[HGW] Anschläge auf Anti-Castoraktivist_innen

Beiträger_der_AutorIn 18.02.2011 12:02 Themen: Antifa Atom
Nach mehrstündiger Fahrt und einigen Verzögerungen durch diverse Gleisblockaden hat der erste Castortransport im Jahr 2011 das Zwischenlager Lubmin erreicht. Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald kristallierte sich, wie schon zum vergangenen Transport im Dezember 2010, als Aktions- und Widerstandsschwerpunkt in Mecklenburg-Vorpommern heraus. Probleme bekommen die Castor-Gegner_innen dabei nicht nur mit der Polizei, sondern aktuell vermehrt auch mit Neonazis, die ihren Hegemonieanspruch im braunen Vorpommern gestört sehen.
Auf der einschlägig bekannten rechten Internetseite MUP-Info rufen regionale Neonazis immer öfter zur Teilnahme an Anti-Castor-Demonstrationen und -Veranstaltungen auf. Sie wollen wahrnehmbarer Teil der Bewegung sein und ihre Ideologie über die Proteste verbreiten. Das gelingt ihnen bisher kaum, was ein großer Erfolg der deutlichen antifaschistischen Positionierung der Anti-Atom-Initiative ist. Frustriert von dieser Tatsache wenden sich Greifswalder Neonazis neben dem gewöhnlichen Parolensprühen nun dem sabotieren der Anti-Castor_bewegung zu. Vermutlich können der neonazistischen Szene der Hansestadt auch zwei schwere Beschädigungen an Fahrzeugen von Castor-Gegner_innen, die kürzlich begangen wurden, zugeschrieben werden. Die Antifaschistische Aktion Greifswald hat zu den Vorgängen einen Beitrag online gestellt:

"In der Nacht vom 14. auf den 15. Februar, so berichtet der Fleischervorstadt-blog, haben Unbekannte ein Fahrzeug in der Wolgaster Straße demoliert. Die Täter/innen zerschlugen Front- und Seitenscheibe des Transporters und zerstachen die Reifen. Zudem sprühten sie ein umkreistes „A“ , sowie den Schriftzug „ANTIFA ROX YOU“ (Fehler im Original) an den roten VW-Bus. Der/ Die Halter_in des Fahrzeuges symphatisiert mit der lokalen Anti-Atom-Initiative, was durch eine Vielzahl an Anti-Castor Flyern die, wie das auf dem Blog eingestellte Foto zeigt, im Wageninneren liegen, erkenntlich war. Auch zum Zeitpunkt der Beschädigung des Fahrzeuges sollen diese Broschüren einsehbar hinter der Windschutzscheibe des Wagens gelegen haben. In der Nacht vom 15. zum 16. Februar, so heisst es aus Kreisen der Anti-Atom-Aktivist_innen, sollen darüber hinaus die Reifen eines weiteren Fahrzeuges von Symphatisanten der Protestbewegung durch Unbekannte zerstochen worden sein.

Die Anti-Atom-Initiative, die sich im Zuge des Castortransportes, der im vergangenen Dezember in das Zwischenlager Lubmin rollte, gründete, macht bereits seit Beginn der Proteste darauf aufmerksam, dass für Neonazis und Rassisten/innen in der Bewegung kein Platz sei. Dieser Anspruch ist auf sämtlichen Flyern und Plakaten des Protestbündnisses durch ein Logo deutlich erkennbar. Verdeutlicht wurde das Ansinnen, Neonazis aus den Protesten auszuschließen, darüber hinaus im vergangenen Dezember durch eine antifaschistische Demonstration in Greifswald im Zusammenhang mit den Castorprotesten, an der sich rund 500 Menschen beteiligten. Und auch während der aktuellen Proteste, die im Hinblick auf den anstehenden Castortransport stattfinden, haben sich die Aktivist_innen wieder deutlich gegen Neonazis innerhalb des Anti-Atom-Protestes ausgesprochen, so geschehen beispielsweise bei einer Demonstration am 5. Februar in Rostock. Dieser Umstand ist auch nicht verwunderlich, denn ein großer Teil der Aktivist_innen ist im bürgerlich bis radikalen linken Spektrum zu verorten. Darüber hinaus mobilisieren lokale und regionale linke und antifaschistische Gruppen ebenfalls zum Widerstand gegen die Castortransporte. Es gibt also eine deutliche Sympathie zwischen der regionalen antifaschistischen Linken und der atomkritischen Bewegung.

