungslosen Verlauf von „Rohstoff- und Warenströmen“ zuständig. Diese „Zuständigkeit“ verweist darauf, dass in Zeiten knapper werdender Ressourcen und verschärfter Standortkonkurrenz die kapitalistische Wirtschaftsweise zunehmend militärisch gesichert werden soll.
Die militärische Präsenz ausländischer Mächte hat in den meisten Fallen eine Verschlechterung der Lage der Bevölkerung gebracht. In den betroffenen Staaten herrschen bürgerkriegsartige Zustände und die Zivilbevölkerung leidet - immer wieder werden aufgrund dieser Einsätze auch Zivilisten: Männer, Frauen und Kinder getötet. Aber auch die stationierten Soldaten müssen täglich um ihr Leben fürchten. Allein in Afghanistan hat der Krieg seit Beginn 43 Bundeswehrsoldaten das Leben gekostet, Tausende kehren traumatisiert zurück. Nicht zuletzt deshalb lehnt die Mehrheit der deutschen Bevölkerung derartige Einsätze ab oder steht ihnen zumindest kritisch gegenüber.
Mit „Friedensbildung“ wollen wir, dass Kriegsursachen beseitigt, zivile Konfliktbearbeitung gefördert und Bildung zum Frieden gestärkt wird. Wir lehnen den Ausbau militärischer Strategien und Präsenz ab, wozu der verstärkte Einsatz des Militärs im Ausland aber auch im Innern (z.B. gegen Protestierende beim G8 Gipfel und Castortransporten) gehört.
Werbefeldzug der Bundeswehr und Kooperationsabkommen
Das Bundesverteidigungsministerium hat einen regelrechten Werbefeldzug zur Imageverbesserung und Rekrutierung für die Bundeswehr gestartet. Durch die faktische Abschaffung der Wehrpflicht benötigt die Bundeswehr zudem eine verstärkte Anwerbung von Zeit- und Berufssoldaten. Dazu gehört Werbung an Arbeitsagenturen über Benefizkonzerte bis zu öffentlichen Gelöbnissen und Heeresschauen, sowie Events für Jugendliche und Infotrucks auf Schulhöfen. Wichtiger Bestandteil sind Kooperationsvereinbarungen mit Kultusministerien. Mit diesen Abkommen soll die Arbeit von Jugendoffizieren in Schulen weiter verbessert werden. Insgesamt gibt es 94 hauptamtliche und rund 300 nebenamtliche Jugendoffiziere in Deutschland mit rund 5.000 Veranstaltungen jährlich. Wehrdienstberater führen zudem jährlich rund 13.000 Veranstaltungen durch1. 2009 wurden insgesamt 700.000 SchülerInnen durchs Militär erreicht, wie eine Kinderrechtsorganisationen kritisiert.2 Die Kooperationsvereinbarung und Werbeauftritte der Budneswehr seien zudem ein Verstoß gegen die UN-Kinderschutzkonvention so terres des hommes. Für Referendare werden Seminare von Jugendoffizieren, für Schüler wird z.B. das Simulationsspiel Pol&IS (Politik & Internationale Sicherheit) angeboten (Bericht siehe letzter Rundbrief der AGF und Homepage) - ganze Unterrichtsstunden werden von Bundeswehrsoldaten übernommen. Die Gefahr besteht, dass so die Ansichten der Bundeswehr in den Rang regulärer Lehrinhalte erhoben werden und viele SchülerInnen und Referendare nicht mehr kritisch distanziert mit den vermittelten Informationen umgehen. Für die Bundeswehr ist dies eine gute Möglichkeit ihre Sichtweise in die Schule zu tragen, ohne dass dies allen Betroffenen bewusst wird. Bisher haben sieben Bundesländer die Kooperation mit der Bundeswehr unterschrieben: Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen.
Wogegen richtet sich die Kampagne konkret?
