Weltfestspiele der Jugend in Südafrika

Antifaschistische Linke Fürth (ALF) 09.01.2011 17:12 Themen: Blogwire Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Vom 13.12 - 21.12.2010 fanden die 17. Weltfestspiele der Jugend und StudentInnen in Tshwane (Pretoria) / Südafrika statt. Unter dem Motto “Let’s defeat imperialism. For a world of peace, soli\darity and social transformation!” trafen sich zwischen 15.000 und 30.000 Jugendliche aus über 140 Ländern.
Hier dokumentieren wir einen Berichte eines Genossen der Antifaschistischen Linken Fürth (ALF), der an den Weltfestspielen in Südafrika teilgenommen hat.
Die Jugendweltfestspiele werden vom Weltbund der demokratishcen Jugend (WBDJ) organisiert. Dieser wurde 1945 nach dem 2ten Weltkrieg gegründet, um einen Beitrag zur Friedenssicherung zu leisten und für Freiheit, Selbstbestimmung, Demokratie und Gleichheit auf der ganzen Welt zu kämpfen. Die ersten Weltfestspiele wurden 1947 in Prag ausgetragen. Seitdem fanden sie regelmäßig ca. alle 4-5 Jahre in verschiedenen Städten wie Moskau, Havanna, Pjoengjang und Ostberlin statt. Die letzten Weltfestspiele wurden 2005 in Caracas/Venezuela organisiert. Der diesjaehrige Austragungsort Suedafrika ist auf Grund der Erfahrungen aus dem Befreiungskampf und dem Sieg über die Apartheid 1994 von grosser politischer Bedeutung. Die Jugendorganisationen der ehemaligen Befreiungsbewegungen und heutigen Regierungsparteien Afican National Congress (ANC) und South African Comunist Party (SACP) sind Mitglieder im WBDJ. Deutsche Mitgliedsorganisationen sind die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) und die Freie Deutsche Jugend (FDJ). An diesem bedeutenden internationalen Jugendevent nahmen ebenso Mitglieder von Gewerkschaftsjugenden und anderen Organisationen wie der Antifaschistischen Linken Fürth (ALF) teil. Die Eröffnung der Weltfestspiele fand im Muripe-Stadion in Atteredgeville statt, bei der u.a. Jacob Zuma (Praesident Suedafrikas) und Julius Malema (Praesident der ANC Youth League) die Delegierten willkommen hießen. Neben dem traditionellen Einlauf aller Delegationen im Stadion wurde eine große Militärparade mit Flugshow und Blaskapelle geboten. In den darauffolgenden Tagen gab es zahlreiche Konferenzen , Seminare und Workshops in denen verschiedene Fragestellungen zu den Themen Imperialismus, Bildung, Rassismus , polit. Verfolgung, Frauen – und Jugendbewegugen u.v.m. diskutiert wurden. Täglich gab es einen Schwerpunkt zu einer der Weltregionen , wobei viele Länderdelegationen den Kampf, die politische Situation oder historische Ereignisse in ihren Laendern aus ihrer Sicht darstellten und erklärten.
Die Jugendorganisationen nutzten die Weltfestspiele auch um bilaterale Gespräche mit anderen Delegationen durchzuführen, bei denen man seine politische Arbeit vorstellte und über mögliche Zusammenarbeit sprach. Daneben gab es immer die Möglichkeit sich an den Ständen der Delegationen über deren Organisation und der Situation im Land zu informieren oder einfache spontan Jugendliche aus anderen Ländern anzusprechen um sich individuell auszutauschen.

Ein wichtiges Thema, dass durchweg auf den Weltfestspielen present war, war die Solidaritaet mit der westsaharawischen Befreiungsbewegung, die sich unter der Führung der Polisario immer noch im Kampf um Unabhängigkeit von Marokko befindet. Viele Westsaharawis leben unter miserablen Bedingungen in Flüchtlingscamps , und sind von ständiger Repression bedroht.
Zahlenmäßig stark präsentierte sich die Delegation aus Südafrikas Nachbarland Simbabwe. Sie erklärten die Notwendigkeit der Landreform, die unter Präsident Mugabe in Simbabwe durchgeführt wurde, um die schwarze Bevölkerung aus der Unterdrückung der Weissen zu befreien. Statt Sanktionen und der Verteufelung des Praesidenten durch westliche Medien riefen sie zur Solidaritaet und Zusammenarbeit auf, um die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu lösen.

