You're in charge but don't touch the controls

IMC linksunten 30.01.2011 21:19
Shannon Lucid: „Du bist am Drücker, aber fass' nichts an.“ Was die beiden russischen Kosmonauten jedes Mal zu ihr sagten, wenn sie die Raumstation Mir zu einem Weltraumspaziergang verließen, 1996

Bis zum 1. Mai 2011 wird sich Indymedia UK, eine der ältesten Indymedia Websites weltweit, in zwei Projekte spalten [1]. Ein Streitpunkt ist das IP-Monitoring [2] durch uk.indymedia.org, um das ein heftiger Streit [3] | [4] | [5] | [6] entbrannt ist. Die britische Indymedia Website benutzt das Softwaresystem Mir [7], das auch von de.indymedia.org verwendet wird und auch auf de.indymedia.org werden IP-Adressen temporär gespeichert. Aber was heißt das genau?
Mir wurde 1999 für Indymedia entwickelt [8] und hat mehr als 10 Jahren unabhängige Medien ermöglicht. Das Konzept von Mir beruht auf einem Produktionsserver, auf dem Beiträge gepostet und moderiert sowie die statischen Seiten erzeugt werden, und einem oder mehreren Mirror-Servern, auf welche die statischen Seiten kopiert und dann den UserInnen zur Verfügung gestellt werden.

Die ProgrammiererInnen von Mir haben Funktionen zum Überwachen und Filtern von IP-Adressen in die Software eingebaut. Es könnte trotzdem verhindert werden, dass IP-Adressen überhaupt bei Mir ankommen, indem sie bereits auf Server-Ebene entfernt werden. Das wurde jedoch in den letzten Jahren weder bei uk.indymedia.org noch bei de.indymedia.org gemacht.

Zwar könnten SystemadministratorInnen (unter unixähnlichen Systemen root genannt) mit böser Absicht immer Hintertüren einbauen und heimlich IP-Adressen auslesen. Bei Mir jedoch ist es für alle ModeratorInnen möglich, auf die Funktionalität zur Überwachung der IPs zuzugreifen, wenn die IP-Adressen nicht auf Server-Ebene entfernt werden. Leider haben die Mir-ProgrammiererInnen es nämlich versäumt, eine Rechteverwaltung in die Software zu integrieren, so dass der Zugriff auf sensible Funktionen und Daten nicht einmal eingeschränkt werden und somit jedeR Mod auf alles zugreifen kann.

Mit Hilfe des von de.indymedia.org eingesetzten Mir-Systems wurden (bis Frühjahr 2008 und werden wahrscheinlich bis heute) die letzten 80 IP-Adressen, von denen aus Artikel oder Kommentare veröffentlicht wurden, im RAM zwischengespeichert. Diese Daten werden für IP-Filter genutzt, um also beispielsweise Spam- oder Nazi-Artikel von gewissen IP-Adressen automatisch zu verstecken.

Die IP-Adressen werden zwar nicht dauerhaft auf die Festplatte geschrieben, aber alle ModeratorInnen können diese letzten 80 IP-Adressen für die Zeit, in der sie sich im RAM befinden, einsehen. Bei gewöhnlicherweise unter 240 Postings pro Tag müsste einE ModeratorIn also nur drei Mal täglich diese Liste anschauen, um die IP-Adressen aller Postings auf de.indymedia.org sehen und damit – wenn er oder sie böswillige Absichten hätte – auch kopieren und speichern zu können.

Doch selbst ohne Böswilligkeit führen IP-Filter regelmäßig zu „False Positives“, also zum Verstecken von Beiträgen, die völlig in Ordnung sind, aber zufällig von einer gefilterten IP gepostet wurden. Es kommt zum Beispiel regelmäßig vor, dass Tor-Exit-Nodes, VPNs oder Proxies gesperrt werden. Da jedoch das IP-Monitoring über Jahre bewusst geheim gehalten wurde, konnten solche Kollateralschäden den betroffenen NutzerInnen nicht erklärt werden – nicht jede Zensur war immer gewollt.