Wie bereits abzusehen war, versuchen seit einiger Zeit auch Neonazis, die gerade in Vorpommern sehr präsent sind, sich als gleichberechtigte Partner im Castor-Widerstand zu gerieren. Sie rufen zur Teilnahme an Anti-Castorprotesten und -veranstaltungen auf und veröffentlichen auf einschlägig bekannten rechten Internetseiten Artikel mit thematischem Bezug. Seit kurzem ziert auch das Grevesmühlener NPD-Anwesen „Thing-Haus“ in Nordwestmecklenburg ein Banner, das thematisch auf den anstehenden Castor Bezug nimmt. Jedoch stört es die hiesigen Neonazis offensichtlich, dass sie trotz ihrer bisher zaghaften Annäherungsversuche nicht nur nichts im Castor-Widerstand zu melden haben, sondern darüber hinaus auch deutliche Ablehnung erfahren. Gleichzeitig zeigt diese Tatsache eindrücklich, dass sie im Gegensatz zur von ihnen ständig beanspruchten Hegemonie in Bezug auf soziale Proteste in Mecklenburg-Vorpommern, im Fall des Castorwiderstandes eben diese Vorherschafft nicht in Anspruch nehmen können, da bereits andere Akteure den Rahmen ausfüllen. Den Rechten ist bewußt, dass alternative soziale Bewegungen, gerade in Regionen wie Vorpommern, dass von ihnen aufgebaute falsche Bild der „einzigen Opposition“ wanken lassen und für sie eine Schwächung bedeuten können. Der Feind dürfte also für die Neonazis mittlerweile ausgemacht sein. Die lokale rechte Postille „Greifswalder Bote“ giftet jedenfalls in ihrer aktuellen Ausgabe gegen die „[…] linken Zentren (Klex, Ikuwo, Pariser etc.)[…]“ in denen „[…] Feiern, Vorbereitungen und Übernachtungen von und für Castorgegner[…]“ stattfinden und fordert darüber hinaus die Stadt auf „[…] gegen die Zentren vorzugehen und endlich etwas zu unternehmen.“. Scheinbar ist ihnen gerade die Tatsache, dass linke Aktivist_innen die Castorproteste maßgeblich mitgestalten ein Dorn im Auge, so sehr, dass die Schreiber der rechten Postille, zu denen unter anderem der bekannte Greifswalder Neonazi Frank Förster gehört, „[…] eigene Recherchen[…]“ anstellen, um „[…] AntiCastorPropaganda an den jeweiligen Häusern[…]“ zu dokumentieren. Es passt ins Bild, dass seit einiger Zeit neben den üblichen Neonazischmierereien, die Wochenende für Wochenende in der Stadt auftauchen, mittlerweile auch die Aufkleber und Plakate der Anti-Atom-Initiative mit rechten Aufklebern überklebt und durch neonazistische Parolen übersprüht und unkenntlich gemacht werden. Einige Plakate der Initiative wurden zudem mit Plakaten, die für den neonazistischen „Trauermarsch“ am 19. Februar in Dresden werben, überplakatiert. In diesem Zusammenhang erscheint auch der Anschlag auf den Kleinbus des/der Anti-Atom-Aktivist_in, der am Abend des Angriffs in der Nähe der Wohnung eines Greifswalder Neonazikaders abgestellt war, in einem anderen Licht. Als eine Art „false-flag“-Aktion könnte hier versucht worden sein, die lokale antifaschistische Linke und den örtlichen Castorwiderstand gegeneinander aufzuhetzen.

