DD, 19.02.: Angriff auf Häuser in Löbtau

Hausgemeinschaft Praxis 21.02.2011 20:59 Themen: Antifa
Am 19.02. begleitete die Polizei ca. 250 Neo-Nazis, die sich von Freital aus in Richtung der Dresdner Innenstadt bewegten. Im Ortsteil Löbtau attackierten diese mehrere Wohnhäuser mit Stöcken, Pfefferspray und Steinen - vor den Augen der Polizei. Bei dem 10 Minütigen Angriff gingen über 50 Scheiben zu Bruch. verletzt wurde niemand. Eines der angegriffenen Häuser war das Wohnprojekt „Praxis“, welches in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel rechter Anschläge war.
Gegen 14:30 Uhr näherten sich ca. 250 Neo-Nazis dem Stadtteil Löbtau, diese Gruppe wurde laut „TAZ-Ticker“ bereits ab Freital durch die Polizei beobachtet.* Zwischen 14:45 Uhr und 14:50 Uhr trafen die Neo-Nazis auf der Kreuzung Columbusstraße/ Wernerstraße ein und attackierten die Häuser Columbusstraße 9 (linkes Wohnprojekt Praxis), Wernerstraße 9 und 11. Dabei wurden die Erdgeschosse auf Seite der Wernerstraße komplett entglast, in der Praxis durchschlugen mehrere Steine auch das 1. OG, trafen dort auch ein Kinderbett. Auch der Wernerplatz 3 wurde attackiert. Es bestand akute Lebensgefahr. Die Angreifenden hoben Steine und Gullideckel aus, zertrümmerten Betonblumenkübel um Munition zu erhalten. Versuche die Columbusstraße 9 über Fenster und den Hof zu erstürmen konnten glücklicherweise abgewehrt werden. Nach 10 Minuten war der Angriff beendet.

Die Polizei war während der gesamten Zeit mit mehreren Einsatzfahrzeugen vor Ort, leitete jedoch nur den Verkehr um und riegelte den Stadtteil weitläufig vor linken Gegendemonstrant_innen ab**.

In der Vergangenheit war die Praxis und auch die Nachbarhäuser mehrfach Ziel rechter Angriffe: 12./13.02.10. Angriff von ca. 20 bewaffneten Nazis (erfolgreich zurückgeschlagen), 20.04.10 Spielplatz Columbusstraße und mehrere Gebäude mit rechten Parolen und Symbolen beschmiert, 17.08.10 Scheiben in Praxis eingeworfen, 23./24.08.10 Brandanschlag auf Praxis, ein bewohntes Zimmer brannte aus.

Die Angriffe auf unsere Nachbarschaft zeigen, dass hier alternative Lebensart für Neo-Nazis ein Dorn im Auge ist. Nicht nur ein Hausprojekt, sondern ein ganzes Quartier soll angegriffen werden. Die Ereignisse bestätigen uns aber auch in unserer Ansicht, dass wir von Polizei und Staat keine Hilfe zu erwarten haben. Sie haben nicht nur, wie in unserem Falle, trotz wochenlanger Beschattung im Vorfeld des 13. Februars einen lebensgefährlichen Angriff zugelassen. Sie sind auch, wie jüngst im Falle der Liebigstraße 14, Berlin selbst eine Bedrohung für selbstbestimmte und alternative Lebensweisen.

Am Morgen nach dem Angriff kam unsere Nachbarschaft zusammen um die Scherben unserer Fenster auf zu kehren und über gemeinsame Hilfe zu beraten. Wir sind entschlossen weiterhin solidarisch zusammen zu arbeiten. Spenden sind gerne gesehen, dafür steht folgendes Spendenkonto bereit – K.-Nr.: 609760434, BLZ: 36010043, Betreff Praxis/C9. Presseanfragen bitte an:  praxis.presse@hushmail.com

- die Hausgemeinschaft Praxis

* 14.17 Uhr: Plauenscher Grund - Ein Polizeisprecher hat der taz gegenüber bestätigt, dass hunderte Neonazis jetzt wahrscheinlich versuchen, aus Freital über den Plauenschen Grund zum Hauptbahnhof in Dresden zu kommen. Ein Taz-Reporter fährt ihnen jetzt entgegen. ( http://taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/live-ticker-neonazi-blockade-dresden/)

