Demo in Berlin für Liebig14 - 29.01.2011

Bernd Kudanek alias bjk 30.01.2011 12:17 Themen: Antifa Freiräume Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Demo „Expect Resistance! – Hausprojekte statt Luxuslofts“


Schon seit Wochen wird europaweit gegen die Räumung des alternativen Wohnprojekts Liebig14 (  http://de.indymedia.org/2011/01/298911.shtml und  http://liebig14.blogsport.de/ ) am kommenden 2. Februar mobilisiert. Gestern, am 29. Januar, dem letzten Samstag vor der angesagten Zwangsräumung, versammelten sich ab 15 Uhr am U-Bahnhof Kottbusser Tor zunächst "nur" mehrere hundert Betroffene und SympathisantInnen, um eine machtvolle Demo „Expect Resistance! – Hausprojekte statt Luxuslofts“ quer durch Kreuzberg, vorbei an der Oberbaumbrücke mit Zwischenkundgebungen am U-Bahnhof Warschauer Straße und später am Projekt Liebig14 zum Boxhagener Platz (Friedrichshain) zu starten. Bereits in Höhe Oberbaumbrücke/Warschauer Straße waren wir schon weit über 3.000 DemonstrantInnen (Foto 32). Vor allem im vorderen Block wurden immer wieder kämpferische Parolen skandiert. Zu nennenswerten Provokationen kam es weder von den bis dahin sich eher zurückhaltenden Polizeikräften noch seitens der DemonstrantInnen.
Es kam zu vereinzelten Böllerwürfen, hauptsächlich in Höhe des mit massiven Polizeikräften in Kampfmontur gesicherten und mit "Sichtschutz" durch Polizei-Mannschaftswagen "getarnten" Liegenschaftsfonds in der Warschauer Straße (  http://de.indymedia.org/2011/01/298911.shtml ), der mitverantwortlich für die Repressalien gegen Liebig14 ist. Die langweilige Fassade des Liegenschaftsfonds war deshalb bereits durch Farbbeutelwürfe verschönert worden (Foto 35). Die erste Zwischenkundgebung auf der Warschauer Brücke verlief auch ohne besondere Zwischenfälle.

In der Warschauer Straße kam es zwar vermehrt zu provokativen, teilweise riskanten Böllerwürfen, die aber kaum Reaktionen wie etwa engster "Begleitschutz" des vorderen Demoteils seitens der Polizeieinsatzleitung hervorrief. Deren Taktik war erkennbar darauf ausgerichtet, zumindest solange es hell war, sich am "Vorabend" der Zwangsräumung zu keiner der sonst oft üblichen Gewalt-Eskalation gegen DemonstrantInnen hinreißen zu lassen. Denn es sollte offensichtlich verhindert werden, daß bereits bestehende Sympathien in der Öffentlichkeit für Liebig14 durch Polizeiübergriffe neue Nahrung erhielten. Vielmehr sollte bei zu erwartenden Ausschreitungen die bereitstehende Hetz-Journaille von Springer und Konsorten ggfs. möglichst nur von Randale und Vandalismus seitens der "Chaoten" berichten können. Leider haben später einige Schwachmaten in unseren Reihen dieser abwartenden Polizeitaktik voll in die Hände gespielt.

Etwa in Höhe der Kreuzung Warschauer Str./Grünberger Str. gaben die über 3.000 DemonstrantInnen eine plötzliche Sprintaktion von bestimmt über 100 m zum besten. Es war wirklich beeindruckend, wie die riesige Menschenmasse wie auf Kommando urplötzlich losgerast ist, sogar die voranfahrenden Polizeifahrzeuge mußten Gas geben und die vorderen Mannschaften in ihrer Kampfmontur überrascht vor der heranstürmenden Menge flüchten. Diese gelungene Aktion war ein Bild für die Götter! Hardliner in der Polizeiführung mögen das ruhig anders sehen und daraus eine "Straftat" konstruieren. Ich halte diese Sprints ähnlich wie Sitzblockaden etc. für absolut legitime und wirkungsvolle Demo-Aktionen.