Rheinland-Pfalz unterzeichnete 2010 als erstes SPD-geführtes Bundesland eine Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr. Das Abkommen verbessert und intensiviert den Zugang der Bundeswehr zu Jugendlichen. Unterrichtseinheiten der Jugendoffiziere können sogar Inhalte der Abiturprüfung vermitteln. Nach eigenen Angaben arbeiten Jugendoffiziere dabei eng mit Wehrdienstberatern zusammen, die zur direkten Rekrutierung Jugendlicher da sind. Die Kooperation bindet die Bundeswehr zudem fest in die Referendarsausbildung und Lehrerfortbildung ein.
Diese Kooperationsvereinbarung lehnen wir strikt ab. Politische Bildung in den Händen von JugendoffizierInnen widerspricht den Mindestanforderungen für politische Bildung, die im Beutelsbacher Konsens im Jahre 1976 festgelegt wurden: Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot und Schülerorientierung. Dies soll auch unsere Leitlinie sein. Bildungsarbeit gehört in die Hände von PädagogInnen. SoldatInnen sind nicht für die Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen zuständig oder geeignet.
Wofür setzt sich die Kampagne ein?
Wir setzen uns für die Rücknahme der Kooperationsvereinbarung sowie aller darin enthaltenen Konzepte konkret in Rheinland-Pfalz, aber grundsätzlich auch in allen Bundesländern ein. Der Werbefeldzug der Bundeswehr soll keine exklusive Bühne in Klassenzimmern erhalten. Wir wenden uns nicht gegen politische Aufklärung, ganz im Gegenteil. Diese ist essentiell notwendig, um gerade jungen Menschen eine umfassende und differenzierte Sicht auf politische Vorgänge zu ermöglichen, damit sie sich eine eigene Meinung bilden können. Die Bundeswehr vermittelt jedoch kein objektives Bild der Weltpolitik. Sie vermittelt Ansichten, die von pro-militärischen Strategien geprägt sind. Andere Konzepte der zivilen, nicht-militärischen Konfliktbearbeitung und Friedenssicherung sollten fester Bestandteil in Aus- und Fortbildung von PädagogInnen und LehrerInnen sein. Entsprechend dem Schulgesetz soll schulische Bildung „zum gewaltfreien Zusammenleben und zur verpflichtenden Idee der Völkergemeinschaft“ erziehen (§ 1, Abs.2).
Ziele:
Aufklärung über die zunehmende Militarisierung unserer Gesellschaft am Beispiel der Kooperation zwischen Bundeswehr und Schulen
Engagement für eine Schule ohne Bundeswehr und für Friedensbildung
Rücknahme der Bundeswehrkooperation des Kultusministeriums - dies ist für uns ein Wahlprüfstein für die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 27.3.2011.
Bisher unterstützen zahlreiche Einzelpersonen, Friedensgruppen, politische u. kirchliche Organisationen, Schüler und Lehrerverbände, Piratenpartei die Linke und B.90/Die Grünen RLP unsere Forderung: Beendigung der Bundeswehrkooperation mit Schulen!
Interessiert? Wenn SchülerInnen in den Klassenzimmern der Propaganda der Bundeswehr ausgesetzt werden, soll das ein gesellschaftliches Klima schaffen, in dem es leichter ist, weitere Auslandseinsätze der Bundeswehr durchzusetzen und Jugendliche dafür zu rekrutieren, besonders, wenn zivile Alternativen auf dem Arbeits- und (Aus-)bildungsmarkt fehlen. Unsere Kampagne richtet sich deshalb nicht nur an Friedensgruppen. Sie soll vielmehr Eltern, Lehrkräfte und Referendare und vor allem SchülerInnen sowie Studierende erreichen. Wenn ihr ebenso wie wir von diesem Thema betroffen seid, seid ihr bei der Kampagne richtig. Vorschläge und Kritik interessieren uns genauso wie Eure Aktivitäten vor Ort. Wer über unsere Aktionen informiert werden und die nächsten Schritte der Kampagne mitverfolgen will, kann dies mithilfe von Newsletters und Homepage.