Ein Höhepunkt der Weltfestspiele war das 2-tägige antiimperialistische Tribunal, bei der jede Delegation die Möglichkeit hatte, schwerwiegende, durch den Imperialismus verursachte Menschenrechtsverletzungen anzuklagen. Gerade für die Deutschen war die Klage der Namibianischen Delegation interessant und zugleich schockierend. Sie thematisierten den Völkermord der deutschen Kolonialisten und fehlende Entschädigungsbemühungen in Namibia.
Die wenigen Beispiele aus dem vielfältigen Programm, zeigen wie eindrucksvoll dieses Event ermöglicht, einen Einblick auch in fernere Länder und die dortige Politik zu bekommen. In Deutschland werden diese , wenn überhaupt, oft nur vom deutschen Standpunkt aus betrachtet.
Neben den politischen Veranstaltungen wurde natürlich auch viel gefeiert, Musik und Tanzstile aus Südafrika, Cuba, Sri Lanka, Palästina und allen anderen Ländern der Welt vermischten sich und liessen das Festival so einzigartig und unvergesslich werden. Zum ersten Mal in der Geschichte der Weltfestspiele wurde ausserdem ein Fussballturnier organisiert, bei dem der Gastgeber Südafrika als Sieger hervorging und die BefreiungskämpferInnen der Westsahara den zweiten Platz belegten. Schon aus politischen Gründen wurden den Teams der Sieg gegoennt und wurden allgemein gefeiert.
Lasst uns versuchen, den kämpferischen Geist der Weltfestspiele unter den Rest der Jugend der Welt zu tragen, kämpfen wir, solidarisch mit den progressiven Bewegungen der ganzen Welt, gegen Ausbeutung und Unterdrückung, für die Befreiung aller Menschen, for peace, solidarity and social transformation. Let’s defeat imperialism!
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Ergänzungen

Westsahara aus marokkanischem Ansichtspunkt

Tanja Seidemann 10.01.2011 - 10:47
Westsahara ist ein Territorium im Süden Marokko und kein Land in Nordwestafrika. Westsahara wurde nicht von Marokko annektiert beziehungsweise besetzt. Westsahara wurde etappenweise im Madrider Abkommen mit Spanien von Marokko wiedererlangt.

Die „saharawische arabische demokratische Republik“ existiert nur im Internet. Sie wird von vielen Ländern nicht anerkannt und viele Länder haben ihre Anerkennung der fantomatischen Republik zurückgezogen. Die sahrawischen Stämme sind auf vier Länder aufgeteilt, nämlich auf Marokko, Algerien, Nordmali und Mauretanien. Das Referendum ist infolgedessen weder technisch noch politisch anwendbar.

Die Mehrheit der Saharawis lebt im Süden Marokkos und ist innerhalb einer Institution CORCAS vertreten. Die Frente Polisario ist also nicht die alleinige Vertreterin der Saharawis. Es gibt Saharawis, die in Marokko leben und die freiwillig nach Marokko zurückkehren, weil sie unionistisch sind. Und viele Saharawis in den Lagern von Tindouf möchten nach Marokko zurückkehren, werden dennoch darin verhindert, dies zu tun.

Marokko verstößt nicht gegen die Menschenrechte in der Westsahara Polisario zufolge und unterdrückt nicht die saharawischen Stimmen, die Partei für die Selbstbestimmung ergreifen. Im Gegensatz, Marokko hat tiefe Reformen in diesem Bereich eingeführt und hat riesige Schritte unternommen, damit die Menschenrechte eingehalten werden. Marokko verbietet nicht die Meinungs – und Versammlungsfreiheit in der Westsahara. Im Gegensatz, zahlreiche Saharawis, die für den Separatismus sind, besitzen marokkanische Reisepässe und dürfen frei reisen sowie sich frei ausdrücken. Es gibt keine saharawischen politischen Gefangenen. Alle wurden dank der königlichen Amnestie freigelassen. Es ist Polisario, die die Menschenrechte nicht respektiert. Sie hält Menschen in den Lagern gegen ihren Willen gefangen, verbietet ihnen, sich frei zu bewegen, kontrolliert die Flüchtlingslager und unterschlägt die humanitäre Hilfe, die den berechtigten der Lager von Tindouf zugedacht ist, dank derer sie sich bereichert. Die Frente Polisario entbehrt der Bevölkerung in den Lagern von Tindouf ihrer Bewegungsfreiheit und macht sie mundtot. Polisario lässt nicht zu, dass eine Zählung der Bevölkerung der Lager vorgenommen wird. Und Polisario praktiziert die Sklaverei in den Lagern der Bevölkerung gegenüber, die dunkelhäutig ist.

