Flüchlingslager ohne Heizung in Zella-Mehlis

caravan 06.12.2010 14:12 Themen: Antirassismus Repression
Im thüringischen Lager Zella-Mehlis wohnen derzeit rund 170 Flüchtlinge. Darunter viele Familien mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter.

"Es ist kalt, sehr kalt hier", beschreibt ein Bewohner des Lagers in Zella-Mehlis die aktuellen Zustände. Während nachts die Temperaturen auf -12 Grad sinken und es tagsüber durchgehend unter Null bleibt, haben die BewohnerInnen seit Tagen kein warmes Wasser und Heizungen, die bloß auf Minimaltemperatur laufen - wenn überhaupt.
Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen startet Faxkampagne:  http://thecaravan.org/node/2677
Immer mehr Kinder erkranken. Der Weg zur nächstgelegenen Arztpraxis oder gar einem Krankenhaus ist weit. Die als Blockwart tätige Lagerleitung schüchtert die Flüchtlinge so weit ein, dass viele sogar Angst haben einen Krankenwagen zu rufen, wie die Junge Welt berichtet: "Als vor einigen Tagen die Mutter eines drei Wochen alten Kindes immer schwächer wurde und sich Sorgen um die Gesundheit des Neugeborenen machte, hatten die Flüchtlinge Angst, einen Arzt zu rufen. Als schließlich externe Unterstützer den Arzt gerufen hatten, fürchteten sie sich davor, diesen am Wächterposten abzuholen und zu begleiten. Viele haben einfach Angst vor Abschiebung. Die Mutter möchte zum Vater des Kindes nach Köln fahren, erhält aber keinen Urlaubsschein. Die Behörden spielen mit unserer Gesundheit und dem Leben eines Babys." ( http://www.jungewelt.de/2010/12-06/034.php)

Gleichzeitig versucht die Lagerleitung die Flüchtlinge von UnterstützerInnen zu isolieren und die Zustände im Lager zu vertuschen. Nachdem bekannt wurde, dass es dort keine funktionierende Heizung gibt, eilte ein Unterstützer zum Lager und wurde vorerst gestoppt: "Als ich am Samstag das Gebäude betrat, geriet ich gleich in die Fänge eines wachsamen Pförtners, der Auskunft verlangte, wen ich besuchen wolle und dem ich meinen Ausweis geben musste bevor ich hinein durfte." Drin angekommen zeigte sich ein Bild des Schreckens: Demnach mussten sich "alle nur ein Abwaschbecken teilen, das Zweite hing anschlussfrei in der Luft. Auch war überall zu sehen, dass streifenweise neue weiße Farbe an den Wänden, besonders in den Ecken aufgetragen war. Allerdings hinderte dies den überall anzutreffenden Schwarzschimmel nicht daran, erneut von den entsprechenden Bereichen Besitz zu ergreifen. In den Zimmern standen die Bewohner in dem Dilemma, entweder erbärmlich frieren zu müssen oder aber ein ungesundes feuchtes Raumklima zu haben, in welchem der Schimmel wucherte und wodurch die Kinder ständig an den Bronchien erkrankten. Praktisch traf sie beides. Kurze Zeit, nachdem ich meine Winterjacke ausgezogen hatte, verspürte ich Bedürfnis, diese wieder anzuziehen. Die Luft war wie in einer abgekühlten Waschküche und vom Schimmelgeruch durchsetzt, schon eine Stunde sich in so einem Klima aufhalten zu müssen, war unangenehm. Eine Tüte Steinsalz war außen von lauter Tropfen Kondenswasser bedeckt." Vollständiger Bericht:  http://thevoiceforum.org/node/1889

Darum ist es Wir dringend geboten, umgehend und massiv bei den Landkreisverantwortlichen und dem Landesministerium zu intervenieren und eine sofortige Behebung dieser Missstände zu verlangen!

Die Karawane erklärt hierzu: "Menschen ohne Not in Lager zu halten ist an sich abzulehnen und menschenunwürdig. Unser Ziel ist die Abschaffung aller Lager und die Überwindung der Mentalität, die diese befürwortet oder gleichgültig gegenüber steht.
Bitte mischen Sie sich ein, fordern Sie eine sofortiges Handeln zum Schutz der Gesundheit der Menschen im Lager Zella-Mehlis!"

Adressen der Verantwortlichen:

Landrat Ralf Luther
Landratsamt Schmalkalden-Meiningen
Obertshäuser Platz 1
98617 Meiningen
Telefon: (0 36 93) 4 85-0
Telefax: (0 36 93) 4 85-120

Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit
Werner-Seelenbinder-Straße 6
99096 Erfurt
Tel.: 0 361 / 37 900
Fax: 0 361 / 37 98800

Postanschrift:
Thüringer Ministerium
für Soziales, Familie und Gesundheit
Postfach 900 354
99106 Erfurt
Elektronische Post:  Poststelle@tmsfg.thueringen.de

Für die Unterstützung des Widerstandes und der Vernetzung der Flüchtlinge sind wir dringend auf Spenden angewiesen:

Spendenkonto
Förderverein The VOICE e.V.
Sparkasse Göttingen
Kontonummer 127829
BLZ: 260 500 01

Spendenaufruf von The VOICE:  http://thevoiceforum.org/node/1850
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Ergänzungen

Straftatbestand

antifant 06.12.2010 - 19:37
Dies sollte mal von Anwälten geprüft werden. Soweit ich weiss, ist das eine Unterlassung einer Hilfeleistung, welche ein Vergehen darstellt, sowie eine fahrlässige Körperverletzung, die zudem beide vorsätzlich durchgeführt werden, da die Verantwortlichen welche die Besitzer des Lagers sind von den Zuständen wissen müssten.

geldgeschenke

wiszender 06.12.2010 - 20:25
geldgeschenke (1000€) plus eine fortbildung (max 3 monate) gibt es natürlich nicht für menschen die kurz nach ihrer einreise direkt wieder abgeschoben werden, sondern für menschen die partout nicht ausreisen wollen und es gleichzeitig rechtliche hürden (z.b. ein fehlender paß) bei dem abschiebeverfahren gibt.
und selbst wenn menschen hier her kommen um ein beszeres leben (zumindest nicht von hunger folter oder tod bedroht werden) zu bekommen ist das völlig legitim!
außerdem sollte mensch sich mal zahlen zu asylsuchenden und den bewilligten anträgen anschauen. ich empfehle hier mal "tobias pieper" zu googeln. er hat sich ausgiebig mit flüchtlings- und lagerpolitik beschäftigt.

no nation no border!- fertig!