Dresden: Ein Resümee
Am 19. Februar wollten Neonazis wieder durch Dresden marschieren. Der "nationale Widerstand" wollte und musste ein deutliches Zeichen setzen. Gleiches galt für die Polizei. Die Gerichte hatten den Beamten ins Hausaufgabenheft geschrieben die Nazikundgebungen respektive die Demonstration durchzusetzen. Das Bündnis "Dresden-Nazifrei" dagegen stand unter dem Druck den Erfolg des letzten Jahres zu wiederholen. Die unterschiedlichen Zielsetzungen der jeweiligen Fraktionen waren die Zutaten für einen spannenden Tag, auch wenn dieser insgesamt einen wenig überraschenden Verlauf nahm.
Es ist noch nicht lange her, aber irgendwie war es eine ganz andere Zeit. Damals marschierten jedes Jahr aufs Neue Tausende Neonazis durch die Stadt. Weitgehend unbehelligt. Mal gelang es die Route ein Stück zu verkürzen, häufiger nicht. Als sich im Jahr 2008 - zunächst vor Ort, wenig später erwuchs daraus ein bundesweites Antifabündnis - eine Gruppe "no pasarán!" gründete, welche sich allein schon dem Namen nach ("sie werden nicht durchkommen") das Ziel gesetzt hatte, den Naziaufmarsch zu verhindern, da schien dies der Ausdruck einer Mischung aus Selbstüberschätzung und jugendlichem Trotz zu sein. Dresden? Das war ein Ort, wo es nicht leicht fiel, sich jedes Jahr von Neuem zu motivieren. Immer mehr Nazis und Bürger, deren einziges Problem es gewesen zu sein schien, dass diese Extremisten das schöne Gedenken störten...
Dresden im Jahr 2011. Wie auch im Jahr zuvor engagieren sich Linksradikale und Zivilgesellschaft gemeinsam, um den Naziaufmarsch, wie auch anno 2010, zu verhindern. In der Zeit vor dem Februar bereitete man nicht nur die Aktionen für den 13. und 19. vor. Auf Drängen von "no pasarán!" setzten sich die Bündnismitglieder auch intensiv mit dem Mythos Dresden und dem Gedenken kritisch auseinander. Statt die Zivilgesellschaft als Feind zu markieren, übte man sich im kritischen Dialog. Im Ergebnis der Bemühungen, welche sich sicher nicht allein auf das letzte Jahr und "no pasarán!" reduzieren lassen, ist eine deutliche Verschiebung im Dresdner Diskurs festzustellen.
"[...] muss zur Kenntnis genommen werden, dass sich die Regierenden mit der Kursjustierung der Dresdner Gedenkpolitik in den letzten Jahren zunehmend ‘links’ von der Bevölkerung positionieren."
So formuliert es beispielsweise UmsGanze! und räumt damit ein, dass die Kritik zumindest in der lokalen Elite angekommen ist.
Man kann aber auch einen Schritt weitergehen. Der Umstand, dass am Heidefriedhof und abends vor der Frauenkirche nur einige Hundert Dresdner zusammenkommen, während die Menschenkette auch in diesem Jahr wieder Tausende Menschen mobilisieren konnte, spricht eher dafür, dass einem Großteil der Bevölkerung in Dresden das Gedenken im engeren Sinn eher egal ist, während es offensichtlich vielen als wichtig erscheint, ein Zeichen gegen Nazis zu setzen. Auch wenn Frau Orosz, Oberbürgermeisterin Dresdens (CDU), die Menschenkette als Teil des Gedenkens versteht, dürfte dies für die meisten oder zumindest für viele Teilnehmer nicht gelten. So wandten sich im letzten Jahr nach den erfolgreichen Blockaden einige Bürger an "no pasarán!" und „Dresden-Nazifrei“ und schrieben in Emails, dass sie zwar in diesem Jahr (2010) an der Menschenkette teilgenommen hätten, im nächsten Jahr aber in jedem Fall mitblockieren wollten und sich dann nicht von Kriminalisierung und Medienkampagnen täuschen lassen wollten. Es waren nur Einzelstimmen, aber am 13. Februar 2011 protestierten rund 3.500 Menschen direkt an der Route gegen den Naziaufmarsch. Und tatsächlich waren viele von den Demonstranten zuvor bei der Menschenkette und wollten nun mehr als nur symbolischen Protest. Insofern wirken die Störaktionen bei der Menschenkette, welche sich der Vorbereitungskreis "Keine Versöhnung mit Deutschland" rühmt, schon ein wenig skurril. Zumal das Verbot des Rundganges auf "Täterspuren" in Dresden weit über das linksradikale Spektrum hinaus, als Skandal aufgefasst wurde und sich trotz Verbot 250 Menschen an einer von der Polizei zügig aufgelösten Kundgebung beteiligt hatten.
