4500 protestieren in Berlin gegen Sparpaket

Antifa 26.11.2010 18:02 Themen: Soziale Kämpfe
Polizei verteidigt Wiese vor dem Bundestag mit aller Gewalt / Spontane Proteste vor CDU-Zentrale

4500 Menschen protestierten am Morgen des 26.November in der Nähe des Bundestages gegen die Verabschiedung des sogenannten "Sparpaketes" durch die schwarz/gelbe Regierungskoalition. Mit mehr als 1500 Beamten riegelte die Berliner Polizei das Regierungsviertel komplett ab und versuchte den Protest vom Bundestag fernzuhalten und Aktionen des zivilen Ungehorsams zu verhindern. Schon im Vorfeld war mit angelichen "Terror-Warnungen" versucht worden den Protest zu kriminalisieren und eine quasi militärische Absicherung des Parlamentes zu legitimieren. Erst mit einer Klage vor Gericht konnte das Bündniss "Wir zahlen nicht für eure Krise" die Demonstration gegenüber der Berliner Versammlungsbehörde durchsetzen. Der Versuch den sozialen Unmut kollektiv vor den Bundestag zu tragen scheiterte widerum am vom bürgerlichen Staat aufgefahrenen Gewaltapperat. Mehrfach versuchten die Demonstranten durch die Polizeiabsperrungen durchzubrechen, wurden jedoch von den eingesetzten Polizeibeamten mit brutaler Gewalt zurückgeschlagen. Als klar wurde das die angestrebte "Belagerung" des Bundestages aufgrund des massiven Polizeieinsatzes nicht erfolgreich sein würde trugen einige hundert Aktivist_innen ihren Protest vor das "Konrad Adenauer Haus", die Bundeszentrale der CDU.
Vor dem Gebäude blockierten die Aktivist_Innen den Eingang und riefen Parolen wie "Was will ich – was willst du? Das Verbot der CDU!" und hielten Schilder in die Höhe auf denen "Wir werden eure letzte Krise sein! Für eine revolutionäre Arbeiter_innenbewegung" stand. Auch dort ging die Berliner Polizei mit massiver Härte gegen den Protest vor und zerschlug die Belagerung der CDU-Zentrale. Dabei wurden mehrere Menschen verhaftet und verletzt.

Begonnen hatte der Tag des Protestes mit einer "Schulstreik"-Demo vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor, zu der die Schülerinitiative "Bildungsblockaden einreissen!" aufgerufen hatte. Ungefähr 1000 Schüler_innen folten dem Aufruf nach einem "politischen Schulstreik" gegen das Abwälzen der Krisenkosten auf den Schultern der Arbeiter_innenklasse. Damit war der Schulstreik deutlich kleiner als die vorausgegangen. Florian Bensdorf, Sprecher der Schülerinitiative freut sich trotzdem das es gelungen ist Protest gegen die Sozial- und Bildungspolitik der Regierung auf die Strasse zu tragen und junge Menschen zu mobilisieren. Lautstark und kämpferisch zog die Schüler_innendemonstration vom Potsdamer Platz, der wegen eines Staatsbesuches des russischen Politikers Wladimier Putin weiträumig abgeriegelt und von Anti-Terror-Einheiten der Polizei besetzt war, zum Brandenburger Tor. Dort schlossen sich die Berliner Schüler_innen der Auftaktkundgebung des Bündnisses "Wir zahlen nicht für eure Krise!" an. Über 80 Gruppen hatten dazu aufgerufen am 26.November die Bannmeile zu verletzten und der Regierung direkt vor dem Parlament die "Rote Karte" zu zeigen. Trotz monatelanger Mobilisierung war die Beteiligung leider Bescheiden. Neben dem schlechten Wetter und der frühen Uhrzeit wird der in Deutschland weit verbreitete Standortnationalismus und die von den Gewerkschaften jahrelang mitgetragene Ideologie der "Sozialpartnerschaft" zentrale Gründe dafür sein warum auch der Höhepunkt des von der gesellschaftlichen Linken angekündigten "heissen Herbstes der Sozialproteste" nicht mit Protesten und Klassenkämpfen in anderen europäischen Ländern zu vergleichen ist. "Trotz der geringen Beteiligung fanden wir es richtig den Versuch zu wagen unsere Wut jenseits von berechenbaren Demonstrationen zum Ort des Geschens zu tragen. Beim nächsten Mal werden wir mehr und besser vorbereitet sein und die Berliner Polizei noch überarbeiteter." so Jonas Schiesser von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB).Tim Laumeyer von der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB) meint dazu„Auch wenn die Bundesregierung ihr Sparpaket heute durch den Bundestag gedrückt hat, der Widerstand gegen die Umverteilungspolitik, Hartz IV und Sozialkahlschlag wird weiter gehen“.

Fotos:
 http://www.flickr.com/photos/neukoellnbild/sets/72157625346785517/
 http://www.flickr.com/photos/rassloff/sets/72157625346014681/
 http://www.turus.net/fotostrecke/gesellschaft/demonstration-gegen-das-sparpaket.html

weiterer Indy-Artikel:
 http://de.indymedia.org/2010/11/295246.shtml

Video:
 http://www.spiegel.de/video/video-1096171.html
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Ergänzungen

Chance vergeben!

re[d]solution 28.11.2010 - 16:48
Stellungnahme von re[d]solution, Linksjugend Pößneck, zur Bundestagsbelagerung und dem Protest gegen Krisenkapitalismus


Mit 45 Genossinnen und Genossen machten wir uns Freitag früh, um 4 Uhr, auf den Weg, um am erhofften Tag X des "Heißen Herbstes 2010" teilzunehmen. Im Bus saßen schließlich Menschen aus den Spektren Antifa, Partei, Jugendverband, Gewerkschaft und Betroffene des Sozialkahlschlags.
Alle waren seit Wochen darauf vorbereitet. Einige waren von der Mobilisierung von ARAB begeistert, andere waren auf verschiedenen lokalen und überregionalen Gewerkschaftsaktionen und wollten ihren Protest nun, in der "entscheidenden Stunde", nach Berlin tragen. Für alle aber war und ist klar, der Kapitalismus muss gestoppt werden! Wir wollen nicht über "historische Möglichkeiten" sprechen. Mündige Menschen erkennen den Wahnwitz der jetzigen Politik, begreifen die Globalität unserer Zukunft und widerstehen nach und nach durch Interaktion, Pluralität und Kreativität.

