WorldWide Tahrir / Verhaftung von Maikel

Muslimbruder 05.02.2011 17:53 Themen: Repression Weltweit
Nach vielen Hilferufen aus Ägypten laufen langsam Solidaritätsdemonstrationen auch in Deutschland an. Heute fanden zeitgleich in Berlin von der Ägyptischen Botschaft zum Brandenburger Tor und in Frankfurt vom Hauptbahnhof zum Römer Demonstrationen mit jeweils ca. 250 TeilnehmerInnen statt.
In Berlin soll eine Dauermahnwache am Brandenburger Tor eingerichtet werden, die solange aufrechterhalten werden soll, bis Mubarack zurücktritt.
Auf der Berliner Demo war der Tenor die Forderung nach Demokratie, mit der gleichzeitig Hoffnungen auf Frieden, Freihet und Gerechtigkeit verknüpft wurden. Die klassenkäpferischen Ausschweifungen der MLPD wurden sogleich vom Anmelder zurückgewiesen, genauso wurde das Mitführen von Parteifahnen, konkret von Grünen und Linken als unerwünscht erklärt. Die Abgrenzungbestrebungen gingen sogar soweit, dass selbst Grüße von der Demo in Frankfurt als unerwünscht unterbunden wurden.
Die Reden und Parolen der jungen Redner waren sehr stark von persönlichen Erlebnissen und Betroffenheit geprägt, eine belastbare Zukunftsperspektive haben auch die Bundestagsabgeortneten Ströbele und ? in ihren kurzen Stehgreifreden nicht aufzeigen können.
Bei aller Skepsis, die hier zum Ausdruck kommt, muss natürlich bedacht werden, daß in Ägypten die Lebensumstände weitaus schlechter und die soziale Kluft deutlich größer als in den westlichen Demokratien ist, so daß eine ewstlich geprägte Demokratie allemal besser erscheint als das aktuelle Regime.

Es wurde mehr Solidarität von nicht ägyptischstämmigen Menschen gewünscht, um den Internationelen Druck zu erhöhen und Mubarack endlich zum Rücktritt zu bewegen.
Erklärterweise seien unter den Demonstrierden Christen und Muslime und diese wollen auch im neuen Ägypten friedlich zusammenleben.
Atheisten wurden übrigens nicht erwähnt, obwohl auch mindestens ein Atheist in der neuen Bewegung aktiv ist, oder besser gesagt war. Maikel Nabil Sanad hat im vergangenen Jahr den Kriegsdienst verweigert und wurde daraufhin für untauglich erklärt.
Er hat immer Angst um sein Leben vor Racheaktionen des Militärs gehabt.
Gestern Mittag ist Maikel von der Militärpolizei abgeholt worden, seitdem gibt es keine Nachricht mehr von ihm.
In seiner letzen Mail hat er geschrieben, daß bereits viele Freunde von ihm in den letzten Tagen gestorben seien und wir die Ägyptischen Botschaften belagern sollen, bis das endlich ein Ende habe.
War Resisters’ International (WRI) rufen dazu auf, Solitaritätsbekundungen für Maikel an die ägyptischen behörden zu schicken, um seine Freilassung zu fordern und ihn damit auch zu schützen:  http://wri-irg.org/node/12156

Weitere Infos:
Maikel:  http://www.maikelnabil.com/
Demos in Berlin:  http://urs1798.wordpress.com/
Demos weltweit:  http://worldwidetahrir.wordpress.com
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Ergänzungen

Solidarität mit ägypt. + tunes. Arbeitern

Anarchosyndikat 05.02.2011 - 23:10
"Solidaritätsaufruf der Internationalen Arbeiter/innen-Assoziation (IAA):

Gegen jede Unterdrückung und Ausbeutung: Organisieren und kämpfen!"

 http://anarchosyndikalismus.blogsport.de/2011/02/05/iaa-solidaritaet-mit-aegyptischen-und-tunesischen-arbeiterinnen/