Marokko ist bereitwillig, Alles Mögliche zu unternehmen, damit der Konflikt um die Westsahara zu Ende geht, aber im Rahmen der Autonomie und im Respekt seiner territorialen Integrität. Die marokkanische Regierung tut alles Notwendige, damit die Flüchtlinge der Lager von Tindouf endlich in das Mutterland zurückkehren. Die marokkanische Regierung fordert immer dazu auf, dass die humanitäre Hilfe endlich zu den Berechtigten gelangt, während die Führung der Frente Polisario diese Hilfe unterschlägt und sich weiterhin auf Kosten der Flüchtlinge bereichert.

Marokko hat riesenhafte Investitionen in der Westsahara ausgegeben und Marokko plündert nicht die Ressourcen der Westsahara aus, im Gegenteil Marokko hat ein ehrgeiziges Autonomieprojekt vorgelegt, das eine weitreichende Autonomie den Sudprovinzen gewährt, das von der gesamten internationalen Gemeinschaft als seriöse und glaubwürdige Bemühung seitens des Sicherheitsrates begrüßt wurde und das den südlichen Provinzen ermöglicht, ihre politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Angelegenheiten selbst zu verwalten. Es sind die Frente Polisario und Algerien, die nicht davon was hören möchten, insbesondere Algerien, das behauptet, nicht vom Konflikt betroffen zu sein, und das zur gleichen Zeit die Flüchtlingslager in seinem Territorium beherbergt.

Die vier formellen Runden der Verhandlungen waren ein Erfolg für Marokko. Marokko hat mit Gutgläubigkeit und gutem Willen an diesen Verhandlungen teilgenommen, während die Frente Polisario eine feststehende Position aufgebracht hat, sodass es kaum Bewegung im Konflikt um Westsahara gibt. Marokko streckt der Frente Polisario und Algerien die Hand aus, um zu einer politischen und definitiven Lösung zu gelangen, während die Frente Polisario diese Lösung der weder Sieger noch Besiegten ablehnt und an ihrer Position festhält. Marokko versucht also mit allen möglichen Mitteln, Polisario davon zu überzeugen, dass diese Lösung die geeignete Lösung ist und dass der Plan Backer I und II fürs Immer beerdigt ist.

Es ist äußerst gut, wenn man sich den Kindern der Flüchtlingslager annimmt, das ist eine gute Initiative, die begrüßt werden soll, aber man darf nicht vergessen, dass diese Kinder wie Marionette-Opfer in den Händen der Frente Polisario liegen, dass sie zu propagandistischen Zwecken instrumentalisiert, und deren Leiden sie wie in einem Theaterdrama vorführt, um mehr Hilfe einheimsen zu können. Mehr dazu, diese Kinder leben weit von ihrer ursprünglichen Heimat Marokko und werden nach Kuba deportiert, wo sie in den Feldern tätig werden. Ihr richtiger Platz befindet sich in Marokko, wo sie von der Bildung profitieren können und wo sie sich all ihren Rechten erfreuen können.

interessant

tagmata 10.01.2011 - 16:05
auch, daß der augenmerk auf mißständen lag, wo wir evtl wirklich was bewegen können, statt sich wie in der vergangenheit zum x-ten mal am nahen osten aufzureiben, wo sich die powers that be einfach zu bequem in dem irrsinn eingerichtet haben (linke sollten längst erkannt haben, daß die einzige möglichkeit da was zu reißen unterstützung bei einer der frontübergreifenden graswurzelorganisationen ist. aber die anwesenheit einer menge juden übt halt irgendwie auf deutsche eine fatale faszination aus...)

eine veränderung "von unten" erfordert eine fluide politische situation, denn unter starren machtverhältnissen läßt sich veränderung nur erreichen, wenn mensch mehr macht akkumuliert als die playa. nicht grad links.

und was westsahara angeht: die meinung des monarchistischen folterregimes in rabat ist mal so was von unerheblich für die wahrheitsfindung.

