Leipzig: "Wintertäter", nicht schon wieder?!

Anwohner_In 30.11.2010 15:17 Themen: Freiräume Medien Repression
Jedes Jahr auf`s neue findet die Schneeballschlacht am Connewitzer Kreuz statt. Jedes mal danach, steht in den Medien etwas von Straßenschlachten. Dieses Jahr ist die Polizei sogar überzeugt:"Wir haben Schlimmeres verhindert". Dieser Bericht versucht die Ereignisse zu schildern, Informationen zusammenzusfassen und ein paar Hinweise zu geben.
Die Schneeballschlacht in Connewitz hat eine langjährige Tradition, wenn der erste "gute" Schnee liegt, findet sie statt. Hier ein paar Berichte und Eindrücke der letzten Jahren, für alle die sich so etwas nicht vorstellen können und einen Eindruck von den "Straßenschlachten, Ausschreitungen" bekommen möchten:

Videos 2009: | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 |

Indymediaberichte im Januar 2010: | 1 | 2 | 3 |

Presse im Januar 2010: | 1 | 2 | 3 |
Indymedia 2009: Leipzig: Schneeballschlacht am Kreuz

Presse 2009: | 1 | 2 | 3 |

Zur Schneeballschlacht gestern Abend, Startzeit 19Uhr, waren es Anfangs nur um die 100 Menschen wuchs die Zahl ziemlich schnell. Über 500 Menschen werden es wohl über den gesamten Verlauf gewesen sein, die sich bis zum Ende (22Uhr) an der Schneeballschlacht beteiligten. Die Schlacht läuft eigentlich so ab, wie auf den Videos zu sehen ist, ausser, dass in diesem Jahr der Anteil an Feuerwerk gestiegen ist. Lag es am anfang des Jahres wohl noch an der zeitlichen nähe zu Silvester, kann mensch wohl zu gestern Abend sagen, dass viele auch Feuerwerk als Untermalung der Schneeballschlacht schön finden. Aber einige Sachen liefen gestern Abend anders als die male davor. Zum einen wurde der Straßenbahnverkehr recht schnell eingestellt. In den Jahren davor, fuhren die Bahnen meist fast bis zum Ende durch, sogar Straßenbahnfahrer wurden zum Teil in das Spiel einbezogen, wenn sie aussteigen mussten um die Weichen zu stellen. Das lief meist dann so, dass die eine Seite (Team REWE) versuchte ihn zu treffen und das andere Team (Südbrause) ihn verteidigte und schützen. Dazu kam es dieses Jahr nicht, obwohl Straßenbahnen sogar von den beteiligten extra durchgelassen wurden, stellte die LVB den Verkehr schnell ein. Begründet wurde dies wohl mit den Würfen von Schneebällen auf die Straßenbahnen und die Busse.

Der Autoverkehr lief auch wie gewohnt weiter, hierbei ist ein immergleiches Phänomen zu beobachten. Jene Autofahrer_innen, die ruhig versuchen durch zu fahren, schaffen dies meist auch ohne Probleme, vielleicht werden sie mal als Deckung genommen, ein Schneeball trifft sie gezielt, oder ihnen wird der Schnee vom Wagen genommen, aber sie kommen durch. Anders bei jenen Autos, die meinen mit hupen auf sich aufmerksam machen zu müssen oder sogar mit Vollgas durch die Menschenmenge zu müssen. Diese werden meist gezielt von Schneebällen auf`s Korn genommen oder wie gestern geschehen von einer einzelnen Flasche getroffen. Ich denke bei dem Wagen, der in der Presse erwähnt wird, handelt es sich um eines der beiden Autos, die mit Vollgas durch die Menschenmenge rasten. Ein Jeep überfuhr nur beinahe unter hoher Geschwindigkeit, zwei Menschen, die sich mit einem Sprung retten konnten und ein anderes Fahrzeug fuhr eine Person sogar an.

Das dies bei den beteiligten der Schneeballschlacht Unmut hervorruft ist daher nicht allzu verwunderlich. Zum Argument, das ist halt das Risiko einer Schneeballschlacht auf der Straße, werde ich später noch eingehen.

Zu den Mülltonnen: Ja es wurden 2 (!) Papiermülltonnen genommen und später auf die Straße gelegt, ABER, dies war nicht der Zweck ihres entfernens. Am Anfang nahmen sich einige beteiligte die Tonnen um sich damit vor Schneebällen der anderen Seite zu schützen und später wurde daraus sogar ein Zielwerfen, wer halt es schafft in die Tonne zu werfen. Erst nachdem Zwischenfall mit dem Jeep, wurden diese Tonnen auf der Straße abgelegt und zum teil von anderen Menschen wieder weggestellt. Als die Polizei dann eintraf, landeten die Tonnen wieder auf der Straße.