Doch wie oben schon angesprochen, einige Schwachmaten in unseren Reihen sind mit ihren anschließenden Aktionen der Liebig14 und anderen alternativen Wohn- und Kulturprojekten in den Rücken gefallen. Kaum war der eben geschilderte Sprint beendet, beobachtete ich, wie eine kleine, versprengte Gruppe Polizisten in Kampfmontur von Demonstranten tätlich angegangen wurde. Mindestens ein Polizist stürzte dabei zu Boden. Natürlich eilten sofort ihre enrfernter stehenden KollegInnen zur Verstärkung herbei, wobei diese sich dabei, so Zeugenaussagen, brutal durch die Menge zum Ort des Geschehens geprügelt haben. Es gab nach meinen Beobachtungen eine Festnahme (Fotos 50 - 53). Auch wenn ich den Grund der Attacke gegen die paar warum auch immer von ihrer Haupteinheit "versprengten" Polizisten nicht genau weiß, finde ich die von vornherein aussichtslose Prügelei bekloppt und gegenüber Liebig14 kontraproduktiv.

Unter Ergänzungen auf  http://de.indymedia.org/2011/01/298997.shtml ist u. a. zu lesen: "Ansonsten gab es auf der Warschauer diverse Böller, die es hinter und vor den Bullen in den Seitenstraßen krachen ließen, bei einer kurzen Auseinandersetzung vor einem kleinen Schuhladen (der im Kiez ziemlich beliebt ist!!!) wurde dessen Scheibe leicht beschädigt. Hier wäre es ein gutes Zeichen wenigstens auch mal Entschulduigung zu sagen,war ne doofe Situation, da die Bullen davorstanden und hier einiges flog.... da MC-blöd nebenan echt die bessere Adresse gewesen!!!" - Dem kann ich mich nur anschließen! - Verständnis habe ich jedoch für Gegengewalt in Notwehr, wenn es z. B. Prügelzei-Eskalationen gegen DemonstrantInnen abzuwehren gilt - oder auch, wenn es darum geht, die Liebig14 bei der angekündigten Räumungsaktion am kommenden Mittwoch ggfs. zu verteidigen.

Bis auf die oben geschilderten Vorfälle gab es auf dem weiteren Demomarsch zur Liebig14-Zwischenkundgebung keine weiteren Eskalationen. Für viele überraschend ließ uns die Polizei ab der Rigaer Straße ohne jeden "Begleitschutz" und verzog sich aus dieser neuralgischen Zone. Zu erkennen war aber, daß unsere Demo großräumig abgeriegelt, um nicht zu sagen gekesselt wurde. Die Polizeiführung agierte sehr geschickt, ließ uns die Zwischenkundgebung vor der Liebig14 in Ruhe abhalten und wartete offenbar der Dinge, die danach beinahe folgerichtig kommen würden. So verlief die Zwischenkundgebung mit viel Feuerwerk vonn den Hausdächern, Bengalos in der Demo und mehreren Redebeiträgen vom Lauti durchwegs friedlich und ungestört. Offensichtlich hatten viele Anwohner in der Rigaer Straße deshalb ja auch keine Angst um ihre geparkten Pkw's (Foto 60). Kritisch wurde es erst, als die Demo zum Boxhagener Platz weiterziehen wollte und von der Polizei daran gehindert wurde. Erst von da an gab es "endlich" die von der Hetz-Journaille so heiß ersehnten Bilder von Chaos und Vandalismus. Schade, Liebig14 hätte intelligentere Aktionen verdient. Zu fragen ist aber allerdings auch, warum außer Ströbele von den Grünen (Foto 57) keine anderen sympathisierenden PolitikerInnen z. B. von DIE LINKE.Berlin wenigstens mal kurz dabei waren.