Wir selbst führten im Juli in Thüringen eine erste Krisendemo durch, am 29. Oktober eine zweite. Im Verhältnis zu größeren Städten war es ein echter Erfolg, der mehr als ritualisierte Reflexe der Gesellschaft ausgelöst hatte. Eingereiht in die Castor-Proteste, die Stimmungslage in Stuttgart und weltweite, fortwährende soziale Kämpfe, war es für uns ein "Heißer Herbst", der in Berlin seinen Höhepunkt finden sollte.

Für viele von uns war aber auch klar, dass wir zur Bundestagsbelagerung keine revolutionäre Stimmung in Berlin erleben werden. Uns ist klar, dass die Bequemlichkeit täglich obsiegt, dass die Waffen unserer "feinen Feinde" nicht nur Schlagstock, Reizgas und Wasserwerfer heißen, sondern auch Bild-Zeitung, Entertainment und Individualismus.
Wir waren nicht überrascht als wir am Brandenburger Tor eintrafen und die "bunte Republik" nur mit 1000 Leuten anwesend war.
Aber wir freuten uns, dass auf eine Gruppierung in diesem Land verlass war: Tausende Schüler! Was ihr heute dort abgeliefert habt, war eine Glanzleistung. Inhaltlich, wie aktivistisch. Gerade die Jugend sieht offenbar die desolate Lage mit einem klareren Blick, als Menschen, die ihre zugewiesene „Rolle“ schon verinnerlicht haben. Bezeichnend ist auch die Tatsache, dass zu einer Formel1-Show mit dem „Deutschen“, Sebastian Vettel, einen Tag später zehntausende Menschen ans Brandenburger Tor strömten! Der Kapitalismus mobilisiert die Menschen zur Zeit besser.

Nachdem unser parlamentarischer Arm, Gregor Gysi, ein paar Fakten nannte, brachte Rapper Holger Burner den antikapitalistischen Flair, den die Demo am Ort der Geschichte gebraucht hatte!
Mit 2000 Leute, diese Zahl kommt wohl eher hin als 1500, rockten wir dann eine isolierte Straße des 17. Juni, umgeben von Bäumen, Zäunen und grün-schwarzen Staatsbütteln - dank dem vorangegangenen Eingriff ins Versammlungsrecht.


„This is what democracy looks like!“

Mal abgesehen vom antidemokratischen Staats-Akt-Nummer 1 in diesem Jahr, war es Mal wieder offensichtlich, dass die Polizeiführung ideologisch Position bezieht, wenn es um zivilen Ungehorsam geht.

Zum Demo-Verbot wird noch geredet werden. Die innenpolitischen Anti-Terror-Maßnahmen in den letzten Wochen hingegen, insbesondere um den Reichstag, durchschaut leider nicht jeder.
An diesem Tag standen schwer bewaffnete Polizeieinheiten vorm Reichstag und im Kanzleramt! Das ist das Symbol des Tages im Theaterstück "erneuerbares Deutschland"! Einfach Widerlich.
Die Polizei macht sich zunehmend zum Handlanger einer korrumpierbaren Politiker-Klasse, sie muss antidemokratische Gesetze absichern und Konzernzentralen bewachen. Als „Bürger in Uniform“ verstehen sich die hochgerüsteten Anti-Demo-Einheiten des BFE scheinbar nicht mehr. Sie arbeiten unverhältnismäßig und reaktionär, sie sind nicht gekennzeichnet und beleidigen die Demonstranten. Wer einem „Bullen“ in die Augen sieht, erkennt die eintrainierte Haltung gegen alles was aufmüpfig ist - dabei geht es auch um seine Zukunft.


Bundestagsbelagerung 2010 war eine Aktion von unten!

Wo aber war die Wut der Menschen? Mit zehntausenden Menschen hätten sich die Blockadefinger über die gesamte Straße des 17. Juni ausdehnen können. Vielerorts scheiterten Durchbrüche in Richtung Regierungsviertel nur am mangelnden Zustrom! Wieso also klappt es in Deutschland mit dem Protestieren nicht so konsequent, wie in anderen Ländern?

Erstens ist dafür eine Gewerkschaftsführung verantwortlich, die eigentlich mit Schimpf und Schande aus ihren Sesseln gejagt werden müsste. Eine abstoßende Streit- und Streikkultur, kostenintensive Einzelaktionen und mangelnde Spontanität, führen hoffentlich zukünftig an der Basis zu Aufbrüchen und zum Scheitern der verlogenen "Sozialpartnerschaft im Betrieb". Uns wurde eine finanzielle Unterstützung beispielsweise verwehrt, da die Fahrtkosten-Kasse einer führenden Gewerkschaft erschöpft gewesen sei. Die Verwehrung des politische Streiks, des Generalstreiks, durch die Repressionsorgane ist undemokratisch und nutzt nur den Profiteuren der Krisen und Kapitalakkumulation.

Zweitens ist das "Opium für das Volk" heut zu Tage nicht mehr Religion, sondern eine berauschende "Volkswirtschaft", die einen allgemeinen Wohlstand zu sichern scheint. Durch die enorme Produktivität sind wir ein Player im globalen Marktplatz auf dem gemordet und gebrandschatzt wird. Nicht nur an der Wall Street und in Brüssel, nein auch in Moskau, Peking oder Rio ist das Ausbeutungssystem spürbar. Doch die Fassade bröckelt, jeder sieht die Fehler, aber die Menschen wissen nicht, was zu tun ist und keiner will anfangen.
Die Kultivierung des Eigentums ist das zentrale Problem - hier hilft nur der Schraubenzieher! Die Lösungen und Rezepte können durch einen sozialistischen Politikwechsel beflügelt werden - deshalb ist auch eine Linkspartei wichtig, die sich klar antikapitalistisch positioniert und Großkundgebungen massiv unterstützt. Hinzu kommt die Herausforderung eine Gegenöffentlichkeit zu erzeugen – auch hier gilt es Vielfalt zu bewahren und Kompetenz gezielter einzusetzen.