Was tun? Welche Aktionen sind geplant und mit deiner Hilfe möglich:
Anträge für eine Schule ohne Bundeswehr in Elternbeiräten und Schülervertretungen, Lehrer- und für Schulkonferenzen (Beispiele auf Homepage)
Leserbriefe, Briefe an Kandidaten, Abgeordnete, Parteien u.a. gesellschaftliche Organisationen (Vorlagen siehe Homepage)
Informations- & Diskussionsveranstaltungen organisieren/besuchen
Öffentliche Aktionen, Flashmobs, Infotische, Plakataktionen etc.
Verteilen des Faltblattes und weiterer Informationen z.B. bei Wahlkampfveranstaltungen und Bundeswehrauftritten (Termine und Material siehe Homepage)
Viele dieser Maßnahmen werden von den Trägern und Unterstützern der Kampagne vor Ort organisiert, weitere Ideen +Aktivitäten sind willkommen!
Mit einer Abschlussaktion in Mainz und einem Konzert in Trier kurz vor der Landtagswahl endet die Kampagne, danach entscheiden wir, wie wir unser Engagement dazu fortsetzen.
Weitere Informationen und Newsletter: www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr-rlp.de
Träger der Kampagne sind AG Frieden Trier, Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen DFG-VK RLP, Mainz, Trier, Neustadt; Eirene -Internat. Christlicher Friedensdienst, Friedensinitative Neustadt + Rhein-Hunsrück, GEW Trier, LandesschülerInnenvertretung RLP, Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar, Pax Christi im Bistum Trier, SDAJ Trier, Initiativkreis gegen Atomwaffen, Kath. Studierende Jugend im Bistum Trier, Arbeitskreis gegen Militarisierung Worms, , Internationaler Versöhnungsbund Dt. Zweig. Die Kampagne wird zudem vom friedenspolitischen Fonds der Aktionsgemeinschaft Dienst für Frieden Bonn unterstützt.
Zudem gibt es zahlreiche Unterstützer: Personen und Organisationen – Eintrag auf der Homepage noch möglich und erwünscht!
Übrigens gibt es in Baden Württemberg eine gleichnamige Kampagne (www.schulfrei-für-die-bundeswehr.de) und die DFG-VK bietet Materialien und Infos zum Thema unter dem gleichen Titellink: www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr.de
Schulfrei für die Bundeswehr - Friedensbildung statt Militarisierung
Am 2. Februar starteten wir Im Schülercafés der Katholische Jugendzentrale Mainz die Kampagne. Vier Vertreter der 16 beteiligten Kampagnenträger von Friedensinitiativen, kirchlichen und politischen Organisationen sowie Lehrer- und Schülervertretungen erläuterten die Kampagne: „Die von der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbemerkt unterschriebene Vereinbarung ermöglicht der Bundeswehr einen verbesserten Zugang zu Schülern und bindet sie in die Lehreraus- und fortbildung ein. Diese Bevorzugung widerspricht Grundregeln politischer Bildung und dem Schulgesetz und gehört beendet, dies ist für uns ein Wahlprüfstein für die Landtagswahl. Wir wollen über den zunehmenden Werbefeldzug der Bundeswehr aufklären und Schüler, Eltern und Lehrer dazu ermutigen, sich für eine Schule ohne Bundeswehr einzusetzen.“
Klaus-Peter Hammer Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz unterstrich die Forderung nach Aufkündigung der Kooperationsvereinbarung: „Die Kooperation ist ein falsches Signal, die Bundeswehr erhält mit dieser Kooperation ein Alleinstellungsmerkmal, politische Bildung muss in den Händen pädagogischer Fachkräfte bleiben.“
Patrick Simon von der LandesschülerInnenvertretung RLP ergänzte: "Schülerinnen und Schüler werden meist nicht gefragt, bevor die Bundeswehr kommt, und bei den Bundeswehrveranstaltungen herrscht Anwesenheitspflicht: das ist nicht akzeptabel. Die LSV will selbstbestimmtes Lernen und eine demokratische Schule, die kritisches Denken fördert - die Bundeswehr ist dagegen autoritär, Befehle müssen ausgezuführt werden, die Bundeswehr passt also nicht in die Schule. Zudem wird das Werbeverbot oft durch die Jugendoffiziere missachtet, ihr Besuch bedeutet eine indirekte Werbung bis hin zu direkter Rekrutierung im inoffiziellen Teil."
