HH: Wenn Burschenschaften feiern...

Felix Krebs 12.01.2011 10:14 Themen: Antifa Antirassismus Kultur
...möchte ein leitender Mitarbeiter des NDR auf Nazis nicht verzichten

Wie in jedem Wintersemester möchte die „Vereinigung Hamburger Akademikerverbände“ (VHA), ein Zusammenschluss von Hamburger Studentenverbindungen, ihren Verbändekommers feiern. Wegen der Beteiligung von rechten schlagenden Verbindungen aus dem „Hamburger Waffenring“ (HWR) gab es in den letzten Jahren immer wieder Proteste dagegen. 2009 wurden der VHA von der Handwerkskammer die Räumlichkeiten gekündigt und auch das ersatzweise angefragte Hotel Intercontinental lehnte dankend ab. Die Feier musste komplett ausfallen, da die VHA ihrerseits nicht auf die Auslandung der umstrittenen Burschenschaft Germania verzichten wollte. Jetzt ist für Anfang 2011 wieder die gemeinsame Feier von Burschen und Alte Herren avisiert. Für die Teilnahme von Neonazis aus den Reihen der Germania macht sich hinter den Kulissen Horst Szychowiak, ein ranghoher Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks, stark.
Sollen Nazis mitfeiern?

Die Germanen aus der Sierichstraße sind selbst in korporierten Kreisen umstritten. Regelmäßig treten Redner in ihrem Haus auf, die auch vor NPD und anderen neofaschistischen Organisationen referieren. Das Hamburger Abendblatt titelte 2009 „Proteste gegen Treffen der Neonazis“ als StudentInnen gegen den Auftritt von NPD-Redner Björn Clemens im Germanenhaus mobil machten. Im Sommersemester 2010 hielt Germanenbruder Andre Busch in dem Haus einen Vortrag zum Thema „Politischer Kampf in der Weimarer Republik.“ Busch hatte 2008 ein Buch über die so genannten Blutzeugen der NS-Bewegung, also die in der Weimarer Republik umgekommenen Straßenkämpfer der ersten Stunde, in einem einschlägigen Verlag veröffentlicht. Mit diesem Buch war Busch seit 2 Jahren auf Vortagstour, was ihm einen ausführlichen Artikel des Verfassungsschutzes einbrachte. In den vergangenen Jahren gab es auch immer wieder Burschen der Germania, die zugleich bei der NPD oder anderen neofaschistischen Organisationen mitmischten.
Um unliebsamer Kritik zu entgehen, beschlossen die anderen Studentenverbindungen in den Jahren 2006 und 2008 die Germanen lieber vom gemeinsamen Verbändekommers auszuladen. Intern gab es darüber allerdings Streit in der VHA, was dazu führte, dass man 2009 lieber gänzlich auf die gemeinsame jährliche Feier verzichtete, als sich von der Germania zu distanzieren. Auf die jahrelang gebuchte Handwerkskammer musste man verzichten, weil deren Pressesprecherin Ina Diepold gegenüber der Hamburger Morgenpost erklärte, man sei grundsätzlich für Veranstaltungen auf Basis der demokratischen Grundordnung offen. "Die Veranstaltung des Verbändekommerses passt nicht in diesen Kontext und findet bei uns nicht statt".

