Bln: Demonstration gegen Mandatsverlängerung

antimilitaristin 23.01.2011 00:31 Themen: Militarismus
Mehrere hundert Menschen beteiligten sich am Samstagnachmittag ab 15 Uhr an einer Demonstration gegen die Mandatsverlängerung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan. Vom Rathaus Neukölln zog die Demonstration über die Erkstraße und die Sonnenallee zum Hermannplatz, an dem eine Zwischenkundgebung abgehalten wurde. Im Anschluss ging es zurück zum Rathaus Neukölln. In verschiedenen Redebeiträgen wurde der sofortige Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert.
Auf der Auftaktkundgebung hielt die abrüstungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag Inge Höger, eine Rede, in der sie auf die katastrophale Lage in Afghanistan einging und darauf hinwies, dass es in diesem Krieg nicht um die afghanische Bevölkerung, sondern um die Interessen der reichen und mächtigen Staaten geht. In einem weiteren Redebeitrag auf der Auftaktkundgebung wurde die Kriminalisierung der kurdischen Befreiungsbewegung thematisiert und auf eine Demonstration am 25. Januar in Berlin am Halleschen Tor ab 15 Uhr hingewiesen, die sich gegen die staatliche Repression gegen KurdInnen richtet.

Im Redebeitrag des Antifaschistischen / Antimilitaristischen Aktionsbündnis (3a) wurde zur Solidarität mit der afghanischen Linken, wie RAWA (Revolutionary Association of the Woman of Afghanistan) und der Solidarity Party Afghanistan, aufgerufen. Außerdem gab es ein Grußwort von Olli, einem der ehemaligen Gefangenen im mg-Verfahren, der zusammen mit zwei Genossen wegen eines Brandanschlagsversuchs auf Bundeswehrfahrzeuge zu drei beziehungsweise 3,5 Jahren Haft verurteilt wurde. Die drei müssen in den kommenden Monaten ihre Haft antreten, wenn über den Revisionsantrag entschieden wurde. Es wurde außerdem auf die drohende Räumung der Liebigstraße 14 aufmerksam gemacht und die Termine der Aktionswochen angekündigt, unter anderem die Streetparade um 17 Uhr am gleichen Tag am Bersarinplatz und die Großdemonstration für die Liebig 14 am 29. Januar um 15 Uhr ab Kottbusser Tor.

Bei der Zwischenkundgebung am Hermannplatz hielt ein Vertreter des AK Internationalismus eine Rede zur Stellung der IG-Metall zum Afghanistan-Krieg. Er kritisierte dabei die Rolle der IG Metall, deren Vorstand Hans Jürgen Urban sich zwar am 1. Mai gegen den Krieg ausgesprochen hatte, aber außer in Sonntagsreden nichts gegen den Krieg unternimmt. Außerdem kritisierte der Redner die Befürwortung der IG Metall von Rüstungsproduktion zur Sicherung deutscher Arbeitsplätze. Der Arbeitskreis Internationalismus macht sich für eine klassenkämpferische und internationalistische Politik innerhalb der Gewerkschaft stark. Außerdem gab es noch einen Beitrag von Libertad! zur Einschätzung des Widerstandes in Afghanistan und zur internationalen Solidarität.

Auf dem Weg zum Abschluss am Rathaus Neukölln hielt die Antifaschistische Linke Berlin einen Beitrag zum antimuslimischen Rassismus und rechtspopulistischen Tendenzen. Bei der Abschlusskundgebung sprachen die SDAJ zu Werbung der Bundeswehr in Schulen und Klaus-Dieter Heiser von der Friedenskoordination Berlin und der LINKEN Neukölln. Er wies auf die Aktionen der Friedensbewegung in der kommenden Woche hin. Zum einen findet am 27. Januar die AMOKparade um 17 Uhr am Alexanderplatz statt und zum anderen gibt es am 28. Januar parallel zur Abstimmung im Bundestag ab 8.30 Uhr eine Mahnwache am Reichstag und Brandenburger Tor.