Noch bevor die Eskalationen begannen und als der Lauti die Demo verlassen hatte, es hieß, die Demo sei offiziell von der Demoleitung aufgelöst worden, machte auch ich mich gegen 17:30 Uhr auf den Heimweg zurück in die Rigaer Straße zur nächsten Straßenbahn-Haltestelle. Hierbei konnte ich noch beobachten, wie die Polizei den Rest der Demo abriegelte (Foto 79).

Alle 79 Fotoimpressionen sind eingestellt unter  http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/27415975#27415975

Bernd Kudanek alias bjk
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Ergänzungen

Bilder

Noktalia 30.01.2011 - 12:58

Falsch

egal! 30.01.2011 - 13:05
Die Demonstration wollte eskalieren. Es waren nicht die Bullen, die den Weg versperrten. 30 bis 40 Demonstranten behinderten selbst die weitere Strecke in Richtung Boxi. Sie bauten Barrikaden, entglasten Fensterscheiben, worauf erst die Bullen kamen. Also nicht der Polizei die (Erst-)Schuld geben. Der Wutausbruch begann in der Demonstration selbst. Was danach folgte, darüber kann mensch streiten. Szenen wie eine junge Frau zusammengeprügelt wird, sind wirklich unnötig und haben mehr als Ächtung verdient. Das Ganze sollte dann auch von den Medien aufgegriffen werden. Aber ein wenig Objektivität zum Verlauf der Dinge wäre angebracht, gerade in ihrem weisen Alter, Herr Kudanek.

P.S.: Was Sie als den o.g. Kessel im Nordkiez bezeichnen, heißt bei der Einsatzleitung Raumschutz und ist vollkommen normal: zu jeder Zeit, an jedem Ort einer Demonstration in Deutschland.

SOLI song!

zum mitsingen 30.01.2011 - 13:52
 http://www.youtube.com/watch?v=0QF4XEohzQk

+ lyrics und chords ;)

SEID LAUT!!!

Liebig/Rigaer

Soli 30.01.2011 - 14:02
Bei der Zwischenkundgebung war es nicht ersichtlich, dass es eine ZWischenkundgebung ist. Ich hatte den Eindruck (bestätigt von vielen Umstehenden), dass die Demo vorbei war. So erkläre ich mir auch, dass einige in der Rigaer ihre "Übermacht" ausgenutzt haben (es war ja keine nennenswerte Polizei direkt vor Ort).
Ich gehe davon aus, dass es einen Grund hatte, warum die Wohnung (Büro?) direkt gegenüber der Liebig14 entglast und innen zerstört wurde (würde mich trotzdem freuen, wenn mich jemand aufklären könnte).

Als versucht wurde, Autos umzukippen, gingen viele Aktivisten dazwischen und verhinderten dies. Die Eskalation an dieser Stelle war also von großen Teilen nicht gewollt, war aber schnell nicht mehr zu verhindern.
Ich fürchte die Sprayereien an den Häusern, die zerstörten Scheiben (Häuser und mind. ein Auto) haben viel Solidarität zerstört, die ich in der Rigaer Straße bislang immer gespürt habe.
Hier hätte ich mir mehr erhofft - was für ein Bild wäre es am Mittwoch, wenn die gesamte Straßenfront (Fenster, Balkons, ...) mit Solitranspis, Fahnen o.ä. zugehängt wäre.

Eine Eskalation im Partykiez Simon-Dach wäre (wenn es denn schon sein muss) sinnvoller gewesen. :-/

Ansonsten aber eine beeindruckende Demo. Aber warum werden die Demos so langgezogen anstatt in die Breite zu gehen (Warschauer Str.). Dies würde auch den Lautiwagen etc. schützen, da die begleitende Polizei weiter weg gehen müsste.

Festnahmen und Freilassungen beim EA melden

EA Berlin 30.01.2011 - 14:21
Es hat offensichtlich einige Festnahmen im Laufe des Abends gegeben. Nur, wenn wir beim EA sicher wissen, wer am nächsten Morgen noch in den Gefangenensammelstellen sind, können wir versuchen, für mögliche Haftprüfungen AnwältInnen zu organisieren.