Auch am 19. Februar nahmen zahllose Bürger Dresdens an den Massenblockaden teil. Anders als noch im letzten Jahr, als die Polizei schnell vor der schieren Masse der Demonstranten kapitulierte und die Blockaden weitgehend unbehelligt ließ, gingen die Beamten in diesem Jahr rigoros gegen Nazigegner vor. So teilt die Arbeitsgruppe "Polizeibeobachtung" in einer Pressemitteilungen u.a. mit:
Am 19. Februar hat die Arbeitsgruppe "Polizeibeobachtung" an zahlreichen Orten im gesamten Dresdner Stadtgebiet überforderte Polizeieinheiten wahrgenommen und zahlreiche Übergriffe von Polizeibeamten gegen Demonstranten dokumentiert. Nach Einschätzung der Arbeitsgruppe "Polizeibeobachtung" hat das aggressive Vorgehen der Polizei im Laufe des Tages zu zahlreichen Eskalationen geführt.Zu einem besonders brutalen Polizeieinsatz kam es bei der Räumung einer friedlichen Sitzblockade von etwa 60 Personen auf der Bergstraße gegen 15:15 Uhr. Hierbei wurden Personen von einzelnen Polizeibeamten ins Gesicht geschlagen, mit Füßen getreten und gewürgt, ohne dass die Betroffenen die Polizei bedroht hätten. Gegen weglaufende Blockierer wurden durch die Polizei Holzknüppel sowie Pepperballs und Gasgranaten eingesetzt. Von diesem Einsatz liegen der Arbeitsgruppe umfangreiche Videoaufnahmen vor.
Bereits am Vormittag kam es trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zum Einsatz von Wasserwerfern gegen Blockaden auf der Münchner Straße und am Nürnberger Platz. Außerdem schlugen einzelne Polizeibeamte Blockierer auf der Münchner Straße ohne ersichtlichen Grund. Am Nachmittag kam es zu einer unverhältnissmässigen Kesselung und Identitätsfeststellung auf der Blockade am Fritz-Löffler-Platz.
Eine Einschätzung, der man sich nur schwer entziehen kann. Tatsächlich erscheint das Vorgehen der Polizei nicht nur in Teilen unverhältnismäßig, sondern vor allem auch unverständlich. Bereits vorher war klar, dass die Massenblockaden aufgrund der geänderten Strategie der Neonazis, dieses Jahr wesentlich mobiler agieren müssten. Das Potential für gewalttätige Zusammenstöße stieg damit erheblich an, mussten doch nun häufige Polizeiketten um- oder durchflossen werden. Die Polizei war personell für die Masse an Demonstranten eindeutig nicht gewappnet. Insofern sind die absolut wirklichkeitsfremden Entscheidungen der Gerichte mit ein Grund für die Eskalationen, welche sich teilweise in Dresden abspielten. Ob aus Selbstüberschätzung oder Kalkül, die Polizei unternahm wirklich alles um es an vielen Stellen eskalieren zu lassen. Jedem war klar, dass die Polizei nicht in der Lage war, beide Lager so abzuschirmen, dass sie stets die Kontrolle behalten würde. Doch die Polizei prügelte und pfefferte und setzte darüber hinaus vor allem schweres Gerät wie Wasserwerfer ein. Dabei wurden kaum Leute festgenommen, was zwar auf der einen Seite erfreulich ist, anderseits aber Ursache dafür war, dass die Lage weiter eskalierte. Denn dadurch waren viele Demonstranten der Polizeigewalt ausgesetzt, konnten aber erleben, dass die Polizei zu einem strukturierten Vorgehen häufig nicht in der Lage war. Konfrontiert mit Wasserwerfer, Pepperball, Pfefferspray, Tonfas, Fausthiebe und Tritte der "Sicherheitsbehörden" und der gleichzeitigen, fast gänzlichen Abwesenheit von Festnahmen konnte dies nur provozierend wirken. Dies ist nicht als Forderung nach mehr Ingewahrsamsnahmen misszuverstehen. Aber wenn die Polizei tausende Menschen angreift, dies aber mangels Personal nicht konsequent tun kann (Festnahmen), dann darf sie sich nicht wundern, wenn das Pendel dann auch mal zurückschlägt. Südlich des Hauptbahnhofes hat die Polizei relativ schnell völlig die Kontrolle verloren. Die Neonazis waren nicht in der Lage ihre Kundgebungsorte zu erreichen. In der Nähe des Platzes "Nürnberger Ei", wo die Demonstration Richtung Hauptbahnhof starten sollte, fanden kaum mehr als 50 Nazis zusammen.