Schlimmer als das IP-Monitoring an sich ist das jahrelange Verschweigen dieser Praxis durch die ModeratorInnen von Indymedia Deutschland. Spätestens seit Ende 2007 hat die später ausgeschlossene Freiburger Moderationsgruppe das temporäre Speichern von IP-Adressen kritisiert und auf dem bundesweiten Treffen (BWT) in Freiburg im November 2007 vorgeschlagen, das IP-Monitoring auszuschalten. Der Antrag wurde von anderen ModeratorInnen abgelehnt und damit blockiert.

Öffentlich wurde das Thema erstmals Anfang 2010 in einer Mail auf der linksunten-Liste [9] und kurz darauf in einer Mail von IMC linksunten auf der globalen Kommunikationsliste des Indymedia-Netzwerks [10] angesprochen. IMC Deutschland hat diese Kritik ignoriert und kann noch nicht einmal wie IMC UK für sich in Anspruch nehmen, die IP-Adressen zum Zwecke der Enttarnung staatlicher Agents Provocateurs überwacht zu haben. In Großbritannien wurde nämlich durch IP-Filter festgestellt [11], dass einige Postings von staatlicher Seite direkt zu Kriminalisierungen und sogar Razzien und Server-Beschlagnahmen führten.

Grundsätzlich sollten AktivistInnen zum Beispiel mit Diensten wie Tor [12] oder VPN [13] selbst für ihre Sicherheit [14] sorgen. Dennoch werden auf linksunten.indymedia.org wie bei IMC Bristol [15] IP-Adressen bereits auf Server-Ebene entfernt [16]. Zusätzlich haben wir IP-Logging in unserer Software Drupal deaktiviert [17].

Im Oktober 2005 wurde von IMC Sydney [18] eine Ergänzung der Principles of Unity [19] des Indymedia-Netzwerkes vorgeschlagen, nach der von Indymedia-Seiten generell keine User-Daten gespeichert werden sollten. Dieser Vorschlag wurde im Januar 2011 erneut von IMC Nantes [20] eingebracht und von IMC Northern England [21] erweitert. Wir unterstützen [22] diese Initiative.

Indymedia sollte keine IP-Adressen speichern!

IMC linksunten
Communiqué vom 30.01.2011


[1]  https://www.indymedia.org.uk/en/2010/12/470678.html
[2]  https://www.indymedia.org.uk/en/2011/01/472622.html
[3]  https://www.indymedia.org.uk/en/2011/01/472618.html
[4]  https://www.indymedia.org.uk/en/2011/01/472719.html
[5]  https://london.indymedia.org/articles/7018
[6]  https://nottingham.indymedia.org.uk/articles/921
[7]  https://docs.indymedia.org/view/Devel/MiR
[8]  http://de.indymedia.org/2009/12/269514.shtml
[9]  https://lists.indymedia.org/pipermail/imc-linksunten/2010-February/0225-na.html
[10]  https://lists.indymedia.org/pipermail/imc-communication/2010-February/0225-05.html
[11]  https://www.indymedia.org.uk/en/2011/01/472575.html
[12]  https://www.torproject.org/
[13]  https://we.riseup.net/riseuphelp/testing-personal-vpn
[14]  http://www.activistsecurity.org/
[15]  https://bristol.indymedia.org/article/703042
[16]  https://code.autistici.org/trac/privacy/browser/trunk/libapache-mod-removeip/upstream/trunk/README
[17]  https://drupal.org/node/359066
[18]  https://lists.indymedia.org/pipermail/imc-communication/2005-October/1019-tg.html
[19]  https://docs.indymedia.org/view/Global/PrinciplesOfUnity
[20]  https://lists.indymedia.org/pipermail/imc-process/2011-January/0109-10.html
[21]  https://lists.indymedia.org/pipermail/imc-process/2011-January/0116-q4.html
[22]  https://lists.indymedia.org/pipermail/imc-linksunten/2011-January/0130-42.html
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Polemischer Unfug