Gegen 20Uhr kam dann die Polizei, laut Presse, zogen sie später sogar 150 Polizist_innen zusammen, um die Schneeballschlacht zu beenden. Anfangs noch nicht viele, vielleicht 20-30 im Kampfmontur, kamen sie die Arno-Nitzsche-Str hoch. Der Großteil der beteiligten an der Schneeballschlacht (300-400) rannten ihnen entgegen und bewarfen sie fast ausschließlich mit Schneebällen. Weshalb sie auch nicht stehen blieben, sondern bis vor zum Connewitzer Kreuz rannten. Die Menschen zogen sich zum großteil auf die Gehwege zurück und beobachten das weitere geschehen. Ein kleiner Teil, der Leute versuchte noch in stetigen Wellen die Polizei mit Schnee zu bewerfen, gelegentlich auch mit Feuerwerkskörpern. Die Polizei blieb bis auf einen einmaligen Ausfall an der Stelle stehen und wartete auf Verstärkung. Zu erwähnen sei noch, dass sie von Anfang an mit Hunden kamen. Nachdem viele für sich entschieden, dass die Schneeballschlacht gelaufen sei, gingen nach und nach die Menschen nach Hause. Die Würfe auf die Polizei wurden eingestellt und 50-70 Menschen machten da weiter, wo der Abend anfing, mit einer Schneeballschlacht untereinander. Die Polizei, die das Kreuz mit Fahrzeugen, bei ihren erscheinen abriegelte, beschränkte sich auf das weitere zuschauen und der Suche nach "Vermummten". Gegen 22Uhr gingen dann wohl auch die letzten nach Hause, da es dann vor Ort mehr Polizei als alles andere gab. Deswegen gab es auch keine Festnahmen oder Identiätsfestelltungen, wie noch im Januar.

Schneeballschlacht auf der Straße

Warum eine Schneeballschlacht auf der Straße machen und nicht im Park oder im Wald? Ganz einfach, weil es bei der Aktion auch um die aneignung des öffentlichen Raumes geht. In fast allen Städten, werden öffentliche Räume prevatisiert oder Überwacht. Menschen sollen sie nur noch für den Konsum nutzen. Ganz besonders, das Connewitzer Kreuz, welches seit Jahren von eine Polizeikamera überwacht wird ist ein solcher Raum, den es mit solchen Aktionen wieder zu erobern geht. Nicht nur der Regelübertritt einer solchen Aktion auf der Straße spielt eine Rolle, sondern vor allem, das es in einem Bereich stattfindet, der der staatlichen Kontrolle unterliegt. Das ist ein Grund für die Aktion, neben dem großen Spaß den es macht. Auch finden es wohl die meisten Anwohner_innen nicht schlecht, wenn der Verkehr mal für eine zeitlang ruhiger ist. Seitdem eine Autobahnzufahrt im Süden existiert, ist der Verkehr ziemlich massiv und schnell geworden, daher kann mensch diese Aktion auch als Verkehrsberuhigen betrachten.

Connewitz wird auch weiterhin ein Raum bleiben, in denen Menschen leben, die sich mit vielfältigen Aktionen ihren Raum zum Leben nehmen werden. In zu einem Bericht vom Januar dieses Jahres schrieb jemand:

"Sachsenlexikon CONNEWITZER KREUZ, das. Scheideweg im Süden Leipzigs. In Connewitz verbarrikadierten sich einst Truppen Napoleons zur Völkerschlacht, was bisher silvesternachts verlässlich Nachahmung fand, so das es brannte und knallte. Diesmal fiel die Autonomenrandale aus, Polizei zog unbehelligt ab. Ein Ritual am Ende? Nein, die Vandalen hatten sich im Datum geirrt. "200Chaoten", liest man, holten zwei Tage später die "Silvesterrandale" nach und "eröffneten eine Schneeballschlacht". Biowaffen! Wasserwerfer! Kristallgranaten! das C. bleibt kreuzgefährlich"


Polizei zu Massenschneeballschlacht: "Wir haben Schlimmeres verhindert"

