Leipzig: Täter aus der U-Haft entlassen

Miriam Schleicher 20.12.2010 14:08 Themen: Antifa Antirassismus Blogwire Medien
Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat einen der mutmaßlichen Mörder Kamals, den 28-Jährigen Leipziger Daniel K., wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Das berichtet heute die BILD-Regionalsausgabe mit Berufung auf Daniel K.s Verteidiger Rainer Wittner. Mit seinem Kumpanen, dem 32-Jährigen Marcus E. aus Erfurt, hatte Daniel K. den 19-Jährigen Kamal in der Nacht zum 24. Oktober 2010 niedergestochen, der kurz darauf seinen schweren Verletzungen erlag.
Die mutmaßlichen Täter Daniel K. und Marcus E. waren von der Polizei in der Nähe des Tatortes aufgegriffen worden – inklusive Mordwaffe. Offenbar wird gegen Daniel K. jetzt nur noch wegen „gefährlicher Körperverletzung“ ermittelt. Der Verdächtige hatte in einer Aussage seinen Kumpanen Marcus E. bezichtigt, die tödlichen Messerstiche verursacht zu haben.

Beide hätten „viel getrunken“, Daniel K. habe jedoch laut Verteidiger „von den Messerstichen nichts mitbekommen“. Er habe im übrigen „im März 2008 mit der rechten Szene gebrochen.“ Die Tat habe folglich „kein fremdenfeindliches Motiv“.

Der Initiativkreis Antirassismus weist darauf hin, dass diese Angaben nicht den Tatsachen entsprechen. Bekannt ist dagegen folgendes:

* Daniel K. hat eine langjährige Karriere als Neonazi hinter sich, war u.a. in der gewaltbereiten „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) aktiv.

* In seiner 2007 angetretenen Haftzeit – in der er auch Marcus E. kennenlernte – wurde Daniel K. laut Presseberichten von der einschlägigen neonazistischen „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) unterstützt.

* Daniel K. war zu keinem Zeitpunkt Szene-“Aussteiger“. Es gibt keinerlei Hinweise, keine eigenen Statements und keine Informationen entsprechender Beratungsstellen, dass er mit der Szene „gebrochen“ haben könnte. Noch bei seiner Verhaftung trug er einen Pullover mit der Aufschrift „Kick off Antifascism“.

„Der Initiativkreis Antirassismus ist erschüttert über die vorzeitige Freilassung des Daniel K.“, erklärt Pressesprecherin Miriam Schleicher. „Noch schwerer aber wiegt der dreiste Versuch, die Ermordung eines Migranten durch zwei deutsche Rassisten mit dem Hinweis auf einen Alkoholrausch zu bagatellisieren. Als würde das irgendetwas besser machen.“



Demonstration zum Mord an Kamal K.

Mit einer Demonstration durch die Leipziger Innenstadt wird am Mittwoch, 29. Dezember, des vor wenigen Wochen ermordeten Kamal K. gedacht. Der 19-Jährige war in der Nacht zum 24. Oktober vor dem Hauptbahnhof von zwei deutschen Rassisten attackiert und niedergestochen worden, anschließend erlag er im Krankenhaus seinen Verletzungen. „Wir wollen die Erinnerung an diesen schrecklichen Fall wach halten“, sagt Miriam Schleicher, Pressesprecherin des Initiativkreises Antirassismus Leipzig. „Wer etwas gegen Rassismus unternehmen will, darf nicht wegsehen, sondern muss sich seine schrecklichen Konsequenzen vor Augen führen.“

Die Demonstration steht unter dem Motto „Das Schweigen brechen, Rassismus bekämpfen“. Im Aufruf des Initiativkreises wird unter anderem kritisiert, dass der Fall Kamals in der Öffentlichkeit überhaupt nicht mehr präsent ist, obwohl es sich um das sechste Todesopfer rassistischer und nazistischer Gewalt in Leipzig seit 1990 handelt. Auch weitere Fälle, etwa die Ermordung des Obdachlosen Karl-Heinz Teichmann in der Leipziger Innenstadt durch einen Neonazi im August 2008, spielen in der öffentlichen Auseinandersetzung keine Rolle und sind praktisch vergessen worden. „Dabei machen solche Fälle deutlich, dass rechte und menschenfeindliche Gewalt eine reale Bedrohung darstellt, auch und besonders in Leipzig, wie die Statistiken von Opferberatungsstellen belegen“, so Schleicher.
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Ergänzungen

Artikel in der Bild

dein name 20.12.2010 - 14:31

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anna 21.12.2010 - 00:03

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Wir vergessen nicht! — neverMind

Trauer und Wut — o-o

heißes pflaster, dein nazihunter — der Pseudo Armenier

@Babyschwein — s

Haste ma en Euro — Hyperactiveman