Also, meldet Euch oder Eure GenossInnen ab, wenn sie im Laufe der Nacht frei gelassen werden, sprecht die Namen bitte auf unseren AB. Dann können wir uns am nächsten Morgen um die immer noch real Vermissten kümmern und müssen nicht hinter Leuten her telefonieren oder sie auf der Wache suchen, die schon längst wieder zu Hause sind.

Genaueres zu den Verhaftungen können auch wir erst am nächsten Morgen über AnwältInnen herausfinden.

Schreibt sobald Ihr könnt und möglichst in Ruhe Gedächtnisprotokolle. Räumt spätestens jetzt zu Hause auf, Fotos und Filme der Riots werden nach und nach ausgewertet (Klamotten, Rucksäcke, Schuhe...). Quatscht nicht rum.

Passt auf Euch auf!

Euer EA Berlin
030-69 22222

Video : Chaos xxx Berlin

für die Liebig 30.01.2011 - 14:42
Unsere Zukunft, Unser Leben : Liebig 14 bleibt !!!

 http://www.youtube.com/watch?v=FzkJ_S5CTIQ (Atze Wellblech)

Büro und Liebig14 haben gleichen Eigentümer

Typ_in 30.01.2011 - 15:03
War trotzdem, in dieser Situation, absolut überflüssig...

gerade rücken

seriosum 30.01.2011 - 15:09
um hier mal was gerade zu rücken:
ja, die eskalation ging von den demonstrant_innen aus, ja, es gab einen gezielten, brutalen angriff auf die zwei bullen der 23. einsatzhunderschaft in der warschauer, ohne dass diese "provoziert" haben. ja, es wurden auch privatautos beschädigt und ja, es hat unter anderem ein zur vermietung stehendes büro/ladengeschäft in der rigaer erwischt, etc. ...und ja, all diese aktionen sind richtig und gut.
wir haben gesagt es wird teuer und wir haben gesagt, es tut weh, und genau das setzen wir um. und zwar symbolisch, konkret und damit uns überhaupt jemand zuhört. punkt.
allen, die auf die trolle reinfallen, die hier jetzt gezielt versuchen, sinnlose öffentliche diskussionen über sinn und zweck von militanz anzuzetteln, kann ich nur empfehlen, sich jetzt nicht hier darauf einzulassen.
wem argumente fehlen oder wer sich informieren möchte, warum auf politischer ebene militanz wirksam ist, dass es dabei auch mal die falschen treffen kann und dass angriff auch eine verteidigung sein kann, der/die kann dies bei den einschlägigen publikationen oder im direkten gespräch tun. indymedia ist hierfür sich der falsche ort.

Andere Demo?

Verwirrter 30.01.2011 - 15:09
Kann es sein, dass der oder diejenige der oder die diesen Artikel verfasst hat auf einer anderen Liebig 14 demo war als ich? ich hab das nämlich mit den 3000(?) menschen und dem rest ganzschön anders mitbekommen. ich würd mal sagen gute 1500 menschen und ziemlich fiese bullen waren auch am start. also freiheit über wort und schrift meinetwegen aber versucht doch bitte nicht die leute zu verarschen, die von indymedia ihre informationen beziehen.

trotz allem

Solidarität mit der Liebig 14

Spekulanten auf die Mütze hauen

Artikel in den Springer-Blättern Realsatire

Googlenews 30.01.2011 - 15:18
Die Artikel in den rechten Hetzblättern "Welt" und "Berliner Morgenpost" lesen sich wie aus der Titanic-Redaktion. Da ist von 1000 "Kriminellen und Verrückten" die Rede, es werden Bürgerkriegsszenarien wie in Kairo beschrieben. Frei erfundene Zitate angeblicher Anwohner sollen die Behauptungen belegen: "Das sind Verrückte und Kriminelle, denen geht es weder um die Räumung, noch um ein anderes politisches Anliegen, die sind nur auf Krawall aus" Die Urheber geben sich Pseudonyme wie "dpa/jw/hhn/ple". Auch wenn es nicht diese 30 Spinner (Zivibullen?) gegeben hätte, wären die Artikel kaum anders geworden. Die waren schon vor der Demo fertig geschrieben.