fuck undercover cops 30.01.2011 - 22:23
Police postings came to light following an internal investigation on persistent disinformation being published to Indymedia UK. Technically Indymedia is supposed to safeguard it’s posters by not logging IP addresses. In actual fact there are IP filters. Although IP addresses are only stored temporarily, those of persistent abusers are kept in order to prevent the site from being overwhelmed. Moderators of Indymedia UK identified the Gateway-303 server as being the source of numerous such posts. A filter was set up to capture the behaviour of the individual(s) who were hiding behind the server.
One IP address so identified was 62.25.109.196 , which correlates with the server gateway303.energis.gsi.gov.uk. There are similar servers, gateway-301 & gateway-302 with IP addresses 62.25.109.194 and 62.25.109.195 respectively. Other servers identified are gateway-101, gateway-202, gateway-201, etc

 http://www.schnews.org.uk/archive/news755.php




IP-Adressen in "Mir" unkenntlich machen

briks (de.indy Techie) 30.01.2011 - 23:23
In "Mir" lassen sich die IP-Adressen unkenntlich machen, indem (wie momentan bei de.indymedia.org) folgender Patch auf mir/templates/admin/abuse.log.template angewendet wird:
40c40
<           <td>${l.ip}</td>
---
>           <td>${utility.obfuscateIP(l.ip)}</td>
und folgende Methode der UtilityFunctions Klasse ergänzt wird:
public String obfuscateIP(String ip) {
        return ip.replaceFirst(".[0-9]+$", ".x");
}
Auf diese Art werden nur die ersten 24 Bits der IP-Adresse angezeigt, was es weiterhin ermöglicht /24er-Blöcke zu filtern, ohne dass die Mods eindeutig sehen können, welcher Host den Artikel/Kommentar gepostet hat.

vorsicht falle?

nicht auf comunique eingehen! 01.02.2011 - 01:28
Ob geplant oder ungeplant: hier werden Methoden verwendet um an Internas zu kommen! Daher auf dieses Provo-Comunique nicht weiter eingehen als unbedingt notwendig und auf die eigene Sicherheit achten.

Beispiel:
Linksunten führt in ihrem Comunique an, dass auf einem BWT es einen Vorstoß gab von ihnen, der angeblich geblockt wurde.
Nicht nur, dass hier Internas preisgegeben werden über die interne Struktur, die niemanden etwas angehen. Mehr noch werden hier "Interne" geradezu aufgefordert, eine Gegenstellungnahme zu verfassen und so weitere Internas preis zu geben!
Die Bullen verwenden solche Methoden gerne in Verhören, weil sie so gut funktionieren. Hier jetzt Bullen hinter dem Posting zu vermuten wäre zuviel der Spekulation, aber ob ungewollt oder gewollt wird ihnen so in die Hände gespielt!

Diese Methoden ziehen sich durch den gesamten Text. Ja der Text selbst ist ein Paradebeispiel dafür, wie innerlinke Konflikte nicht ausgetragen werden sollten!
Anstelle also weiter nach zu bohren sollten die VerfasserInnen dieses Comuniques sich überlegen, wem sie mit einem solchen Text wirklich helfen und wie der entstandene Schaden den sie angerichtet haben wieder gut zu machen ist. (Die Preisgabe von Internas wiegt für innerlinke Strukturen bekanntermaßen stärker als ein Spamfilter)
Für alle anderen gilt: Anna und Arthur halten das Maul, egal wie provozierend die Kommentare und Comuniques noch sein mögen!
Internas gehören intern gelöst!

Und wer es mal nach Freiburg schafft frage doch bitte mal die Leute, warum um alles in der Welt sie kurz vor der Räumung der Liebig 14 hier mit so einem Scheiß ankommen! Wir haben besseres zu tun verdammt noch mal

Kommentare im Grauen Bereich

man ey 01.02.2011 - 23:18
Sind die alle von diesem Linksunten-Chefmod der hier anonym auf dicke Hose macht?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 10 Kommentare an

schon ok — das posting

Ergänzung — Roland Ionas Bialke

Unfug? — (muss ausgefüllt werden)

@ Roland — Gundula

An die Mods — ...

Vertrauensbruch — Lesender Arbeiter

willkürliche Moderation — tut nichts zur sache

Zu Tor — Roland Ionas Bialke

@Roland — irrelevant