mit einer ausnahme: das problem, daß die polisario eine tendenz aufweist, ihren arsch auf der politischen macht breitzusitzen. das wiederum illustriert den obigen punkt: eine solche situation erfordert es, daß die obrigkeit von unten unter druck gesetzt wird. nicht zwingend in form einer revolution oder so; das ist gar nicht immer nötig. nur dürfen die politischen verhältnisse nicht aufhörten zu tanzen; das gefüge muß fluide bleiben und die politische macht darf niemals so sehr bei einer gruppe akkumulieren, daß diese beginnt jede reale oder vermeintliche konkurrenz erfolgreich auszuschalten. die polisario ist in dieser hinsicht ein kippelkandidat. ein gewisses maß an politischer stabilität ist sicher erstrebenswert aus banalen gründen (es macht das alltägliche leben wesentlich streßfreier), aber wie der (nei)liberale kapitalismus tendiert auch ein politischer "markt" zur konkurrenzvermeidung durch oligopolisierung. und genau wie es notwendig ist, daß die freiheit der unternehmen insofern eingeschränkt wird, wenn kartellbildung und technische stagnation vermieden werdne sollen, ist ein eingreifen der bevölkerung in den politischen prozeß notwendig, um ein erstarren in einem 2-lager-system (linksbürgerlich vs rechtsbürgerlich) zu vermeiden.

zwar wird es immer einen "kampf um die mitte" geben, denn die mehrheit der menschen neigt in den meisten situationen zu moderaten politischen ansichten. dadurch daß institutionen und personen angegriffen und "regierungsunfähig" gemacht werden, bevor sie den staatsapparat unter ihre kontrolle bringen, läßt sich aber auch dann eine fluidität des machtgefüges erreichen, die möglicherweise die beste aller welten darstellt (abgesehen von einer humanistischen anarchie) - daß weder zu wenig macht zur disposition steht noch zu viel, denn im ersten fall ist das resultat "demokratur", im zweiten "populismus". das schlüsselproblem der parlamentarischen demokratie in diesem zusammenhang ist, daß zwar ein regulärer mechanismus existiert, mit dem das individuum seine persönliche macht delegieren kann, aber kein mechanismus mit dem dies wieder rückgängig gemacht werden und die persönliche macht vom individuum entweder neudelegiert oder direkt einbehalten werden kann. die politische theorie kennt als einzigen solchen mechanismus von signifikanter verbreitung die offene revolte, aber es wäre gut wenn es mittel gäbe, schlechte politikerInnen "abzuschießen", ohne sie physisch abzuschießen.

kurz gesagt: als eine dringend notwendige zwischenstufe in der politischen entwicklung sehe ich einen kodifizierten entmachtungsmechanismus, der die defizite des ermächtigungsmechanismus (siehe fdp/westerwelle) ausgleicht. also etwas, das die partizipationsmöglichkeiten der "nullten staatsgewalt" (und das sind du und ich und wir alle) substanziell erweitert (in der anarchie ist die "nullte staatsgewalt" die einzige existierende, denn es gibt keinen staat, der andere konstituieren könnte).

Mugabe

3+m 10.01.2011 - 22:53
"Zahlenmäßig stark präsentierte sich die Delegation aus Südafrikas Nachbarland Simbabwe. Sie erklärten die Notwendigkeit der Landreform, die unter Präsident Mugabe in Simbabwe durchgeführt wurde, um die schwarze Bevölkerung aus der Unterdrückung der Weissen zu befreien. Statt Sanktionen und der Verteufelung des Praesidenten durch westliche Medien riefen sie zur Solidaritaet und Zusammenarbeit auf, um die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu lösen."



Wirtschaftliche Probleme die hauptsächlich durch die Landrefom entstanden sind.
Vielleicht hättet ihr mal ein paar von den tausenden simbabwesischen Flüchtlingen in Südafrika fragen sollen, was sie von Onkel Bob und seiner Landreform halten und vor allem von seinem diktatorischen regierungsstil.
Mugabe hat die Weißen Farmer enteignet und deren Land in vielen kleinen Parzellen an die einheimische Bevölkerung verteilt. Das hatte einen kompletten Zusammenbruch des landwirtschaftlichen Sektors zur Folge und somit den Verlust von tausenden Arbeitsplätzen und Hunger.
Oppositionelle haben es ziemlich schwer in Simbabwe und sind zu tausenden in die Nachbarländer (hauptsächlich Südafrika)geflohen.
Die einheimische Bevölkerung ist nicht etwa aus der Unterdrückung der Weissen befreit worden, sie wird nur jetzt von einer schwarzen Machtelite Unterdrückt. Befreiung sieht anders aus.
Mit dem Mann solidarisieren?
Lieber Rattengift fressen.

@3+m zu Mugabe

RZJ 11.01.2011 - 13:20
Kritik an Mugabe, seinem Führungsstil und seiner Politik ist selbstverständlich gerechtfertigt und notwendig!
Weder der ALF noch der Genosse, der den Bericht geschrieben hat, solidarisieren sich bzw. rufen zur Solidarität mit dem Mugabe Regim auf. Es wird lediglich dargelegt, dass die Delegation aus Simbabwe eine der größten auf den Welfestspielen war.

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