Pforzheim: Türke von Nazis nieder gestochen

Stadtblatt Pforzheim 18.02.2011 05:06 Themen: Antifa Antirassismus Indymedia Repression
Nazis aus Kneipe "Pflaumenbaum" stechen jungen Türken nieder

Mitten in der Pforzheimer Nordstadt wurde jetzt ein türkischstämmiger junger Mann (18) von Rechtsradikalen mit Messerstichen schwer verletzt. Der Tatort auf dem Pfälzerplatz liegt nur wenige Meter vom "Pflaumenbaum" entfernt, wo die Polizei später ein Messer sicherstellte, das jetzt nach DNA-Spuren untersucht wird. Die Beamten wurden bei der Durchsuchung von einem Neonazi mit Bier überschüttet.
Sogar der Pforzheimer Oberstaatsanwalt Christoph Reichert bestätigt jetzt, dass in der Kneipe "Pflaumenbaum" des Pforzheimer Großgastronomen Frank Daudert Rechte verkehren. Schon im Mai letzten Jahres hatten wir über die Vorgänge in und um die "total unmögliche Kneipe" (Eigenwerbung) an der Hohenzollernstraße berichtet. Damals war der Döner-Imbiss von Murat Aktas von etwa 50 jungen Neonazis überfallen worden. Die mit Eisenstangen bewaffneten Schläger schrien "Scheiss-Moslem" und drohten den Inhaber und seine Gäste anzuzünden. Kunden des gegenüberliegenden REWE-Supermarktes hätten nur gegafft, so Zeugen. Sie berichteten uns, dass sich die Nazis im "Pflaumenbaum" versteckt hätten, als die Polizei auftauchte. Nach unserem Artikel und einer Reportage für den deutsch-türkischen TV-Sender "Hayat" machte der Überfall in der deutschen und internationalen Presse Furore. Daraufhin zeigte uns der Wirt Frank Daudert wegen Beleidigung an, allerdings bisher ohne Erfolg. Was aus den Ermittlungen gegen die Nazi-Schläger geworden ist, darüber schweigen sich Polizei und Justiz bis heute aus.

"Wie weit soll es in Pforzheim noch kommen, bevor die Behörden konsequent gegen den Wirt und seine Nazi-Gäste vorgehen?", fragen sich viele Bürger, vor allem auch Menschen mit Migrationshintergrund. Die Empörung über die jetzige Tat schlägt große Wellen. Wieder einmal wird Pforzheim als "Nazi-Stadt" in den Medien bekannt. Ausgerechnet kurz vor dem alljährlichen Fackelmarsch von Rechtsextremisten auf dem Pforzheimer Wartberg am 23. Februar, dem Gedenktag an die Bombenzerstörung zu Ende des Hitler-Regimes. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand hört man nun Forderungen nach einer Bürgerwehr, die eingreifen solle "wenn die Polizei weiter nichts gegen die Nazis tut". Jede andere Gaststätte wäre schon lange geschlossen worden, hören wir. Doch Daudert wurde zwar schon mehrmals verwarnt, musste dann einen Sicherheitsdienst einstellen - aber dies hat die jetzige brutale Tat nicht verhindert. Der Großgastronom, der eng mit dem Bier-Multi "Brauhaus" zusammenarbeitet, betreibt den Biergarten im städtischen Enzauenpark, das Bierzelt auf der Mess', ist Sprecher der Oechslefest-Wirte und prominentes Mitglied des City-Marketing.

Bereits vor etwa zwei Jahren wurde ein farbiger Junge von der Nazi-Bande "Heidnischer Sturm" durch die Nordstadt gejagt, bis ein beherzter Autofahrer das veränstigte Opfer rettete. Der Anführer der Banditen, Jonathan Stumpf, ein bekannter gewalttätiger Rechtsextremist, wurde später von dem Richter Hermann Meyer (CDU) zu Bewährung "begnadigt".
Auch junge Besucher eines antifaschistischen Konzertes in einem Jugendzentrum wurden von Neonazis verprügelt, ein ähnlicher Vorfall ereignete sich in der Nähe des Pforzheimer Theaters.
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Ergänzungen

Hier eine Quelle

E.V.A. 18.02.2011 - 09:29

Klare Zeichen

kein Schattendasein Dresdens 19.02.2011 - 20:51
Spätestens dieser Vorfall rechtradikaler Gewalt verdeutlicht welche Auswirkungen die Ignoranz der Stadt Pforzheim gegenüber dem handeln von Neonazis hat. Die rechtsradikalen Gewalttäter fühlen sich in ihrem aggressiven Verhalten gegenüber Ausländern und Andersdenkenden so sehr bestätigt, dass sie nicht einmal vor versuchtem Mord zurück schrecken. Diese Szenarien wurden bisher als ostdeutsches Phänomen suggeriert. Mit der Stadt Pforzheim meine ich nicht ausschließlich die öffentlichen Behörden, sondern insbesondere auch die Bürger der Stadt und ihr Meinungsbildungsinstrument. –die lokalen Medien. Die „Stadt Pforzheim“ muss sich spätestens jetzt, ganz unabhängig davon, ob es sich um eine politisch motivierte Tat handelt oder ob diese durch die Angeklagten als solche abgewendet werden kann ganz klar vom Rechtsradikalismus und seinen Akteuren in der Region distanzieren. Hierbei sollte sie dringend mit den Offerten gegen die Antifaschisten und Antifaschistinnen aufhören um eine weitere Verharmlosung des Themas zu vermeiden.
Eine bundesweite Wahrnehmung der hiesigen Problematik ist bereits im Gange.
Den Aktivisten in Pforzheim muss mit größter Solidarität entgegengekommen werden. Sie werden sicherlich auch dieses Jahr wieder mit vielen Angriffen konfrontiert werden. Nicht zuletzt mit Demütigungen gegen ihr Engagement durch die ansässigen Medien.
So kann nur gehofft werden, dass es den Antifaschisten/innen in Pforzheim dieses Jahr gelingt ein klares Zeichen zu setzen gegen die menschenverachtende Haltung der Neonazis.
Die Plattitüden die zu diesem Indimediabericht etc. kommentiert wurden, würde ich als klaren Versuch deuten, den Vorfall zu entpolitisieren um die rechtlichen Konsequenzen daraus zu verringern. Nicht zuletzt Aussagen von: „farbiger Junge“ und „Student“ lassen auf dieses vorgehen schließen.
Also lasst euch nicht ermutigen! Unterstützt alle die schönen Aktionen! Solidarität!





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"farbiger Junge" — frage

Foto — nix

Morgen 19.2. — (A)

pz-artikel — Heidnischer Wurm

aefas — fsasa