Kurzer (unvollständiger) Abriss des 13.02.201

[x] 14.02.2011 16:49 Themen: Antifa
Da die Gegenaktionen zum bürgerlichen Gedenken rund um den 13.Februar 2011 in Dresden vor allem in linken Medien wieder keine Beachtung fand, hier ein kurzer Abriss:
Morgens am Dresdner Heidefriedhof:

- bis zu 200 Gegendemonstrant_Innen am Heidefriedhof
- Polizei versucht Leute vom Betreten des Heidefriedhofs abzuhalten
- trotzdem schaffen es ca 50 Leute auf den Friedhof zu gelangen
- Transparente werden gezeigt und am Schluss der Zeremonie ein kurzer Redebeitrag verlesen, der das Gedenken der Dresdner Bombardierung kritisiert
- Polizei drängt daraufhin gewalttätig die Gegendemonstrant_Innen ab
- kurz vor dem Tor werden die Leute von der Polizei gekesselt und einzeln nach Personalienfeststellung freigelassen
- Tatvorwurf: Hausfriedensbruch
- an der Straße vor dem Haupttor kommt es noch zu einer kurzen verbalen Auseinandersetzung mit Nazis (hier bestand die Polizei seltsamerweise nicht auf eine weiträumige Trennung - wir auch nicht)

Mittags Dresdner Altstadt:

- eine Gruppe von Leuten stellt direkt vor dem Eingang der Frauenkirche mitgebrachte Kerzen zu dem Wort "SHOAH" zusammen und entzünden sie (dies sollte eigentlich morgens auf dem Heidefriehof geschehen)
- später wird der Schriftzug entfernt und die Kerzen zu denen für den Dresdner Opferkult gestellt - symptomatisch für das Geschichtsverständnis in Dresden
- 14 Uhr entsteht auf dem Altmarkt aus der Menschenkette heraus eine Spontandemonstration Richtung Frauenkirche, die schnell auf 100 - 200 Leute anwächst - sie richtet sich lautstark gegen das Gedenken Dresdens
- auf dem Neumarkt wird die Demo von einer BFE-Einheit der Polizei angegriffen, löst sich jedoch rechtzeitig auf und zerstreut sich (Festnahmen wurden trotz spektakulärer Jagdszenen keine beobachtet)

Nachmittags Dresdner Hauptbahnhof/Südstadt:

- Familienfest gegen rechts an der Polizeiabsperrung am Dresdner Hbf
- auf der anderen Seite Blockadepunkte und einige Sportiebegegnungen, deren Gemacker sich zum Teil auf indy nachlesen lässt
- Nazis sollen es ca 1300 gewesen sein
- Nazis sind unbehelligt eine kurze Route gelaufen

Abends Dresdner Altstadt:

- kurz vor dem feierlichen Glockengebimmel 21:45 Uhr in Sichtweite zur Frauenkirche Feuerwerk, dass vom Jubel anwesender Antifas begleitet wird
- Reaktion der "Stillen" Gedenker: Faustschläge, erregte Diskussionen "Wir wollen endlich unseren Frieden haben!" - den wirds nicht geben solange Dresden seine Opfermythen pflegt

links zu Presseveröffentlichungen:
 http://www.l-iz.de/Politik/Sachsen/2011/02/Gedenkveranstaltung-Bombardierung-Dresden-2011.html
L-IZ-Bericht zum Heidefriedhof

 http://www.dnn-online.de/specials-dd/specialthemen/13-februar/nacht-der-stille-beendet-gedenken-in-dresden/r-13-februar-a-20899.html
"Dresdner Neueste Nachrichten" Ein Schriftzug aus Kerzen, der nicht auf den Heidefriedhof durfte und ein Freudenfeuerwerk, dass die "stille Andacht" störte

 http://www.mdr.de/sachsen/dresden/8223101.html
mdr berichtet weiter unten von Zwischenfällen auf dem Heidefriedhof

 http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/live-ticker-neonazi-trauermarsch-dresden/
taz zieht Bilanz und zählt die Teilnehmenden der Menschenkette (ihre Angaben 8 000-10 000) - wir wurden wohl einfach mitgezählt

 http://www.mdr.de/sachsenspiegel/8226234.html
mdr Sachsenspiegel-Reporter bemerkten die Spontandemo vom Dresdner Altmarkt zur Frauenkirche
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Ergänzungen

weitere

links 14.02.2011 - 19:07
zu Aktionen gegen das Gedenken:

Video zum Feuerwerk:  http://www.youtube.com/watch?v=kLOlv5cPqvc

Bilder & Kurzbericht von classless:  http://www.classless.org/2011/02/14/dresden-gut-gestort-nazis-laufen/

fackelmarsch

carry 14.02.2011 - 19:52
Der Fackelmarsch der Nazis ist tatsächlich nicht ganz unbehelligt abgelaufen. In umliegende Hotels hatten sich verschiedene Antifagruppierungen eingemietet. Als die Nazis dort und an Studentenwohnheimen und der TU vorbei sind, wurde das stille, halbdunkle Rumgeopfer mit bunter Beleuchtung und Parolen bzw Topfschlagen von seiner Möchtegerntragik befreit.