Nehmt ihr uns die Häuser ab ... Zur Militanz

Klaus Steinmetz 30.01.2011 - 22:54
Die Parolen auf der Demo waren eindeutig: "Nehmt ihr uns die Häuser ab, machen wir die City platt!", "Jeder Stein der abgerissen, wird von uns zurück geschmissen!" und so weiter. Zumindest im vorderen Teil der Demo wurden die auch von (fast) allen mitgerufen - Einspruch hab ich auf jedem Fall nicht vernommen. Die Aufrufe und Erklärungen gehen in eine ähnliche Richtung - auch von der Liebig14 selber. (Häufig wird das gleiche bloß durch die Blume formuliert.)
Nun haben am Samstag einige den Worten auch mal Taten folgen lassen. Ausnahmsweise mal nicht Nachts, sondern auf der Soli-Demo. Eine der seltenen Situationen in Berlin hatte sich ergeben, in der eine militante Konfrontation bei einer Demo kein Himmelfahrtskommando war. Einige autonome Bezugsgruppen haben offensichtlich die Situation genutzt. Also worüber diskutieren wir hier eigentlich?
Militante Praxis als Teil des Kampfes um die Liebig14, wurde vorher angekündigt - ja, es wurde sogar dazu aufgerufen. Militante Praxis wurde auf der Demo durch Parolen propagiert. Und dann wurde es sogar in die Tat umgesetzt.
Ich frage mich: Haben die Leute, die jetzt die militanten Angriffe verurteilen, Agent Provocateurs dafür verantwortlich machen oder sie nur als Reaktion auf Verhalten der Bullen lesen können; haben diese Leute die Parolen vorher nicht verstanden? Sollte es bei Verbalradikalismus bleiben? Oder haben sie ihren Widerspruch bloß vorher nicht laut genug geäußert?

Suitbert Beulker

- 31.01.2011 - 00:41
Der Eigentümer der Liebig 14 hat übrigens auch eine Adresse.

Sigismundkorso 47
13465 Berlin

kalkulierte Eskalation ?

Radiohörer 31.01.2011 - 01:06
Den Schlußteil der Demo gestern habe ich als Hörer des immer noch nicht digitalisierten Polizeifunks verbracht.
Die Einsatzleitung hatte gegen 17.30 vor, die am "Dorfplatz" Liebig/Rigaer befindliche Demo von allen vier Seiten gleichzeitig anzugreifen und ab Punkt 18 Uhr für alle Kräfte Freiheitsentziehungen generell freigegeben. Zur Unterstützung stand Schweres Gerät (WAWE etc.)am Frankfurter Tor bereit.
In der Vorphase sollten "nichtrelevante" Kleinguppen noch Richtung Bersarinplatz durchgelassen werden-- die "relevanten"-- also potentielle oder tatsächliche Militante -- allerdings sollten gekesselt werden.
An der Proskauer Str. gab es einen organisierten Übergabepunkt für veletzte PolizistInnen an die Feuerwehr-- und ein Presseinfomobil für Springer und co.
Das ist KEIN Raumschutz, sondern Teil indirekter Eskalation, die auch die vermutliche Reaktion des Gegners mit einkalkuliert. Das MfS der DDR sprach in ähnlichen Fällen von "operativer Kombination". Wie das jetzt auf Polizeiführungsakademien heißt, weiß ich nicht.
Raumschutz bedeutet, immer im Kreis in einem abgegrenzten Gebiet Streife zu fahren und Verdächtige ggf. zu kontrollieren. Nach dem Abstrom/Weggehen eines Großteils der DemostrantInnen wird das Einsatzkonzept normalerweise darauf umgestellt, so auch gestern ab ca. 19.00 h. Die späteren Personalienüberprüfungen/Anzeigen wg. Kleinkram rund um den Boxi gingen auf Raumschutzmaßnahmen zurück.