Insgesamt war die Demonstration von vielen Fahnen und Transparenten geprägt und es wurden im vorderen Teil immer wieder Parolen gerufen. Von den Passanten in Neukölln wurde die Demo auch immer wieder positiv aufgenommen. Erfreulich ist sicherlich die Tatsache, dass sich viele junge Leute an der Demonstration beteiligten, auch wenn zukünftig eine größere Beteiligung an Anti-Kriegs-Aktionen zu wünschen wäre. Die Proteste gegen die Nato-Sicherheitskonferenz in München bieten hierfür Anfang Februar einen entsprechenden Anlass. Außer in Berlin fanden auch in mehreren anderen Städten in der BRD Aktionen gegen die Mandatsverlängerung statt.
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Ergänzungen

photos of the demo

me 23.01.2011 - 14:51

Berichtigung

Antinationalismus und völlige Vergeistigung 23.01.2011 - 16:52
"Identitäten anderer..." sollte natürlich mit "...von anderen weltoffenen usw...." sein.

BLA!

Mitschnitt Redebeitrag Inge Höger, MdB

Ton 23.01.2011 - 17:11
Mitschnitt des Redebeitrages von Inge Höger, MDB über den Krieg in Afghanistan, den Bundestag und die Rolle der Bundeswehr

Video von der Demonstration in Berlin

Nichtarbeit 23.01.2011 - 17:34

Mitschnitt Redebeitrag über DGB & Rüstung

Ton 23.01.2011 - 18:14
ganz interessanter Redebeitrag über den Zusammenhang von offizieller Gewerkschaftspolitik und Rüstungsindustrie am Beispiel der IG Metall

gehalten auf der Zwischenkundgebung am Hermannplatz

über Pakistan, Widerstand & Solidarität

Ton 23.01.2011 - 19:03
weiterer Redebeitrag von der Demo über Pakistan, Überlegungen zu Ursprung und Absichten von Widerstand in Afghanistan und Solidarität

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SUPER!

maggi 23.01.2011 - 10:01
SUPER! gegen krieg - für liebig 14 - gegen rassismus und gentrifizierung! was mich jedoch stört ist das nichts gegen die harz4 gesetze gesagt wurde und gegen massentierhaltung und sexismus!

Zur Kritik des Antiimperialismus

sufa 23.01.2011 - 11:35

“Alle Antiimperialisten sind Papiertiger!” Moa Tee Pung

[PDF-Version]

Es herrschen schwere Zeiten für Kriegskritiker_innen. Die BRD ist weltweit mit ihrer “größten Friedensbewegung der Welt”, der Bundeswehr, unterwegs um “Freiheit, Gleichheit und Sicherheit” an die Frau und den Mann zu bringen. Während sich deutsche Friedensfreund_innen dafür beglückwünschen, ihren ehemaligen Weggefährt_innen der “neuen deutschen Volkspartei” (den Grünen) ein Waffenembargo gegenüber China abgerungen zu haben, “plaudert” der Charmingboy der “einzigen Antikriegspartei im Bundestag” (Gregor Gysi, DIE.LINKE) mit dem “großen Satan” darüber, dass die Ablehnung der Waffenbruderschaft (Nato) nichts weiter als “Placebos” für die “Parteispinner” darstellt. Wer heutzutage darauf aufmerksam macht, dass das “bewaffnete technische Hilfswerk” Kinder- und Frauenmörder ist, dass die aktuelle Kriegspolitik nicht der Weltverbesserung dient, scheint im Abseits zu stehen.

Es scheint, als wären gerade die eingefleischten Antiimperialist_innen in ihrem Festhalten am Begriff des Imperialismus heutzutage besonders radikal. “Krieg dem imperialistischen Krieg!” mag bei Betrachtung der militärischen Auseinandersetzungen in der Welt als die Quintessenz eines revolutionären Bewusstseins erscheinen; dies ist tatsächlich jedoch insofern weit gefehlt, als dass geradezu das Gegenteil der Fall ist.

Moralismus & Ökonomismus sind weder die Waffen der Kritik, noch die Kritik der Waffen.

Antiimperialist_innen verstehen es bei jeder militärischen Intervention einer Großmacht, nach den Rohstoffquellen oder den Routen für zukünftige Pipelines oder den geostrategischen Interessen zu suchen, um die es doch “eigentlich” gehe. Auch in den diesjährigen Mobilisierungen gegen die SiKo oder die Verlängerung des “Afghanistan-Mandats” ist dies eine beliebte Methode: “Afghanistan ist für die kapitalistischen Mächte vor allem von Interesse, weil es inmitten einer Region liegt, die reich an Rohstoffen ist. Dabei geht es den Besatzern weniger um die in Afghanistan vorhandenen Rohstoffe, als vielmehr um den geplanten Transport von Gas mit Pipelines durch das Land.”[1]