Ein einflussreicher Sprippenzieher

Wenn die Germania ausgeladen wurde, dann blieb auch jedes Mal die schlagende „Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock“, Mitglied des HWR und des Dachverbandes Coburger Convent (CC) den Feiern aus „Solidarität“ fern. Denn Meckis und Germanen pflegen seit Jahrzehnten sehr freundschaftliche Beziehungen, schlagen gemeinsam Mensuren und sind sich nicht nur örtlich (ebenfalls in der Sierichstraße), sondern auch politisch ziemlich nahe. So verwundert es wenig, dass ein Alter Herr der Landsmannschaft sich innerhalb der Hamburger Studentenverbindungen für die erneute Teilnahme der Germanen stark macht. „Ich sehe keine Veranlassung, von dieser aus guten Gründen getroffenen Beschlussfassung abzuweichen“ schrieb Horst Szychowiak Ende Oktober an den Vorsitzenden der VHA Ernst Riechert, der den Festkommers organisiert sowie an führende Alte Herren aus Hamburg. „Es kann auch keine Lösung sein, Hamburger Germanen klammheimlich an der Veranstaltung teilnehmen zu lassen,“ dies sei den völkischen Burschen nicht zu zumuten.
Horst Szychowiak war lange Zeit oberster Alter Herr der Mecklenburgia, sorgte hier für einen strammen Rechtskurs und hat einigen Einfluss innerhalb der Hamburger Studentenverbindungen. Sein Einfluss wirkt allerdings auch außerhalb der Schmissträger, denn Szychowiak war nicht nur Bürgerschaftsabgeordneter für die CDU, sondern ist Anti-Korruptionsbeauftragter und Leiter der Revision beim Norddeutschen Rundfunk. Diesen Sommer wurde Szychowiak dafür bekannt, dass er mit einem „Alsterkreis“ innerhalb der CDU schon vor der Aufkündigung der schwarz-grünen Koalition gegen die geplante Schulreform agitierte.

Braune Mecklenburgia

Während die Burschenschaft Germania mit ihren Nazi-Rednern bewusst regelmäßig provoziert, damit Aufmerksamkeit erlangt und darüber auch akademische Rechte anlockt, versteht es die Landsmannschaft Mecklenburgia geschickt im Hintergrund zu bleiben. Die Grenzen zur extremen Rechten sind allerdings auch bei dieser Verbindung fließend.
1993, Horst Szychowiak fungierte als Vorsitzender der Alten Herren, schrieb der Verfassungsschutz in einem vertraulichen Informationsbericht: „ Als
zumindest rechtsextremistisch beeinflußt hat ebenso die 'Landsmannschaft
Mecklenburgia' zu gelten." Im selben Jahr sorgte ein anderer Alter Herr der Mecklenburgia für einen Eklat. Professor Dieter Wiebecke lobte bei einer öffentlichen Feier den „Opfergang der 6. Armee“ vor Stalingrad 1943 als Symbol für den „ethischen Wert ihrer beispiellosen Hingabe und Opferbereitschaft“ und empfahl die Nazi-Wehrmacht als Vorbild für die heutige Jugend. Diese Worte waren selbst für Teile des Dachverbandes Coburger Convent zu viel, und führten zu heftigen internen Debatten. Horst Szychowiak allerdings schrieb dazu in den CC-Blättern, man lehne eine „Zensur der offiziellen Reden“ ebenso ab, wie einen „Katalog von zu vermeidenden Reizwörtern und - Themen“. 1996 hatte dann Hanno B. die seltene Ehre namentlich im Hamburger Verfassungsschutzbericht erwähnt zu werden. Er war zu diesem Zeitpunkt aktiver Bursche der Mecklenburgia und organisierte für den neurechten „Hamburger Kreis“ Veranstaltungen mit Verbindungsstudenten und Neonazis.
Seit Jahren tauchen im Veranstaltungsprogramm der Mecklenburgia immer wieder Referenten der sog. Neuen Rechten auf. Erst am 3. Dezember 2010 war Ex-Generalmajor Gerd Schultze-Rhonhof ins Haus der Meckis zum Vortrag „Das tschechisch-deutsche Drama 1918-1939“ mit anschließender Feuerzangenbowle geladen worden. Der Geschichtsrevisionist referierte und veröffentlichte ebenfalls für Organisationen und Medien, die vom Geheimdienst als rechtsextremistisch eingestuft werden.
Seit zwei Jahren finden zusätzlich rechte Veranstaltungen im Mecklenburgia-Haus unter dem Titel „Hamburger Freiheitsgespräche“ statt. Sie werden veranstaltet von einer „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e. V.“, laut Politikwissenschaftler Prof. Wolfgang Gessenharter ein „wichtiges Scharnier zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus“. Zu den Veranstaltungen im Haus von Szychowiaks schlagender Verbindung melden sich neben Korporierten auch Mitglieder von neofaschistischen Vereinigungen an, wie z.B. Björn J. Neumann der aktuell für die NPD auf Platz zwei zur Bürgerschaftswahl in Hamburg antritt.
Während die Türen des Verbindungshauses nach rechts weit offen stehen, müssen andere Menschen draußen bleiben. Die Prinzipien der Verbindung gebieten, dass Frauen, Zivildienstleistende und „Ausländer in unserer Gemeinschaft nicht aufgenommen werden können,“ wobei der „lockere Umgang Deutschlands bei der Vergabe seiner Staatsangehörigkeit“ angemahnt wird. In diesen Kreisen gelten nämlich nach wie vor völkische Prinzipien, wenn es um das Nationenverständnis geht.
Dieses eindeutige Bekenntnis wird allerdings von der Mecklenburgia, ebenso wie die aufschlussreiche Referentenliste, seit ein paar Jahren nicht mehr öffentlich im Internet verbreitet. Dies wäre für Herrn Szychowiak und einige andere Alte Herren der Hansestadt dann wohl doch zu kompromittierend.
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Ergänzungen