BJK hat völlig richtig beobachtet. Der Kessel gelang jedoch nicht, weil die 22. EHU größtenteils in eine Sperrkette am südl. Ende der Liebigstr. verwickelt war und nicht zum Dorfplatz vorrücken konnte und die -ich nenne sie mal nicht- am Bersarinplatz eingesetzte Einheit offensichtlich recht viele Leute durchließ.
Auch andere Schlupflöcher waren der Einsatzleitung bekennt, die den Befehl zu massiven Festnahmen dann auch auf "durchmischen" -also provozierendes, AktivistInnengruppen zerstreuendes Drängeln durch die Menge in behelmten Trupps- reduzierte.

Da hatten also einige Glück. Kann auch anders ausgehen!
Wenn denn schon taktische Fragen über indymedia laufen: Anonymität mag auch zu Aufrichtigkeit quer zu Dienstgeheimnissen etc. verhelfen.

Für meinen Teil bin ich mit der Liebig 14 solidarisch, da ein Kiez mit solchen Projekten vermutlich hilft, Mietsteigerungen einzugrenzen (Imagefrage). Dass der Subkultur-Faktor die Verbindung zu normalen MieterInnen nicht immer verbessert, möge zu anderem Zeitpunkt diskutiert werden.

Berlinweiter Streik am 1.2. und 2.2.

Liebig14 Verteidigen! 31.01.2011 - 13:41
Am 2.2.2011 wollen Polizist_innen im Namen des “Systems” versuchen, das ehemals besetzte Haus in der Liebigstraße 14 zu räumen. Es gab eine Zeit, in der in solchen Situationen Solidarität unter anderem auch dadurch gezeigt wurde, dass indirekt betroffene Räume ihren Betrieb einstellten. Diese Tradition wollen wir aufgreifen und wieder aufleben lassen. Durch einen Generalstreik am 1.2. und 2.2. können wir zeigen, dass wir Räumungsandrohungen als Angriff auf uns alle verstehen, dies aber nicht einfach so hinnehmen werden. Wir verstehen den Streik also nicht nur als passive Verweigerung, sondern als einen Baustein im Kampf gegen die Räumung und vielleicht auch als Auftakt: Wir können zeigen, dass sich auch unsere Läden aktiv gegen Verdrängungsprozesse wehren werden und dass unsere Besucher_innen Teil einer Bewegung sind, die die den Kapitalismus und seine Auswirkungen scheiße findet. Wir wollen uns nicht zu Dienstleistungsbetrieben für die erlebnisorientierten Tourist_innen und Hipster des ach so bunten Berlins degradieren lassen. Wir wollen nicht mehr in einem Spiel mitmachen, in dem wir als Pionier_innen der Gentrification gelten. Schließlich können wir durch den Streik auf einfache Art zeigen, dass wir uns mit den Unterstützer_innen der Liebigstraße solidarisieren und dass auch viele von uns an diesem Tag auf der Straße sein werden.

Viele linke Läden wurden in den selben Kämpfen ermöglicht, die die Besetzung der Liebig 14 ermöglichten. Wir sehen uns also als Teil linker Strukturen, die ein nonkonformes, subkulturelles Berlin, fernab des Mainstreams sein wollen. Wir glauben, dass es möglich ist, Freiräume zu schaffen und dass es richtig ist, für eine bessere Welt zu kämpfen.

Der 2. Februar ist kein Tag für Latte, Becks und Shopping; er ist ein Tag, an dem es gilt, uns gegen die Angriffe auf die Liebigstraße und uns alle zu verteidigen. Ändert Eure Termine oder macht den Streik zum Termin, hängt Erklärungen an Eure verschlossenen Ladentüren…

Schließt Eure Läden – schließt Euch uns an!