Daran, dass Antifaschist_innen für den Anschlag auf das Fahrzeug verantwortlich sind, glauben wir nicht. Zu groß sind die Symphatien beider Spektren zueinander und zu deutlich die Feindschaft der Neonazis gerade gegen den links-alternativ geprägten Teil der Protestbewegung, gegen den sie offensichtlich von Beginn an die Oberhand im Kampf um den Einfluss bei den Protesten gegen die Castortransporte verloren haben. Darüber hinaus ist die Ablehnung von Neonazis durch die Anti-Atom-Initiative, die wir ausdrücklich begrüßen, eine weitere Tatsache, die die Neonazis wütend macht und durch die sie sich möglicherweise zu Taten wie den oben geschilderten hinreissen lassen. Wir begrüßen die Proteste gegen den Castortransport! Wir rufen die Anti-Castor-Aktivist_innen auf:

Haltet die Augen auf, werft Neonazis von Aktionen und Veranstaltungen und weisst sie auch außerhalb der Proteste deutlich in die Schranken!

Castor stoppen – Nazis schottern!"

links:

http://blog.17vier.de/?p=13666&cpage=1#comment-70744

http://antifahgw.blogsport.de

http://lubmin-nixda.de

http://links-lang.de

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Ergänzungen

wenn man keine ahnung hat...

muss ausgefüllt werden 18.02.2011 - 13:37
nein, er ist nicht ausgestiegen. check einfach mal den bnr artikel  http://www.bnr.de/content/politik-und-folklore.
da heiszt es: "Der Veranstaltungsmarathon im Raum Anklam hatte bereits am Samstagvormittag um 8.00 Uhr begonnen. In dem zum NPD-Wahlkreisbüro umfunktionierten ehemaligen Kaufhaus in der Pasewalker Allee, mitten in Anklams Innenstadt, trafen sich rund 30 ausschließlich in Schwarz gekleidete Neonazis, unter ihnen Marko Müller, Frank Förster und Frank Klawitter. Fahrzeuge kamen auch aus Lüneburg und dem Landkreis Salzwedel."
förster und klawitter sind beider greifswalder und sind seit geraumer zeit als ordner auf regionalen npd-aufmärschen aktiv.
der artikel ist im januar 2011 erschienen. meh ist dazu wohl nicht zu sagen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 6 Kommentare

Frank Förster

xxx 18.02.2011 - 12:30
Hä, ist der aus der rechten Szene nicht ausgestiegen im Zuge seiner Querfront- Bemühungen?

Naturschutz

yxcv 18.02.2011 - 15:00
und Tierschutz ist nunmal ganz sicher keine Linke erfindung.
Im gegenteil ,da wo Rot die Regierungsgewalt hatte war Naturschutz und Tierschutz praktisch nicht existent.
Mit dem Reichstierschutzgesetz und dem Reichsnaturschutzgesetz hat die Braune Diktatur einiges an Grundstein gelegt was die Rote Diktatur nicht mal ansatzweise erreichte.

Nazis oder Linke?

. 18.02.2011 - 15:50
Es müssen keinen Nazis gewesen sein, es gibt auch einige Leute die sich Links wähnen, aber einen Hass auf die Anticastorbewegung haben. Stichwort "Antideutsch" und "Heimatschutzbund Anticastorbewegung". Viel Spaß beim Googlen ;-)

Gegen Atomkraft, aber für Autos!

Wie geht denn das? 18.02.2011 - 16:19
Es gibt nur rechte Autofahrer. Das spürt man, wenn man viel Rad fährt.

@xxx

yxc 18.02.2011 - 16:59
Eventuell verwechselst du den oben genannten und aktiven Neonazi Frank Förster mit dem tatsächlich ausgestiegenen Frank Försterling aus Hamburg?

Bitte Nazi-Beiträge löschen

x 18.02.2011 - 17:23
@Maderatoren: Könnt ihr bitte diese Nazi-Kommentare löschen.