mehr zum thema

hans 12.01.2011 - 12:26
gibts z.B. hier:  http://fuchsjagd.blogsport.de/materialien/
Reader der ag5 Marburg, der antifa f und weitere Infos gesammelt

noWKR 2011

vienna 12.01.2011 - 12:57
Am 28.1 findet in Wien der WKR-Ball statt. Es handelt sich dabei um das größte Burschi Event im deutschprachigen Raum und gilt als wichtiges Vernetzungstreffen der europäischen extremen Rechten.

Infos zu den Gegenprotesten:
 http://nowkr.at/
 http://anbw.blogsport.eu/

noch eine Ergänzung

vienna 12.01.2011 - 13:31
zu den deutschnationalen Burschenschafter in Österreich. Sie sind im allgemeinen noch um einiges rechter als die Burschenschaften in Deutschland.Die Burschenschaft Olympia, eine der rechtesten im gesamten Spektrum stellt in Österreich sogar den 3.Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ). Des weiteren sind so gut wie alle bekannte rechtsextremen in Österreich burschenschaflich organissiert (oder waren es).Ein guter Text dazu von der Rosa Antifa Wien zum letzten WKR Kommers im November



Völkisches Kellertreiben
Von aktuellen und kontinuierlichen Umtrieben völkisch-deutschnationaler Verbindungen.

Am Wochenende 19.-21. November findet in Wien ein Kommers des Wiener Korporationsrings (WKR) statt. Der WKR vereint über zwanzig Studentenverbindungen von "national-freiheitlich" bis offen rechtsextrem. In jüngerer Vergangenheit sind der WKR und die in ihm organisierten Burschenschaften durch (Proteste gegen) den WKR-Ball Ende Jänner sowie den dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf, Alter Herr der Burschenschaft Olympia, und seinen (teils nun ehemaligen) Mitarbeitern auf breiteres öffentliches Interesse gestoßen.

Das dieses Wochenende stattfindende Burschenschafter-Event fällt dabei mit dem 143. Stiftungsfest der Burschenschaft Oberösterreicher Germanen in Wien sowie dem 150. Stiftungsfest der Wiener Akademischen Burschenschaft Silesia zusammen. Während erstere derzeit den Vorsitz des Wiener Korporationsrings stellt, feiert mit der Silesia ausgerechnet eine Burschenschaft ihr schon viel zu langes Bestehen, die sich in jüngster Zeit – mutmaßlich aufgrund der herannahenden Jubiläumsfeierlichkeiten – eifrig bemühte, der Olympia den Stellenwert als am weitesten rechts außen stehende Studentenverbindung Österreichs streitig zu machen.