Ganz im Sinne Lenins wird in ökonomistischer Staats- und Politikauffassung argumentiert und die bürgerlichen Staaten als Puppen der Strippenzieher_innen – alias “große Konzerne” – verkauft, die für deren unmittelbaren Geschäftserfolg tätig würden. Auf eine Unterscheidung zwischen Ökonomie und Politik wird zumeist großzügig verzichtet, da letztere ohnehin in nichts anderem als in der Exekution der Geschäftsinteressen des Kapitals bestände. Diese Deduktion der Außenpolitik bürgerlicher Staaten aus der unmittelbaren Profitlogiken der Großkapitale entspringt dabei der antiimperialistischen Behauptung eines Übergangs vom Konkurrenz- zum Monopolkapitalismus bzw. zum Staatsmonopolkapitalismus. Aus dem Größenwachstum der Einzelkapitale und einer immer kleiner werdenden Zahl von Kapitalen, wird auf eine Veränderung der kapitalistischen Vergesellschaftungsweise als Ganzes geschlossen: nicht mehr die Verwertung des Werts, sondern der Wille der “Monopolherren” würde in der Epoche des Imperialismus die Ökonomie beherrschen. An die Stelle der negativen Totalität des Kapitalismus und seiner über den Wert vermittelten Vergesellschaftung sind die Interessen der Großkonzerne, bzw. – um in der Sprache der Antiglobalisierungsbewegung zu verharren – die transnationalen Multis getreten.

Stattdessen ist hervorzuheben, dass der bürgerliche Staat als “ideeller Gesamtkapitalist” (F.Engels) die Voraussetzungen kapitalistischer Akkumulation zu sichern hat – nicht nur als Funktionsbedingung des Kapitalismus, sondern als Voraussetzung der eigenen ökonomischen Existenz des Staates, die an ausreichende Steuereinnahmen, begrenzte Sozialausgaben und ein “stabiles” Geld gebunden ist. Und dabei endet die Fürsorge des Staats für die allgemeinen Bedingungen und speziellen Chancen der Kapitalakkumulation natürlich nicht an seinen Landesgrenzen; diese begrenzen zwar seine anerkannte Souveränität, d.h. sein Gewaltmonopol, nicht aber seine politischen, ökonomischen und gegebenenfalls militärischen Erpressungspotenziale.

Allerdings besteht diese staatliche Sicherung einer gelingenden Akkumulation nicht in der politischen Wahrnehmung eines bereits fertig vorliegenden kapitalistischen Klasseninteresses. Was zu dieser Sicherung alles nötig ist, wie deren Vor- und Nachteile verteilt werden, muss überhaupt erst innerhalb der verschiedenen staatlichen Institutionen und der “bürgerlichen Öffentlichkeit” ermittelt und zu einem politischen Konsens gemacht werden. Dieser Konsens betrifft daher nicht nur die Zustimmung der großen Kapitalfraktionen zur staatlichen Politik. Denn ausschlaggebend für außenwirtschaftspolitische Machtentfaltung sind wiederum die Konkurrenz- fähigkeit heimischer Unternehmen, das Volumen und Wachstum der Nationalökonomie als Ganzes, die Kaufkraft der nationalen Währung – und in Abhängigkeit davon das steuerfinanzierte militärische Erpressungspotenzial eines Staates oder Staatenbündnisses. Daher folgen auch nicht jeder Krieg und nicht jede “humanitäre Intervention”, die die Großmächte des Weltkapitalismus führen, einem primär ökonomischen Interesse. Jedoch ist ihre Militärmacht immerhin der beste Garant dafür, dass der nachfolgende Frieden nach den Bedürfnissen eines Weltmarktsystems organisiert wird, dem diese Staaten ihre ökonomische Dominanz verdanken.