Dr. Gernot Lennert, Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) RLP wies besonders auf die Vortragstour hin: „In Ludwigshafen, Worms, Kusel, Mainz, Koblenz, Trier und Kastellaun werden wir mit Veranstaltungen über die Werbeoffensive der Bundeswehr an Schulen aufklären. Weitere Aktionen, Plakate und Faltblätter sowie Hintergrundinformationen und Material wie ein Musterbefreiungsantrag für Eltern bzw. Schüler sind auf der Homepage der Kampagne zu finden: www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr-rlp.de .“
Hintergrund der Kampagne
Deutsches Militär ist wieder im Auslandseinsatz.
Die Bundeswehr beteiligt sich u.a. an Einsätzen in Afghanistan, Somalia, Kosovo, Libanon, Sudan und Bosnien-Herzegowina. Die Bundesregierung legitimiert diese Einsätze mit „Humanität“ und „Kampf gegen den Terror“. Die Bundeswehr schreibt jedoch selbst in ihrem Weißbuch von 2006, sie sei für den reibungslosen Verlauf von „Rohstoff- und Warenströmen“ zuständig. Diese „Zuständigkeit“ verweist darauf, dass in Zeiten knapper werdender Ressourcen und verschärfter Standortkonkurrenz die kapitalistische Wirtschaftsweise zunehmend militärisch gesichert werden soll.
Die militärische Präsenz ausländischer Mächte hat in den meisten Fallen eine Verschlechterung der Lage der Bevölkerung gebracht. In den betroffenen Staaten herrschen bürgerkriegsartige Zustände und die Zivilbevölkerung leidet - immer wieder werden aufgrund dieser Einsätze auch Zivilisten: Männer, Frauen und Kinder getötet. Aber auch die stationierten Soldaten müssen täglich um ihr Leben fürchten. Allein in Afghanistan hat der Krieg seit Beginn 43 Bundeswehrsoldaten das Leben gekostet, Tausende kehren traumatisiert zurück. Nicht zuletzt deshalb lehnt die Mehrheit der deutschen Bevölkerung derartige Einsätze ab oder steht ihnen zumindest kritisch gegenüber.
Mit „Friedensbildung“ wollen wir, dass Kriegsursachen beseitigt, zivile Konfliktbearbeitung gefördert und Bildung zum Frieden gestärkt wird. Wir lehnen den Ausbau militärischer Strategien und Präsenz ab, wozu der verstärkte Einsatz des Militärs im Ausland aber auch im Innern (z.B. gegen Protestierende beim G8 Gipfel und Castortransporten) gehört.
Werbefeldzug der Bundeswehr und Kooperationsabkommen
Das Bundesverteidigungsministerium hat einen regelrechten Werbefeldzug zur Imageverbesserung und Rekrutierung für die Bundeswehr gestartet. Durch die faktische Abschaffung der Wehrpflicht benötigt die Bundeswehr zudem eine verstärkte Anwerbung von Zeit- und Berufssoldaten. Dazu gehört Werbung an Arbeitsagenturen über Benefizkonzerte bis zu öffentlichen Gelöbnissen und Heeresschauen, sowie Events für Jugendliche und Infotrucks auf Schulhöfen. Wichtiger Bestandteil sind Kooperationsvereinbarungen mit Kultusministerien. Mit diesen Abkommen soll die Arbeit von Jugendoffizieren in Schulen weiter verbessert werden. Insgesamt gibt es 94 hauptamtliche und rund 300 nebenamtliche Jugendoffiziere in Deutschland mit rund 5.000 Veranstaltungen jährlich. Wehrdienstberater führen zudem jährlich rund 13.000 Veranstaltungen durch1. 2009 wurden insgesamt 700.000 SchülerInnen durchs Militär erreicht, wie eine Kinderrechtsorganisationen kritisiert.2 Die Kooperationsvereinbarung und Werbeauftritte der Budneswehr seien zudem ein Verstoß gegen die UN-Kinderschutzkonvention so terres des hommes. Für Referendare werden Seminare von Jugendoffizieren, für Schüler wird z.B. das Simulationsspiel Pol&IS (Politik & Internationale Sicherheit) angeboten (Bericht siehe letzter Rundbrief der AGF und Homepage) - ganze Unterrichtsstunden werden von Bundeswehrsoldaten übernommen. Die Gefahr besteht, dass so die Ansichten der Bundeswehr in den Rang regulärer Lehrinhalte erhoben werden und viele SchülerInnen und Referendare nicht mehr kritisch distanziert mit den vermittelten Informationen umgehen. Für die Bundeswehr ist dies eine gute Möglichkeit ihre Sichtweise in die Schule zu tragen, ohne dass dies allen Betroffenen bewusst wird. Bisher haben sieben Bundesländer die Kooperation mit der Bundeswehr unterschrieben: Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen.
