Ägyptisches Militär misshandelt Aktivisten

Maikel Nabil Sanad 11.02.2011 19:50 Themen: Militarismus Weltweit
Am letzten Freitag, den 4 Februar wurde ich nachts in einem der Hauptquartiere des ägyptischen Geheimdienstes gefangengehalten.
- Üersetzung für Indymedia
Maikel hat vor kurzem den Kriegsdienst verweigert. Ein Recht darauf gibt es in Ägypten nicht:  http://www.maikelnabil.com/
Inzwischen berichten auch Mainstream Medien darüber, daß das Militär in Ägypten Demonstrierende verschwinden lässt. Maikel ist nach 29 Stunden wieder freigelassen worden.
Sie verdeckten meine Augen und dort war eine Gruppe von Geheimdienstbeamten, die mit vielen ägyptischen Aktivisten sprachen, die dort genauso gefangen waren wie ich. (9 von ihnen wurden auf dem Heimweg von El-Barada’i verhaftet). Einer der Beamten sagte mir vor dieser Gruppe "wenn wir 20 von diesen Aktivisten eingesammelt hätten, wäre das 10% von dem was Du getan hast". Ich antwortete "Ich bin ein bescheidener Mensch und ich finde, dass alle von ihnen besser sind als ich".

Als ich davor über meine frühere Verhaftung schrieb, habe ich diese als gewaltfreien Kampf zwischen mir und dem Regime betrachtet. Sie verwehrten meine Rechte (den Kriegsdienst zu verweigern A.d.Ü.) und meine Antwort war, sie vor der Welt bloßzustellen und eine solche Blosstellung bringt normalerweise den gewünschten Effekt.
Aber diesmal schreibe ich auf eine andere Art, weil dies das erste Mal ist, daß ich mich als Opfer fühle und das erste Mal, das ich derart stark beleidigt wurde. Ich schreibe diesmal nicht um Revanche zu nehmen, aber um die Menschen wissen zu lassen was ihnen bevorsteht, wenn diese Revolution fehlschlägt.
Unsere Revolution schützt uns davor, das derartige Aktionen gegen mich und alle von Euch wiederholt werden.

Freitag, 4. Februar vor dem Gericht

Ich ging Freitag Mittag Richtung El-Tahrir um an den Protesten teilzunehmen. Ich kam aus der Gamal Abdlenaser Metro Station, Armeeoffiziere standen neben einem Panzer und stoppten mich auf dem Weg zum El-Tharir Platz und durchsuchten mich 3 mal, nahmen mir meine Transparente, Handy und Personalausweis ab und sagten mir, ich solle warten.
"ziviler Staat, nicht religiös oder militärisch", "Nein zu Omar Soliman oder Ahmed Shafik",
"59 Jahre sind genug, Armee" und "Mein Name ist Maikel und ich werde demonstrieren, egal was der pop Shenoda gesagt hat" waren einige Slogans auf meinen Transpis.
Armeeoffiziere hielten alle auf, die Taschen dabei hatten und ich sah, wie sie auch Leute mit medizinischer Hilfe nicht durchließen.
Ich fragte nach einem Vorgesetzten und er zeigte auf einen Zivilisten. Er sagte, das wäre ein Geheimdienstbeamter.
Ich ging zu ihm und fragte, warum ich nicht durchlassen würde während Omar Soliman und Ahmed Shafik sich verpflichtet hätten, Proteste zu erlauben.
Er sagte, sie hätten direkte Anweisung, Demonstranten nicht durchzulassen.
Dann fesselte er mich hinterrücks und machte mich am Panzer fest. Leute fragten, warum ich am Panzer festgemacht sei und ich begann mit ihnen zu sprechen. Der Geheimdienstbeamte brachte mich neben das Revoli Kino, um weg von Leuten zu sein. Ich gab nicht auf und begann gegen Hosni Mubarak zu singen und Demonstrierenden zu sagen, sie sollen den Median bescheid geben, daß ich verhaftet worden sei. Der Geheimdienstbeamte kam und schlug mir ins Gesicht. Und was mich wirklich deprimiert hat, Leute vom Volkskomitee halfen der Armee, mich festzunehmen, weil sie dachten, die Armee sei auf unserer Seite.

