RWE-Greenwashing- Kampange gestürmt

Ute-Pia 30.11.2010 14:49 Themen: Bildung Soziale Kämpfe Ökologie
RWE- hat am 29.11. eine Greenwashing-Veranstaltung an der Hochschule für nachhhaltige Entwicklung gehalten, die daraufhin von Aktivisten der Grünen Jugend und der Linken Aktionsgruppe Eberswalde mittels Trommeln, Pfeifen und Parolen gestört wurde, um auf die reale Konzernpolitik aufmerksam zu machen.
RWE an der HNEE – NEE!!!

RWEs Greenwashing- Kampagne an der Hochschule für ''nachhaltige'' Entwicklung

Am 29.11.2010 geschieht skandalöses an der so genannten Hochschule für ''nachhaltige'' Entwicklung (HNE), denn im Rahmen der Master Class Course Conference "Renewable Energies" wird einem der größten Atomstrom- und Kohlelobbyisten Deutschlands eine Plattform für eine Greenwashing-Kampange geboten, ohne Raum für Kritik und Diskussionen zur Verfügung zu stellen, das heißt im Klartext, die Lobbyisten der Kohleindustrie können in Ruhe unter dem Dach der Hochschule eine Werbeveranstaltung halten, ohne dass kritische Stimmen offiziell einen Platz im Programm haben. Der Referent Herr Gassner ist Leiter der Abteilung Märkte und Politik bei der RWE Innogy GmbH und wird über "Erneuerbare Energien - gemeinsam für Europa" sprechen.
Um sich aber wirklich eine ausgewogene und fundierte Meinung zu einem Thema bilden zu können, muss solch eine Problematik, gerade wenn sie so entscheidend und wichtig für die zukünftige Energiegewinnung ist, von verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und bedacht werden können. Dies ist aber in dem engen Programm der HNEE nicht vorgesehen. Es wird schlicht kein zeitlicher Raum dafür zur Verfügung gestellt. So wird eine einseitige Sichtweise, die der gewinnorientierten Energiekonzerne, welche schon eine monopolistische Stellung auf dem Energiemarkt haben, dargestellt mittels des vorlesungsüblichen Duktus des Frontalunterrichts ohne eine Einbeziehung der Hörer. Kritisches Mitdenken ist ausdrücklich nicht erwünscht.