Nach dem letzten Jahr gelobte der "nationale Widerstand" Besserung und hatte 12 Monate Zeit ein Konzept für einen erfolgreichen Marsch vorzulegen. Mehrere Demonstrationen anzumelden schien ein gangbarer Weg zu sein. Auch wenn sich bereits in Leipzig zeigte, dass die "nationale Opposition" offensichtlich nicht in der Lage ist, die notwendigen logistischen Strukturen aufzubauen. Auch in Dresden verkam der Großkampftag zur großen Lachnummer. Anstatt via Twitter die Kameraden auf den neuesten Stand zu halten, diskutierte man mit dem politischen Feind oder setzte eine Falschmeldung nach der anderen ab. Schon recht früh stellten die daheim gebliebenen Neonazis in ihren Foren fest, dass es sinnvoller ist, sich über linke Kanäle über den aktuellen Stand zu informieren. Ob die Telefonketten der Nazis besser funktionierten, lässt sich von außen naturgemäß schlecht einschätzen, aber an den einschlägigen Stellen im Netz häufen sich die Beschwerden über eine mutmaßliche Planlosigkeit der Organisatoren. Auch wenn dem nach außen widersprochen wird, wirklich sinnvoll erscheinen die Aktionen der "Kameraden" nicht. Obwohl längst klar war, dass die gesamte Innenstadt in den Händen linker Kräfte war, wurden weitere Kameraden in Marsch gesetzt. An einigen Stellen rühmt man sich nun, dass das Trotten in Richtung Innenstadt - bevor man dann wieder im Polizeikessel landete - ein Erfolg war. Auch wird der Angriff auf die "Praxis" lobend hervorgehoben.
Tatsächlich aber konnten die Nazis ihr Konzept insgesamt nicht umsetzen. Überwiegend standen sich die Nazis die Beine in den Bauch, saßen in ihren Bussen fest oder marodierten an wenigen Stellen durch die Gegend. Von einem "nationalen Widerstand" dürfte man eigentlich mehr erwarten beziehungsweise befürchten. Zumindest die Organisatoren räumen auch ihre Niederlage ein und sprechen teils von "ägyptischen Verhältnissen". "Mupinfo" dagegen scheint sich einen Führer zu wünschen, wenn sie schreiben:
Wenn überhaupt ist ein Trauermarsch in Dresden nur mit einer disziplinierten und geschlossenen Einheit zu verwirklichen. Doch da es derzeit keine deutschlandweite, übergeordnete Führung gibt, die überdies über die notwendige Akzeptanz verfügen würde, ist dies ferne Zukunftsmusik. Zu unterschiedlich sind die Interessen und Herangehensweise der verschiedenen Gruppen und Organisationen.
Währenddessen übt sich die Bildzeitung des "nationalen Widerstandes" "Altermedia" in Galgenhumor und präsentiert historische Durchhaltelieder aus den 1940er Jahren. Die Schmach könnte kaum größer sein. Man darf gespannt sein, welchen Plan die "Kameraden" im nächsten Jahr aus dem Hut zaubern. Allerdings erscheint es, nach dem zweiten Erfolg von "Dresden-Nazifrei" in Folge zunehmend unwahrscheinlich, dass es überhaupt noch ein Konzept gibt, welches den Nazis erlaubt, in Dresden größere Demonstrationen durchzuführen. Gegen 20.000 Gegendemonstranten und mit dem was der "nationale Widerstand" aufzubieten hat, würden wohl auch Rommel, Guderian oder Manteuffel unverzüglich kapitulieren. Es ist nicht ganz wahrscheinlich, dass dies von den, in vielerlei Hinsicht merkbefreiten "Kameraden", schon in diesem Jahr eingesehen wird. Darum heißt es wohl zumindest noch im nächsten Jahr:
no pasarán! - Bis der Naziaufmarsch Geschichte ist...
Dresden im Jahr 2011. Wie auch im Jahr zuvor engagieren sich Linksradikale und Zivilgesellschaft gemeinsam, um den Naziaufmarsch, wie auch anno 2010, zu verhindern. In der Zeit vor dem Februar bereitete man nicht nur die Aktionen für den 13. und 19. vor. Auf Drängen von "no pasarán!" setzten sich die Bündnismitglieder auch intensiv mit dem Mythos Dresden und dem Gedenken kritisch auseinander. Statt die Zivilgesellschaft als Feind zu markieren, übte man sich im kritischen Dialog. Im Ergebnis der Bemühungen, welche sich sicher nicht allein auf das letzte Jahr und "no pasarán!" reduzieren lassen, ist eine deutliche Verschiebung im Dresdner Diskurs festzustellen.