Der Weg zur Einheit 9770 c7
Ein Wagen der Militärpolizei mit der Nummer 440700 kam und holte mich ab, Der Captain hiess Mokhtar. Dieser Captain half am Freitag der Wut, dem 28. Januar, der Polizei mit Munition aus, worauf Demonstrierende sein Auto anzündeten. Er beschipfte Demonstrierende während der Fahrt und schlug mir mehrfach auf den Kopf.
Ich wunderte mich, daß er das Volkskomitee passiete und einige andere Zivis und andere Mubarakstrolche grüsste und sie planten weitere Leute auf dem Weg zum El-Tahrir Platz festzunehmen.
Er fuhr durch El-Sharabya in ein Militärgelände mit dem Namen "Einheit 9770 c7". Dort waren viele Demonstrierende. Dort waren viele Ausländer, die sie zum Verlassen des Geländes ohne ihre Pässe aufforderten (diese hatten sie vorher verbrannt)
Um 15:30 legten sie mir wieder Handschellen an und verbanden mir die Augen. Dann brachten sie mich mit anderen Demonstrierenden in einen Microbus und verbanden mir die Augen.
Dann fuhren wir mit unbekanntem Ziel fort.

Im Hauptquartier des Geheimdiensts

Nach 30 Minuten Fahrt hielt das Auto an einem offenen und ruhigen Platz und es hielt dort für etwa 4 Stunden. Wir wussten nicht, wo wir waren und niemand sagte uns irgendetwas.
Dort war eine Moschee in der Nähe, wo Elasr und Elesha gebetet wurde.
Ich erweckte die Aufmerksamkeit der Armeeoffiziere, da ich in unserer Gruppe der einzige mit politischen Slogans war.
Captain Mokhtar hatzte die Anderen gegen mich auf, wir hörten Stimmen von Menschen, die gefoltert wurden.
Offiziere um mich herum sprachen von jemandem, dem auf der Flucht ins Bein geschossen wurde und der hilflos liegengelassen wurde.
Sie brachten mich von den Anderen weg und "El-Zaffa" begann. Der Ausdruck El-Zaffa ist bei den älteren ehem. Gefangenen in Ägypten wohlbekannt. El-Zaffa ist eine hohe Dosis von Schlägen und Abschreckungen, die neuen politischen gefangenen verabreicht wird.
Jemand packte mich am Nacken und verdehte mich. Um mich herum hörte ich viele Schläge und ein alter Geheimdienstbeamter freute sich.
Ein Armeeoffizier kam zu mir und sagte, dies sei das Hauptquartier der Staatssicherheit um den Verdacht von Geheimdienst und Armee abzulenken und er drohte mir mit Folter, wenn ich den Befehlen nicht folge leisten würde.
Er sagte "sei still". Wenige Minuten später kam ein Armeeoffizier und fragte mich nach meinem Namen, meiner Adresse und wo ich vrehaftet wurde und als ich antwortete, schlug mich der der andere Offizier "ich sagte, sei still" und wenn ich nicht antwortete, schlug er mich und sagte "antworte!" Sie taten das ungefähr 30 Minuten lang.
Dann brachten sie mich woanders hin und alle paar Minuten kam ein anderer Offizier, um mit mir zu sprechen. Ich sprach mit ca. 10 verschiedenen Offizieren in dieser Nacht. Ich glaube, sie nahmen das mit der Kamera auf.
Das passierte bis 2:30, mehr als 6 Stunden nachdem das Verhör? (Investigation) begann.
Sie sprachen mit mir über meinen Pazifismus, meine Kriegsdienstverweigerung und warum die REvolution beendet werden müsse. Der Präsident hätte schließlich alle unsere Forderungen erfüllt.
(Dann wird m.E. geschildert, wie Leute verschiedener Gruppen gegeneinander ausgespielt werden sollten, dies aber nicht geglückt ist.)
Es war vollkommen klar, dass diese Offiziere loyal zu Mubarak sind.
Ich war sehr traurig über die ägyptische Armee, weil sie loyal zu einem Diktator ist.
I envy Tunisia about its army! (??)