Fahnen

Ohne Fahne 06.02.2011 - 01:11
Also das hier Parteifahnen unerwünscht waren ist keine Abgrenzungsbestrebung sondern eher der Versuch die schamlose Parteiwerbung die auf fast jeder Demo mehr oder weniger praktiziert wird zu unterbinden, genauso wie eine daraus resultierende Abgrenzung der jeweiligen Parteianhänger unterhalb in der Demo. Es ist sehr schön das sich so viele Menschen solidarisieren aber warum muss denn die Parteifahne unbedingt mit dabei sein. Es waren schon an der Kundgebung mehr Fahnen der Linken zu sehen als Banner gegen den Präsidenten. Später gesellten sich noch die Grünen zum "Sehen und Gesehen werden auf der Straße". So war eine Demo gespalten in 3 Blöcke. Und das sollte gerade nicht geschehen. Wenn die Menschen es ernst meinen mit ihrer Anteilnahme dann kann die Parteifahne auch ruhig mal zu hause bleiben. Auf solch Parteiübergreifendwichtigen Demos so eine schamlose Parteiwerbung zu betreiben geht gar nicht! Ich erinnere nur an die Antiüberwachungsdemo inklusive Linken Block, Grünen Block, FDP Block und Schwarze Block usw

Hamburg

mensch 06.02.2011 - 10:55
In Hamburg sind am Samstag ca. 100 Leute trotz Sturzbachdauerregen auf die Straße gegangen. Die Solidemo ging con der Centrums Moschee zum Gänsemarkt. Trotzdem war sie nicht von religiösen oder gar Islamisten geprägt. Die Slogans waren überwiegend Deutsch ("Hoch die internationale Solidarität", "Nieder, nieder mit Mubarak", "Mubarak, Ben Ali, wenn wir Kämpfen stürzen sie", "Demokratie, jetz oder nie", "Menschenwürde, Menschenwürde unser Recht auf dieser Erde"). Die OrganisatorInnen überwiegend junge Leute. Die Demo war die ganze Zeit sehr Laut und Kämpferisch. Auf der Abschlusskundgebung wurde auch ein Solidaritätsbrief von iranischen Müttern verlesen, die sich an die Mütter in Tunesien und Ägypten wandten mit der Botschaft: Euer Kampf gegen eure Diktatoren ist die gleiche wie unser Kampf gegen die iranische Diktatur.

Ansonsten noch eine Soli-Erklärung der iL:

...die Erfahrung gemeinsamer Revolte kann euch und uns allen nicht mehr genommen werden...
Solidarität mit den Aufständen gegen die arabischen Diktaturen

Seit den Demonstrationen gegen die Ben Ali-Diktatur in Tunesien gerät die ganze nordafrikanische und westasiatische Region in Bewegung. Als sei ein bis dahin unüberwindlicher Staudamm aus Angst und Lethargie mit einem Mal gebrochen, erheben sich die Menschen von einem Land zum andern gegen ihre Diktatoren. Hunderttausende strömen auf die Straßen und Plätze und trotzen der Brutalität der Herrschenden und ihrer Schläger trotz hunderten von Toten und tausenden von Verletzten. Ihr Aufbruch folgt keinem Plan und braucht keinen Führung, die Menschen organisieren sich selbst in einer vielstimmigen Bewegung, in der unterschiedliche Ziele und Mittel wie von selbst in einem zusammenkommen: dem Willen, jetzt sofort und gemeinsam Schluss zu machen mit Jahrzehnten der Unterdrückung, der Erniedrigung und der Lüge, Schluss zu machen auch mit einer zuletzt immer schamloser betrieben Ausplünderung.