Um den Skandal besser nachvollziehen zu können, hier ein paar Fakten über den Konzern RWE: 70% der von RWE produzierten Energie stammt aus Braun- und Steinkohleverbrennung. Das ist die klimaschädlichste Stromerzeugungsmethode, bei der RWE jährlich etwa 170.000.000 Tonnen CO² ausstößt. Somit ist allein RWE für 20% der gesamten CO²-Emissionen Deutschlands verantwortlich. Außerdem werden 20% der RWE-Energie mittels Atomkraft hergestellt und das obwohl weder die Endlagerproblematik geklärt ist, sowie die so genannte ''Brückentechnologie'' den Ausbau und die Entwicklung der Erneuerbaren Zukunftstechnologie behindert, welche sieben Mal mehr Arbeitsplätze bietet als die klimaschädliche Atomenergie. Denn die AKWs sind zu unflexibel, um das schwankende Energieangebot der Erneuerbaren zu ergänzen, d.h. schon heute müssen Windkraftanlagen abgeschaltet werden, weil Atomstrom die Netze verstopft.
Hinzu kommt, dass der Anteil an Erneuerbaren Energien bei RWE in Deutschland 2009 nur 1,1% seines Stroms betrug, während der Anteil der Erneuerbaren Energien beim
Bruttostromverbrauch bereits bei 16% lag.
Bei diesen Informationen läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken und man fragt sich, was so ein Mitarbeiter solch eines Konzerns über Erneuerbare Energien erzählen sollte. Wäre es nicht besser einen Fachmann/frau beispielsweise von den Elektrizitätswerken Schönau einzuladen und zu diesem Thema referieren zu lassen?
Die Elektrizitätswerke Schönau erzeugen 90,9% ihres Stromes Mittels Erneuerbarer Energien, z.B. werden 73% aus Wasserkraft in Neuanlagen produziert. Die restlichen 9,1% werden mit gasbetriebener, hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung hergestellt.
Aber nein, die E-Werke Schönau haben weder so viel Geld, noch so eine einflussreiche Lobby wie RWE, Vattenfall etc. hinter sich. Hier zeigt sich wieder, dass es nicht gut ist, wie es im Kapitalismus die Norm ist, dass Bildung zur Ware wird und Hochschulen zu Unternehmen, die nicht mehr das Hauptziel haben Wissen zu vermitteln und zum Kritischen Denken an zu regen, sondern Hochschulen sind dem kapitalistischen Marktzwängen unterworfen, um ihre Lehre zu finanzieren, denn im Bildungssektor werden immer fröhlich die Gelder gestrichen, ob die regierenden Marionetten der Konzerne nun rot-grün oder schwarz-gelb sind, spielt dabei nur eine nebensächliche Rolle.
Um der ganzen Veranstaltung an der HNE noch die Krone auf zu setzen, spricht zwei Stunden vorher in der gleichen Veranstaltung nur unter dem Titel „CCS - Innovative Lösungen zum Klimaschutz aus Brandenburg“ Dr. Klaus Freytag, der Präsident vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg. Die CCS-Technologie wird von Energiekonzernen wie E.ON, RWE und Vattenfall als Rechtfertigung für den Bau neuer Kohlekraftwerke benutzt, kommt aber viel zu spät, denn bisher werden nur Testanlagen gebaut und ob diese wirklich sicher sind, steht noch in den Sternen. Hinzu kommt, dass die CCS-Technologie nicht nur gefährlich ist, denn an undichten Stellen, an welchen CO² hochkonzentriert austritt, würden Menschenleben gefährdet sowie Boden und Grundwasser verseuchen werden. Diese Technologie ist außerdem noch extrem kosten- und energieintensiv, sowie immer noch in der Testphase.
Also, kann am selben Tag ein zweiter Lobbyist fröhlich Greenwashing, in diesem Fall für eine unsichere, unökologische und ineffiziente Technologie, betreiben.
Was soll man dazu noch sagen?
Zum Glück regt sich Widerstand gegen das Greenwashing und der Käuflichkeit der HNEE, denn initiert von der Grünen Jugend und in Kooperation mit der LINKEN AKTIONSGRUPPE EW findet eine Aufklärungsaktion über die Machenschaften RWEs statt, die zum Ziel hat die Teilnehmer_innen dieser, aus ökologischer Sicht fragwürdigen Veranstaltung, über die genauen Hintergründe zu informieren. Dies geschieht mittels einer Flyeraktion. Auf den Flyern wird auch dazu aufgerufen Herrn Gassner mit diesen Fakten zu konfrontieren. Da die Teilnehmer_innen auch ein Protokoll der Veranstaltung anlegen müssen, werden wir sie auffordern diese Fakten auch in das Protokoll aufzunehmen.
Außerdem werden wir zum Zeitpunkt des Vortrages mit einem Transparent, Atomfässern und einigem mehr zugegen sein, um den Vortrag nicht kritiklos über die Bühne gehen zu lassen und unserem Protest nachdrücklich Ausdruck zu verleihen.
Unser Ziel ist es, den Widerspruch deutlich zu machen, der zwischen dem Namen der Hochschule (für Nachhaltige Entwicklung) und diesem Greenwashing von RWE besteht. Solche Vorträge sollten an der HNEE keine Bühne bekommen!
Als wir den Hörsaal stürmten und die Veranstaltung blockierten, kam es zu einer Diskussion mit dem Präsidenten der Hochschule, der uns Aktivisten dann zur kostelosen Teilnahme einlud, die wir an nahmen. So entstand eine Möglichkeit an der Politik der HNE sowie dem Konzern nochmals ausdrücklich Raum zu verleihen, was wir auch intensiv nutzten. Da an der Diskussion auch viele erst unbeteiligte Studenten mitmachten, war die Aktion ein voller Erfolg, denn man kann nun hoffen, dass die Organisatoren der HNE es sich noch einmal gründlich überlegen, ob sie solche Lobbyisten einladen...
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Grüne Heuchler

Grüne Nein Danke 30.11.2010 - 16:19
 http://www.google.de/search?q=joschka+fischer+rwe

p.s. Eure blöde Klimaerwärmung läßt sich aber ganzschön Zeit

@ Grüne Nein Danke

Harry Hosono 30.11.2010 - 20:23
Besser spät als nie!

...

Daniel Z. 01.12.2010 - 14:21
Saubere Aktion. Spuckt diesen Typen (und Tussis) ordentlich in die Suppe!