Gute Zeiten, Schlechte Zeiten

Im März diesen Jahres veranstaltete die Silesia – in Eigendefinition eine "Schule der Ehre, der edlen Sitte und des Mannesmutes" – eine Party in einem Gürtelbordell, dessen Besitzer kurz darauf u. a. wegen des Vorwurfs des Frauenhandels verhaftet wurde. Dazu passend brachte schon der Einladungsflyer für die Veranstaltung das sexistische burschenschaftliche Verständnis von der Rolle der Frau (gefügig, konsumierbar und möglichst nackt) in aller zu erwartenden Ekelhaftigkeit auf den Punkt. Für größeres mediales Aufsehen sorgte allerdings der Umstand, dass im Verlauf des Abends dem Silesen Hubert Keyl, der nach Angaben von Bundesbrüdern seine Ehefrau Elisabeth attackiert hatte, von der lokaleigenen Security das Gesicht zertrümmert wurde – und dass Elisabeth Keyl, ihres Zeichens Sekretärin Heinz-Christian Straches, schließlich Ex-VAPO-Kader Gottfried Küssel als Verstärkung rief. Bei Hubert Keyl handelt es sich um den persönlichen Referenten von Nationalratspräsident Martin Graf und einen einst (?) Vertrauten Ewald Stadlers, was neben den Geschehnissen bei der Silesia-Feier mutmaßlich mit ein Grund zum Ausschluss aus der eher FPÖ-treuen Silesia führte. Stadlers aktueller Mitarbeiter Patrick Blackmore hingegen trat gleich freiwillig aus, um vor dem verbindungsinternen Scherbengericht nicht gegen Keyl aussagen zu müssen.

Eine illustre Gesellschaft...

Anfang November nahm dann eine breitere Öffentlichkeit Notiz von den braunen Umtrieben eines anderen Silesen: Benjamin F. heißt der "feine Herr Neonazi" (O-Ton Ewald Stadler), dessen Vater in seinem Brotberuf als Verfassungsschützer gegen eben jene neonazistische Clique rund um Alpen-Donau hätte ermitteln sollen, in deren Umfeld sich sein Sohn seit Jahren mutmaßlich bewegt. Dieser Umstand dürfte den schleppenden Fortgang der Ermittlungen gegen die neonazistische Webseite und ihr Umfeld zum Teil erklären. Diesen Veröffentlichungen folgte bald eine Aussendung der Silesia, in der sie erklärte, F. jun. ausgeschlossen zu haben und sich gegen die Annahme, sie hege Sympathien oder unterhalte gar Kontakte zu neonazistischen Kreisen verwahrte. Offen bleibt damit, wie den Angehörigen einer derart NS-abholden Verbindung über Jahre einschlägige Aktivitäten ihres Bundesbruders entgehen konnten, die inzwischen bereits denkbar Außenstehenden (wie der ÖH an der Universität Wien oder dem antifaschistischen Bündnis noWKR) aufgefallen waren. Ebenso verblüffend ist wie einer, der etwa mit, teils korporierten, rechtsextremen Kameraden im Mai 2009 eine Veranstaltung mit Ariel Muzicant am Juridicum durch antisemitische und NS-verherrlichende Zwischenrufe beinahe sprengte, von den Silesen gar zum Sprecher (und damit ihrem Vertreter nach außen) gewählt werden konnte. Unbeantwortet bleibt auch wieso F. noch bis vor kurzem als "Aktiver" mit exquisiten Hosenträgern in den – wohlwollend interpretiert – preußischen Farben schwarz-weiß-rot auf der Silesia-Website posieren konnte und ob dem Ausschluss F.s nun auch die Chassierung jener Silesia-"Fuxen" folgt, die Stadler zufolge in den "versuchten Schmuggel vollautomatischer Waffen nach Österreich" involviert sein sollen (und was mit diesen Waffen etwa geplant gewesen sein mag).

Dabei ist Benjamin F. mit seinem einschlägigen Interesse in der Silesia nicht alleine: So war auch Michael U. Teil jener Gruppe um F., Sebastian Ploner und den Küssel-Vertrauten Felix Budin, die im Herbst 2008 eine antifaschistische Demonstration attackierte. Ebenfalls mit dabei ein gewisser Martin S., der laut Medienberichten im Verdacht steht, lange Zeit die Administration von Alpen-Donau.info inne gehabt zu haben. Silesias Alter Herr und Landesgeschäftsführer der FPÖ Wien Hans-Jörg Jenewein referierte 2008 für die – in der Diktion des Verfassungsschutzes – ausgeprägt NS-affine Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP). Auch Karl Eggl, der für die FPÖ die Kontakte zur Hardcore-antisemitischen und antiziganistischen Jobbik in Ungarn pflegt und gleichzeitig dem freiheitlichen Nationalrat Werner Neubauer den Kaffee kocht, ist Teil des jüngst so fragil erscheinenden "Lebensbundes".