"[...] muss zur Kenntnis genommen werden, dass sich die Regierenden mit der Kursjustierung der Dresdner Gedenkpolitik in den letzten Jahren zunehmend ‘links’ von der Bevölkerung positionieren."
So formuliert es beispielsweise UmsGanze! und räumt damit ein, dass die Kritik zumindest in der lokalen Elite angekommen ist.
Man kann aber auch einen Schritt weitergehen. Der Umstand, dass am Heidefriedhof und abends vor der Frauenkirche nur einige Hundert Dresdner zusammenkommen, während die Menschenkette auch in diesem Jahr wieder Tausende Menschen mobilisieren konnte, spricht eher dafür, dass einem Großteil der Bevölkerung in Dresden das Gedenken im engeren Sinn eher egal ist, während es offensichtlich vielen als wichtig erscheint, ein Zeichen gegen Nazis zu setzen. Auch wenn Frau Orosz, Oberbürgermeisterin Dresdens (CDU), die Menschenkette als Teil des Gedenkens versteht, dürfte dies für die meisten oder zumindest für viele Teilnehmer nicht gelten. So wandten sich im letzten Jahr nach den erfolgreichen Blockaden einige Bürger an "no pasarán!" und „Dresden-Nazifrei“ und schrieben in Emails, dass sie zwar in diesem Jahr (2010) an der Menschenkette teilgenommen hätten, im nächsten Jahr aber in jedem Fall mitblockieren wollten und sich dann nicht von Kriminalisierung und Medienkampagnen täuschen lassen wollten. Es waren nur Einzelstimmen, aber am 13. Februar 2011 protestierten rund 3.500 Menschen direkt an der Route gegen den Naziaufmarsch. Und tatsächlich waren viele von den Demonstranten zuvor bei der Menschenkette und wollten nun mehr als nur symbolischen Protest. Insofern wirken die Störaktionen bei der Menschenkette, welche sich der Vorbereitungskreis "Keine Versöhnung mit Deutschland" rühmt, schon ein wenig skurril. Zumal das Verbot des Rundganges auf "Täterspuren" in Dresden weit über das linksradikale Spektrum hinaus, als Skandal aufgefasst wurde und sich trotz Verbot 250 Menschen an einer von der Polizei zügig aufgelösten Kundgebung beteiligt hatten.
Auch am 19. Februar nahmen zahllose Bürger Dresdens an den Massenblockaden teil. Anders als noch im letzten Jahr, als die Polizei schnell vor der schieren Masse der Demonstranten kapitulierte und die Blockaden weitgehend unbehelligt ließ, gingen die Beamten in diesem Jahr rigoros gegen Nazigegner vor. So teilt die Arbeitsgruppe "Polizeibeobachtung" in einer Pressemitteilungen u.a. mit:
Am 19. Februar hat die Arbeitsgruppe "Polizeibeobachtung" an zahlreichen Orten im gesamten Dresdner Stadtgebiet überforderte Polizeieinheiten wahrgenommen und zahlreiche Übergriffe von Polizeibeamten gegen Demonstranten dokumentiert. Nach Einschätzung der Arbeitsgruppe "Polizeibeobachtung" hat das aggressive Vorgehen der Polizei im Laufe des Tages zu zahlreichen Eskalationen geführt.Zu einem besonders brutalen Polizeieinsatz kam es bei der Räumung einer friedlichen Sitzblockade von etwa 60 Personen auf der Bergstraße gegen 15:15 Uhr. Hierbei wurden Personen von einzelnen Polizeibeamten ins Gesicht geschlagen, mit Füßen getreten und gewürgt, ohne dass die Betroffenen die Polizei bedroht hätten. Gegen weglaufende Blockierer wurden durch die Polizei Holzknüppel sowie Pepperballs und Gasgranaten eingesetzt. Von diesem Einsatz liegen der Arbeitsgruppe umfangreiche Videoaufnahmen vor.
Bereits am Vormittag kam es trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zum Einsatz von Wasserwerfern gegen Blockaden auf der Münchner Straße und am Nürnberger Platz. Außerdem schlugen einzelne Polizeibeamte Blockierer auf der Münchner Straße ohne ersichtlichen Grund. Am Nachmittag kam es zu einer unverhältnissmässigen Kesselung und Identitätsfeststellung auf der Blockade am Fritz-Löffler-Platz.