Wogegen richtet sich die Kampagne konkret?
Rheinland-Pfalz unterzeichnete 2010 als erstes SPD-geführtes Bundesland eine Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr. Das Abkommen verbessert und intensiviert den Zugang der Bundeswehr zu Jugendlichen. Unterrichtseinheiten der Jugendoffiziere können sogar Inhalte der Abiturprüfung vermitteln. Nach eigenen Angaben arbeiten Jugendoffiziere dabei eng mit Wehrdienstberatern zusammen, die zur direkten Rekrutierung Jugendlicher da sind. Die Kooperation bindet die Bundeswehr zudem fest in die Referendarsausbildung und Lehrerfortbildung ein.
Diese Kooperationsvereinbarung lehnen wir strikt ab. Politische Bildung in den Händen von JugendoffizierInnen widerspricht den Mindestanforderungen für politische Bildung, die im Beutelsbacher Konsens im Jahre 1976 festgelegt wurden: Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot und Schülerorientierung. Dies soll auch unsere Leitlinie sein. Bildungsarbeit gehört in die Hände von PädagogInnen. SoldatInnen sind nicht für die Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen zuständig oder geeignet.
Wofür setzt sich die Kampagne ein?
Wir setzen uns für die Rücknahme der Kooperationsvereinbarung sowie aller darin enthaltenen Konzepte konkret in Rheinland-Pfalz, aber grundsätzlich auch in allen Bundesländern ein. Der Werbefeldzug der Bundeswehr soll keine exklusive Bühne in Klassenzimmern erhalten. Wir wenden uns nicht gegen politische Aufklärung, ganz im Gegenteil. Diese ist essentiell notwendig, um gerade jungen Menschen eine umfassende und differenzierte Sicht auf politische Vorgänge zu ermöglichen, damit sie sich eine eigene Meinung bilden können. Die Bundeswehr vermittelt jedoch kein objektives Bild der Weltpolitik. Sie vermittelt Ansichten, die von pro-militärischen Strategien geprägt sind. Andere Konzepte der zivilen, nicht-militärischen Konfliktbearbeitung und Friedenssicherung sollten fester Bestandteil in Aus- und Fortbildung von PädagogInnen und LehrerInnen sein. Entsprechend dem Schulgesetz soll schulische Bildung „zum gewaltfreien Zusammenleben und zur verpflichtenden Idee der Völkergemeinschaft“ erziehen (§ 1, Abs.2).
Ziele:
Aufklärung über die zunehmende Militarisierung unserer Gesellschaft am Beispiel der Kooperation zwischen Bundeswehr und Schulen
Engagement für eine Schule ohne Bundeswehr und für Friedensbildung
Rücknahme der Bundeswehrkooperation des Kultusministeriums - dies ist für uns ein Wahlprüfstein für die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 27.3.2011.
Bisher unterstützen zahlreiche Einzelpersonen, Friedensgruppen, politische u. kirchliche Organisationen, Schüler und Lehrerverbände, Piratenpartei die Linke und B.90/Die Grünen RLP unsere Forderung: Beendigung der Bundeswehrkooperation mit Schulen!