Drittens muss die Lähmung durch eine ausdifferenzierte und streitsüchtige radikale Linke überwunden werden. Die jeweils eigene Totalität bleibt letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein – wir brauchen aber einen starken Gegenstrom zum Mainstream. Neben einer mangelnden Klarheit in der Gewaltfrage, entfremdeten Verbalradikalismus und einer Politik aus dem Elfenbein-Turm, ist es vor allem die Unfähigkeit auf Andersdenkende zuzugehen, die den Aufbau einer Massenbewegung behindert.

Die Aktionsansatz war wichtig und richtig. Der abschließende Besuch der CDU-Bundeszentrale, nachdem die Kundgebung von der Polizei gestoppt wurde, war an diesem Tag der Höhepunkt. Einem Teil unserer Reisegruppe gelang es noch von hinten an das Bundeskanzleramt zu laufen und ein lautschallendes "Anticapitalista" an die Regierungschefin zu senden! Eigentlich schon auf dem Heimweg, durften wir wegen unserer Fahnen nicht das schöne Bild für Herrn Putin stören - aber der wird dieses "demokratische Fassade" sicher verstehen...


Fazit von re[d]solution

Die geplante Bundestagsbelagerung unter dem Motto „Sparpaket stoppen“ war im Grunde der richtige Ansatz. Ähnlich, wie die im Vorfeld gescheiterte Bankenblockade in Frankfurt/Main, fehlt aber eine grundlegendes Organisationsverständnis für antikapitalistischen Protest in der Kartoffel-Republik.

Wir kommen wieder nach Berlin und machen unsere Hausaufgaben: Bildung und Aktion.

Das Gedicht Resolution von Brecht passt erst dann wieder in diese Zeit, wenn wir uns weiter darin üben den Kapitalismus als Ganzes zu hinterfragen und zu bekämpfen. Hierfür muss eine langfristige Strategie gewonnen werden, die geeignet ist Menschen in Bewegung zu bringen und die Antworten bereit hält.


mit der aufarbeitung schnell beginnen

lesender arbeiter 30.11.2010 - 01:40
Mit der versuchten Bundestagsblockade ist der für diesen Herbst geplante Protestzyklus gegen das Sparpaket zu Ende. Eine Aufarbeitung des gesamten Protestherbstes muss jetzt sofort beginnen. Nur auf dieser Grundlage ist es möglich Erfolge, Schwächen und Fehler zu erkennen und bei künftigen Aktionen möglichst zu vermeiden
Auf dem bundesweiten Treffens des Krisenbündnisses am Aben des 26.11. gab es vor allem bei einigen AktivistInnen die Tendenz, die Nachbereitung der Aktion möglichst auf die Berliner Vorbereitungsgruppe zu delegieren und sich stattdessen auf die Zukunft zu richten. Doch diese Haltung wäre falsch. Schließlich war die geplante Bundestagsbelagerung nicht der Plan einer Berliner Gruppe sondern eindeutig und nachlesbar als Höhepunkt der bundesweiten Krisenproteste angekündigt. Außerdem ist eine Aufarbeitung der Aktionen nicht das Gegenteil von politischer Praxis sondern ein Teil davon. Denn nur eine genaue Analyse der verschiedenen Aspekte, die zum Scheitern des heißen Herbstes der Sozialproteste führen, führt zu einer Praxis, die vielleicht einige Fehler vermeidet. Worin eine Nichtaufarbeitung auch von Niederlagen führt, zeigte sich an der oben erwähnten kurzfristig abgesagten Bankenblockade. Da konnte man noch argumentieren, dazu ist vor dem 26.November keine Zeit. Doch dieses Argument gilt nun nach dem Abschluss dieses herbstlichen Protestzyklus nicht mehr. Eine solche Aufarbeitung sollte natürlich keine Schlammschlacht sein und hämische Bemerkungen a la, "wir haben doch schon immer gewusst", dass es nichts werden kann, wie sie die verhinderten Bankenblockierer zu hören bekamen, sind auch fehl am Platz. Was aber wichtig wäre, ist die Aufarbeitung der einzelnen Aktionen dieses Protestherbstes, die Stärken und Schwächen, die objektiven und subjektiven Gründe und auch die Frage, wie daran weiter angeknüpft werden kann.
Da wäre an erster Stelle die Erwerbslosendemonstration „Krachschlagen statt Kohldampf schieben, die mit einer sehr konkreten Forderung von Erwerbslosen, mit einem Bündnis von gewerkschaftlichen und autonomen Erwerbslosengruppen und mit der Aktionsform des Kochtopfschlagen ein gelungener Beginn war. Hier wäre aber auch die Frage stellen, wie kann die relativ einfach zu gestaltende Protestform (ein alter Kochtopf und ein Löffel reichen) sich verbreitern, damit wirklich über dort, wo sich die Hartz IV-PolitikerInnen treffen Krach geschlagen wird. Gelegenheit gibt es in der nächsten Zeit sicher genug und nur darauf zu hoffen, dass auch die neuen ALGII-Sätze vom Gericht gestoppt werden, wäre naiv und gefährlich.