Streckenlänge

lächerlich 14.02.2011 - 20:14
Circa 3,0 Kilometer sind die Faschisten gelaufen. Echt lächerlich...

BAM

dieser bericht

mein name 15.02.2011 - 01:21
ist genau so dürftig wie der dazugehörige aufruf.
was haben rumopfernde dresdner_innen die endlich "wahrhaftig gedenken" und deutsche antideutsche die endlich in linken medien erwähnt werden wollen gemeinsam?

Jupp: Rumgeheule!

Dürftiger Aufruf

alter sack 15.02.2011 - 02:42
Im Aufruf sagt ihr, die Nazis würden erst seit 1998 zur Frauenkirche kommen. Wie kommt ihr darauf? Meiner Erfahrung nach passiert das mindestens seit 1991. Dann wäre Eure Irving/Kühnen-Frage hiermit beantwortet?

Abgesehen davon: Ihr grenzt die "ehrbaren Bürger" aus und schiebt sie den Nazis zu. Warum? Hier wird doch hauptsächlich die Zerstörung einer 800-jährigen Stadtgeschichte betrauert und nicht die 12 Jahre NS. Das sage ich übrigens als Migrant. In meiner Geburtsstadt (Partnerstadt von Dresden, googelt mal welche) gab es im II. WK 2 Millionen Tote und ich trauere um beide Städe, unabhängig von der Nationalität ihrer Bewohner.

@ alter sack

HorstIngrid 15.02.2011 - 10:48
Die so genannten ehrbaren Bürgern Grenzen sich selber aus. Es war schon zu DDR Zeiten so, dass sich die Bewohner der Stadt Sachsens, im übrigen DDR typisch, sehr Antianglo amerikanisch zeigten. Bester Grund dafür war die scheinbar vollkommen unnötige Zerstörung der Stadt Dresden. In Auseinandersetzungen der ehrbaren Bürger von Dresden mit ihrer Rolle im Dritten Reich fand zu DDR Zeiten, aus politisch opportunen Gründen, und auch jetzt kaum statt. Zu 800 -jährigen Stadtgeschichte der Stadt Dresden gehört eben auch der zwölfjährige Abschnitt dazu. Wer sich so stark auf Gräfin Koselska und August den Starken beruft, kann auf der einen Seite nicht den kleinen Pisser mit dem Schnautzer und dessen Menschenvernichtung ausklammern.
Es ist im übrigen total irrelevant ob du Migrant bist oder nicht. Es gibt über alle gute und schlechte Menschen. Die Menschen hier Deutschland haben für ihre Geschichte eine besondere Verantwortung. Die gegenseitige Relativierung von irgendwelchen Verbrechen in der jeweiligen Geschichte eines Landes, beschönigen nur Tatsachen.
Petersburg ist systematisch ausgehungert und kaputt geschossen worden. Selbst als die Lage der Wehrmacht an der Nordwestfront auch schon total aussichtslos war, ist an der Blockade der Stadt Leningrad festgehalten worden.
Mit deiner argumentativen Logik kann man genauso die Operation "Verbrannte Erde" mit der Eroberung der Stadt Berlin durch die sowjetische Armee erklären.

antideutsche intervention

gerald a. 15.02.2011 - 13:16
ich wollte nur mal am rande erwähnen, dass jegliche fortschritte, die in den dresdener debatten um das gedenken herum in den letzten jahren gemacht wurden (und die gab es, vor ein paar jahren wurde da noch ganz andere scheisse verzapft), nur gemacht wurden, weil es engagierte antifaschistische und auch antideutsche kritik und intervention gegeben hat. da scheint es zumindest mir nur logisch, dass weitere kritik und intervention auch zu weiteren fortschritten führen kann. ein möglicher fortschritt wäre es, wenn die stadt selbst am jeweiligen gedenktag einen "täter_innen-rundgang" durchführen würde, wie sie ihn in diesem jahr verboten hat. es ist okay sich zu erinnern. es ist sogar wichtig. aber wie immer macht der ton die musik. und in dresden geht es ganz klar mehr um inszenierung für die gegenwart durch selektive wahrnehmung der vergangenheit als um erinnern an das, was wirklich geschah. es ist nicht das erinnern, das stört, sondern die krampfhafte selbstveropferung.

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Feuerwerk — Dresdner

@ HorstIngrid — alter sack

@alter sack — HorstIngrid