Das Subversiv und einige Bewohner_innen der Brunnenstraße 6/7

Solidarische Grüße aus Weißensee

objektplaner_in 31.01.2011 - 18:19
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DANKE

für 30.01.2011 - 12:50
deinen super artikel. schön geschrieben und die kritik vollkommen angebracht.
deckt sich mit meinen erlebnissen.
LIEBIG 14 BLEIBT!

na wennde meinst

typ 30.01.2011 - 12:53
würde gerne mal wissen wieso du dir das recht herausnimmst für sämtliche bzw. grosse teile der "hausbesetzer/wohnprojekte/kulturprojekte" und auch noch für die teilnehmer der demo zu sprechen. es gibt eine ganz klare losung und die beinhaltet das verursachen von kosten. wenn dir gewisse protestformen nicht gefallen ist es dein recht ich da rauszuhalten. aber diffamier doch bitte nicht die leute, die sich kämpferisch gegen diese räumung wehren.

ob der punkt der ausschreitungen strategisch gut war ist ein ganz anderes thema.......

liebig 14 / 1 million + X

Super Artikel

Our house.. 30.01.2011 - 14:10
Super Artikel, danke dafür.

Aber nur kurz zur "Aktionskritik".. sicherlich kann Mensch über "Gewalttätige" Aktionsformen streiten, es ist in diesem Augenblick aber falsch - Diskussionen auf später verschieben. Alle Formen des Protestes sind wichtig und dienen evtl. zum Erhalt der Liebig und/oder treiben die Kosten der Räumung in die Höhe!

In diesem Sinne:
L14 verteidigen mit allen Mitteln auf allen Ebenen!

Böller, Steine, Kosten

Typ_in 30.01.2011 - 14:53
Ich stimme größtenteils mit dem Artikel und der geäußerten Kritik überein. Von einer Demonstration, die "eskalieren wollte"(sic!) zu sprechen, wenn von 3.000 30-40 Leute (also etwas mehr als jede_r Hundertste) anfangen Steine zu werfen finde ich auch merkwürdig interpretiert.

Widersprechen möchte ich sowohl dem Autor und den gegenteiligen Kommentaren in einer Sache: Einerseits ist kaputt machen nicht unbedingt teuer, andererseits finde ich nicht, das eine Auflösung ein Grund zum nach Hause gehen ist. Teuer ist z.B. schlicht und einfach die Bullenpräsenz.
Ich behaupte dass die Menge Bullen so teuer ist, dass die Demo ohne diese sinnlose Eskalation teurer geworden wäre.
UND: Das vorherige Zünden von Böllern innerhalb(!) der sprintenden Demo empfinde ich als einen weiteren Abgrund von Dummheit.
AUCH: Das Demonstranten und Journalisten dann auch noch was abgekriegt haben finde ich eher "unglücklich". Die Bullen haben ihren Vorwand gefunden und die Hetzpresse hat sich auchschon erregt.
Die Liebig14 verliert dadurch ungewollt Solidarität von Menschen die eine andere Einstellung zur Militanz haben. Und gerade solche Menschen waren meinem Gefühl nach zuhauf dabei.

Vorschlag (vielleicht für das nächste mal): Wir hätten gut und gerne einfach alle in die Richtungen laufen sollen, in die die Bullen uns getrieben haben. Unangemeldet aber friedlich mit ein je ein paar hundert Leuten in die nicht abgesperrten(!) Hauptverkehrsstraßen wie z.B. die Warschauer, die Franke, Petersburger auf der einen Seite. Zwischen den ganzen Autos (mit Leuten drin) hätten die auch nicht so rumgeknüppelt, die Wasserwerfer (die Persburger/Franke standen) wären kaum durchgekommen, eine große Aufmerksamkeit und ein ziemlich großer Kostenfaktor wäre da gewesen... out of control muss nicht in Mackertum bestehen.