Exkurs: Die gescheiterte Bankenblockade und ihre KritikerInnen:

Dann käme die gescheiterte Bankenblockade, wobei dabei auch die besondere Kritik am Ziel der Banken eine Rolle spielen musste. Verschiedene linke Gruppen haben darauf verwiesen, dass damit eine verkürzte und tendenziell antisemitische Kapitalismuskritik gefördert werden könnte, siehe beispielsweise:  http://lbdw.blogsport.de/2010/08/31/diskussionspapier-zur-bankenblockade-der-aktionsgruppe-georg-buechner-am-18-oktober-2010-in-frankfurt-am-main/
Bei dieser notwendigen Kritik wurde allerdings oft sehr holzschnittartig argumentiert, wenn es beispielsweise in dem verlinkten Papier der Offenbacher antifa ko heißt:
„die unterstützer_innen-liste der blockade liest sich wie ein „who-is-who“ der, strukturell bis offen antisemitischen, bauchlinken der brd (ank, dkp, attac,fdj, die linke, jede menge christliche organisationen), in sofern müsste der ton des papiers noch verschärft werden, da ein großteil der unterstützer immer wieder mit antisemitischen äußerungen auf sich aufmerksam macht“.
Das liest sich wie ein plattes Bashing der gesamten linken Szene. Da wäre auch mehr Differenzierung notwendig, gerade weil die Kernpunkte der Kritik an einer verkürzten Kapitalismuskritik durch die Konzentration auf den Bankensektor richtig ist.
Der Schlussteil der Kritik ist wesentlich besser:
„ Alles in allem bleibt für uns noch die Frage nach der Strategie einer wünschenswerten Verschärfung des Widerstands: Wieso sollen die sozial Schwachen und die Verlierer der Krise mobilisiert werden, um sich über vermeintliche oder tatsächliche Profiteure in irgendwelchen verglasten Wolkenkratzern zu empören, anstatt sich kritisch mit den bestehenden Verhältnissen auseinanderzusetzen und einen Gesellschaftsentwurf anzufertigen, in dem alle profitieren?
»In Ordnung leben heißt hungern und geschunden werden.« (Georg Büchner)
Staat & Kapital den Kampf ansagen!"
Das von antif ko formulierte Grundanliegen wird sicher von vielen geteilt, die in diesen Herbst, die Sozialproteste über die üblichen Latschdemos hinaus zu radikalisieren. Deshalb ist zu hoffen, dass jenseits des Streits um die Bankenblockade der Gesprächsfaden zwischen den unterschiedlichen antikapitalistischen Gruppen im Rhein/Main-Gebiet nicht abreißt. Bedauerlich wäre es, wenn dann mit kleinlichen Befindlichkeiten auf beiden Seiten eine weitere Debatte abgebrochen wird, siehe :  http://antifako.blogsport.de/tarchiv/texte3/2disko181010/. Dabei werden doch auch in diesem Text konkrete inhaltliche Differenzen benannt und Argumente ausgetauscht. Warum aber dann eine Diskussion darüber nicht möglich sein soll, bleibt schleierhaft. Denn die interessantesten Diskussionen werden nicht zwischen Menschen mit identischen Positionen sondern von Menschen mit politischen Differenzen geführt. Da die Antifa ko sich mit der Mobilisierung zum hessischen Unternehmertag selber auch an einer lokalen Organisierung gegen die Krise beteiligte, wäre auch der Ablauf dieser Aktion in eine Analyse der Proteste einzubeziehen.
Neben dieser wichtigen Diskussion steht die Frage im Raum, ob nicht von beiden Seiten die bankenkritische Stimmung in der Bevölkerung überschätzt wurde. Denn die Absage der Aktion erfolge nicht wegen der linken KritikerInnen sondern wegen schlichten Desinteresse der soviel geschmähten Bauchlinken und großer Teile der Bevölkerung-


Als letzter Punkt sollte die Aufarbeitung der gescheiterten Bundestagsbelagerung erfolgen. Dabei sollte es nicht nur um den konkreten Ablauf am 26.11. gehen sondern um die Entwicklung der Idee. War die Aktion von Anfang an illusionär? Wurde sie nur beschlossen, weil keine Alternativen vorlagen? Wäre stattdessen eine stärkere Konzentration auf den Widerstand gegen die Verabschiedung der Gesundheitsreform möglich und sinnvoll gewesen? Was geschah eigentlich am 17.11., als den Bundestagsabgeordneten die gelbe Karte in ihren Büros gezeigt werden sollte? Diese Aktion sollte in der Presse und Öffentlichkeit für die Bundestagsbelagerung mobilisieren. Da davon überhaupt nichts zu hören war, ist anzunehmen, dass diese Besuche kaum stattgefunden haben oder dass nur wenige Menschen daran teilgenommen haben. Wenn der Eindruck täuscht, sollte das korrigiert werden.

Eine solche Fehleranalyse muss natürlich in erster Linie lokal geführt werden. Dabei sind auch unterschiedliche Schwerpunkte zu beachten. Natürlich wird im Rhein-Main-Gebiet die gescheiterte Bankenblockade eine größere Rolle spielen, in Oldenburg die gelungene Erwerbslosendemonstration etc. Bei diesen lokalen Bezügen sollte in der Debatte aber auch beachtet werden, dass die Aktionen im bundesweiten Zusammenhang der Krisenproteste verstanden wurden. Deshalb sollten vielleicht auch Vertreter der unterschiedlichen Aktionsansätze zur Debatte eingeladen werden. Wenn diese Diskussion lokal geführt, könnte vielleicht in absehbarer Zeit eine bundesweiter Konferenz veranstaltet werden, wo der Protestherbst dann aufgearbeitet wird und auch Ansätze für den weiteren Widerstand vorgestellt werden, beispielsweise dezentrale Krachschlagen-Aktionen etc.
Es ist wichtig, dass die Aufarbeitung sehr schnell beginnt. Wird sie unterlassen werden die Niederlagen dieses Herbstes nur vergrößert, weil sich viele Aktive frustriert zurückziehen und die Mobilisierung noch erschwert wird.