Was die Polizei schlimmeres verhindert haben will, erschließt sich nicht, wenn mensch gestern Abend dabei gewesen ist. Da ist in den letzten Jahren wohl manchmal schon "Schlimmeres" passiert. Aber was es noch nie gab, Plünderung und Brandschatzung, wie sie es immer beschreibt, ebenfalls die Presse, die immer nur den Mist übernimmt. Auch ist die Polizei in den letzten Jahren nicht mit einem Stein- oder Flaschenhagel empfangen worden, sondern mit Schnee. Andere Gegenstände kommen meist erst dazu, wenn die Polizei mit Pfeffer, Knüppeln und dieses Jahr mit Hunden gegen Menschen vorgeht. Aber vielleicht will möchte die Polizei in Zukunft das selbe Konzept fahren wir zu Silvester. Nämlich den ganzen Stadtteil unter Polizeikontrolle zu stellen. Nur das die Schneeballschlacht kein festes Datum hat und es auch nicht der erste Schnee des Jahres ist, sondern meist ganz andere Faktoren der Auslöser sind.

Auch bezeichnend, dass Menschen in schwarzer Kleidung bei der Leipziger Polizei alles "Chaoten" sind, dann sollte sich mal beim Verfassungsschutz darüber beschwert werden, dass die Zahlen so niedrig sind, bei den Tausenden von Menschen in Leipzig in schwarzen Sachen.

Wer gestern anwesend war, wird festgestellt haben, das es nur zu einem sehr kleine Teil die "Chaoten" aus Connewitz waren. Vergessen werden auch die ganzen Familien die ebenfalls vor Ort waren.

Polizei und es ist Schluss

Etwas Kritik. Wenn es sich um eine Aktion von Autonomen handeln sollte, dann müsste mensch sich fragen, weshalb es mit 500 Menschen nicht gelingt 30 Polizist_innen wieder nach Hause zu schicken. Ein Grund, warum Steinhagel ausbleibt ist wohl der, dass es im Winter nicht so einfach ist an welche zu kommen. Aber viel mehr zeigt sich jedes Jahr, dass die Menschen gar nicht in der Lage sind auf das eintreffen der Polizei zu reagieren, als "Autonome" und jene, die sich nicht als "Links" verstehen. Wo wir dann schon beim zweiten Punkt wären, die Polizei kann nicht vertrieben werden und sie spielt auch nicht mit, also warum sich dann mit ihr beschäftigen?

Der Anteil der Teilnehmer_innen an der Schneenballschlacht steigt jedes Jahr und der politische Ansatz verschwindet damit immer mehr. Entweder es gelingt den anderen Menschen, den Grund für die Schneeballschlacht zu vermitteln oder es bleibt bei einer reinen Spaßaktion. Was nicht schlimm ist, dann muss mensch aber auch so konsequent sein und den versuch unterlassen, die Polizei herauszufordern.

An dieser Stelle haben alle, die danach einfach die Schneeballschlacht weiter gemacht haben und die Polizei ignoriert haben, viel entschlossenere gehandelt als jene, die mit kleinen Aktionen die Polizei herausgefordert haben. In den nächsten Jahren wird es also wohl entscheidender sein sich abzustimmen, entweder Polizei völlig ignorieren (sofern es geht) und einfach weiter spielen oder entschlossen und konsequent der Polizei einen Platzverweis erteilen und sie auf die Zuschauerbank (Kreuzkamera) setzen.

Die Aktion könnte auch gänzlich gestrichen werden, was das Ziel der Polizei und auch nicht wenigen in der LVZ Kommentarspalte ist, aber das wird wohl keiner der Menschen von gestern Abend wollen.

Für mehr Ausnahmezustände im tristen Alltag!


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(Wer noch Bilder oder Videos zu gestern Abend hat, auf denen keine Personen zu erkennen sind, kann diese ja gerne noch ergänzen)
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Ergänzungen

Sächsiche Zeitung

gefunden 30.11.2010 - 15:39
komisch, dass als beteiligter das immer anders geschieht. Aber die Presse wird wohl schon wissen was passiert ist:

 http://www.sz-online.de/Nachrichten/Sachsen/Schneeballschlacht_artet_in_Strassenschlacht_aus/articleid-2625897

Schneeballschlacht artet in Straßenschlacht aus

Es ist in Leipzig zur bitteren Tradition geworden: Sobald der erste Schnee fällt, versammeln sich in Connewitz hunderte Menschen zu einer „Schneeballschlacht“. Dabei fliegen jedoch auch Flaschen und Feuerwerkskörper.
Leipzig. Eine Schneeballschlacht in Leipzig ist am Montagabend zu einer Straßenschlacht ausgeartet. Anfangs 40, bald jedoch mehr als 500 schwarz vermummte Menschen trafen sich in einem Szeneviertel zur alljährlichen Schlacht. Erst flogen Schneebälle, dann nach Polizeiangaben auch Bierflaschen, Steine und Feuerwerkskörper. Ein unbeteiligter Autofahrer (22) und zwei Polizisten wurden leicht verletzt. „Das ist als Spaß nicht hinnehmbar“, hieß es von der Polizei.