** mehrere Hundertschaften riegelten behelmt an Freiberger Straße und Nossener Brücke ab
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Ergänzungen

medienbericht

irrelevant 21.02.2011 - 22:16
hierdazu gab es auch gleich einen kurzen bericht von spiegel tv wo sich auch der bullenpräsi ganz überascht zu erklären versucht,

 http://www.youtube.com/watch?v=k6MxvHk9P4o

Titel der Ergänzung

Dein Name 21.02.2011 - 22:18
Der Brandanschlag ereignete sich im Übrigen in der Nacht zum 19. August 2010.
MaG

Schauderhaft

Bernd 22.02.2011 - 07:32
Bernd Merbitz (Bullenpräsident Sachsen) macht sich eher sorgen, was die Dresdener denken sollen...
 http://www.mdr.de/sachsenspiegel/8250145.html

Sonderkomission "19. Februar"

A 22.02.2011 - 08:29
Da kann man nur hoffen, dass das tolle und riesige Film- und Fotosortiment, was wieder mal von dutzenden SpinnerInnen angelegt wurde, nicht vielen noch im nach hinein, Anzeigen beschert. Es musss endlich mal ein umdenken geben, in Bezug auf filmen und fotographieren. Es gab mal in Berlin einen einmaligen Versuch mit Fotoausweisen linke Fotographen zu markieren, um den ganzen sinnlosen Fotowahn Einhalt zu gebieten aus Gründen der Sicherheit.

PS: an alle Betroffenen: Sachen wegwerfen und neue bezogen!

 http://www.polizei.sachsen.de/pd_dresden/5940.htm

Fernsehdiskussion

Entdecker 22.02.2011 - 11:28

Vorsatz bei der Einsatzleitung der Polizei

_piep_ 22.02.2011 - 12:47
Ein Vorsatz der Einsatzleitung der Polizei drängt sich bei den Geschehenen irgendwie auf. Hier ein paar Fragen zu den polizeilichen Vorgehen.

Warum wurden Einsatzkräfte im direkten Umfeld der Praxis abgezogen?

Um die Ecke standen mehrere Hundertschaften, 10Min. Fußweg entfernt und hatten nix zu tun. Warum kamen die nicht? Das Argument es waren zu wenig Einsatzkräfte zählt nicht, es waren genug Panzer und WW's in der Nähe.

Warum wurde die offensichtlich marodierende Gruppe Nazis bewusst von der Polizei auf ihren längeren Marsch Richtung Praxis ignoriert, ihr sogar der Rücken frei gehalten? (an der Fritz-Löffler Str. und an den Zufahrtsstraßen kam niemand weg um der Praxis zu helfen)

Warum waren keine Polizeikräfte vor Ort, obwohl der geplante Angriff auf die Praxis im Coloradio u. Twitter 30 Minuten vor dem Angriff angekündigt wurde? Der Polizei war die entstehende Situation bewusst.

Warum taucht d. Vorgang zunächst nicht in Polizeidokumentationen auf - versuchen Polizei hier unter den Teppich zu kehren zu beschönigen?

Warum lügt der Behördenchef der Polizei Hanitzsch und gibt an, Einheiten hätten vor Ort die "Lage bereinigt", jedoch Beobachter geben an dass keine Polizei kam und der Rechte Mob irgendwann einfach weiterging.

Siehe

www.spiegel.de/video/video-1110518.html


Mein Resümee:

Vorsatz der Einsatzleitung, hier wollte wohl jemand der Polizei die Arbeit wegnehmen indem eine rechte militante Gruppe gewähren gelassen wurde. Auch war es keine überraschende Situation, hier wurde eine lebensgefährliche Situation für ein ganzes Quartier bewusst in Kauf genommen. In den oberen Etagen und Nachbarhäusern leben Familien und Kinder.