Zum Konkreten:
In Berlin haben am Krisenbündnis beteiligte Gruppen schon mit der Organisierung der öffentlichen Diskussion des Protestherbstes begonnen. Am 5. Januar wird es dazu um 20 Uhr im Stadtteilladen Zielona Gora eine Veranstaltung geben, an der u.a. der Publizist Holger Marcks teilnehmen wird, der in einem Beitrag in der Jungle Word schon vor dme 26.11. eine gute Einschätzung (  http://jungle-world.com/artikel/2010/46/42111.html) des Protestherbstes geleistet hat. Weitere ReferentInnen sind angefragt.
Achtet auf weitere Ankündigungen und organisiert viele solcher Debatten.

Antirepressionsarbeit - Meldet euch!

Krisenbündnis 01.12.2010 - 19:31
---------------WICHTIG!-------------------
Wenn du zu denen gehörst, die bei der Aktion am 26.11.
festgenommen wurden, melde dich unbedingt beim Ermittlungsausschuss,
entweder unter 030 69 22222 oder unter  http://ea-berlin.net/

Zusätzlich will das Berliner Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise", das die Proteste gegen das Sparpaket organisiert
hat, euch nicht mit eventuellen Verfahren und Kosten allein lassen.
Meldet euch deshalb bitte auch unter  sparpaket-antirepression@web.de , damit wir zu euch Kontakt halten können!

Solidarische Grüße!
Das Berliner Bündnis
"Wir zahlen nicht für eure Krise!"

---------------WICHTIG!-------------------

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 9 Kommentare

Besser Scheitern!?

Avanti Berlin 26.11.2010 - 19:06
 http://avanti-projekt.de/berlin/von-der-krise-zum-kollektiven-handeln

Avanti Berlin zu Bundestagsbelagerung und Krisenprotesten
Von der Krise zum kollektiven Handeln

Viele Bewegungslinke waren zu Beginn der Weltwirtschaftskrise elektrisiert von der Aussicht, einem historischen Moment beizuwohnen. Klar war: Diese Krise ist nicht bloß ein Strohfeuer des Neoliberalismus, sondern Ausdruck einer fundamentalen Krise des Kapitalismus.

Es wurde über die Grenzen der realen Kapitalakkumulation und die Flucht des Kapitals in die Finanzsphäre diskutiert und über die Bedeutung der Systemkonkurrenz und der Kämpfe der Arbeiter_innenklasse gestritten. Kaum jemand hat damit gerechnet, dass die Bundesregierung binnen kurzer Zeit 480 Milliarden Euro mobilisieren würde und schon zwei Jahre nach dem Crash der Finanzwelt ein "Jobwunder" und Wirtschaftswachstum verkünden könnte. Bislang ist der Versuch, die ökonomische in eine politische Krise zu überführen gescheitert.
Bedeutsam hierfür war die relative Stabilität der bundesdeutschen Wirtschaft und die im weltweiten Vergleich enormen Finanzreserven, aber auch die geschickte Verzögerung der "gefühlten Krise" durch die Regierung. Es ist an dieser Stelle deutlich geworden, dass die Mobilisierungs- und Zuspitzungsfähigkeit der gesamten Linken ausbaubedürftig ist. Viele Menschen empörte zwar durchaus der milliardenteure Kniefall vor den Finanzmärkten, aber die alleinige Tatsache, dass Milliarden in die Rettung von Banken und Finanzunternehmen gepumpt wurden, reichte nicht, um eine Widerstandsbewegung zu mobilisieren.
Was fehlte, war ein konkreter Ansatzpunkt für Massenmobilisierungen und deren linksradikaler Zuspitzung. "Die Krise" eignete sich hierfür kaum, da kein direktes Feindbild auszumachen war. Zwar gab es häufig Polemiken gegen "gierige Banker", deren progressiver Gehalt ist jedoch wohl eher bescheiden. "Der Kapitalismus" eignet sich schwerlich als konkretes Mobilisierungsangebot, insbesondere weil es an einem als glaubwürdig empfundenen gesellschaftlichen Gegenmodell, einer konkreten Utopie, mangelt. Die aktuelle Weltwirtschaftskrise hat (in der Bundesrepublik) also vorerst nicht zu einer nennenswerten Zuspitzung sozialer Kämpfe geführt. Stattdessen sind linke Mobilisierungen weiterhin marginal und müssen zusätzlich mit dem verbreiteten Gefühl, halbwegs heil aus der Krise rausgekommen zu sein, klar kommen. Immerhin ist dabei aber – mehr als sonst – deutlich geworden, wo die Schwächen linker und linksradikaler Politik im Feld der sozialen Kämpfe liegen. Diese gilt es nun herauszuarbeiten und neue Strategien zu entwickeln – auch angesichts der zu erwartenden Umverteilung von unten nach oben in den nächsten Jahren.

Das angestrebte Sparpaket, das der Bundestag jetzt beschließen will, setzt die Politik der sozialen Einschnitte fort. Diese Maßnahme zur Abfederung der Krise geht vor allem auf Kosten der Unterschichten. Bei Erziehungs- und Wohngeld für Arme soll gespart werden. Der Regelsatz wurde um lächerliche fünf Euro erhöht, wobei zugleich mit einer eindeutigen Symbolik festgelegt wurde, dass Alkohol und Zigaretten nicht zum täglichen Bedarf gehören. Mit dem Sparpaket findet die Krise – und deren ungebrochen kapitalfreundliche Bearbeitung – nun ihren konkreten Ausdruck.

KRISE UND KLASSENKÄMPFE INTERNATIONAL

Im Verlauf der Krise sind die Finanzsysteme in vielen Ländern zusammengebrochen und es folgten massive Währungsabwertungen, Milliardenverluste von Kleinanleger_innen und staatliche Sparpakete, mit denen die Löhne und Renten im öffentlichen Dienst drastisch gekürzt wurden. Die Stabilität eines Systems bemisst sich in seiner Fähigkeit, Hegemonie zu erzeugen. Diese wird in Zeiten der ökonomischen Krise auf die Probe gestellt. Die Reaktionen auf die Krise fielen sehr unterschiedlich aus. In den Ländern des Baltikums blieben soziale Angriffe im Wesentlichen unbeantwortet und die Regierungen wurden sogar wiedergewählt. In Spanien, Frankreich und Griechenland kam es in Folge der Spardiktate teilweise zu mehrtägigen Generalstreiks.