Diese Beispiele alleine aus der Silesia stellen eindrücklich dar, wie förderlich Burschenschaften für völkisch-deutschnationales Gedankengut sind. Würde die Silesia diese Personen ebenso wie Benjamin F. ausschließen würde sich in Bälde die Frage stellen, wer eigentlich der Vereinsbehörde die Auflösung der Burschenschaft anzeigen soll – oder aber ob die Silesia möglicherweise gar kein Problem mit Rechtsextremismus hat, sondern selber eines ist?

... in illustren Räumlichkeiten

Eine ehrwürdige Gesellschaft wie diese Burschenschafter bedürfen klarerweise eines besonderen Rahmens: Da der WKR-Ball im Jänner in den imperialen Räumlichkeiten der Wiener Hofburg abgehalten wird verwundert es nicht, dass WKR-Kommers am Samstag Abend im Wiener Rathauskeller stattfinden wird. Dass ein rechtsextremer Kommers im Untergeschoss des Rathauses im "Roten Wien" ohne Protest, etwa seitens der SPÖ-geführten Stadtregierung mit kürzlicher Beteiligung der Grünen ablaufen kann, mag auf den ersten Blick verwundern. Aber schon bei der Demonstration gegen den WKR-Ball 2010 zeigte die Stadt Wien und somit die SPÖ eindrücklich, dass von ihrem Antifaschismus jenseits von Lippenbekenntnissen und leeren Phrasen wenig zu erwarten ist. Im Gegenteil, die SPÖ scheint rechtsextreme Veranstaltungen zu protegieren: Jegliche Form einer Kundgebung oder gar Demonstration gegen den rechtsextremen WKR-Ball wurde untersagt. Als sich trotzdem etwa tausend Aktivist_innen am Europa-Platz einfanden, griff die Polizei zu – in Wien in den vergangenen Jahren einmalig – harten Mitteln: Die gesamte Demonstration inklusive zufällig anwesender Passant_innen wurde eingekesselt und am losgehen gehindert, weiters wurden zwei Wasserwerfer aufgefahren und zig Demonstrant_innen mit Pfefferspray und körperlich attackiert. Das abgesperrte Areal durfte nur nach schikanöser Personalienfeststellung verlassen werden – eine Prozedur, die Stunden dauerte. Seitens der Polizei wurde verlautbart, die Anweisung die Demonstration auf jeden Fall zu unterbinden käme "von ganz oben". Und ganz oben in diesem Sinne, das steht außer Zweifel, ist in Wien die SPÖ und allen voran Bürgermeister Michael Häupl.

Quote mal anders

Das Rathaus ist freilich auch aus einem anderen Blickwinkel interessant: Nicht erst seit der Gemeinderatswahl im Oktober besteht ein Gutteil des FP-Rathausklubs aus völkisch Korporierten. Die Freiheitlichen Partei ist damit (wie zunehmend auf allen Ebenen) stark in der Hand der Burschenschaften. Besonders stark vertreten ist etwa die Burschenschaft Aldania mit Dominik Nepp (RFJ-Obmann), Johann Herzog (Obmann-Stellvertreter des Vereins zur Pflege des Grabes des Nazi-Fliegers Walter Nowotny), Eduard Schock und anderen. Aber auch die Burschenschaft Olympia ist vertreten, durch Dietbert Kowarik und Alfred Wansch.

Daran wird sichtbar wie Burschenschaften es ermöglichen rassistische, antisemitische, sexistische und homophobe Einstellungen in parteipolitische Gremien und andere Gesellschaftsbereiche zu tragen – oft wird ihre Rolle auch als Scharnierfunktion beschrieben. Angesichts der aktuellen Verfasstheit des völkisch-deutschnationalen Lagers sind jegliche Trennungen und Grenzziehungen zwischen offen neonazistischen auf der einen und parlamentarisch Organisierten Rechtsextremen auf der anderen Seite jedoch nur noch mit viel Fingerspitzengefühl zu finden. Und der weiteren Vernetzung dieses Lagers - vermutlich auch über die Grenzen von Österreich und Deutschland hinaus, es war z.B. Jean-Marie Le-Pen in der Vergangenheit Gast beim WKR-Ball - wird auch der anstehende WKR-Kommers dienen.