Dort war ein sehr unverschämter Armeeoffizier, ichglaube es war derselbe, der mich beim El-Zaffa geschlagen hat.
Er sagte mir, er sei 50 Jahre alt. Er erweckte den Anschein, im Geheimdienst eine Führungsposition zu haben.
Er fragte "Würdest Du in der Armee dienen, Maikel?" Ich sagte nein. Dann startete er eine Diskussion über meine pazifistischen Ansichten.
Er sagte: "Du wirst in der Armee dienen". Ich sagte, daß das nicht geschehen würde, er sagte "Du kommst vor's Kriegsgericht". Ich sagte, daß ich mir bereits ausgesucht hätte vors Kriegsgericht zu kommen, als ich verweigert habe und das es ok wäre, dort jetzt hingebracht zu werden.
Ausserdem war er nervös, weil ich mit Ausländern in Mailkontakt stehe. Es erweckte den Anschein, daß sie nicht Glücklich über meine Zusammenarbeit mit den europäischen pazifistischen Organisationen sind.
Sie spielten das alte good cop - bad cop Spiel mit uns.
Sie verspotteten die ganze Zeit Christen und wollten wissen, ob ich Orthodox, katholisch oder protestantisch sei.
Sie behaupteten die ganze Zeit, daß es kein Gesetz gebe, das uns hier schützen würde und sie könnten mit uns machen, was immer sie wollten. Ehrlich gesagt, war das wahr.
Wir wurden behandelt wie kriegsgefangene feindliche Soldaten.
Die ganze Zeit waren wir hinterm Rücken gefesselt und mit verbundenen Augen. Wir wussten nicht, wo wir waren und uns war verboten, miteinander zu reden.
Das ist wirklich nicht die Art mit rechtschaffenden Bürgern im eigenen Land umzugehen.
Um 2:30 liessen sie mich alleine auf dem Boden im Freien schlafen. Ich war alleine ohne die anderen, sie gaben mir kein Laken wie den anderen aber einen Teppich. Der war sehr rauh, so dass meine Hände darauf wehtaten.
Ich verbrachte 29 Stunden, bevor ich am zweiten Tag freikam, aber ich war ohne verbundene Augen nur auf der Toilette und nur dort konnte ich auf die Uhr gucken.

Sexuelle Übergriffe (Belästigung im Original)
Der erste sexuelle Übergiff war von einem kleinen Offizier, der mich in downtown festnahm. Er suchte meine Genitalien ab, aber ich dachte zunächst, daß das zur Durchsuchung dazugehört.
Als zweites in El-Zaffa, als sie meinen Nacken packten und mich verdrehten, versuchte mir von hinten jemand die Jeans runterzuziehen, um eine Vergewaktigung anzutäuschen.
Drittens bei der Einberufung, sie gaben mich von Offizier zu Offizier und einer steckte seine Hand in meine Jeans (in?) meine Boxershorts.
Sie behandelten mich wie eine Frau. Ein Offizier sagte zum anderen "Ich komme zu Dir, wenn ich mit ihr fertig bin."
Ich konfrontierte höhere Offiziere damit und sie taten so, als wenn sie von nichts wüssten aber am zweiten Tag hörten diese Übergriffe auf.

Freiheit am 5. Februar

Am zweiten Tag blieben wir bis 14:30 unter freiem Himmel im Regen. Sie brachten mich dann zum Gefängnis, wo viele Leute entlassen wurden. Es gab dort 16 Zellen, die jungen Frauen durften nicht zum Klon gehen.
Sie brachten mich in iene Ecke, ohne daß ich wusste, was mit mir geschehen würde.
Es wurden neue Inhaftierte eingeliefert, was die Statements von Ahmed Shafik und Omar Soliman Lügen straft.
Um 18:30 legten sie mir Handschellen an.
Ich erschrak, da das das erste Mal in diesen 2 Tagen war. Vorher fesselten sie mich immer mit einem Strick.
Sie verbanden mir gut die Augen und (woke?) mich lange Zeit im Sand.
Ich befürchtete, sie würden mich erschießen, sie sind Kriminelle, aber sie hielten ein Taxi an, verfrachteten mich hinen, ermahnten mich, die Augen erst nach Minuten freizumachen
Ich sorgte mich nur noch darum, ob ich diesen Platz jemals lebend wieder verlassen würde.
2 Tage mit viel Schrecken und Schmerz.
Ich wünsche niemandem, ähnliche Erfahrungen zu machen.
Nach einigen Minuten machte ich meine Augen frei und sah, das ich in der El-Tayaran Strasse in Nasr city war. So wusste ich, daß ich in einem Militärgelände in Raba’a El-Adawya in Nasr city gewesen bin.
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Ergänzungen

Alaa Abd El-Fatah's story

Bombay 12.02.2011 - 12:50

Bericht zweier NYT-Reporter aus Mukhabarat

rona 13.02.2011 - 02:51
Ein Bericht der Erlebnisse zweier kurzzeitig in "Mukhabarat" inhaftierter NYT-Reporter - Mubaraks berüchtigtem Folterknast.

 http://www.nytimes.com/2011/02/06/weekinreview/06held.html?_r=1&ref=souadmekhennet

Bericht zweier NYT-Reporter aus Mukhabarat

rona 13.02.2011 - 02:59
Ein Bericht der Erlebnisse zweier kurzzeitig in "Mukhabarat" inhaftierter NYT-Reporter - Mubaraks berüchtigtem Folterknast.

 http://www.nytimes.com/2011/02/06/weekinreview/06held.html?_r=1&ref=souadmekhennet

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