Zuletzt stürmten englische Studierende die Parteizentrale der regierenden Konservativen, da die Studiengebühren verdreifacht werden sollen. Diesen Protesten gemeinsam ist, dass es konkrete soziale Angriffe gab, in Spanien auf den Kündigungsschutz, in Frankreich beim Renteneintrittsalters und in Griechenland im Bereich der Gehälter und der Mehrwertsteuer, die eine Vielzahl von Menschen betreffen und eine kollektive Gegenwehr nötig werden ließen.

Die Unterschiedlichkeit der Proteste lässt aufhorchen, gerade weil sie sich nicht allein durch den Grad der Angriffe erklären lässt. Zentral ist die Frage, ob es kollektiv handlungsfähige Großgruppen gibt, ob der politische Gegner klar bestimmt wird und ob es eine Aussicht auf politisch erfolgreiche Aktionen gibt.

In Frankreich oder Griechenland gab es immer wieder kämpferische Widerstände gegen neoliberale Durchdringung der Gesellschaft. Der Staat sah sich mehrfach dazu genötigt, Zugeständnisse zu machen, um den Protesten die Spitze zu nehmen.


Grund für den politischen Druck war eine rebellische politische Kultur mit Streiks, Besetzungen und Demonstrationen, die sich nicht an die etablierten Spielregeln der sozialpartnerschaftlichen Aushandlungen gehalten haben. Zudem haben sich die Gewerkschaften nicht so stark der "Standortlogik" verschrieben und ihre Arbeitskämpfe und Forderungen nicht an den Interessen der nationalen Wirtschaft ausgerichtet, weil sie dem Ammenmärchen – wenn nur auf Löhne verzichtet wird, dann geht´s auch der Wirtschaft besser – nicht auf den Leim gegangen sind. Stattdessen haben sie vergleichsweise gute Lohnabschlüsse für ihre Mitglieder herausgeholt.

APPEASEMENT STATT KLASSENKAMPF IN DER BRD

Die bundesdeutsche "Standortlogik" hat in den letzten Jahren durch Lohnzurückhaltung und Streikverzicht zu einer so hohen Produktivität geführt, dass ein massiver Außenhandelsüberschuss der deutschen Wirtschaft entstand. In der Folge liegen Produkte „made in Germany“ super-supergünstig in Ladenketten im Ausland aus und sorgen mit diesen dumping-Preisen dafür, dass die dortige Wirtschaft nicht mehr hinterher kommt. Der Außenhandelsüberschuss bedeutet deshalb auch, dass Deutschland (vor allem europäische) Märkte mit deutschen Produkten überflutet und Unternehmen im Ausland systematisch in den Ruin treibt.


Trotz der fatalen Folgen dieser Niedriglohnpolitik hat die IG Metall gleich zu Beginn der Krise deutlich gemacht, dass sie niedrige Lohnabschlüsse akzeptieren wird, mit dem Argument, hierdurch würde die Sicherheit von Arbeitsplätzen gewährleistet. In der Krise wurde außerdem deutlich, wie skrupellos die Gewerkschaften Leiharbeiter_innen aufgegeben haben, um ihre vergleichsweise gut organisierten "Kernbelegschaften" zu retten. Letztere wurden durch das Kurzarbeitergeld der SPD/CDU-Koalition protegiert. Den angeschlagenen Automobilkonzernen wurde mit der "Abwrackprämie" ein Geschenk gemacht. Das "Modell Deutschland" basiert auf diesem Kompromiss, der jedoch nur noch den Teil der hochproduktiven Beschäftigten umfasst.

Die Gewerkschaften sehen sich stets zum "kleineren Übel" gezwungen und versuchen zumindest ihrer Stammklientel Gründe dafür zu liefern, ihnen die Treue zu halten. Auf Seiten der Beschäftigten entsteht helle Panik davor, als "Überflüssige" herabgestuft zu werden, die keinen Schutz von Staat und Gewerkschaften erhalten. Überdies wirkt sich die zunehmende Verunsicherung von Arbeitsverhältnissen auch auf einer psychischen Ebene aus. Als Drohkulisse im Hintergrund flankiert sie die Angriffe auf soziale Errungenschaften der Arbeiter_innenklasse.

Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ist die "Mittelschicht" in den letzten zehn Jahren um vier Prozent geschrumpft, während die Armut massiv ansteigt. All diese Faktoren führen dazu, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen für viele zwar zuspitzen, dies jedoch im Alltag mit dem Ziel verknüpft wird, den status quo irgendwie wahren zu wollen: Lieber Lohnverzicht als den Job ganz verlieren. Es könnte eben immer noch schlimmer kommen… Die zunehmende Prekarisierung und Individualisierung führt zu einer Fragmentierung des gesellschaftlichen Seins. Das Erleben einer kollektiven Identität ist jedoch die Basis von Solidarität und Kampfbereitschaft.

RASSISMUS UND KRISE

Indem der ökonomische Druck auf die "Mittelschicht" wächst, steigt auch der Bedarf nach Ventilen. Wurden zu Beginn der 1990er Jahre noch die "Asylbewerber" für Krisenphänomene verantwortlich gemacht, tritt nun mit Sarrazin ein Vertreter des Establishments auf, der eine neue rassistische Krisenerzählung anbietet.


Dreh- und Angelpunkt seiner Thesen sind die Verachtung der Unterschicht und ein althergebrachter biologistischer Rassismus mit antimuslimischem Fokus.