{rosa antifa wien}

Horst Szychowiak beim NDR

. 12.01.2011 - 18:11

Repression 2010

tante milli 12.01.2011 - 22:32
Letztes Jahr wurde die noWKR Proteste mit einer Wellle an Repression überzogen. Es gab insgesamt 673 Anzeigen gegen DemonstrantInnen. Gerade deshalb ist es heuer wichtig ein kraftvolles und solidarisches Zeichen zu setzen. Kommt nach Wien und unterstützt uns gegen die Burschikacke!


kurzer Videorückblick auf die noWKR Proteste 2010:
 http://www.youtube.com/watch?v=XPIAtsSQXSo

Ein Aufruftext: [wien] WKR-Ball angreifen! Antinationale Demo zum WKR-Ball
 http://linksunten.indymedia.org/de/node/31792

Für Menschen die nicht aus Wien kommen - Anreise // Schlafplätze
 http://anbw.blogsport.eu/anreise/

danke

tut nix zur Sache 13.01.2011 - 16:04
erstmal für den Artikel und vor allem auch den Kommentar zu den Wiener Verhältnissen.

Ich möchte gern aus Dresdener Sicht etwas beitragen. Von Menschen, die dort studieren, wurde im Dezember letzen Jahres eine Publikation zu Burschenschaften in Dresden und anderswo veröffentlicht.

Hier zu sehen:
 http://www.addn.me/freiraeume/ein-alter-hut-%E2%80%93-kritik-studentischer-verbindungen-in-dresden/

Coburger Convent und Burschenschaften jederzeit und überall verhindern!

Abendblatt...

...berichtet 16.01.2011 - 12:29
Wie weit rechts darf der Korruptionsbeauftragte des NDR stehen? Diese Frage wird derzeit kontrovers im Sender diskutiert. Anlass ist ein Text des Autors Felix Krebs über den NDR-Korruptionsbeauftragten Horst Szychowiak , der in mehreren Internetforen kursiert. Szychowiak ist Mitglied der Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock, einer schlagenden Verbindung. 1993 hieß es in einem internen Bericht des Verfassungsschutzes, die Landsmannschaft sei "rechtsextremistisch beeinflusst". Damals war Szychowiak Vorsitzender ihrer Alten Herren. In einem offiziellen Verfassungsschutzbericht tauchte die Verbindung aber nie auf. Krebs wirft Szychowiak vor, dass er sich für die Burschenschaft Germania einsetzt, die als NPD -nah gilt. Die Vereinigung Hamburger Akademikerverbände wollte die Germania von ihrem Verbändekommers ausschließen, weil zuletzt wegen der Teilnahme rechtsextremer Burschenschaftler kein Veranstaltungsort gefunden werden konnte. Szychowiak lehnt dies ab. Er sagt, die Germania habe zwar in den 90er-Jahren ein Problem mit Rechtsextremen gehabt, könne heute aber nicht mehr NPD-nah genannt werden. Allerdings war noch 2009 bei einem sogenannten "Reichsgründungskommers" der NPD-Redner Björn Clemens bei der Germania aufgetreten. Die Senderspitze hat kein Problem mit Szychowiaks Engagement für schlagende Verbindungen: "Private Betätigungen, soweit sie rechtlich zulässig sind, fallen unter die Meinungs- und die Vereinigungsfreiheit", sagt ein NDR-Sprecher.

Infos zum CC

akzc 17.01.2011 - 12:00
Unter  http://coburgerconvent.blogsport.de/ finden sich gesammelte Infos zum Coburger Convent und dessen Aktivitäten.
Audiodateien, Berichte, Meinungen zur Mobilisierung gegen studentische Verbindungen.

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purschen — stinken!