Eine Einschätzung, der man sich nur schwer entziehen kann. Tatsächlich erscheint das Vorgehen der Polizei nicht nur in Teilen unverhältnismäßig, sondern vor allem auch unverständlich. Bereits vorher war klar, dass die Massenblockaden aufgrund der geänderten Strategie der Neonazis, dieses Jahr wesentlich mobiler agieren müssten. Das Potential für gewalttätige Zusammenstöße stieg damit erheblich an, mussten doch nun häufige Polizeiketten um- oder durchflossen werden. Die Polizei war personell für die Masse an Demonstranten eindeutig nicht gewappnet. Insofern sind die absolut wirklichkeitsfremden Entscheidungen der Gerichte mit ein Grund für die Eskalationen, welche sich teilweise in Dresden abspielten. Ob aus Selbstüberschätzung oder Kalkül, die Polizei unternahm wirklich alles um es an vielen Stellen eskalieren zu lassen. Jedem war klar, dass die Polizei nicht in der Lage war, beide Lager so abzuschirmen, dass sie stets die Kontrolle behalten würde. Doch die Polizei prügelte und pfefferte und setzte darüber hinaus vor allem schweres Gerät wie Wasserwerfer ein. Dabei wurden kaum Leute festgenommen, was zwar auf der einen Seite erfreulich ist, anderseits aber Ursache dafür war, dass die Lage weiter eskalierte. Denn dadurch waren viele Demonstranten der Polizeigewalt ausgesetzt, konnten aber erleben, dass die Polizei zu einem strukturierten Vorgehen häufig nicht in der Lage war. Konfrontiert mit Wasserwerfer, Pepperball, Pfefferspray, Tonfas, Fausthiebe und Tritte der "Sicherheitsbehörden" und der gleichzeitigen, fast gänzlichen Abwesenheit von Festnahmen konnte dies nur provozierend wirken. Dies ist nicht als Forderung nach mehr Ingewahrsamsnahmen misszuverstehen. Aber wenn die Polizei tausende Menschen angreift, dies aber mangels Personal nicht konsequent tun kann (Festnahmen), dann darf sie sich nicht wundern, wenn das Pendel dann auch mal zurückschlägt. Südlich des Hauptbahnhofes hat die Polizei relativ schnell völlig die Kontrolle verloren. Die Neonazis waren nicht in der Lage ihre Kundgebungsorte zu erreichen. In der Nähe des Platzes "Nürnberger Ei", wo die Demonstration Richtung Hauptbahnhof starten sollte, fanden kaum mehr als 50 Nazis zusammen.
Nach dem letzten Jahr gelobte der "nationale Widerstand" Besserung und hatte 12 Monate Zeit ein Konzept für einen erfolgreichen Marsch vorzulegen. Mehrere Demonstrationen anzumelden schien ein gangbarer Weg zu sein. Auch wenn sich bereits in Leipzig zeigte, dass die "nationale Opposition" offensichtlich nicht in der Lage ist, die notwendigen logistischen Strukturen aufzubauen. Auch in Dresden verkam der Großkampftag zur großen Lachnummer. Anstatt via Twitter die Kameraden auf den neuesten Stand zu halten, diskutierte man mit dem politischen Feind oder setzte eine Falschmeldung nach der anderen ab. Schon recht früh stellten die daheim gebliebenen Neonazis in ihren Foren fest, dass es sinnvoller ist, sich über linke Kanäle über den aktuellen Stand zu informieren. Ob die Telefonketten der Nazis besser funktionierten, lässt sich von außen naturgemäß schlecht einschätzen, aber an den einschlägigen Stellen im Netz häufen sich die Beschwerden über eine mutmaßliche Planlosigkeit der Organisatoren. Auch wenn dem nach außen widersprochen wird, wirklich sinnvoll erscheinen die Aktionen der "Kameraden" nicht. Obwohl längst klar war, dass die gesamte Innenstadt in den Händen linker Kräfte war, wurden weitere Kameraden in Marsch gesetzt. An einigen Stellen rühmt man sich nun, dass das Trotten in Richtung Innenstadt - bevor man dann wieder im Polizeikessel landete - ein Erfolg war. Auch wird der Angriff auf die "Praxis" lobend hervorgehoben.
Tatsächlich aber konnten die Nazis ihr Konzept insgesamt nicht umsetzen. Überwiegend standen sich die Nazis die Beine in den Bauch, saßen in ihren Bussen fest oder marodierten an wenigen Stellen durch die Gegend. Von einem "nationalen Widerstand" dürfte man eigentlich mehr erwarten beziehungsweise befürchten. Zumindest die Organisatoren räumen auch ihre Niederlage ein und sprechen teils von "ägyptischen Verhältnissen". "Mupinfo" dagegen scheint sich einen Führer zu wünschen, wenn sie schreiben:
Wenn überhaupt ist ein Trauermarsch in Dresden nur mit einer disziplinierten und geschlossenen Einheit zu verwirklichen. Doch da es derzeit keine deutschlandweite, übergeordnete Führung gibt, die überdies über die notwendige Akzeptanz verfügen würde, ist dies ferne Zukunftsmusik. Zu unterschiedlich sind die Interessen und Herangehensweise der verschiedenen Gruppen und Organisationen.