Interessiert? Wenn SchülerInnen in den Klassenzimmern der Propaganda der Bundeswehr ausgesetzt werden, soll das ein gesellschaftliches Klima schaffen, in dem es leichter ist, weitere Auslandseinsätze der Bundeswehr durchzusetzen und Jugendliche dafür zu rekrutieren, besonders, wenn zivile Alternativen auf dem Arbeits- und (Aus-)bildungsmarkt fehlen. Unsere Kampagne richtet sich deshalb nicht nur an Friedensgruppen. Sie soll vielmehr Eltern, Lehrkräfte und Referendare und vor allem SchülerInnen sowie Studierende erreichen. Wenn ihr ebenso wie wir von diesem Thema betroffen seid, seid ihr bei der Kampagne richtig. Vorschläge und Kritik interessieren uns genauso wie Eure Aktivitäten vor Ort. Wer über unsere Aktionen informiert werden und die nächsten Schritte der Kampagne mitverfolgen will, kann dies mithilfe von Newsletters und Homepage.
Was tun? Welche Aktionen sind geplant und mit deiner Hilfe möglich:
Anträge für eine Schule ohne Bundeswehr in Elternbeiräten und Schülervertretungen, Lehrer- und für Schulkonferenzen (Beispiele auf Homepage)
Leserbriefe, Briefe an Kandidaten, Abgeordnete, Parteien u.a. gesellschaftliche Organisationen (Vorlagen siehe Homepage)
Informations- & Diskussionsveranstaltungen organisieren/besuchen
Öffentliche Aktionen, Flashmobs, Infotische, Plakataktionen etc.
Verteilen des Faltblattes und weiterer Informationen z.B. bei Wahlkampfveranstaltungen und Bundeswehrauftritten (Termine und Material siehe Homepage)
Viele dieser Maßnahmen werden von den Trägern und Unterstützern der Kampagne vor Ort organisiert, weitere Ideen +Aktivitäten sind willkommen!
Mit einer Abschlussaktion in Mainz und einem Konzert in Trier kurz vor der Landtagswahl endet die Kampagne, danach entscheiden wir, wie wir unser Engagement dazu fortsetzen.
Weitere Informationen und Newsletter: www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr-rlp.de
Träger der Kampagne sind AG Frieden Trier, Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen DFG-VK RLP, Mainz, Trier, Neustadt; Eirene -Internat. Christlicher Friedensdienst, Friedensinitative Neustadt + Rhein-Hunsrück, GEW Trier, LandesschülerInnenvertretung RLP, Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar, Pax Christi im Bistum Trier, SDAJ Trier, Initiativkreis gegen Atomwaffen, Kath. Studierende Jugend im Bistum Trier, Arbeitskreis gegen Militarisierung Worms, , Internationaler Versöhnungsbund Dt. Zweig. Die Kampagne wird zudem vom friedenspolitischen Fonds der Aktionsgemeinschaft Dienst für Frieden Bonn unterstützt.
Zudem gibt es zahlreiche Unterstützer: Personen und Organisationen – Eintrag auf der Homepage noch möglich und erwünscht!
Übrigens gibt es in Baden Württemberg eine gleichnamige Kampagne (www.schulfrei-für-die-bundeswehr.de) und die DFG-VK bietet Materialien und Infos zum Thema unter dem gleichen Titellink: www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr.de
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Schule ohne Militär!
Militarisierung der Gesellschaft
Seit vielen Jahren wird eine massive Militarisierung der
Gesellschaft vorangetrieben. Durch eine zunehmende Präsenz
der Bundeswehr in der Öffentlichkeit sollen Waffen und Krieg als
Mittel der Konfliktlösung als Normalzustand dargestellt und in der Gesellschaft ideologisch verankert werden.