Wie ungezählte andere überall auf der Welt mussten auch wir mit Empörung und hilfloser Wut zusehen, als am Mittwoch in Kairo tausende Menschen von Mubaraks Bluthunden angegriffen wurden, weil sie sich am Tag zuvor ihr altes Recht zurückgenommen hatten, sich frei auf Straßen und Plätzen zu versammeln. Doch egal, was die kommenden Tage bringen werden: die Rückeroberung des Tahrir-Platzes hat die Verhältnisse Ägyptens verändert – und nicht nur die Ägyptens. Die Angst und die Lüge sind gebrochen, die Menschen stehen auf, machen Geschichte, bringen die Welt wieder in Bewegung. Sie machen ihre Gesellschaft wieder zum Ort ihrer freien Versammlung und brechen den Status quo. Das ist es, was überall auf der Welt verstanden, was überall im Gedächtnis bleiben und was wenn nicht morgen, dann übermorgen überall auf der Welt wiederholt und erneuert werden wird. Heute schon sind Tunesien und Ägypten zu anderen Ländern geworden, dasselbe gilt für den Jemen, bald auch für Jordanien und Algerien. Es gilt auch und nicht zuletzt für die Menschen in Israel und Palästina.

Als Selbstbehauptung der Würde und der Freiheit eines und einer jeden ist die Revolte zugleich die direkte, gemeinsame und unmissverständliche Antwort der Menschen auf die fortlaufende Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen, auf die fast täglich steigenden Preise für die nächsten Mittel des Überlebens wie auf den lebenslangen Vorenthalt von Arbeits- und Lebensperspektiven. Das werden schon bald all’ diejenigen zu spüren bekommen, die jetzt versuchen, sich an die Spitze des Zuges zu setzen, um am Katzentisch der Herrschaft Platz zu nehmen. Zu spüren bekommen werden dies aber auch die Regierungen der kapitalistischen Zentren, die sich seit Tagen in der heuchlerischen Bekundung ihrer „Sorge um die Stabilität der Region“ überbieten. Um die „Stabilität der Region“ ging es ihnen tatsächlich immer schon, um ihretwillen haben sie über Jahrzehnte hinweg die Mord- und Gewaltapparate Ben Alis, Mubaraks und der anderen Autokraten aufgerüstet, im vollen Wissen um das, was in all’ diesen Jahren in den Folterkellern ihrer Verbündeten geschah und weiter geschieht. Auch das wird in diesen Tagen weltweit verstanden und wird von jetzt an bei jeder passenden Gelegenheit zu erinnern sein: Gewalt und Lüge sind in Tunis und Kairo nicht weniger zuhause als in Berlin, Paris, London, Brüssel, in Washington, Moskau und Peking.

Müssen wir darauf hinweisen, dass die Lehre des Tahrir-Platzes auch eine ganz praktische Lehre ist, dass sie uns allen überall auf der Welt zeigt, wie schnell die Schleier der Desinformation und Konfusion zerrissen werden können, die von Kapital, Staat und Medien jeden Tag aufs Neue gewoben werden? Haben uns vor Monaten schon die Aufständischen in Teheran eindrucksvoll gezeigt, wie nützlich Internet und Handys sein können, so haben uns die Aufständischen Kairos daran erinnert, dass es zur Not auch ohne beides geht. Wir haben verstanden.

Mit Millionen anderen überall auf der Welt solidarisieren wir uns mit den Aufständischen Nordafrikas und Westasiens. Wir weisen die erbärmlichen Versuche zurück, unsere Solidarität durch verdeckt oder offen ausgespielte antimuslimische Rassismen in Frage zu stellen. Wir versprechen, uns den Mut der Demonstrant_innen in Tunis, Kairo, Amman und Sanaa zum Beispiel zu nehmen: Wir wissen, wie viel zu lernen, wie viel noch zu tun bleibt. Tahrir-Plätze finden sich überall.

Interventionistische Linke (iL)

Maikel ist wieder frei

(muss ausgefüllt werden) 06.02.2011 - 14:10
Nach zahlreichen Misshandlungen ist Maikel bereits gestern Abend wieder freigelassen worden. Er dankt allen, die sich für ihn eingesetzt haben.

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Klares Bild — hm