Die „Schneeballschlacht“ am Connewitzer Kreuz hat seit vielen Jahren Tradition. Und jedes Mal endet sie in Randale. Autoscheiben gehen zu Bruch, Streifenwagen werden angegriffen, der Nahverkehr kommt zum Erliegen. Der Schaden, den die Beteiligten im Laufe der Jahre angerichtet haben, geht in die Zehntausende. Allein 2005 zum Beispiel, als zwei Haltestellenhäuschen der Straßenbahn, zwei Telefonzellen sowie Fensterscheiben von Geschäften und einer Bank zertrümmert wurden, waren 20000 Euro Schaden zu beklagen. Für die Polizei sind die Schneeball- und Steinewerfer „Chaoten“ aus dem linken Lager.

Inzwischen verstehen die Ordnungshüter längst keinen Spaß mehr. Leipzigs Polizeipräsident Horst Wawrzynski verfolgt eine harte Linie gegen die Randalierer und lässt ein Großaufgebot anrücken, sobald die erste Schneebälle fliegen. So gingen diesmal immerhin keine Schaufensterscheiben zu Bruch. Eine Bierflasche allerdings traf die Scheibe eines vorbeifahrenden Autos. Der 22 Jahre alte Fahrer wurde am Arm verletzt. Die Polizei ermittelt nun wegen Landfriedensbruchs.

Für den Rest des Winters möge nun Ruhe sein, hoffen die Sicherheitskräfte. „Hoffen wir mal, dass sie sagen: “Wir haben es gemacht und jetzt ist Ruhe““, hieß es in der Pressestelle der Polizei. Komplett unterbinden ließe sich eine Schneeballschlacht wohl nie. „Wir können es nicht leisten, eine Dauerwache am Connewitzer Kreuz aufzustellen, wenn es schneit“, sagte ein Polizeisprecher. (dpa)

Noch etwas zur Kamera am Kreuz

indy hat alles 30.11.2010 - 15:49
Hier noch ein Artikel zur Polizeikamera am Kreuz und einer Aktion, die sich dieses Jahr gegen diese gerichtet hat.

 http://de.indymedia.org/2010/07/285677.shtml

Passt auf jedenfall auch zum Thema Überwachung und warum Schneeballschlacht gerade an jenem Ort.

Ganz vergessen

im bericht 30.11.2010 - 16:27
Vergessen wird übrigens auch, dass es am Abend davor schon zu einer Aktion kam. 25-30 Menschen haben dort schon am Kreuz mit Feuerwerk und Bällen, Fußball gespielt, bis auch hier ein aufgebot der Polizei anrückte und dies nicht tolerierte. Sinn und Zweck dieser Aktion lässt sich mir neben Spaß auch damit vermitteln, dass seitdem es den Kindergarten gibt, ein Ersatz für den Basketballplatz fehlt, der vorher an dieser Stelle war. Dieser sollte auf dem Schotterparkplatz am Connewitzer Kreuz neu entstehen. Bis jetzt passiert aber nichts, da ein Anwohner auf Lärmbelästigung geklagt hat!

Nur damit ihr das richtig versteht, er klagte wegen Lärmbelästigung der Bauarbeiten und dem drohenden Lärm, den Kinder und Jugendliche dort machen würden, wenn der Platz mal gebaut wäre.

Also gibt es gerade keinen Ersatz für den Platz. Wobei der Standort eh schon fraglich ist, Kinder und Jugendliche sollen unter den Augen der Kreuzkamera (Polizei) später mal Basketball spielen.

Bloß gut, dass es Menschen gibt, die AM Kreuz wohnen und sich über Lärmbelästigung von Kindern aufregen!

Es sollte viel mehr am Kreuz passieren, damit solche Menschen ihren inneren Frieden finden und endlich aufs Dorf ziehen.

Youtube Video 1

Schneemensch 30.11.2010 - 20:35

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Idee — Autonomer

@??? — hans

her mit dem schönen leben — der (pseudo) armenier

Kai — Pfläumchen