Im Gegensatz zu einer materialistischen Kritik der Staatenwelt und des Weltmarktes vermutet der Antiimperialismus im internationalen politischen Handeln der Staaten immer nur die gleiche Profit- und Interventions-Logik. Krieg und Frieden erscheinen stets nur als Mittel derselben Strategie mächtiger Konzerne und ihrer Vasall_innen von Staaten nach Befriedigung ihrer Interessen. Somit dient der Begriff des Imperialismus den Antiimperialist_innen stets als moralischer Ausdruck für die Übel in der Welt, welche jedoch dem Kapitalismus immanent sind. Der Weltmarkt – samt der auswärtigen Politik – wird nicht als die Konsequenz des kapitalistischen Privateigentums und des bürgerlichen Staates, sondern nur als eine Veränderung des Kapitalismus gefasst. Insofern überrascht es auch nicht, dass die “Hauptstadtantifa” (Antifaschistische Linke Berlin, kurz: ALB) in ihren antiimperialistischen Aufruf gegen die Mandatsverlängerung eine “gerechte Gesellschaft weltweit” fordert [2]. Jedoch liegen im “Weltmarkt” allgemein keine harmonischen Austauschbeziehungen vor, was wohl im bürgerlich-antiimperialistischen Verständnis als “gerecht” verstanden wird. Denn selbst der “gerechteste”, formal gleichberechtigte “Term of Trade”[3] geht zu Lasten des aufs Ganze betrachtet schwächeren, d.h. weniger produktiven Handelspartners. Dessen Kapitale sind zu klein, sein Kredit zu gering, und sein einziger Wettbewerbsvorteil – billige Lohnarbeit – ist notorisch wachstumsschwach. Doch angesichts der Entwicklungsdynamik des Kapitalismus ist für die meisten dieser ökonomisch unterlegenen Staaten die Öffnung und Produktion für den Weltmarkt die einzige Möglichkeit, überhaupt an Technologie und Kapital zu kommen – und schließlich sind diese Grundvoraussetzungen jeder eigenständigen Produktivitätsentwicklung.

Der Ökonomismus des Antiimperialismus liefert die moralisierende Abspaltung der Staatenkonkurrenz vom Kapitalismus. Als “schlecht” befundene Resultate der bürgerlichen Gesellschaft, wie Militarisierung der Gesellschaften und Kriegsführungen, werden externalisiert in Begriffe wie Imperialismus, Globalisierung oder Neoliberalismus. Doch diese Moralisierung ist im Kern nichts anderes als die Affirmation des falschen Ganzen, es ist das Gegenteil einer materialistischen Analyse des Staates und des Weltmarktes, die zumindest Kommunist_Innen zu Gebote stände.

Nieder mit der Völkerfreundschaft! Hoch die antinationale Solidarität!

Der Antiimperialismus lebt von der , dass bestimmte Arten des Nationalismus eine fortschrittliche Funktion hätten. Der Ursprung dieser Vorstellung entstammt aus der historischen Verbindung von Agrarrevolutionen und der Nationenkonstitution seit der französischen Revolution 1789. Die Landfrage war stets, auch zur Zeit antikolonialen Bewegungen in den 50er und 60er Jahren, mit der Frage der Erringung des Staatsbürger_innen-Status in die vermeintliche Auflösung als unabhängige Nation verknüpft. Zur Blütezeit der antikolonialen Revolten mag es daher ausgesehen haben, als seien die nationalistischen Bewegungen sozialrevolutionär aufgeladen. Doch schon damals wie heute galt ein unversöhnlicher Gegensatz – der zwischen Kommunismus und Nation!

In der antiimperialistischen Stilisierung des “Volkes”wurden und werden jedoch die Opfer von Krieg, Kolonialismus und Besatzung immer zugleich als objektiv antiimperialistisch und als Widerstandsgemeinschaft phantasiert. Unter dieser Perspektive erschien die Herrschaft aufgespaltet in eine, die den Beherrschten als wesensfremde – d.h. als imperialistische – und in eine authentische – d.h. autochthone Herrschaft – über die ‚Eigenen’, die in dem antiimperialistischen Schwulst von der “Souveränität”mit dem Prädikat “fortschrittlich” fetischisiert wird.

Der Antiimperialismus war somit nur das geistige Echo der allgemeinen Tendenz kapitaler Vergesellschaftung. Die Geschichte zeigte jedoch, dass die Erfahrungen abtrünniger Regionen und Nationen, von einer Zentralgewalt “”und ausgebeutet worden zu sein, nicht bedeuteten, dass es ihnen in der “ängigkeit”besser ginge. “ängigkeit” bedeutet in der Welt des Kapitals vor allem, dass sie sich der globalen Konkurrenz auf eigene Rechnung, und damit auf eigenes Risiko stellen konnten. Selbst der, der Rohstoffe zu verkaufen hatte, sah sich bald den unfreundlichen Konjunkturschwankungen der Weltmarktkonkurrenz ausgesetzt.

Der Antiimperialismus war und ist deswegen dazu verdammt, die Frustrationen des nationalen Hoch- und Gemeinschaftsgefühls durchzumachen. Diese Frustrationen sind der Nährboden des banalen, immer ein wenig verzweifelten Alltagsnationalismus und in vielen Regionen der Welt inzwischen die Flucht in das vermeintliche Heil der “Umma” (Nation der Gläubigen).