Kriegserziehung und Anwerbung
Die neuen Aufgaben des deutschen Militärs als Armee im weltweiten Einsatz zur Sicherung von Rohstoffen, Handelswegen und Absatzmärkten und die Umdeutung des verfassungsmäßigen Verteidigungsbegriffs sind gesellschaftlich höchst umstritten. Das Bündnis Schule ohne Militär betrachtet das frühzeitige Werben der Bundeswehr bei Kindern und Jugendlichen auch als Werben um Akzeptanz für eine Militarisierung von Politik und Gesellschaft, als Kriegserziehung gegen den Willen vieler Eltern, Schüler_innen und Lehrer_innen. Durch die Präsenz von Militär an Schulen sollen die Kinder und Eltern an die Normalität des Krieges gewöhnt und die Schüler_innen als neue Soldat_innen geworben werden. Dafür werden speziell geschulte Militärangehörige auf Jugendmessen, bei öffentlichen Festen, Freizeitevents, an Hochschulen und sogar direkt im Unterricht an Schulen eingesetzt.
Kooperationsvereinbarungen und Einflussnahme auf den Unterricht
Durch eine direkte Einflussnahme und die Gestaltung von Unterrichtseinheiten, durch die Bereitstellung von Lehrmaterial für den Unterricht und durch das Angebot von Seminaren für Schüler_innen und Lehrer_innen wird intensiv für die Bundeswehr und das Militär geworben. In einigen Bundesländern wurden auch Kooperationsvereinbarungen zwischen Bundeswehr und Kultusministerien geschlossen.
Das Bündnis "Schule ohne Militär" wendet sich gegen diese Militarisierung unserer Bildungseinrichtungen.
Gemeinsam arbeiten die Mitgliedsorganisationen und Gruppen gegen jeglichen Einfluss von Militär auf Schulen und Bildungseinrichtungen.
Das Bündnis „Schule ohne Militär“ besteht aus Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen, die sich auch aktiv in anderen Bereichen der Antikriegsbewegung engagieren. Durch eine Schwerpunktsetzung auf den Bereich Militarisierung der Schule will es einen Beitrag für eine militärfreie Gesellschaft leisten.
Ziele des Bündnisses sind:
Wir wollen erreichen, dass die Schulen und anderen Bildungseinrichtungen grundsätzlich zu militärfreien Einrichtungen werden. Wir setzen uns dafür ein, dass Schulen sich jeglicher Einflussnahme durch die Militärs verweigern.
Wir unterstützen Schulen, Gewerkschaften, Schüler_innen, Lehrer_innen und Elternvertretungen darin, sich öffentlich gegen eine Beteiligung von militärischem Personal am Unterricht zu engagieren.
Wir wollen jede Form von Kriegserziehung verhindern und erreichen, dass der strikt zivile Charakter von Schule in jedes Schulprofil aufgenommen wird.
Wir wollen durch Informationsveranstaltungen die Schüler_innen, Lehrer_innen, Elternvertretungen und Schulen erreichen, um ihnen Informationen und rechtliche Beratung anzubieten, damit jegliche Präsenz von Militärs an Schulen verhindert wird.
Wir wollen durchsetzen, dass die Bundeswehr weder unmittelbar noch mittelbar Lehr- und Unterrichtsmaterialien zur Verwendung an Schulen erstellt. Die Schulen, Lehrer_innen, Schüler_innen und Elternvertretungen wollen wir bestärken, dieses Material zurückzuweisen und dies auch öffentlich bekanntzumachen.
Wir fordern, jede Einbindung der Bundeswehr in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und Referendar_innen zu beenden.
Wir setzen uns dafür ein, dass weder das Land Berlin noch einzelne Bezirke in Berlin Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr schließen und unterstützen Initiativen, die darauf abzielen, die bestehenden Kooperationsvereinbarungen in anderen Bundesländern aufzukündigen.
Wir treffen uns jeden ersten Montag im Monat in der Mediengalerie, Dudenstraße 10, Berlin, U-Bhf. Platz der Luftbrücke, Bus 104, um 19:30 Uhr.
Demnächst:
info@schule-ohne-militaer.de
www.schule-ohne-militaer.de
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Populismuss verhindert rationales Denken — Sal