Sylvester-Knastspaziergang in Hamburg

feu aux prisons 02.01.2011 19:27 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Am Sylvesterabend des Jahres 2010 fand in Hamburg zum vierten Mal eine Demo gegen alle Knäste und Zwangsanstalten, die Logik des Wegsperrens und das Bestehende, das diese Praktik schafft, statt. Vom S-Bahnhof Feldstraße zogen an die 150 Personen zum Untersuchungs- und Abschiebeknast Holstenglacis, um mit den Gefangenen zusammen ins neue Jahr zu gehen und die Isolation und Einsamkeit, die sich gerade an Tage wie Silvester noch einmal intensiviert, für einen Moment zu brechen.
Schon um ca. 19.00 sammelten sich einige Menschen in denn Wallanlagen um die Gefangenden solidarisch zu grüßen. Ein Redebeitrag wurde verlesen, Parolen gerufen und Feuerwerk gezündet. Die Menschen hinter den Mauern antworteten mit Rufen und Grüßen.

Um 22:30 sammelten sich ca. 150 Menschen vor der U-Bahnstation Feldstraße zur alljährlichen Antiknast-Silvesterdemo. Neben den erschienenen Personen waren auch schon einige Wannen, 2-3 Wasserwerfer und ein Räumpanzer vor Ort. Die Androhung der Bullen bzw. der Versammlungsbehörde, dieses Jahr die Demonstration weit mehr einzuschränken als die Jahre zuvor zeichnete sich als ernstgemeint ab.
Die Auflagen wurden verlesen, sie umfassten ein Verbot von Feuerwerk jeglicher Art und vor allem eine massive Einschränkung des Ortes der Abschlusskundgebung vor dem Holstenglacis: Der Demo war es lediglich gestattet, bis zu 30 Meter in die Straße vor dem Knast zu gelangen, was einen direkten Kontakt mit den Gefangenen verunmöglichte und sowohl für uns als auch die Menschen hinter den Mauern eine wirkliche Demütigung und Einschüchterung darstellte.
Die Demo ging vom Bahnhof Feldstraße durch die Marktstraße zügig und direkt zum Knast Holstenglacis. Unter lauten Parolen gegen die Knastgesellschaft und alle Institutionen des Zwangs und trotz der Auflagen mit viel Feuerwerk. Ohne ein einziges Mal von den Bullen aufgestoppt zu werden, die die Demo zwar begleiteten, jedoch kein einschließendes Spalier liefen, erreichte die Demo gegen 23.15 den Knast.
Vor diesem warteten dann schon zwei Wasserwerfer und einige zusätzliche Einheiten hinter Hamburger Gittern, die die Straße auf der ganzen Breite absperrten. Vom Lautsprecherwagen wurden Redebeiträge in verschiedenen Sprachen gehalten und Musik gespielt, die versammelten Menschen versuchten trotz der gewissen räumlichen Entfernung laut zu sein und den Gefangenen zu zeigen, dass sie in dieser Nacht nicht alleine sein sollten. Die Bullen hielten sich auch auf der Kundgebung weitestgehend zurück, und um 00:30 musste die Kundgebung aufgelöst werden, die Bullen sprachen im Vorfeld von einem "Recht auf den Schutz vor Lärm" der Gefangenen, was die geplante Anmeldung der Aktion bis 01:30 ausräumte.
All dies, das martialische Auftreten der Bullen und die lachhaft begründeten Auflagen stellen den dieses Jahr bis auf wenige Ausnahmen geglückten Versuch dar, ein Brechen der Isolation zu verhindern. Sie wollten nicht, dass wir den Gefangenen zeigen das es Menschen gibt, die das Knastsystem und die Welt, die sie schafft nicht wollen und die sich mit allen Gefangenen im Kampf solidarisch zeigen. Wir werden aus den Erfahrungen dieses Jahres Konsequenzen ziehen müssen,für eine herrschaftsfreie Welt und ein kämpferisches 2011.
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Ergänzungen

Bilder

feux au prisons 02.01.2011 - 20:25
Wenn es noch weitere Fotos gibt, freuen wir uns über Ergänzungen, denkt ans Verpixeln der Gesichter.

Unruhen in Ägypten

Der Riecher 02.01.2011 - 20:36

Anti-Knast-Aktion in Limoges (Frankreich)

anarch@ 02.01.2011 - 23:03
In Limoges gab es in der Sylvesternacht eine kleine (punkrock) Aktion vor dem städtischen Knast.

Der Knast in Limoges befindet sich mitten im Stadtzentrum.

Um 24.00 Uhr begannen 2 motivierte-solidarische Menschen damit vor dem Knast, auf dessen Mauer ein Grafitti mit dem Spruch libertè pour tous les prisonnierEs (A) angebracht worden war, ein Freuerwerk
abzubrennen.

Kontakt zu den Gefangenen wurde durch ein mitgebrachtes Megafon aufgenommen.

Es wurden Sprüche wie liberté pour tous, free all prisoners, police partout, justice nulle part... skandiert und den Gefangenen ein "happy new year" gewünscht.

Die Reaktionen aus dem Knast war ein lautes Rufen aus den leider nur drei Fenstern die von der Straße aus sichtbar sind - es ist jedoch auf Grund der guten Akustik ( laute Kommunikation unter den Insassen ist auf den Straßen um den Knast hörbar) jedoch zu vermuten dass die Gefangenen unsere Parolen und Sirene des Megafons gut hören konnten.

In Solidarität mit den Eingesperrten!

Freiheit für Alle!

mehr fotos

sylvester Hamburg 04.01.2011 - 16:07
hier die stimmung auf der seite der solidarische menschen.
wir ersparren euch die bilder mit den 3 wasserwerfern und die helme.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ganz nett aber — hamburg