Da der Islamismus aber ganz offenkundig mit sozialer Revolution nichts am Hut hat, sondern sich als permanenten Kampf gegen vermeintliche Gemeinschaftsschädlinge ausweist, hadern heutige Antiimperialist_innen insbesondere in ihrem Verhältnis zu jenem Kampf. Denn wo den Antiimperialist_innen auf der einen Seite der “gerechte Kampf gegen die Unterdrücker und Besatzer” angeblich ins Auge springt, finden sich anderseits stets der Antisemitismus, die Frauenunterdrückung und das genaue Gegenteil einer “freien Assoziation freier Individuen”. (K.Marx).

Im globalen Weltordnungskrieg scheint die Dynamik dahin zu steuern, entweder für den Westen und dessen Ideologie der Menschenrechte oder für den Islamismus Partei ergreifen zu müssen. Der Kampf der Kulturen tobt nicht nur bei Huntington oder der Bild-Zeitung; längst ist er Teil des Repertoires antiimperialistischer Postillen von Junger Welt und der Antiimperialistischer Koordination Wien geworden. Jedoch sind “Menschrechts-Imperialismus” und “Islamismus” keineswegs unversöhnliche Gegensätze; sie sind jeweils ideologischer Ausdruck eines Weltkrisenprozesses, der die Demokratie als objektive Staatideologie im Zentrum und notwendigerweise die Barbarei an der Peripherie zur Geltung bringt.

Denn mit dem Ende des Sowjetreiches und der Integration der letzten Winkel der Erde in den totalen kapitalistischen Weltmarkt ist jede Bedingung der Möglichkeit, dass die Unterwerfung des Einzelnen unter das staatliche Diktat der “nationalen Selbstbestimmung” wenigstens eine Verbesserung des allgemeinen Lebensstandards als ihr Abfallprodukt mitliefert, endgültig vorbei. Fast alle Staaten der sog. “Dritten Welt” teilten dasselbe Schicksal: ihre Nationalökonomien wurden nach Maßgabe der Weltmarktproduktivität zu wertlosem Schrott erklärt. Einander befehdende Banden und Cliquen versuchen entweder die letzten verwertbaren Reste der Ökonomie an internationale Konzerne zu verscherbeln, oder sie empfehlen sich als kompetente Verwalter und Vollstrecker des Massenelends.

Die Tatsache, dass in vielen Regionen der Welt vor und insbesondere nach 1989 keine reproduktive Ökonomie entstand, führt zur allgemeinen Frustration der althergebrachten nationalen Befreiungsutopien. Wo sich als Ideal nur noch die Verwaltung von Elend anschickt, sind die adäquatesten Formen “nationaler Befreiung” nur noch völkische oder religiöse Phrasen sowie praktisch barbarische Schlächtereien.

Der Islamismus spielt in dieser Konstellation moralischen “Antikapitalismus” und “Modernisierungsbewegung” zugleich. In dem Moment, wo die gesellschaftliche Verbindung über den Markt nur mehr partiell funktioniert und es zum Zerfall der Gesellschaft kommt, avanciert der Islamismus, neben der unmittelbaren Repression durch die Staatsgewalt, zur zweiten vermittelnden Kraft; einer Kraft, die einen ideologischen und institutionellen Zusammenhalt der KonkurrentInnen herzustellen vermag. Durch sein Doppelwesen als personalisierter Antikapitalismus und moralistisches Untertanenbewusstsein, ist der Islamismus dazu prädestiniert, die adäquate Krisen-Staatsideologie zu sein.

Das scheinbare Dilemma des heutigen Antiimperialismus, sein Hadern mit den offen “reaktionären Befreiungsbewegungen” erweist sich bei Betrachtung seines materialistischen Grundes als Übergang zur weiteren Regression in völkische oder religiös-fundamentalistische Ideologie. Die alten antiimperialistischen Legitimationen der Staatsmacht unter den Schlagwörterb von “fortschrittlicher Entwicklung” vergammeln heute ohne Erdölvorkommen oder IWF-Kredit auf den Friedhöfen staatsaffirmativer Ideologien. Wo einst der Antiimperialismus dem “linken Nationalismus” frönte, dass das gute kämpfende “Volk ” als Synonym für ein versöhntes Kollektiv anbetete, in der jede/r Einzelne_r in absoluter Identität mit “Volk” und authentischer Herrschaft aufgegangen wäre, bleibt nun nichts als antiziganistisches Pogrom in Ungarn oder (Frauen)Steinigung im Iran.