Währenddessen übt sich die Bildzeitung des "nationalen Widerstandes" "Altermedia" in Galgenhumor und präsentiert historische Durchhaltelieder aus den 1940er Jahren. Die Schmach könnte kaum größer sein. Man darf gespannt sein, welchen Plan die "Kameraden" im nächsten Jahr aus dem Hut zaubern. Allerdings erscheint es, nach dem zweiten Erfolg von "Dresden-Nazifrei" in Folge zunehmend unwahrscheinlich, dass es überhaupt noch ein Konzept gibt, welches den Nazis erlaubt, in Dresden größere Demonstrationen durchzuführen. Gegen 20.000 Gegendemonstranten und mit dem was der "nationale Widerstand" aufzubieten hat, würden wohl auch Rommel, Guderian oder Manteuffel unverzüglich kapitulieren. Es ist nicht ganz wahrscheinlich, dass dies von den, in vielerlei Hinsicht merkbefreiten "Kameraden", schon in diesem Jahr eingesehen wird. Darum heißt es wohl zumindest noch im nächsten Jahr:
no pasarán! - Bis der Naziaufmarsch Geschichte ist...
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
"rechts wegschauen, links weghauen"
Resümee finde ich ganz gut:
"Rechts wegschauen, links weghauen - das umreißt die Polizeistrategie am 19. Februar. Die Polizei hat sich auf das Verprügeln der Blockierer konzentriert", warf Dresden-Nazifrei-Sprecherin Franziska Radtke den Behörden vor. Es sei mehrfach zu massiven Angriffen von Polizeibeamten auf Blockierer gekommen. Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt seien Wasserwerfer eingesetzt worden. „In diesem Zusammenhang ist der Nazi-Angriff in Löbtau ein deutlicher Beweis für die Schwerpunktsetzung der Polizei am gestrigen Tag", so Radtke weiter.
http://www.dnn-online.de/specials-dd/specialthemen/19-februar/nazi-angriff-auf-linkes-wohnprojekt-in-loebtau/r-19-februar-a-21261.html
Nazis = Lachnummern
Eure Führung taugt zu nichts, die sind sogar unfähig zu zwittern, so dass sich die "Kameraden" lieber bei den Antifa-Twittern informiert haben. Die Nazis haben auf ihre unfähigen Führer und/oder Gerichtsurteile vertraut und haben sich einmal mehr wie die letzten Lemminge in die Kessel führen lassen. Keine Gnade? Die Nazis wurden an mehreren Stellen von einer teils deutlichen Unterzahl Antifaschist_innen aufgerieben. Die Mutigsten von euch Gesocks haben ordentlich kassiert, direkt mit für eure ach so tollen "Kameraden" die gerannt sind wie die Haasen! Die Nazis hatten sich sogar untereinander in den Haaren, weil die einen es wohl toll fanden von Cops & Antifa auf's Fressbrett zu kriegen und andere sich lieber wehren oder sogar angreifen wollten. Hat den Nazis keiner gesagt, dass "Angriff die beste Verteidigung ist"? In Loschwitz traf eine Gruppe von 100 - 120 Nazis auf 40 Antifaschist_innen. 10 Nazis starteten den Angriff, die anderen Nasen mußten sich körperlich mit "Führungskameraden" auseinandersetzen, da die wohl keine Konfrontation wollten und der Großteil der Nasen schlich schon langsam weiter nach hinten. Die ersten 10 Angriff-Nazis wurden weggehauen und angesichts der unübersehbaren Tatsache, dass die noch min. 100 Mann starke Nazigruppe Looser sind, wurde die Gruppe von nur 40 Antifaschist_innen nach einer Verfolgungsjagd gestellt und weggemacht.
NEIN NAZIS, SO WIRD DAS NICHTS MIT DER /ARISCHEN/ REVOLUTION, IHR LACHNUMMERN!
Die Einzigen die wohl was gerissen & wohl sportlich auf eigene Faust unterwegs waren, waren die Nazischweine in Löbtau (Praxis). Wäre eine gleichmotivierte/gleichgroße Antifa-Gruppe mit "Fußball"-Erfahrung da gewesen, hätte das ein langes & interessantes Match geben können.
Guter Beitrag
bitte kritik nicht vergessen:
darauf wird im resümee nicht eingegangen. warum? die kritik finde ich zumindest diskussuionswürdig.