Würde sich der Vorsatz der Einsatzleitung bestätigen wäre dies ungeheuerlich.

keine Verletzten

Mein Name 22.02.2011 - 18:14
Oben steht doch als seriöse Bilanz, dass glücklicherweise niemand verletzt wurde. Das hieß es auch schon am 19.2. selbst in einigen Medien. Warum sollte in der Sache falsch berichtet werden? Da müsste doch kein Geheimnis drum gemacht werden.
Falls auf Coloradio in der Hektik des Tages eine Falschmeldung oder ein Gerücht über Verletzte berichtet worden sein sollte, ist das verzeihlich und verständlich. Aber ist nun ja geklärt, auch wenn sich scheinbar ein paar Nazis (nazi-typisch) nun nachträglich mehr verletzte Linke herbeiwünschen, um sich dran hochzuziehen.

was lernt uns das ?

RFB 22.02.2011 - 18:48
also, der polizeichef von dresden hat doch recht! als der hubschrauber kam, haben sich die nazis verpisst, wohl wissend, das, wenn sie weiter steine nach oben werfen, ihre kackbraunen popel in der nase gefilmt werden. na gut, alle werden das nicht gewusst haben, und vielleicht werden die beamten bei der videoauswertung den einen oder anderen kollegen wiedererkannt haben,
wäre ja nicht das erste mal...
glaubt hier eigentlich irgendwer, das die polizeiführung nicht wusste, was sie (nicht) tat?

Keine Verletzten

Dagewesener 22.02.2011 - 19:00
Es gab, ausser vielleicht ein paar Blauen Flecken --KEINE-- verletzten Menschen in der Praxis, dass die Nazis aus dem Haus heraus provoziert worden wären ist quatsch, sie sind gleich zum Angriff übergegangen. Das mensch sich auf eine bloße "verbarrikadierung" und Verteidigung beschränken musste, lag an der kurzen Vorwarnzeit und Ungewissheit über die Masse an Faschisten. Angesichts des Mißverhältnisses zwischen der Zahl an Menschen im Haus und die der Faschoschweine wäre ein Angriff nicht mutig sondern dumm gewesen, leider. Die Nazis haben sich an der Seite des Hofes aber auch kaum näher als 15 meter herangetraut & werfen konnten sie auch nicht besonders gut, was ein Ausweichen vereinfacht hat. Dämliche, feige Nazischweine, nächstes mal gibt´s richtig was auf die Mütze.

Bullenmund tut Lügen kund!

ACAB 22.02.2011 - 21:15
"Im Zusammenhang mit gegenseitigen Provokationen warfen etwa 200 gewaltbereite Rechtsextremisten Steine gegen ein Wohnhaus, welches von linksorientierten Personen bewohnt wird. Zudem versuchten sie mit Stöcken die Fensterscheiben des Hauses einzuschlagen.

Im Umfeld befanden sich einzelne Kräfte der Verkehrsregelung. Sie ergriffen umgehend Maßnahmen, um Unbeteiligte vom Ort der Auseinandersetzung fernzuhalten.

Zeitgleich wurden entsprechend ausgerüstete Einsatzkräfte zum Ort entsandt. Noch vor deren Eintreffen hatte sich die Personengruppe in Richtung Stadtzentrum entfernt.

In diesem Zusammenhang ermittelt die Dresdner Polizei wegen Landfriedensbruch. Angaben bezüglich verletzter Personen liegen nicht vor."

 http://www.polizei.sachsen.de/pd_dresden/5940.htm

Aha! Nazis "versuchten mit Stöcken die Fensterscheiben des Hauses einzuschlagen." Für eine etwaige Verteidigung empfehle ich zukünftig die Feuerwerksbatterie Reno aus dem Aldi (2,99€/16 Schuß):
 http://www.youtube.com/watch?v=5-ATeY2cvsE&feature=related
Steighöhe 40m + heftiger Zerlegeknall sollte euch die Nasen auf Distanz halten....

Hier gibt es noch ein längeres Video

KayOhKayn 23.02.2011 - 09:53

Hausprojekt RM16 sagt Begehung durch LKA ab

rm16 25.02.2011 - 13:29
Das linke Wohn- und Kulturprojekt RM16 sagt aufgrund des skandalösen Verhaltens der Polizei am vergangenen Samstag eine Begehung seiner Räumlichkeiten ab.
Es war eine Begehung des Objektes durch Beamte der Soko Rex im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu dem Brandanschlag auf die RM16 im August vergangenen Jahres geplant.