Das klassische antiimperialistische Projekt der “nationalen Befreiung” hat seine Tage schon lange hinter sich, es wartet nur noch der Islamismus sowie andere Schlächter-Ideologien in den Köpfen der “guten Völker” auf die Kämpfer für eine “gerechtere Welt”.

Dies heißt nicht, den Kampf gegen das Elend der Welt aufzugeben, es gilt den Kampf Ums Ganze zu beginnen! Die Kritik an den kapitalistischen Produktionsverhältnissen muss aber auch eine Kritik an den ideologischen Denkformen sein, in denen sich das historisch Gewordene und gesellschaftlich Hervorgebrachte in den Köpfen der Menschen zum scheinbar Ursprünglichen, Natürlichen oder Göttlichen verkehrt und verselbständigt. Der Kapitalismus ist ein gesellschaftliches Verhältnis – von Menschen hervorgebracht – und als solches auch von den Menschen überwindbar.

“Sehen Sie, waren das nicht lebendige Tiger, eisenharte Tiger, echte Tiger? Letzten Endes aber haben sie sich in Papiertiger, in tote Tiger, in butterweiche Tiger verwandelt. Das sind historische Tatsachen. Hat man denn das alles nicht gesehen und gehört? Wahrlich tausendmal und aber Tausende Male! In Tausenden und Zehntausenden von Fällen! Somit muß man von ihrem Wesen her, aus einer langen Perspektive, in strategischer Hinsicht den Antiimperialismus als das betrachten, was er in Wirklichkeit ist – ein Papiertiger. Darauf müssen wir unser strategisches Denken gründen. Anderseits sind sie aber wiederum lebendige, eisenharte, wirkliche Tiger, die Menschen fressen können. Darauf müssen wir unser taktisches Denken gründen.” Moa Tee Pung 2011

Antiimperialistische Denkblockaden einreißen!

Für den Kommunismus heißt es: Es geht Ums Ganze!

Eine Flugschrift des Antifa AK Köln

no-racism.de | twitter.com/antifa_ak_koeln


[1] Aufruf zur Mandatsverlängerung und zur Siko Antifaschistisches / Antimilitaristisches Aktionsbündnis hier zu lesen

[2] ALB 2011 Bundeswehr raus aus Afghanistan

[3] Der Begriff Terms of Trade (TOT) bzw. Einfuhrtausch- verhältnis oder Realaustauschverhältnis bezeichnet eine volkswirtschaftliche Maßzahl für das reale Austauschverhält- nis zwischen den exportierten und den importierten Gütern eines Landes

Antinationalismus und völlige Vergeistigung

@sufa 23.01.2011 - 16:35
Zu "Nieder mit der Völkerfreundschaft! Hoch die antinationale Solidarität!"

Nur eine kleine Anmerkung:

Ich kann kein Diplom schreiben, wenn ich keine Grundkurse besucht habe, also keine Basics habe.

Oder:

Ich kann keinen Menschen operieren, wenn ich keine medizinischen Erfahrung/Ausbildung habe

Oder:

Ich kann keine solidarische Weltwirtschaft organisieren, wenn ich die Identitäten anderer weltoffenen, solidarischen und antirassistischen Kulturen negiere.
Da hat die Sowjet-Union schon genug Mist verzapft.

Euer "Antinationalismus" ist andererseits ein Kulturalismus der westlichen Industrie-Nationen.

Alles hat seine Zeit

Denkt mal darüber nach...

Schön wie...

Dany 23.01.2011 - 18:01
Die Antisemiten in Reih und Glied Idiotische Forderungen und Parolen repräsentieren

Der nützliche Idiot des Tages heisst Dany

No Fun 23.01.2011 - 18:22
Dany, du hast offensichtlich überhaupt keine Ahnung, was Antisemitismus ist. Bitte tue allen den Gefallen und informier dich mal darüber.

Deine an den Tag gelegte Haltung ermöglicht es, dass es bald unmöglich in diesem Land sein wird, gegen wirklichen Antisemitismus mobilisieren zu können. Damit spielst du ganz anderen Interessen in die Hände.

Bitte nicht die Begriffe verwässern. Danke.

guter beitrag

klaus 25.01.2011 - 03:15
beitrag des ak internationalismus bei der ig-metall hat mir sehr gut gefallen. eine gute analyse der rolle der gewerkschaften und der möglichkeiten linker interventionen