Aber so war, fand ich, das Ende einfach nur Bockmist.
Diese Form von Protest halte ich in solchen Situationen einfach nicht für angebracht. Zumal es die Bullen es die nächsten Tage sowieso noch dahin treiben werden. Und für das Entglasen eines Schaufensters hätte es keiner 3000 Menschen bedurft.

Soviel "Diffamierung" dann noch von meiner Seite...

@Typ_in und @seriosum

bjk 30.01.2011 - 15:52
Liebe_r Typ-in,
ich bin vor allem deshalb nach Hause gegangen, weil ich altersmäßig nicht mehr so ganz taufrisch bin und für einen zu erwartenden weiteren, deutlich "unruhigeren" Demoverlauf einfach nicht mehr fit genug war. Ich hoffe, Du siehst mir also meine vorzeitige Heimfahrt nach, schließlich mußte ich noch fast einen Kilometer laufen, bis ich die nächste Straßenbahn-Haltestelle erreicht habe. Alle näher liegenden waren wegen unserer Demo ja gesperrt. Solidarische Grüße
bjk



@seriosum
ich glaube nicht, daß du für die Mehrheit der DemonstrantInnen oder gar für das Projekt Liebig14 sprichst bzw. dazu den Auftrag hast. Im übrigen bin ich nicht gegen Gewalt auf Demos (in weitestem Notwehr-Sinne!) sondern gegen absolut idiotische und kontraproduktive Aktionen. Punkt.

@bjk

seriosum 30.01.2011 - 16:21
die aktionen waren jedoch nicht "absolut sinnlos und kotraproduktiv". das wollte ich damit ausdrücken. wer mit dem argument kommt: "jetzt können die medien wieder hetzen", hat die medien nicht verstanden. natürlich hetzen sie. das tun sie immer. und sie transportieren trotzdem, und gerade durch krawall unsere unversöhnlichkeit und unseren zu erwartenden widerstand. diese aktionen sind im vollen beswusstsein, dass die medien negativ darüber berichten, gutzuheißen!
eine hausbesetzung ist illegal. wer glaubt denn, dass eine räumung durch "nett und artig bleiben" verhindert wird bzw. einer forderung nachdruck und öffentlichkeit verliehen wird?? die räumung wird laufen, da brauchen wir nicht mehr nett sein, ovher hat das noch sinn gemacht.
ich sag nur: mehrgleisig fahren, zu vielfältigkeit des wirderstandes gehört auch die eigeninitiative militanz.

(muss

werden 31.01.2011 - 01:56
ich habe euch nicht vergessen

Lauti

ikke 31.01.2011 - 09:43
Der Lauti war viel zu leise. Man musste schon auf 10m rankommen um halbwegs was zu verstehen.

Bullkonzept / @Radiohörer

Klaus die Maus 31.01.2011 - 23:12
Sehr spannender Bericht. Danke.
Für mich geht daraus hervor, dass die Bullen erst nach der Eskalation in der Rigaer Straße den Kessel aufgebaut haben. Bevor es in der Rigaer Straße / Zellestraße geknallt hat, waren weder in der Liebigstraße nach Norden oder Süden noch Richtung Dorfplatz Bullen. Die sind erst sehr langsam gekommen. Haben in der Liebigstraße / Bänschstraße Wannen zusammengezogen. Die standen dann dort an der Kreuzung nochmal paar Minuten rum und sind dann langsam Richtung Dorfplatz gefahren und ausgestiegen. Nochmal später wurde dann in der südlichen Liebigstraße (Richtung Frankfurter Allee) die beschriebene Bullenkette aufgezogen. Als letzte folgte die Richtung Bersarinplatz. Die Bullenkette wirkte auch sichtlich überfordert und hat erst keinen, dann doch alle durchgelassen, jedoch nur durch ein kleines Spalier.