@ zivilgesellschaft gegen nazis
nur kann ich mir die emanzipatorische eben nicht herbeizaubern. solche bündnisse und gemeinsame erfahrungen sind da ein hilfreicher schritt, schon allein um das bild, das von der bürgerlichen presse von uns gezeichnet wird, zu widerlegen. auf andere argumentativ zuzugehen bedeutet nicht, eigene positionen zu verwässern, zumindest sollte das nicht passieren. und dafür ist das ganze jahr über zeit.
und auf die gefahr hin, beschimpft zu werden: als überzeugter antifaschist kann ich mir ein gedenken aus einer klar antifaschistischen perspektive heraus durchaus vorstellen, d.h. wenn sich der fokus verschiebt vom betrauern der deutschen oder allgemein aller (kriegs)opfer hin zu denjenigen, die vom naziregime jahrelang gezielt verfolgt und vernichtet wurden und diese perspektive schließlich auch von denjenigen geteilt wird, die bislang noch den 'untergang dresdens' beweinen. und da seh ich durchaus bewegung im offiziösen diskurs.
und wie andere schon anmerkten scheint es ja durchaus menschen zu geben, die letztes jahr bei der menschenkette mitmachten und sich nun an den blockadne beteiligten. und dort wiederum ist die akzeptanz militanter sprektren durchaus vernehmbar. sind ja nicht alle als antifa-fighter geboren.
fotos/videos
http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157625972965413/
http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/sets/72157625964628849/
http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157626090521008/
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http://www.flickr.com/photos/realname/sets/72157626088626240/with/5459314242/
https://westhavelland.wordpress.com/2011/02/20/19-februar-the-battle-of-dresden/
http://www.flickr.com/photos/52374249@N04/sets/72157625968299139/
http://www.stern.de/panorama/dresden-schwere-krawalle-bei-anti-neonazi-demo-1655757.html
http://www.woschod.de/2011/02/19/dresden-am-19-februar-2011-diese-stadt-bleibt-nazifrei/
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http://www.flickr.com/photos/club-debil/sets/72157626092714654/
http://www.dnn-online.de/dnn-krawalle-am-192/r-detailansicht-galerie-7571-400466.html
Videos:
http://www.youtube.com/watch?v=OAxUuOaoYbA
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,746612,00.html
http://www.youtube.com/watch?v=MEvVBGM51gM
http://www.youtube.com/watch?v=yJfu3erB2Y4
http://www.youtube.com/watch?v=EyRl2fcBJII
http://www.youtube.com/watch?v=aEGOHj0TzFI
http://www.youtube.com/watch?v=S_796vXfuDg
http://www.youtube.com/watch?v=Ckkwvskug7g
http://www.youtube.com/watch?v=h-KirvFAbhs
http://www.youtube.com/watch?v=FUhQQtRgXRg
http://www.youtube.com/watch?v=-W2MZBU7gVw
http://www.youtube.com/watch?v=RIy7T71K9IE
http://www.youtube.com/watch?v=gzwuA5pDVd8
http://www.youtube.com/watch?v=VHWNnRW_6Cc
http://www.youtube.com/v/5yDT_UHupSQ
http://www.mdr.de/sachsenspiegel/8250297.html
BEIßATTACKE POLIZEIHUND
Neue Gruppe mit allen Bildern?
http://www.flickr.com/groups/dresden2011/
Fotos:
zum Thema Zivilgesellschaft
"Mit einigem Recht ließe sich fragen, ob nicht so weit nach rechts greifende Bündnisbemühungen mehr schaden als nutzen. Im Prinzip kommt es aber Gramsci bei der Arbeit in der Zivilgesellschaft nicht auf Bündnisse um ihrer selbst Willen an. Ausgangspunkt ist vielmehr der "Geist des Bruchs", ein klarer Trennungsstrich zwischen Fortschritt und Reaktion: "Was kann man seitens einer Klasse, die die Erneuerung anstrebt, diesem gewaltigen Komplex von Schützengräben und Befestigungsanlagen der herrschenden Klasse entgegenstellen? Den Geist des Bruchs, d.h. die fortschreitende Aneignung des Bewusstseins der eigenen historischen Persönlichkeit, den Geist des Bruchs, der danach streben muss, sich von der führenden Klasse auf die potenziell verbündeten Klassen auszudehnen: All das erfordert eine komplizierte ideologische Arbeit, deren erste Bedingung die richtige Kenntnis des Gebietes ist, dem die Menschenmassen zu entreißen sind.""
Und als nächstes nach...