Sarrazins rassistische Überlegungen, dass "die weniger Qualifizierten und weniger Tüchtigen sich tendenziell biologisch stärker vermehren als die Qualifizierteren und Tüchtigeren" führt zu einer Idee des sogenannten social engineering, einer geplanten Bevölkerungspolitik, maßgeschneidert nach den Wünschen der Ökonomie. Die Idee des social engeneering wurde von dem neurechten Philosophen Peter Sloterdijk bereits 1999 in "Menschenpark" vorgedacht und spiegelt mit seinen Aussagen zum Sozialstaat die Verachtung der selbsternannten Eliten für die unteren gesellschaftlichen Schichten. Dabei können die Neuen Rechten an viel Vorarbeit aus der „Mitte“ anknüpfen.

Die Abschaffung des Elterngelds für Bezieher_innen von Hartz IV, die im Sparpaket der Bundesregierung festgeschrieben wird, ist beispielhaft. Nachdem das Elterngeld für Besserverdienende augestockt wurde, wird nun versucht, Bezieher_innen von Hartz IV das "Kinderkriegen" auszutreiben. An diesem Punkt besteht kein Dissens zwischen den Zielen von Merkel und Sarrazin. Anlass für die Aufregung über die Sarrazin’schen Thesen war lediglich die Verknüpfung des "Unterschichtsdiskurses" mit den normativen Diskursen um “Islam", "Integration" und vor allem der "Vererbungsdebatte".

Das Establishment fürchtet das eugenische und NS-kontaminierte Denken und Sprechen von Sarrazin und sucht Distanz zu dieser offen neurechten Position.

Der von Sarrazin beschworene "Untergang des Abendlandes", den seinerzeit der Kulturphilosoph Oswald Spengler vorherzusehen meinte, knüpft an die kulturpessimistische und katastrophistische extreme Rechte der Weimarer Republik an. Der gefallene Banker Sarrazin gefällt sich in der Pose des Märtyrers und macht fleißig von der Titelseite der Bild-Zeitung aus gegen die vermeintlichen "Meinungstabus" mobil.

Kristallisationspunkt der Hetze ist ein antimuslimischer Rassismus. Dabei wird das Feindbild eines aggressiven Fremden, eines nichtsnützigen und integrationsunwilligen Moslems gezeichnet, was zur rassistischen Kanalisierung der Krisenerzählung in der Bundesrepublik entscheidend beiträgt. An Muslimen und „faulen Griechen“, die „über ihre Verhältnisse gelebthaben“, wird den Beschäftigten so stellvertretend die Lektion erteilt, was ihnen selbst droht, sollten sie sich im kapitalistischen Weltmarkt einmal mangels Disziplin und Bereitschaft, den Gürtel enger zu schnallen, als „überflüssig“ erweisen. Das von Sarrazin gleichzeitiggegebene Versprechen aber, qua ihrer Gene fleißiger und produktiver zusein als der Rest, sorgt für die illusorische (Selbst)Sicherheit, an die sich die Rassisten in der Krise klammern und die ihre alltäglich erlebte Unsicherheit in das Geschwafel vom Untergang des „Abendlandes“ verwandelt.
Die Bedingung der Unmöglichkeit ist gleichzeitig die Bedingung der Möglichkeit

Keine Frage: Der aktive Konsens zum herrschenden System bröckelt. Den meisten ist klar geworden, dass es ein Zurück zu der wohlfahrtsstaatlichen Sonderperiode der Blockkonfrontation nicht geben wird. Die Geschichtlichkeit des Kapitalismus ist in seiner Krise aufgeblitzt. Um jedoch auch den passiven Konsens zu kippen, muss es in den nächsten Jahren gelingen, die Aktualität eines kommunistischen Projekts zu entwickeln. Dies bedeutet, das Bild einer anderen Gesellschaftsform zu zeichnen und sich zugleich in den konkreten Klassenkämpfen durchsetzungsfähig zu erweisen. Wer kein Sozialticket durchsetzen kann, braucht nicht in Träumen vom Kommunismus schwelgen. Es fehlt bisher im Bereich der sozialen Kämpfe an Erfolgserlebnissen und an Vorbild-Aktionen.

Trotz Massenmobilisierung ist es 2003 nicht gelungen, die Hartz-Gesetze zu stoppen. Wie wichtig kollektive Erfolge sind, konnte in diesem Jahr durch die Blockaden von Dresden erlebt werden, die quer durch das Land zu neuem Mut und Entschlossenheit im Kampf gegen Nazis geführt haben. Seit dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 entsteht eine neue Welle von kollektivem Ungehorsam, die zuletzt ihren Höhepunkt beim Schottern & Blockieren der Castortransporte gefunden hat. Auch wenn die Trägerschichten dieser Kampagnen unterschiedlich sind und subalterne Milieus schwerer zu mobilisieren sind als besorgte Mittelschichten: Diese neue Entschlossenheit, ein solidarisches Miteinander in breiten Bündnissen und das gegenseitige Lernen der Bewegungen kennzeichnet die Erfolge der linken Bewegungen in den letzten Jahren. Das Aufbrechen von Stellvertreterpolitik, Individualisierung und Passivität ist eine wesentliche Erfahrung dieser Aktionsformen. Es muss gelingen, zivilen Ungehorsam auch bei sozial- und arbeitspolitischen Auseinandersetzungen „salonfähig“ zu machen und ihn schließlich in sozialen Ungehorsam zu überführen.
Ein wichtiger Markstein bei dieser Frage ist die Abstimmung über den Haushalt 2011 am 26.11. Es darf nicht gelingen, dass die Regierung bei Friedhofsruhe über die Abwälzung der Krisenlasten auf die unteren Schichten befindet.

Der Höhepunkt des Heißen Herbstes...

oh scheiße 26.11.2010 - 19:06
ganz klare Selbstkritik an uns alle, an die OrganistorInnen und an all die, die nicht da waren aus welchen Gründen auch immer... es ist einfach kaum noch zu begreifen, dass es keine nennenswerten Widerstände gegen die unsoziale Politik gibt. Die Koalition macht die paritätischen Versicherungen kurz und klein, das wird uns allen noch teuer zu stehen kommen.... Aber es wird wohl auch Zeit mal ernsthaft zu überlegen, wieso bei einer Silvio Meierdemo zwischen 3000 und 4000 linke Leute kommen und eine Woche später zu einem Bundesweiten Protest gegen Sozialkürzungen nicht wiklich mehr... seltsam alles. (nicht falsch verstehen - die Silvio Meierdemo ist richtig, wichtig und war auch weitgehend echt gut in diesem Jahr!)

typisch deutsch...