Zur Begründung erklärte das Hausprojekt:

Wir verurteilen die martialische und gewaltsame – und im übrigen zumindest in dieser Form illegale – Durchsuchungs-, Beschlagnahme- und Festnahmeaktion, welche das LKA und SEK (Sondereinsatzkommando) am Abend des 19. Februar in den Räumen des „Roten Baum“ sowie der Linkspartei und einer Anwaltskanzlei durchführten.

Außerdem stellen wir fest, dass die Polizei zwar zum Schutz und zur Durchsetzung des Naziaufmarsches massiv gegen Gegendemonstrant_innen vorgegangen ist, aber gleichzeitig nicht Willens oder in der Lage war, Wohnhäuser, die bereits in der Vergangenheit Angriffsziele von Neonazis waren und deren Gefährdung dadurch bekannt war, zu schützen.
Bei dem Angriff von 200 Nazis am 19. Februar auf das Wohnhaus "Praxis" in Dresden Löbtau sahen die Besatzungen von mindestens drei unmittelbar anwesenden Streifenwagen untätig zu, während das Haus von Nazis mit Steinen beworfen wurde. ( http://www.youtube.com/v/5yDT_UHupSQ)
Der Angriff dauerte etwa 10 Minuten, der Anmarsch der Nazis aus Richtung Freital war der Polizei im Vorfeld bekannt.

Sahen wir uns schon vor diesen Ereignissen vor die schwierige Entscheidung gestellt, ob wir einer Begehung unserer Räumlichkeiten im Rahmen der Ermittlungen des LKA zustimmen können, so ist es uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, unsere Türen für diejenigen zu öffnen, die Überfälle auf linke Projekte verüben oder ihnen tatenlos zusehen. Es erscheint uns höchst widersprüchlich, einerseits mit der Festnahme des Neonazis Stanley Nähse im Januar diesen Jahres den Erfolg der Polizei im Kampf gegen gewälttätige Neonazis zu feiern, andererseits jedoch eben diese in ähnlich gefährlicher Weise gewähren zu lassen. Dass die „Praxis“ bei dem Angriff am vergangenen Sonnabend nur Sachschaden nahm, ist jedenfalls nicht dem Verhalten der Polizei zuzurechen. Wie die Brandanschläge auf „Praxis“ und RM16 im vergangenen Jahr zeigen, schrecken Neonazis nicht vor Mordversuchen auf politische Gegner zurück.

Wir fordern die Sächsische Landespolizei auf, zu den genannten Vorfällen, insbesondere zu dem Verhalten der beteiligten Beamten, Stellung zu beziehen. Im Übrigen erwarten wir, dass die Täter auch ohne die Kooperation der Betroffenen ermittelt werden. Damit meinen wir ausdrücklich auch die beteiligten Polizeibeamten.

 http://kneipentreff.blogsome.com/2011/02/22/hausprojekt-sagt-begehung-durch-lka-ab/

Augenzeugenbericht

Inkognito 25.02.2011 - 20:46

Es wurde seitens einer hier nicht namentlich zu nennenden Person berichtet, dass die Neonazis auf ihrem Weg zur Praxis quasi polizeilichen Geleitschutz geniessen durften.
Sie/Er beobachtete, wie Polizeiwagen vor und hinter der Gruppe fuhren, als diese noch Minuten von der Praxis entfernt war.

Die den Verkehr umleitenden Polizeikräfte waren also nur die Spitze des Eisberges, dass diese den Mob nicht bändigen können würden war bereits lange vor der Tat klar.
In Anbetracht dessen ist der zeitliche Rahmen vom Erstkontakt mit den Neonazis bis zu deren unbehelligtem Verlassen des Tatortes um einiges weiter anzusetzen als bisher vermutet.

Dies lässt nur den Schluss zu, dass sich auf höherer Ebene beschlossen wurde, keine Einsatzkräfte nach Löbtau zu mobilisieren, und das noch bevor die Täter an der Praxis eingetroffen waren.
Auch das souveräne und scheinbar nach Plan ablaufende Handeln der Polizeikräfte vor Ort legt diesen Schluss nahe.

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