Altermedia=Bild=Fantasia
Mit uralten Videos wird versucht dort die größte Niederlage seit 1945 zu verarbeiten und die politisch aussichtslose Position mit vereinigungs fantasien zu berappeln.
Zum Beispiel verfasst "Bommel":"In aller Herzen ist der Wunsch nach Freiheit. Allein darum geht es. Genug raum ist für alle. Der Feind ist das Kapital .. und die Geldgeier." und erhofft sich frieden und einen gemeinsamen Kampf mit linken.
Ein "Nationalbolschewist" erinnert an den vor kurzem in Nazikreisen übergetretenen Raper "Makss Damage",und setzt seine Hoffnung darauf das linke sich bald den Nazis anschließen werden.
"SCHILL" beklagt sich über die fehlende Führung bei der Naziveranstaltung am 19.02. und ist beeindruckt von den organisatorischen Fähigkeiten von Autonomen Gruppen.
So heißt es
"@alle Nationale
Schaut euch das Video hier gut an. Wie perfekt der Abfall organisiert ist! Sie sind dumm aber sie haben “Führer” dabei! Wo sind unsere Fahnenträger??!
http://www.youtube.com/watch?v=aEGOHj0TzFI&feature=player_embedded"
"Ospreuße" meint:" Ich sehe die Demo unserer Kameraden nicht als einen Fehlschlag, sondern als eine erfolgreiche Bloßstellung derSystemhyänen!!!"
Lest einfach selbest weiter,es ist sehr amüsant wie sie versuchen ihr scheitern in der Gesellschaft zu interpretieren und sich als Erfolg zu werten.
Opfermythen...
"Am nächsten Morgen sah ich die Tiefflieger. Wie Geier kreisten sie, schossen immer wieder in die Menschenmassen am Elbufer."
http://www.bild.de/BILD/regional/dresden/aktuell/2011/02/12/so-erlebte-ich-die-bombennacht/dresdner-rentner-guenter-schuetze-war-damals-13-jahre-alt.html
Expertenkommissionen? Ach, scheiss drauf!
http://www.welt.de/kultur/article732615/Wenn_schlimme_Kriegs_Erinnerungen_verschmelzen.html
http://www.sueddeutsche.de/politik/dresden-historiker-zu-bombennacht-mindestens-tote-keine-tiefflieger-1.9833
Deutsche TäterInnen sind keine Opfer! Opfermythen und offizielles Gedenken angreifen!
Einen recht ausführlichen ...
Dumm, Dümmer, Nazi!
http://www.youtube.com/watch?v=gSntOC_yu5M&feature=feedf
Falls dort nicht mehr verfügbar, hier:
http://www.youtube.com/watch?v=FzTnQFL6iJI
Das Video kann problemlos mit dem schareware-Programm "Free-YouTube-Download"
gezogen werden:
http://www.chip.de/downloads/Free-YouTube-Download_34334309.html
passt sicher
http://www.youtube.com/watch?v=r1GVubI9o7Y&feature=related
weiteres vid
Durchbruch Bernhardstraße
http://www.flickr.com/photos/theoschneider/sets/72157626101953444/
noch eine zusammenfassung....
.... lässt sich hier nachlesen http://elsterpiraten.blogsport.de/2011/02/21/dresden-ein-drama-in-zwei-akten/
Oh, doch nur ein Versehen???
http://www.dnn-online.de/specials-dd/specialthemen/19-februar/sek-einsatz-in-dresden/r-19-februar-a-21384.html
Polizeiübergriffe melden
Wir haben bereits eine Menge Material gesammelt und werden in der kommenden Woche einen Bericht vorlegen. Auf die Unterstützung von Betroffenen sind wir angewiesen.
Hier noch ein Video von der Räumung Bergstraße, welches oben noch nicht verlinkt ist: http://www.youtube.com/watch?v=2HzBmUMUySU
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Nachtrag — Martin
Guter Sachbericht als Schulaufsatz — egal
Zivilgesellschaft — xxx
zivilgesellschaft gegen nazis — schlamauk
Verschiebung der Verhältnisse — AVK
@schiffschaukelbremser — emma
Beinahe Resümee — plopp
@Antifa — egal
@ emma — schiffschaukelbremser
@egal — antifa
Dank an alle — dresdner
@entdinglichung — jo
@Entdinglichung — antifa
da ist was oberfaul.... — sagtpeter
(muss ausgefüllt werden) — (muss ausgefüllt werden)
@freund 21.02.2011 - 17:33 — veganxmosh
Fotos: Kein Platz für Nazis in Dresden — Umbruch Bildarchiv
GUTE — FRAGE
@freund 21.02.2011 - 22:37 — X
@freund und alle anderen nazis — hans s
ganz toll hansi — seppi
@ hans s — ....