Mama 26.11.2010 - 19:11
ganze 4.500 leute auf der straße... bleibt echt nur kopfschütteln oder besser kopf an die wand schlagen.

ich kopiers nochmal hier mit rein aus nem anderen Artikel-Kommentar:


unglaublich
Mama 26.11.2010 - 16:11
so wie es aktuell ausschaut waren bzw. sind heute nicht mal 5000 leute zusammengekommen??? wenn das tatsächlich stimmen sollte, wäre das wirklich unfassbar! selbst wenn es 10.000 wären...

das kann und darf dann aber so nicht lange bestand haben, da muss dann nochmals eine bundesweite mobi an einem samstag erfolgen! Die lachen sich doch ansonsten nen ast...

davon abgesehen war die mobi für heute eh grauenhaft, zumindest für leute die nicht in berlin wohnen...

also ranhalten und schnellstmöglich ne bundesweite großdemo in berlin organisieren. am geld für busse oder zugtickets sollte es wohl nicht scheitern, da werden die verbände, gewerkschaften, etc. ja noch genügend für haben...

ob mit linksradikalem antikap block oder gleich eigenem demozug sollte mensch sich gedanken zu machen...

wenn die heutige pleite so stehen bleibt wäre dies wirklich ein fatales zeichen!

sozialabbau stoppen - regierung stürzen!

@mama

tagmata 26.11.2010 - 21:25
na und? 10000 leute, 50000, 70000 leute gegen sozialabbau. alles schon gehabt, alles schon dagewesen. hat's was gebracht?

nein.

und das ist vermutlich der springende punkt: den leuten ist klar, daß demonstrieren nix bringt.

so ein bloßes meinung-zurschaustellen-nachhausgehen-weiterschlafen, sich vorher noch irgendwelche linksbonzen anhören, das interessiert einfach kein schwein mehr. die herdenmentalität, die man für massendemos braucht, die hast du nicht mehr, und ich würd sagen, das ist eher ne gute sache.

was die leute gern annehmen, sind methoden zur selbsthilfe. banden bilden, das ist das konzept das funktioniert. onlinepetitionen, das funktioniert auch hin und wieder. demos als spontanen ausdruck der unzufriedenheit, das bringt was.

aber nicht so ritualdemos. nicht, sich in eine blindblöde masse zusammenschließen, und vor die tore der obrigkeit pilgern, und die ganz lieb und nett abetteln, doch bittebitte keine scheiße zu bauen, obwohl jedeR genau weiß, daß von diesen hurensöhnen nichts dergleichen zu erwarten ist.

im ernst: gegen diese peinliche altlike "großdemo"-ritualpolitik ist die geißler-schlichtung bei s21 geradezu ein revolutionärer akt. aus einem ganz banalen grund: es ist ein prozeß, den die regierung nicht zu 100% nach ihrem willlen inszenieren und manipulieren kann wie eine solche scheißdemo wie diese sinnfreie aktion hier in berlin.

video

der heutigen demo 27.11.2010 - 00:06

wat sind dit für Bulln

fragender 27.11.2010 - 13:26
Wat sind dit für Bullen mit den rechteckigen Schilder aufm Arm wo sohnst das Wappen des jeweiligen Bundeslands ist.

bei den fotos von bjk gut zuerkennen

@tagmata

Mama 27.11.2010 - 13:51
Klar sind Demos alleine nicht das Allheilmittel, da werde ich dir nicht widersprechen. Aber wirklich Großdemos wie in Griechenland usw sind sicherlich eine wichtige Basis für weitere Protestformen. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du die Leute die nichtmal für ne Demo den Arsch hochbekommen, plötzlich für andere Aktionsformen zu gewinnen sind? Also ich kanns mir nicht wirklich vorstellen.


"was die leute gern annehmen, sind methoden zur selbsthilfe. banden bilden, das ist das konzept das funktioniert. onlinepetitionen, das funktioniert auch hin und wieder. demos als spontanen ausdruck der unzufriedenheit, das bringt was."

Na klar, die Leute bilden Banden...

"hurensöhnen"

sonst klappts aber noch oder ?

"im ernst: gegen diese peinliche altlike "großdemo"-ritualpolitik ist die geißler-schlichtung bei s21 geradezu ein revolutionärer akt. aus einem ganz banalen grund: es ist ein prozeß, den die regierung nicht zu 100% nach ihrem willlen inszenieren und manipulieren kann wie eine solche scheißdemo wie diese sinnfreie aktion hier in berlin."

Na mensch muss aber schon echt ne gehörige Portion ignoranz besitzen um der S21-Schlichtung irgendwas positives abgewinnen zu können!? Eines der Ziele war Spaltung und das hundertprozentig funktioniert. Das ist doch selbstverständlich alles nur Inszenierung um hinterher als die ach so gesprächsbereiten Demokraten dazustehn. Das Ergebnis stand stand doch eh von Anfang an fest.

Schönen Tag noch...

realistisch bleiben

mathe genie 27.11.2010 - 20:27
das waren nie im leben 4000 leute

also vielleicht wenn alle touris, politiker und cops mitgezählt werden - komme ich nur auf 2500

also wer braucht hier mathe nachhilfe???

@mama Ich verpulver mein Geld nich in Demos

Das Böse 28.11.2010 - 12:41

Ich warte lieber auf das im Kapitalismus Regelmäßig auftretende (Schwarzer Freitag) und Unausweichliche, um dann den Verantwortlichen Polit Aparatschiks und ihren Schergen die Geschäftstüchtige Korrupte Haut in Streifen herunter zu schneiden oder reissen.